Epheser

Predigthilfe vom 25. April 2021 – Epheser 5, 1-20 (bes. 15-20)

Jahresthema:Für ein gutes MITEINANDER
Predigtthema:Einander ermuntern
Predigttext:Epheser 5, 1-20 (bes. 15-20)
Autor:Tobias Schurr

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1 Überblick über das Jahresthema 2021

Ein gutes Miteinander, wer wünscht sich das nicht? Eine Gemeinschaft, die unser Leben bereichert, belebt und stärkt, wollen wir doch alle. Gott hat uns Menschen so geschaffen, dass wir auf Gemeinschaft angelegt sind. Und obwohl wir uns nach Gemeinschaft sehnen und auch auf Gemeinschaft hin gemacht sind, erleben wir, dass menschliche Gemeinschaft sehr zerbrechlich ist und sehr leicht gestört oder sogar zerstört werden kann. Diese Herausforderung sehen wir auch im Miteinander von Christen in der Gemeinde und es ist aus diesem Grund immer wieder sehr wichtig darüber nachzudenken, wie Gemeinschaft gelingen kann, wie unser Miteinander von Gott geprägt, immer mehr wachsen kann.

In der Bibel sehen wir, dass es Gott ein großes Anliegen ist, dass seine Kinder in seinem Sinne Gemeinschaft leben und er gibt uns viele Aufforderungen, wie Miteinander gelingen kann. In unserem Jahresthema wollen wir im Jahr 2021 (jeweils am letzten Sonntag des Monats) dieses Miteinander bedenken und uns von Gott prägen lassen. Unser großer Wunsch ist es, dass unsere Gemeinden dadurch gemeinsam in ihrer Beziehung zu Jesus und auch in ihrer Beziehung zueinander wachsen. Und wir beten, dass durch die Art wie sie miteinander leben auch für andere immer mehr sichtbar wird, welcher Herr sie zusammengeführt hat.

Umrahmt wird dabei unser Jahresthema von der großen Aufforderung, die Jesus seinen Jüngern mitgibt (Joh 15) und die auch Paulus aufgreift (Röm 13,8-10), dass wir uns als Kinder Gottes untereinander lieben sollen (Januar & Dezember). Unter diesem Oberthema lassen sich schlussendlich alle anderen Themen, die wir unter dem Jahresthema behandeln, zusammenfassen. Die Liebe, die Jesus auf unvergleichliche Weise vorgelebt hat ist eine Liebe, die bereit ist, sich für den anderen hinzugeben. Eine Liebe, die ein großes Zeugnis für unseren Gott ist.

