Apostelgeschichte

Predigthilfe vom 30. Dezember 2018 – Apostelgeschichte 18, 18 – 19,20

Jahresthema: Wie Gemeinde entsteht 

Predigtthema: Durch geschwisterliche Zusammenarbeit und Ergänzung  

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Der Predigttext zeigt, wie sich Apg.1,8 weiter erfüllt. Das Evangelium, die Gute Nachricht von der Erlösung durch Jesus Christus, kommt in Gebiete und zu Menschen, die bisher das Evangelium noch nicht kennen. Jesu Verheißung “Ihr werdet meine Zeugen sein in …“ erfüllt sich.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

* Hilfreiches Basiswissen findet sich z. B. in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)

* Studienbibel John McArthur: http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=9146 (freier Download!)

* weitere Studienbibeln (Verkündiger sollten mehrere haben: z.B. Ryrie, Genfer Studienbibel, Elberfelder Bibel mit Erklärungen… )

* Wuppertaler Studienbibel, Band Apostelgeschichte von Werner de Boor

* Edition C Kommentar zur Apostelgeschichte von Heinz-Werner Neudorfer

* „Die Botschaft der Apostelgeschichte“, ein exegetisch-homiletischer Kommentar von John Stott

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Wie entsteht Gemeinde? – durch geschwisterliche Zusammenarbeit und Ergänzung

1. Durch Paulus (1): Einer, der Pläne hat (V.18 „wollte nach Syrien“, V.20).

Er nimmt andere mit (V.18 „Aquilla und Priszilla“). Er zieht auch mal weiter (er nimmt 3 x explizit Abschied in V.18-23, es gab viele weitere Abschiede in V.22-23). Er ist in Bewegung (18,18-23). Er legt seine Pläne in Gottes Hand (V.21„wills Gott“).

A: Wie lange sind wir schon an einem Ort? Wie lange tun wir schon dasselbe? Wie lange sind wir schon mit den gleichen Leuten unterwegs? In einer Zeit, in der Kontinuität eher Mangelware ist, sollten wir mit diesem Gedanken sicher vorsichtig umgehen. Es kommt eben darauf an, ob Gott das Bleiben oder den Wechsel will. Alles hat seine Zeit. Nicht für jeden gilt das gleiche. Aber jeder sollte sich immer wieder prüfen, was dran ist. Der Jahreswechsel bietet ein gute Gelegenheit dazu.

2. Durch Apollos: Ein vorbildlicher aber eingeschränkter Lehrer (Apg 18,24-26a).

Bei Apollos verbindet sich Gelehrsamkeit mit Enthusiasmus (V.24+25, „beredt“, „gelehrt“, „brennend im Geist“). Er lehrte richtig von Jesus, wusste aber wohl Manches (Entscheidendes?) noch nicht von Jesus (V.25).

A: Die Zusammenarbeit in unseren Gemeinden geschieht manchmal mit Menschen, die erst am Anfang eines Weges mit Jesus sind. Sie sind begabt und motiviert. Wie gehen wir damit um? Wie bauen wir sei ein? „Belong before believe“? Wer kam im letzten Jahr in der Gemeinde dazu, der in dieser Weise dabei ist und mitarbeitet? Wie könnte es weitergehen? (vgl. Jesus, er baut Petrus am Anfang mit dessen Boot in seine Verkündigung ein. Dabei macht Petrus entscheidende Erfahrungen…)

3. Durch Priszilla und Aquilla: Sie leben aktive, geschwisterliche Ergänzung (Apg 18,26b-28)

Sie begleiten Apollos seelsorgerlich und führen ihn weiter, was er auch zulässt (V.26). Brüder empfehlen den Apollos, was nun auch verdeutlicht, dass er inzwischen Jesus besser kennt bzw. überhaupt richtig kennt (V.27). Die „Investition“ in Apollos hat sich gelohnt (V.28)

Anwendung: Wie wichtig sind doch die seelsorgerlichen und ermutigenden Dienste im Hintergrund. Wo haben wir solche Dienste im vergangenen Jahr erlebt oder getan? Dazu zählt auch das: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine noch erfolgreichere Frau“. Wir sind als „Leib Jesu“ füreinander da und miteinander unterwegs in unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen. Manchmal vergessen wir (leider) die stilleren Dienste.

4. Durch Paulus (2): Klärende Lehre (Apg 19,1-7)

Er interessiert sich für die „Jünger“, die sich womöglich selber so bezeichnen würden (V.1). Er hat ein Auge für Menschen und ihren geistlichen Stand und fordert sie durch Fragen heraus (V.2+3). Er nimmt ihnen nicht das, was sie haben, sondern gibt ihnen das, was sie brauchen: Jesus (V.4-7). Der Heilige Geist bestätigt das Gläubigwerden dieser „Johannes-Jünger“.

