2.Mose

Predigthilfe vom 30. Juli 2023 – 2. Mose 20, 13

Jahresthema: WEGweiser zum Leben – die zehn Worte Gottes

Predigtthema:         Der Schutz der Würde – du sollst nicht töten

Gottesdienst Einleitung: Mat 5,21-22; 1Joh 3,10-15    Vorschläge zur Textlesung

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk. 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Jahresthema

Einleitung zum Jahresthema „WEGweiser zum Leben – die zehn Worte Gottes“!

Die 10 Gebote (2Mo 20,1-17 und 5Mo 5,6-21), auch Dekalog genannt, nehmen im Alten Testament eine einmalige Stellung ein und haben sowohl für das Judentum als auch für das Christentum eine zentrale Bedeutung.

Die Bedeutung: Die „zehn Worte“, sind das einzige Gesetz, welches direkt von Gott dem Volk Gottes auf zwei Steintafeln gegeben wurde. Man könnte sie das Grundgesetz des menschlichen Lebens bezeichnen, das die Beziehung des Menschen zu Gott und zu seinem Mitmenschen regelt. Es ist die erste verschriftete Menschenrechtserklärung und ist ein Wegweiser zu einem gesunden menschlichen Miteinander in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Familie. Die 10 Gebote haben die christliche Ethik, die Kirchen- und Kulturgeschichte Europas ganz entscheidend geprägt.

Die ersten vier Gebote handeln vom Verhältnis des Menschen zu Gott!

1. Gebot: Es gibt nur EINEN – du sollst keine anderen Götter neben mir haben
2. Gebot: Es gibt nichts VERGLEICHBARES – du sollst dir kein Bildnis machen
3. Gebot: Es gibt nichts HÖHERES – du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen
4. Gebot: Es gibt nichts SCHÖNERES – du sollst den Shabbattag heiligen 

Die sechs anderen Gebote: Das Verhältnis des Menschen zum Menschen!

5. Gebot: Der Schutz der WÜRDE – du sollst Vater und Mutter ehren
6. Gebot: Der Schutz des LEBENS – du sollst nicht töten
7. Gebot: Der Schutz der EHE – du sollst nicht ehebrechen
8. Gebot: Der Schutz des EIGENTUMS – du sollst nicht stehlen 
9. Gebot: Der Schutz vor TÄUSCHUNG – du sollst nicht lügen
10. Gebot: Der Schutz vor HABGIER – du sollst nicht begehren

Gott, der Schöpfer ist die höchste Autorität und Gesetzgeber. Alle menschliche Obrigkeit hat sich ihr zu verantworten. Somit fordern die Gebote Ehrfurcht und Gehorsam gegenüber Gottes Ordnungen.

Das Ziel – die 10 Gebote sind WEGweiser auf JESUS: Mit dem Jahresthema wollen wir Gottes alte und ewige Grundordnung neu verinnerlichen. Sie sind alt aber immer noch gültig. Sie kommen aus Gottes Mund und werden nie zurückgenommen. Sie sind nicht verbesserungsfähig, sondern sind vollkommen und weisen uns den WEG zum Leben – sie weisen uns direkt zu JESUS der sagte: Ich bin der WEG, die Wahrheit und das LEBEN“!

Der Anlass – Vergessenheit der Gebote Gottes: Die hilflose Suche nach tragfähigen Grundwerten für eine gut funktionierende Gesellschaft und ein friedliches Zusammenleben von Menschen offenbaren die Gottvergessenheit unserer Zeit. Wer Gott verliert, verliert auch die Gebote. Die 10 Gebote sind ein zusammenhängendes Ganzes. Der Mensch kann die Ethik nicht ohne die Autorität Gottes besitzen oder ausleben.