  • Diese Liebe äußert sich zunächst darin, dass wir als Kinder Gottes bereit sind, uns gegenseitig in Liebe anzunehmen (Februar), weil wir wissen, dass Christus derjenige ist, der uns in Liebe angenommen hat.
  • Weiter zeichnet sich dieses Miteinander in Liebe dadurch aus, dass Kinder Gottes bereit sind einander zu dienen (März). Auch dies hat Jesus vorgelebt und war bereit sein Leben als Lösegeld für uns zu geben.
  • Ein liebevolles Miteinander lebt auch davon, dass wir aufeinander achten und uns dazu ermuntern im Glauben wirklich dran zu bleiben (April) und in der Heiligung zu leben.
  • Für eine gute Gemeinschaft ist es zudem wichtig unnötige Konflikte zu vermeiden und sorgfältig darauf zu achten, andere nicht auf falsche Weise zu provozieren (Mai).
  • Echtes Miteinander unter Glaubensgeschwistern lebt auch davon, dass wir füreinander im Gebet einstehen (Juni), weil wir genau wissen, wie abhängig wir alle davon sind, dass unser Herr uns führt, leitet und bewahrt.
  • Zu diesem füreinander einstehen, gehört natürlich auch, dass wir als Kinder Gottes umeinander wissen, die Verbindung zueinander suchen und so als Nachfolger Jesu eine Einheit bilden (Juli).
  • Weil wir auch als Christen immer wieder untereinander schuldig werden, ist auch das Thema Vergebung ein sehr wichtiger Grundstein für ein gutes Miteinander (August). Auch hier haben wir in Jesus Christus ein großes Vorbild, was Vergebung bedeutet. Und gleichzeitig ist Jesus derjenige, der echte Vergebung erst ermöglicht, weil er für unsere Schuld am Kreuz gestorben ist.
  • Geistliches Miteinander beinhaltet auch, dass wir lernen uns in eine geistliche Gemeinschaft einzuordnen. Dazu gehört, dass wir verstehen, wie Gott sich das Miteinander unter seinen Kindern vorgestellt hat und die Bereitschaft sowohl demütig Verantwortung zu übernehmen wie auch sich auf eine gute geistliche Weise unterzuordnen (September).
  • Das Leben als Christ ist kein Sprint, sondern eher ein Langstreckenlauf, bei dem es immer mal wieder auch Durststrecken gibt. Auch hier braucht es ein gutes geistliches Miteinander, um uns immer wieder zu einem Leben in der treuen Nachfolge anzuspornen und nicht müde zu werden die Liebe Gottes in die Welt zu tragen (Oktober).
  • Geistliche Durststrecken und Herausforderungen können immer wieder auch entmutigend sein und auch hier ist es ein Geschenk Gottes, dass er uns als Glaubensgeschwister zusammengestellt hat. So können wir uns gegenseitig ermutigen die richtige Ausrichtung zu behalten und den Blick auf Jesus, auf sein Werk und auf seine Wiederkunft nicht zu verlieren (November).

Schlussendlich bleibt die Liebe, das Oberthema, das unser Miteinander zusammenhält. Wenn wir aus der Liebe Jesu leben, wenn seine Liebe unser Leben prägt, wird dies auch in einem guten Miteinander unter Glaubensgeschwistern, in der Liebe zueinander sichtbar werden. Bildlich dargestellt könnte das Thema so aussehen: Unser „Miteinander“ ist eine Frucht mit verschiedenen Beeren, die sich ergänzen und von denen jede einzelne sehr wichtig ist. Im Laufe des Jahres werden wir die einzelnen Beeren nacheinander betrachten.

Eine PowerPoint-Vorlage mit der Grafik findet ihr unter: https://christusbund.sharepoint.com/:p:/s/medien/EQTQFa12LktBqBCcQsW9qmcBi9et5hf-ZzzoObTt-zou1g?e=Xauf41

2. Erklärung zum Bibeltext (Eph 5,1-20)

2.1 Hinweise zum Textverständnis

Im Blick auf unser Thema konzentrieren wir uns auf die Verse 15-20. Deshalb zunächst nur eine kurze Übersicht über die Verse 1-14.

Verse 1-2: In den ersten beiden Versen des Kapitels gibt Paulus die Grundrichtung vor, die seine ganzen Aufforderungen im Folgenden leiten. Die Basis bildet wieder das, was im Leben der Christen neu geworden ist. Sie sind durch das Liebeshandeln Christi, durch seinen stellvertretenden Tod zu geliebten Kindern Gottes geworden. Die Liebe Gottes soll nun auch das Handeln aller Nachfolger Jesu bestimmen. Was dieses Nachahmen der Liebe Gottes im Einzelnen bedeutet führt Paulus im Folgenden in verschiedenen Abschnitten aus.

Verse 3-7: Zunächst geht Paulus auf die Verhaltensweisen ein, die einem solchen Leben in der Nachahmung der Liebe Gottes widersprechen. Paulus fordert eine radikale Trennung von diesem Tun und beschreibt eindrücklich die negativen Konsequenzen, die es mit sich bringt, sein Leben auf diese Art und Weise zu führen. In diesem Abschnitt stellt er die Heiligen auf der einen Seite den Kindern des Ungehorsams auf der anderen Seite gegenüber.