Anwendung:: Hier ist Raum für hilfreiche, seelsorgerliche Lehre: Wenn gefragt wird: Fehlt mir etwas, weil ich nach meiner Bekehrung nicht in Zungen geredet habe und es bis heute nicht tue? Habe ich dann überhaupt eine echte Bekehrung erlebt? Dann können wir hier sagen: Wer zum Glauben an Jesus kommt, wird mit dem Heiligen Geist versiegelt (Eph.1,13) und hat den Geist in sich (Röm.8,9-17, 2.Tim.1,14). Im Fall der Jünger in Ephesus bewirkt der Heilige Geist gleich Zungenrede und Weissagung, weil er es so will (1.Kor.12,11). Diese Wirkung des Geistes ist damit aber kein Muster für eine echte Bekehrung in dem Sinn, dass es so immer sein muss (vgl. andere echten Bekehrungen in Apg.9, Apg.16,… die uns ohne diese sofortigen Wirkungen des Geistes berichtet werden). Gut, dass wir die ganze Schrift haben, die uns in solchen Fragen zeigt, was Be-Schreibend ist (z.B auch Apg.18,6) und Vor-Schreibend ist (z.B Eph.1,13 „als ihr gläubig wurdet“; 1.Kor.12,11 „wie er will“, Röm.8,9-17 „in uns“,…).

Anwendung: Wo sind Leute im vergangenen Jahr stehengeblieben in ihrem Suchen? Warum haben sie (noch) keine Neugeburt erlebt? Positiv gefragt: Wo gab es Bekehrungen im letzten Jahr? Wo dürfen wir uns über Schritte oder sogar Durchbrüche freuen?

5. Durch Paulus (3): Tägliche Lehre des Wortes (Apg 19,8-10)

Alles hat seine Zeit. Paulus verbringt 2 Jahre mit der Stabilisierung der Gemeinde in Ephesus durch Lehren. Dadurch wurden sie gefestigt, aber später zeigt sich, dass die Gemeinde trotz guter Lehre die „erste Liebe“ verlassen haben (Offb 2). Das sollte uns eine Warnung und Motivation sein, hier wachsam zu sein.

Anwendung: Wie stehts um unsere „erste Liebe“? Am Ende des Jahres darf man sich diese Frage stellen ohne dem sicher auch berechtigten Vorwurf zu erliegen, sich ständig den geistlichen Puls zu fühlen.

6. Durch das mächtige, aufdeckende Wirken des Heiligen Geistes (Apg 19,11-20)

Dieser Abschnitt ernüchtert uns, wenn wir meinen, wir könnten das Wirken des Heiligen Geistes immer verstehen in seiner Wirkart (V.12)

Dieser Abschnitt zeigt uns, dass wir in einen Kampf hineingestellt sind, der über unsere eigene Kräfte geht (V.13ff). Wir können nur in der Kraft Gottes bestehen und in der Macht seiner Stärke (vgl. Eph.6)

Dieser Abschnitt zeigt, wie welche Folgen echte Bekehrungen haben: Bekenntnis der Sünden und Trennung vom alten Leben (V.18ff)

Anwendung: Der Heilige Geist kann vermutlich noch viel mehr Wirken (auch in der Wirkweise) als wir bisher denken. Wo haben wir sein Wirken im letzten Jahr gemerkt? Wo gab es geschlossene Türen (vgl. Apg. 16,6+7) – wo gab es offene Türen (Apg.16,9+10). Was erwarten (erbitten?) wir in Zukunft vom Heiligen Geist?

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Wie so oft in der Apostelgeschichte müssen wir unterscheiden zwischen beschreibender (deskriptiver) und vorschreibender (präskriptiver) Erzählung. Konkret hier: siehe Anmerkungen zu 19,1-7: Nicht bei jeder echten Bekehrung muss es Zungenrede und Weissagung geben.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Wir predigen diesen Text i.d.R am 30.12.2018, dem letzten Sonntag im Jahr, am Tag vor dem „Altjahr-Abend“, der in manchen Gemeinden auch mit einem Gottesdienst begangen wird.

Es wäre zu klären, ob unsere Predigt die letzte Predigt im Jahr ist.

Viele Menschen sind „zwischen den Jahren“ auf die Reflexion des Jahres eingestellt.

Wie berücksichtigen wir das? Was bedeutet das für das Jahresthema „Wie Gemeinde entsteht“?

Wie gewichten wir die vielen Punkte im Text? Nehmen wir womöglich nur einen Punkt heraus und entfalten von daher den Text?

z.B Wachstums-Summarie 19,20

So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig…“

Wo haben wir das bei uns gesehen im letzten Jahr?

Erfüllt uns dieses Wort mit Dank oder mit Bitte und Sehnsucht?

z.B Abschied 18,18

Danach nahm er Abschied…“

Etwas loslassen ist manchmal die Voraussetzung dafür, dass man Neues empfangen kann.