Eine Forsa Umfrage mit dem Titel: „Die 10 Gebote – Bekanntheit und Bedeutung in der heutigen Zeit“, bestätigt, dass noch 56 Prozent wissen, dass man unter den „10 Geboten“ Verhaltensregeln bzw. einen Wertekodex mit religiösem Bezug versteht. Fast die Hälfte kennt somit den religiösen Bezug der Gebote Gottes nicht mehr.

https://presseportal.zdf.de/fileadmin/zdf_upload/Bilder/Teaser-Bilder/Dokumente/forsa-Umfrage_zu_ZDF_Die_10_An-Gebote.pdf

Die Chance – Gottes guten Willen erkennen: Die 10 Gebote sind eine Selbstoffenbarung Gottes. Sie lassen uns nicht nur Gottes Autorität erkennen, sondern auch sein heiliges und liebevolles Wesen. Gottes Gebote sind gut und heilig. Sie sind Gottes gesunde Lebensanweisung für den Menschen. Sie wollen dem Menschen nichts Schlechtes, sondern geben Wegweisung zum wahren Leben, wie es Paulus in Gal 3,24 schreibt:

„So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin,
damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden.“

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Aebi, E „Kurze Einführung in die Bibel“, Bibellesebund

Maier, Gerhard, Edition C Bibelkommentar NT, „Matthäus Evangelium Teil 1“, Band 1, Hänssler Verlag.

Wiersbe, Warren.W, „Kommentar NT Matthäus bis Apostelgeschichte“ Band I, CLV.

MacDonald, W., „Kommentar zum Neuen Testament“, 7. Auflage., Bielefeld: CLV.

Lang, Benjamin, „Die Bibel verstehen – die zehn Gebote“, Dillenburg CV

Bräuner, Hansjörg „Wuppertaler Studienbibel – Das zweite Buch Mose Teil1“ Brockhaus Verlag.

Mc Quilkin, Robertson, Biblische Ethik -Eine Einführung in biblisch begründetes Denken und Handel. CLV

Es steht eine PowerPoint Vorlage zur Verfügung, die man für das Jahresthema für die Predigt verwenden kann. Die Vorlage kann auch durch Nicht-Christusbund-Benutzer abgerufen werden:
https://christusbund.sharepoint.com/:f:/s/medien/ErmNoGeK_EpMpygIZp_IqGABQB1dNlz3irBw0slfgaloNw?e=4ui31z

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Einleitende Gedanken:

a) Auf den Punkt gebracht – kurz und bündig, aber doch erklärungsbedürftig

Das sechste Gebot ist das erste von mehreren Geboten, die sehr kurz und knapp formuliert sind und das Miteinander, sowie das Recht auf den Schutz des Nächsten regeln. Gott bringt es auf den Punkt. Keines der Gebote lässt sich entkräften, bagatellisieren oder umdeuten. Sie schützen alle Menschen, ganz unabhängig von Herkunft, Stand, Geschlecht, Alter oder Gesundheit. Dennoch braucht es spätestens dann Erklärungsbedarf, wenn Gott das Töten an anderen Stellen z.B. durch Todesstrafe legitimiert.

b) Grundlegende moralische Werte einer jeden Kultur

Die Gebote der zweiten Steintafel enthalten die elementaren Grundwerte eines Volkslebens, die ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft gewährleisten und sie geben den moralischen Rahmen. Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, usw.  ist in fast jeder Kultur selbstverständlich – und doch werden diese Gebote am häufigsten gebrochen. Eine Aufweichung oder Auflösung dieser Gebote führt ein Volk in Anarchie und Chaos.

c) Das Leben zu schützen ist die Aufgabe jedes Einzelnen

Gott fordert den Menschen nicht auf, sich selbst zu schützen (pass auf, dass dich keiner tötet, verschließ die Tür, dass dich keiner bestiehlt oder dass dich keiner belügt). Im Gegenteil, das Gegenüber ist verpflichtet mein Recht, mein Eigentum und mein Leben nicht anzutasten. Es ist eine gegenseitige Verantwortung! Warum macht Gott das? Gott ist ein Gott der Schwachen und Wehrlosen – und weil diese sich selbst nicht schützen können, verbietet der HERR das Recht des Stärkeren. Vielmehr ist es die Pflicht des Starken, den Schwächeren zu schützten und zu tragen (Röm 15,1f).