Verse 8-14: Kinder Gottes sollen in ihrem Leben auch das Licht Gottes widerspiegeln, von dem ihr Leben geprägt sein soll. Wieder fordert Paulus eine radikale Trennung von allem, was dem Licht Gottes widerspricht. Außerdem sollen Christen die Werke der Finsternis im Licht Gottes entlarven. Aber auch in diesen Versen verweist Paulus zunächst auf die Basis, die Nachfolger Jesu überhaupt erst dazu befähigt, ein solches Leben zu führen. Es ist die Veränderung durch Gott selbst, die aus Finsternis-Menschen Licht-Menschen gemacht hat. Es ist also wieder die Aufforderung, dass Christen das leben sollen, was sie in Christus bereits sind.

Vers 15-16: Ab Vers 15 beginnt Paulus nun mit einer dritten Anwendung der Aufforderung von Vers 1-2. Dieses Mal leitet ihn der Gedanke, dass Kinder Gottes immer noch in einer gefallenen Welt leben. Aber gerade diese Zeit in der gefallenen Welt gilt es zur Ehre Gottes zu nutzen. Paulus spricht hier das Thema Weisheit an. Genauso wie Kinder Gottes als Heilige leben sollen und als Menschen, die im Licht Gottes stehen, soll sich ihr Leben auch dadurch auszeichnen, dass es durch Gottes Weisheit geprägt ist. Im Blick auf das Thema Weisheit sollten wir sowohl 1Kor 2,6-16 wie auch Jak 3,13-18 beachten. In beiden Abschnitten wird eine menschliche, irdische Weisheit sehr deutlich von Gottes Weisheit unterschieden, ja ihr sogar gegenübergestellt. Wenn Paulus nun in Eph 5,15-16 auffordert, sein Leben weise zu gestalten, hat er sicher diese Unterscheidung im Blick, was auch durch den Verweis auf den Willen Gottes in Vers 17 unterstrichen wird.

Wir sehen also auch hier wieder, wie entscheidend es für Paulus ist, dass Christen ihre neue Existenz in Christus auch in ihrem alltäglichen Lebenswandel sichtbar machen. Paulus weiß, dass dies kein Automatismus ist, weshalb er am Anfang von Vers 15 zur sorgfältigen Prüfung des eigenen Lebens auffordert. Eine interessante Parallele zu dieser Aufforderung der sorgfältigen Prüfung finden wir in Apg 20, wo Paulus den Ältesten der Gemeinde von Ephesus wichtige letzte Ratschläge gibt. Unter anderem fordert er sie auf, auf sich selbst und auf die ganze Gemeinde zu achten (Apg 20,28). Dazu hat Paulus die Gemeinde und insbesondere die Ältesten befähigt, indem er ihnen den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt hat (Apg 20,27).

Vers 17: Christen haben in ihrem Leben den Auftrag, den Willen Gottes zu erkennen und danach zu leben. Echte geistliche Weisheit zeigt sich immer in ihrer Übereinstimmung mit dem geoffenbarten Willen Gottes. Wenn sich Kinder Gottes nicht danach ausstrecken ihr Leben im Sinne Gottes zu führen, dann widersprechen sie damit dem, wozu Gott sie in Christus geschaffen hat. In Röm 12,1-2 unterstreicht Paulus, wie das Streben danach, den Willen Gottes zu erkennen, ganz elementar zum täglichen Leben als Christ dazugehört.

Vers 18: Um ein solches Leben im Einklang mit Gottes Willen führen zu können, brauchen wir die Leitung und Kraft des Heiligen Geistes. Paulus ist es wichtig, dass die Christen in Ephesus verstehen, dass sie durch ein Leben in geistlicher Unordnung das Wirken des Heiligen Geistes untergraben. Eine große Gefahr sieht Paulus darin, dass Christen sich dem Alkohol ergeben, weil er die verheerenden Auswirkungen auf das Leben sieht. Unordnung benutzt Paulus als Gegensatz zur göttlichen Ordnung und Weisheit, die unserem Leben nach dem Willen Gottes eine klare Richtung gibt. Wir wissen nicht genau, ob Paulus in Ephesus einen besonderen Hintergrund im Blick hatte, warum er den falschen Gebrauch von Wein anspricht. Evtl. könnte er heidnische Praktiken meinen, bei denen eben Alkohol benutzt wurde, um besondere „geistliche“ Erfahrungen zu produzieren.