Was wollen wir am Ende des Jahres bewusst loslassen um die Hände frei zu haben für Neues?

z.B Sündenbekenntnis 19,18

…verkündeten öffentlich, was sie getan hatten“

Diese Situation in Ephesus ist sicher nicht wiederholbar, aber es könnte uns ein Anlass sein, gemeinsam am Ende des Jahres Abendmahl zu feiern und damit zu zeigen: Ja, auch wir sind Sünder und leben von der Gnade Gottes.

z.B Zusammenarbeit 18,18-19,20

So lautet das Thema über den ganzen Text. Viele Menschen werden genannt, die füreinander, miteinander und aneinander dienten: Paulus, Apollos, Priszilla, Aquilla,…

Wie waren wir im letzten Jahr miteinander unterwegs? Wie haben wir zusammengearbeitet? Was war gut? Was war weniger gut? Wofür können wir danken? Wo brauchen wir Vergebung?

z.B Offene Türen – verschlossene Türen 19,8+9 (auch 19,5)

…predigte frei und offen drei Monate lang…“ – „… als aber einige verstockt waren…“

… als sie aber das hörten, ließen sie sich taufen…“

Gott macht Türen auf und zu. Was haben wir im letzten Jahr in unserem Umfeld erlebt? Wo haben wir es an Menschen gesehen? Wo haben wir es an Umständen erlebt?

Mit dieser Predigt beschließen wir nicht nur das Jahr 2018, sondern auch die Predigtreihe über das Thema „Wie Gemeinde entsteht“. Was nehmen wir mir? Was wurde uns eindrücklich? Es lohnt sich, (zumindest in der Vorbereitung) nochmals durch die monatlichen Themen zu gehen.

Wie Gemeinde entsteht“ (Jahresthema 2018)

Januar: Der Heilige Geist als Initiator

Februar: Durch die Verkündigung des Wortes Gottes

April: Durch Gottes wunderbare Fügung

Mai: Durch wenig kann Gott sehr viel

Juni: Nicht ohne Nebenwirkungen

Juli: Durch Festhalten an einer demütigen Haltung und Abwehr von Versuchungen

August: Durch eine offene Tür, die Gott gibt

September: Durch die Bekehrung Einzelner

Oktober: Durch klare Verkündigung und Erkenntnis des Einzigen Erlösers (Jesus)

November: Durch die Aufnahme des Wortes Gottes und intensives Nachforschen

Dezember: Durch geschwisterliche Zusammenarbeit und Ergänzung

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Wie lesen wir den Text? Der Text ist lang. Ob er komplett gelesen werden soll? Das liegt vermutlich daran, welche Schwerpunkt wir setzen (siehe oben).

Bei www.Bibelprojekt.de gibt es interessante 5-min-Zusammenfassungen der Apostelgeschichte. Je nach Situation und Gemeinde und technische Möglichkeiten könnte so ein Clip am Anfang der Predigt eingesetzt werden, um die große Linie der Apostelgeschichte aufzuzeigen. Es wird deutlich, wie der Geist Gottes Mission führt und plant. Danach könnte dann abgetaucht werden in unseren Text.

Wie predigen wir über Wunder?

Im Text gibt es einige. Wenn wir über Wunder predigen, da merken die Menschen auf. Das ist ihnen wichtig. Deshalb müssen wir uns bemühen angemessen darüber zu predigen – nüchtern und doch nicht ausschließend.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Ich halte diese Predigt am Ende des Jahres als Hilfe zum Reflektieren, was Gott alles gemacht hat um nicht zu vergessen, was er (mir, uns) Gutes getan hat (vgl. Ps.103)

Ich halte diese Predigt als Hilfe gegen entmutigende Gedanken, die dann kommen, wenn wir meinen, dass es keine Probleme und Herausforderungen im Gemeindebau bzgl. Zusammenarbeit geben darf und wir deshalb vielleicht manchmal aufgeben wollen.

Im Rückblick auf ein vergangenes Jahr bleiben vielleicht manche Fragen offen. Für das neue Jahr gilt, was im Text zu sehen ist: Große Probleme und große Wunder gehen nicht selten Hand in Hand.

3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Wie entsteht Gemeinde? – durch geschwisterliche Zusammenarbeit und Ergänzung

1. Durch Paulus (1): Einer, der Pläne hat (V.18 „wollte nach Syrien“, V.20).

2. Durch Apollos: Ein vorbildlicher aber eingeschränkter Lehrer (Apg 18,24-26a).

3. Durch Priszilla und Aquilla: Sie leben aktive, geschwisterliche Ergänzung (Apg 18,26b-28)

4. Durch Paulus (2): Klärende Lehre (Apg 19,1-7)

5. Durch Paulus (3): Tägliche Lehre des Wortes (Apg 19,8-10)

6. Durch das mächtige, aufdeckende Wirken des Heiligen Geistes (Apg 19,11-20)

3.3 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Liedvorschläge:

Jesus will uns baun

Gott baut sein Haus

Wir sind Teil seiner Geschichte

Wir sind in Gottes Händen sind geborgen in ihm

Geh unter der Gnade

(Günther Ott)