d) Zeigt die Verletzlichkeit des Lebens und die Notwendigkeit eines Retters auf

Seit dem Sündenfall und der Abkehr des Menschen von Gott ist die Welt lebensfeindlich geworden. Unter dem Einfluss Satans, der ein Menschenmörder ist (Joh 8,44), trägt nicht nur der Mensch das Böse und lebenzerstörende Potential in sich selbst, sondern wird vom Teufel in die Selbstzerstörung und den Tod getrieben (Joh 10,10a). Gottes Gebote fordern den Menschen auf, durch gehorsames Handeln das Böse und die lebenszerstörenden Einflüsse einzudämmen. Der Erfolg ist nur bedingt möglich! Denn der Mensch ist durch die Sünde kraftlos und schwach (Röm 8,3; 7,18ff), so dass er das Böse nicht wirklich eindämmen kann. Darum braucht es einen Stärkeren, einen Erlöser und wahren Hirten, der für die Schwachen einsteht, damit sie leben (Joh 10,10b-11), und der dabei selbst frei ist von jeglichem Bösen: Jesus Christus (1Pet 2,22-24).

Verständnis zum Thema:

  1. Gott will das Leben – der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen

Gott hat den Menschen gewollt und geschaffen, damit er lebt (1Mo 1,26). Dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild gemacht hat, ist ein unbegreifliches Vorrecht (1Mo 1,27). Die Ebenbildlichkeit beinhaltet unter anderem…

  • die Zugehörigkeit zu Gott als Schöpfer      
  • die Würde des Menschen als sein Lebensrecht (Spr 14,31; 1Mo 9,6)
  • das Wunderwerk Mensch als von Gott persönlich gewollt und erkannt (Ps 139,14-15)
  • die ehrenvolle Stellung als Repräsentant Gottes auf Erden (1Mo 1,26)
  • die Bestimmung zum ewigen Leben (Spr 3,11; Joh 17,2-3; Hes 33,11)

Wenn auch die Gottesebenbildlichkeit des Menschen durch die Sünde eingetrübt ist, so behält der Mensch seine Würde und das Recht zum Leben (1Mo 9,6).

2. Gott bestimmt das Leben – Anfang und Ende liegen in seiner Hand

Das 6. Gebot enthält den Befehl, das von Gott geschenkte Leben nicht nur zu schützen, sondern dankbar anzunehmen, zu schätzen und nach seinem Willen auch auszuleben. Das Menschenleben steht unter der Autorität Gottes – wer einen anderen Menschen angreift oder tötet, der macht sich nicht nur am Menschen schuldig, sondern an Gott.

Nur Gott, der Schöpfer hat das Recht über Leben und Tod zu entscheiden (5Mo 32,39; vgl. 1Sam 2,6). ER bestimmt den Rahmen und die Lebensdauer des Menschen (Lk 12,25).

3. Gott beschützt das Leben – „du sollst nicht töten“

Was Gott legitimiert – Töten ist nicht gleich töten

Das 6.Gobot hat im hebr. nur zwei Worte: „Nicht totschlagen“. Reißt man es aus dem gesamtbiblischen Zusammenhang, besteht die Gefahr der Missdeutung, als würde Gott jede Form von Tötung verbieten. So haben auch Vertreter des Vegetarismus sich irrtümlich auf das 6.Gobot berufen. Doch Gott selbst erlaubt in gewissen Situationen das Töten:

  • Gott erlaubt das Schlachten von Tieren zur Nahrung der Menschen (1Mo 9,3)
  • Gott ordnet das Schächten der Opfertiere an (2Mo 12,6; 3Mo 1-6, vgl.1Mo 3,21)
  • Gott regelt die Justiz der Todesstrafe (1Mo 9,6; Röm 13,4)
  • Gott vernichtet ganze Völker wegen ihrer Gottlosigkeit (5Mo 7,1f; 13,6f; 20,17)
  • Gott legitimiert das Töten im Kriegsfall (1Sam 23,24; 30,8)
  • Gott selbst beendet Menschenleben (1Mo 38,7+10; 5Mo 32,39; Ps 78,31)

Was Gott verbietet – töten im Sinne von ermorden

Das im hebr. verwendete Wort (rasah) meint „Mord oder Totschlag“ durch absichtliche und vorsätzliche Gewalteinwirkung. Anders als z.B. das Töten von Opfertieren, wo im hebr. das Wort „schächten oder schlachten“ gebraucht wird. Gott führt hier keinen Katalog auf, was alles Mord ist. Vielmehr liegt die Betonung darauf, dass jedes Menschenleben geschützt ist und kein Einzelmensch die Autorität hat über Tod und Leben des anderen zu entscheiden.

FAZIT: Das 6. Gebot verbietet alle Formen des eigenmächtigen Tötens, die Gott nicht billigt oder legitimiert hat.  

Wer mordet macht sich schuldig an Gott und verliert sein Recht auf Leben!

Die Missachtung des 6. Gebotes ist ein Verbrechen gegen Gott und den Menschen, der nach seiner Ebenbildlichkeit geschaffen ist. Dabei unterscheidet die Bibel die Gründe und Motivation des Totschlages. Bei vorsätzlichem Mord steht über dem Täter die Todesstrafe. Er findet keinen Schutz, auch nicht, wenn er zum Altar flieht. Wer unabsichtlich getötet hat, der steht im selben Todesurteil, findet aber Schutz an dem von Gott bestimmten Ort.  Dort erhält er ein gerechtes Gerichtsverfahren und Freispruch (2Mo 21,12ff; 4Mo 35,8f).

Was ist Mord?  

  • Der heimtückische Totschlag aus Hass, Rache, Neid, Habgier, sexueller Leidenschaft, Gewinnsucht oder aus egoistischen Motiven.
  • Die fährlässige oder unbeabsichtigte Tötung, ob das durch Unterlassung vom Anbringen eines Geländers auf dem begehbaren Hausdach (5Mo 22,8) oder ein Arbeitsunfall mit Todesfolge ist (5Mo 19,5ff). Der Mensch ist verantwortlich sein Möglichstes zu tun, um lebensgefährliche Situationen auszuschließen, das schließt ein rücksichtloses Verhalten im Straßenverkehr, wie Raserei oder leichtfertige Mutproben, um den ultimativen Adrenalinkick zu bekommen, mit ein.
  • Die aktive Beendigung von „lebensunwertem“ Leben. In der deutschen Geschichte hat man unter den Begriff „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ im Dritten Reich Menschen mit bestimmten Erbkrankheiten oder geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche nicht nur zwangssterilisiert, sondern auch gegen ihren Willen ermordet und verharmlost „Kinder-Euthanasie“ genannt. Auch die Bibel beschreibt den Mord an Armen, Schwachen, Alten, Alleinstehenden oder Kranken, die Opfer wurden, weil deren Leben nicht wertgeachtet wurde (Hi 24,14; Ps 94,6).
  • Die aktive Handlung oder Beihilfe zum Suizid. Heute sehen Menschen ihr eigenes Leben aus verschiedenen Gründen als lebensunwert an und setzen ihrem Leben selbst ein Ende. Doch sowohl der Suizid als auch die Suizidbeihilfe ist ein Bruch des Gebotes Gottes, der sagt: Du sollst nicht töten. Auch wenn es in der Bibel kein ausdrückliches Verbot gegen Suizid gibt, so ist es offensichtlich ein Akt gegen das von Gott geschenkte Leben. Es ist ein Unrecht gegen Gott den Schöpfer selbst. Nicht nur der Suizid von Saul, der seinen Knecht zur Beihilfe aufforderte und sich dabei wehrte (1Sam 31,1), sondern auch alle genannten Suizide in der Bibel, finden keinen positiven Anklang (Rich 16,29f; 2Sam 17,23, 1kö 16,18; Mt 27,5).
  • Die Abtreibung und Tötung ungeborenen Lebens. Das ungeborene Leben hat ein Recht zu existieren. Die Bibel bezeugt, dass mit der Zeugung vom ersten Tag an der Keim des Menschen (heb. golem) als ungeformte Masse vor Gott zählt. Das Ungeborene besitzt die ganze Würde des Menschen und damit ein Recht auf Unversehrtheit (Ps 139,16). Es wäre und ist die Aufgabe von jedem in der Gesellschaft, das hilflose und wehrlose Leben im Mutterleib zu schützen und der werdenden Mutter in ihrer Not mit den erdrückenden Sorgen verständnisvoll zu helfen und sie zu begleiten.
  • Die Schwelle zum Töten ist massiv gesunken: Sie ist sichtbar an einer zunehmenden Gewaltbereitschaft auch unter Jugendlichen, wie der Fall Lisa F. aus Freudenberg zeigt, wo Schulmädchen hinterhältig ihre Klassenkameradin erstachen. Junge Menschen begehen Suizid, weil sie ihr Leben nicht mehr ertragen und den Hass gegen sich selbst richten, weil sie hilflose Opfer von Erniedrigung, Mobbing oder Süchten waren. Es gäbe einen langen Katalog derer, die töten und das Leben anderer verderben. Der Vergewaltiger, der Dealer, der rücksichtlose Raser oder der Hassende und Jähzornige, die Menschen mit physischer und psychischer Gewalt entwürdigen.