Paulus fordert die Nachfolger Jesu im Gegensatz dazu auf, sich bewusst auf das Wirken des Heiligen Geistes auszurichten. Das „voller Geist werden“ bedeutet in diesem Zusammenhang eine bewusste Hingabe an das Wirken Gottes durch seinen Heiligen Geist, ein erneutes Ausrichten darauf, wirklich konsequent nach Gottes Willen zu leben.

Vers 19: Dieser Vers ist der Kernvers für unser Thema „einander ermuntern“. Im Griechischen steht eigentlich nur „redet miteinander“ wie es auch in vielen Übersetzungen wiedergegeben wird. Dennoch zeigen die weiteren Informationen in diesem Vers, dass die Luther-Übersetzung mit „ermuntert einander“ den Sinn dieser Aufforderung sehr gut trifft. Es geht Paulus immer noch um ein Leben, wie es zu Kindern Gottes passt, die Kinder des Lichts sein sollen.

Vers 19 ist ganz eng mit Vers 18 verbunden. Das Tun, zu dem in Vers 19 aufgefordert wird, stellt einen radikalen Kontrast zu der Unordnung dar, die ein Leben unter der Macht des Alkohols charakterisiert. Ein Leben, das von Heiligen Geist durchdrungen und geprägt ist, wird nach außen sichtbar.

Von der Struktur her ist Vers 19 ein Parallelismus, wie wir ihn in der hebräischen Poesie häufig finden. Paulus der ausgebildete Rabbi, war ja in beiden Sprachen (Griechisch und Hebräisch) sehr geschult. Das bedeutet, wir müssen die beiden Hälften des Verses so verstehen, dass sie ganz eng zusammengehören und einander ergänzen. Man könnte es so sagen, dass Paulus eine Handlung aus verschiedenen Perspektiven beschreibt. Wie sieht das Leben von Christen aus, wenn sie vom Heiligen Geist erfüllt werden.

Die erste Hälfte des Verses beschreibt die horizontale oder gemeinschaftliche Dimension eines solchen Lebens, die zweite Hälfte die vertikale, auf Gott bezogene Dimension.

Paulus hat hier wohl nicht nur den Gottesdienst im Blick, sondern auch das tägliche Miteinander unter Glaubensgeschwistern. Unser Vers erinnert stark an Kol 3,16, wo Paulus die Kolosser auffordert einander mit Psalmen und Lobgesängen zu lehren und zu ermahnen und eben auch Gott dankbar im Herzen zu singen.

Auch in diesem Vers haben wir eine ähnliche Doppelstruktur wie in Eph 5,19, mit der horizontalen und der vertikalen Perspektive.

Im Blick auf das Miteinander unter Christen spricht Paulus von Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, die wir einander zusprechen sollen. Es geht hier nicht darum, dass wir diese drei Begriffe scharf voneinander trennen, sondern vielmehr sehen, dass es Paulus um eine geistliche Gemeinschaft geht, die vom Heiligen Geist geleitet wird.

Gott hat seine Kinder in eine Gemeinschaft von Geschwistern gestellt, die füreinander Verantwortung tragen. Diese Verantwortung bezieht sich auch darauf, wie Kinder Gottes miteinander reden, also worauf sie sich in ihrem Miteinander ausrichten. Als Kinder Gottes sollen wir uns gegenseitig ermuntern, den Blick auf unseren Vater im Himmel zu richten, auf sein Wesen und auf sein Tun. Durch Psalmen, Loblieder und geistliche Lieder, die wir einander zusprechen, bringen wir unsere Freude an Gott und unsere Liebe zu ihm zum Ausdruck. Außerdem helfen wir uns so gegenseitig geistliche Wahrheiten zu verinnerlichen.

Im zweiten Teil des Verses fordert Paulus auf, mit dem ganzen Sein Gott zu loben. Das Lob Gottes soll das ganze Leben durchdringen. Schlussendlich beschreibt Paulus also eine Aktion aus zwei Blickwinkeln. Das Lob Gottes, das unser ganzes Leben durchdringen soll, ist keine Privatangelegenheit. Vielmehr ist es ein wunderbares Geschenk, mit dem wir uns als Glaubensgeschwister gegenseitig immer wieder geistlich ermuntern dürfen.

Vers 20 Echtes Lob Gottes und Dankbarkeit Gott gegenüber lassen sich nicht voneinander trennen. Und unsere Dankbarkeit Gott gegenüber ist zutiefst gegründet in dem was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat. In Christus dürfen wir Kinder Gottes sein, die eine ewige lebendige Beziehung zum dreieinigen Gott haben.

2.2 Weitere Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Stadelmann, Helge: Epheserbrief (Edition C Bibelkommentar)
  • Rienecker, Fritz: Der Brief des Paulus an die Epheser (Wuppertaler Studienbibel)
  • O’Brien, Peter: The letter to the Ephesians (The Pillar New Testament Commentary)

3 Erklärungen zum Thema (Einander ermuntern)

Geistliches Miteinander als Nachfolger Jesu zeichnet sich sehr stark dadurch aus, wie wir miteinander reden. Gott hat uns als seine Kinder zusammengestellt und uns auch einen Auftrag füreinander gegeben. Sehr deutlich sehen wir das z.B. in 1.Kor 14, wo Paulus über den gemeindlichen Gottesdienst nachdenkt. Paulus macht sehr deutlich, dass das große Ziel der Christen darin bestehen soll, dass wir uns gegenseitig erbauen, d.h. dass wir uns gegenseitig in unserer Beziehung zu Gott stärken sollen. Auch in Eph 5,19 (wie auch in Kol 3,16) scheint diese Grundhaltung im Zentrum zu stehen. Gottes Herrlichkeiten, seine wunderbare Liebe und Gnade, seine Gerechtigkeit und Heiligkeit, sein wunderbarer Heilsplan, eben all das, was in geistlichen Liedern besungen wird, soll Thema unter Christen sein. Und vor allem Gottes Heilszuspruch, den wir durch Jesus haben, dürfen und müssen wir uns als Kinder Gottes immer wieder zusagen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass andere Themen verboten sind, aber es fordert uns heraus, dass all unser Reden in diesen geistlichen Wahrheiten, in unserer Beziehung zu Gott gegründet sein muss.

Gerade Lieder können eine große Hilfe sein, geistliche Wahrheiten einzuprägen und immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. In manchen alten Gesangbüchern findet man dieses Bewusstsein. Oft wurden Liederbücher so zusammengestellt, dass sie eine „Theologie in Liedern“ bildeten. Den Christen sollten so die biblische Wahrheit über Gott auch durch die Lieder im Gesangbuch gelehrt und sie sollten dadurch in ihrem Glauben gestärkt werden.

Wenn wir hier den Dienst von Paulus als Vorbild nehmen, dann sehen wir, wie es ihm wirklich ein Herzensanliegen war, die Christen im Glauben zu ermuntern (vgl. Apg 20,31f; Kol 1,28).

Dietrich Bonhoeffer hat in seinem Buch „Gemeinsames Leben“ auf bemerkenswerte Weise beschrieben, wie dieses geistliche Miteinander begründet und warum es so grundlegend ist. Warum wir einander als Christen so dringend brauchen. Hier einige Abschnitte aus Bonhoeffers Buch „Gemeinsames Leben“:

„Christliche Gemeinschaft heißt Gemeinschaft durch Jesus Christus und in Jesus Christus. Es gibt keine christliche Gemeinschaft, die mehr, und keine, die weniger wäre als dieses. Von der kurzen einmaligen Begegnung bis zur langjährigen täglichen Gemeinschaft ist christliche Gemeinschaft nur dieses. Wir gehören einander allein durch und in Jesus Christus.“

Bonhoeffer erklärt dann weiter, dass ein Christ seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sondern in Christus sucht. Der Christ erfährt, dass er von außen sowohl schuldig wie auch gerecht gesprochen wird. Er lebt also ganz aus dem, was Gott über ihn sagt und er unterwirft sich dem Urteil Gottes. Im Blick auf seine Rettung vertraut er nicht mehr auf seine eigene Gerechtigkeit, sondern auf die Gerechtigkeit Christi, die von außen in sein Leben kommt. Das bedeutet, dass wir als Christen von der Wahrheit des Wortes Gottes in Christus abhängig sind. Wir können nicht auf eine Leistung in uns verweisen, sondern vertrauen auf die Rettung, die Gott uns in Christus verspricht. Dieses Wort von der Rettung in Christus müssen wir immer und immer wieder hören.