Härtefälle und die Legitimation des Tötens in Notfall

Es ist das einzige Gebot mit Ausnahmen. Gott gab der Obrigkeit die Autorität, das Böse zur Not mit Gewalt einzudämmen, um das Leben von Wehrlosen zu schützen. Es gibt Situationen, wo das Töten nicht dem Morden gleichzusetzen ist. Härtefälle bringen die Menschen in eine Lage, zu töten und man kann zwischen Schuld und Nichtschuld nur schwer oder gar nicht entscheiden. Folgende Beispiele:

  • Gesundheitliche und medizinische Notlagen in denen Ärzte oder Rettungskräfte wählen müssen, entweder das Leben des Einen zu retten und das des Anderen sterben zulassen oder umgekehrt.
  • Die Notwehr ist die Verteidigung zum Schutz des eigenen Lebens, bei dem der Angreifer verletzt wird oder ums Leben kommt. Ist der vorsätzliche Tötungs- oder Vergewaltigungsversuch des Angreifers nicht anders zu verhindern, ist die Tötung in so einem Fall Notwehr (2Mo 22,1ff).
  • Der Dienst an der Waffe: Es ist ein umstrittenes Thema auch unter Christen und eine freie Gewissensentscheidung des Einzelnen. Aber Soldaten, die sich für den Schutz der Bürger einsetzen, sind keine Mörder. Gott hat die Verantwortung in die Hände der Obrigkeit gelegt und ermächtigt im Kriegsfall mit Waffengewalt Frieden zu sichern.
  • Todesstrafe: Nach der Bibel ist es einem Staat erlaubt, zur Eindämmung des Bösen die Todesstrafe zu vollziehen (1Mo 9,6; 2Mo 21,12, 3Mo 24,17; 4Mo 35,31). Grundprinzip dahinter ist aber, dass Gott die Selbstjustiz verbietet und Strafbarkeit regelt und in die Zuständigkeit der Obrigkeit legt (Röm 13,4).Wenn eine Regierung davon keinen Gebrauch macht, soll die Gefängnisstrafe dem Verbrecher die Chance bieten, sein Leben zu ändern und mit Gott in Ordnung zu bringen.