Dann schreibt Bonhoeffer weiter:

„Von außen muss die Hilfe kommen, und sie ist gekommen und kommt täglich neu in dem Wort von Jesus Christus, das uns Erlösung, Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit bringt. Dieses Wort aber hat Gott in den Mund von Menschen gegeben, damit es weitergesagt werde unter den Menschen. Wo einer von ihm getroffen ist, da sagt er es dem andern. Gott hat gewollt, dass wir sein lebendiges Wort suchen und finden sollen im Zeugnis des Bruders, in Menschenmund. Darum braucht der Christ den Christen, der ihm Gottes Wort sagt, er braucht ihn immer wieder, wenn er ungewiss und verzagt wird; denn aus sich selbst kann er sich nicht helfen, ohne sich um die Wahrheit zu betrügen. Er braucht den Bruder als Träger und Verkündiger des göttlichen Heilswortes. Er braucht den Bruder allein um Jesu Christi willen. Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders; jener ist ungewiss, dieser ist gewiss. Damit ist zugleich das Ziel aller Gemeinschaft der Christen deutlich: sie begegnen einander als Bringer der Heilsbotschaft. Als solche lässt Gott sie zusammenkommen und schenkt ihnen Gemeinschaft. Allein durch Jesus Christus und die „fremde Gerechtigkeit“ ist ihre Gemeinschaft begründet. Wir dürfen nun also sagen: aus der biblischen und reformatorischen Botschaft von der Rechtfertigung des Menschen aus Gnaden allein entspringt die Gemeinschaft der Christen, in ihr allein liegt das Verlangen der Christen nacheinander begründet.“ [Dietrich Bonhoeffer, Gemeinsames Leben; Das Gebetbuch der Bibel, hg. von Gerhard Ludwig Müller und Albrecht Schönherr, Sonderausgabe, Bd. 5, Dietrich Bonhoeffer Werke (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2015), 18–20.]

Als Christen dürfen und müssen wir uns ermuntern, indem wir uns gegenseitig die wunderbare Heilsbotschaft bringen. Und dazu ermutigt uns auch Paulus in Eph 5,19 und er zeigt uns, dass gerade auch das gemeinsame Lob Gottes dazu dienen kann und soll.

3.1 Einander ermuntern – welche Folgen hat es, wenn wir uns daran orientieren?

Wenn wir einander in diesem Sinne geistlich ermuntern, helfen wir uns den Blick auf Gott zu halten. Wir stärken uns gegenseitig im Glauben, indem wir uns immer wieder die Heilswahrheiten zusprechen, die uns in Christus gelten. Damit helfen wir uns in der Nachfolge miteinander in der Spur zu bleiben.

3.2 Einander ermuntern – was sind die Konsequenzen, wenn wir uns nicht daran orientieren?

Wenn geistliches Miteinander im Sinne von Eph 5,19 unser Miteinander nicht prägt, besteht die Gefahr, dass unsere geistliche Gemeinschaft verkümmert und wir die Basis unserer Gemeinschaft auf den Augen verlieren. Gemeinde ist viel mehr als eine Interessengemeinschaft. Sie ist Gottes Schöpfung in Jesus Christus.

Wenn wir uns nicht gegenseitig geistlich ermuntern und unseren Blick auf Gott lenken, werden wir als Gemeinschaft über kurz oder lang immer mehr vom Denken dieser Welt gefangen genommen.

3.3 Einander ermuntern – worin liegen die Schwierigkeiten bei der Umsetzung?

Wie bei vielen anderen geistlichen Themen, ist auch hier die Herausforderung, wie wir in unserem irdischen Leben, wirklich den Blick auf Gott und sein Tun halten können. Nicht umsonst fordert uns Jesus in Mt 6,33 heraus zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit zu trachten. So stehen wir als Kinder Gottes immer wieder in der Herausforderung, wirklich als Kinder des Lichts zu leben und uns gegenseitig immer wieder daran zu erinnern und darin zu ermuntern, wirklich das zu leben, was wir in Christus sind.

4 Veranschaulichungen

4.1 Einander ermuntern – wie hat Jesus uns „einander ermuntern“ vorgelebt?

Jesus hat während seines irdischen Lebens seinen Jüngern auf wunderbare Weise Anteil an seiner Beziehung zu seinem himmlischen Vater gegeben und sie die Wahrheit über Gott gelehrt. Im Hohepriesterlichen Gebet in Johannes 17 können wir lesen, wie Jesus diesen Dienst an seinen Jünger beschreibt. Jesus hat dieses Gebet offensichtlich vor den Ohren seiner Jünger gebetet und er beschreibt darin, wie er seinen Jüngern die Wahrheit über den Vater geoffenbart hat, wie er sie im Glauben gestärkt hat.

4.2 Einander ermuntern – welche weiteren Beispiele finden wir in der Bibel?

  • In Römer 1,9-14 schreibt Paulus über seinen Wunsch, die Gemeinde in Rom zu besuchen. In diesen Versen drückt er die Sehnsucht aus, die Geschwister in Rom im Glauben zu stärken, aber auch von ihnen im Glauben gestärkt zu werden.
  • Auch in der Zusammenfassung über den Beginn der dritten Missionsreise in Apg 18,23 berichtet Lukas, wie Paulus aufbrach und die Jünger in der Landschaft Galatien und in Phrygien stärkte.

5 Anwendung

5.1 Wie werden wir von Jesus ausgerüstet, um einander zu ermuntern?

In Eph 5 zeigt uns Paulus die Voraussetzungen, die wir in Christus haben, um wirklich geistliche Gemeinschaft zu leben. Wir sind in Christus geliebte Kinder Gottes. Er hat sein Leben gegeben, damit wir in ihm in einem neuen Leben wandeln können. Dieses neue Leben in Christus zeichnet sich dadurch aus, dass es ein Leben im Licht ist, geprägt von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, ein Leben mit dem Ziel, den Willen Gottes zu tun. Der Heilige Geist prägt dieses neue Leben und will uns in ein Leben voller Weisheit führen.

5.2 Was sollen wir in unserem Leben unternehmen?

 „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“ – Diese Redewendung umreißt sehr gut, was unser Auftrag ist, um unsere Geschwister zu ermuntern. Wir müssen unseren Blick auf Christus lenken und uns von ihm füllen und prägen lassen. Paulus fordert uns in Eph 5,18 dazu auf uns vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen. Wenn der Heilige Geist unser Leben füllt, wird er unseren Blick auf Christus lenken und die Freude an ihm wachsen lassen. Wenn diese Freude unser Herz füllt, werden wir diese Freude teilen und unsere Glaubensgeschwister ermuntern.

6 Sagen, wo es hingeht

6.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Predigt soll uns als Glaubensgeschwister daran erinnern, welche Verantwortung wir füreinander haben. Wir sind beauftragt uns gegenseitig zu helfen, den Blick auf Gott zu halten. Wir wollen immer mehr lernen, uns Gottes wunderbare Heilsbotschaft auf vielfältige Weise zuzusagen und uns so im Glauben wirklich ermuntern.

6.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Einander ermuntern

6.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

  1. Der Auftrag: Nutzt die Zeit, die ihr in dieser Welt habt! (V.1-2;15-18)
  2. Die Ausführung: Redet Worte, die die Glaubensgeschwister auf Gott ausrichten! (V.19)
  3. Die Ausrichtung: Lasst euer Herz mit Dankbarkeit über Gott erfüllen! (V.20)

(Tobias Schurr)