Hinweis zur Bergpredigt: Eine falsche Anwendung des christlichen Glaubens ist, wenn man denkt nach den Maßstäben der Bergpredigt die Welt verbessern oder regieren zu wollen. Wer dies tut, verkennt die Realität und Macht des Bösen. Die Bergpredigt ist eine Anordnung und Ethos für die Gemeinde und das künftige Gottesreich auf Erden – aber nicht für eine gegenwärtige weltliche Staatsordnung.

4. Was Jesus dazu sagt – wir alle sind Mörder          (Mat 5,21-26)

Die wenigsten Menschen haben einen leiblichen Mord begangen und so lässt es sich leicht hinter diesen schweren Straftaten verstecken. Aber Jesus erklärt das 6. Gebot und zeigt schonungslos die Hintergründe und Gedankenmotive des Mordes auf. Nach seiner Definition sind wir alle Mörder und haben die Todesstrafe verdient (Mt 5,21). Denn nicht erst die Tat ist schuld, sondern auch der Gedankenwelt dahinter! Die Mordmotive entstehen im Herzen, im Denken, Fühlen und Wollen des Menschen. Jesus zeigt auf, dass unser aller Herz böse und voller mörderischer Gedanken ist (Mt 15,19; Gal 5,21). Darum verurteilt Jesus nicht erst die Tat, sondern die mörderischen und lebensfeindlichen Gedanken. Wer seinen Bruder oder Mitmenschen zürnt oder hasst – der ist ein Mörder und des Gerichtes schuldig (1Joh 3,15). Jesus verurteilt die verbalen Verletzungen, Beleidigungen oder Beschimpfungen und droht die Höllenstrafe an (Mt 5,22).

Auch wenn die Schwere und Folgen der Tat sich unterscheiden, ob man einen Menschen leiblich ermordet oder psychisch und verbal totschlägt – vor Gott ist jede menschenverachtende Ablehnung, Hass, Neid oder Misshandlung einem Totschlag und Mord gleich.

Hier müssten wir alle erstarren und erschrecken, weil wir alle als Mörder überführt werden und damit an Gott und seinen Geschöpfen des Todes schuldig sind.

5. Jesus schütz unser Leben mit seinem Leben – der Weg raus aus der Schuld

Die frohe Botschaft ist, dass Jesus das Leben der Menschen schützt, indem er sich selbst zu Unrecht zum Tode verurteilen lässt. Er starb wegen seinen Mördern und für seine Mörder. Jesus hat sich der Hilfeleistung nicht entzogen, sondern hat mit Leben und Tod alles getan, um das Leben der Menschen vor der Todesstrafe zu retten. Der Mord an Gott, wurde zum Freispruch für den mörderischen Menschen (nicht nur Barabas). Jesus ließ es zu und an sich geschehen (Jak 5,6, Joh 10,18), damit jeder, der zu ihm kommt, Vergebung und Rettung von seinen Sünden erfahren darf und im Glauben Gnade und Frieden findet:

  • David, der Ehebrecher und Mörder    Ps 51
  • Der Schächer am Kreuz                       Lk 23,43
  • Mose, der den Ägypter erschlug                  2Mo 2,11

Die gnadenvolle Vergebung in Jesus steht jedem Menschen offen, sei er noch so ein großer Verbrecher. Weil Jesus in seinem Blut all unsere Strafe auf sich nahm, dürfen wir frei vom bösen Gewissen sein, dürfen als Kinder Gottes innere Heilung und Frieden erleben über jede begangene oder erfahrene Sünde. In Christus schenkt Gott uns den Grund für eine lebensbejahende Einstellung und befähigt uns auch, schwere Lebenssituationen im Glauben an ihn anzunehmen. Jesus verwandelt Herzen und macht aus krummen Lebensbiografien ein Zeugnis für ein lebenswertes Leben. Gottes Geist bewirkt im Gläubigen eine lebensfreundliche und -förderliche Frucht, so dass er

nicht mehr weiter „töten wird und will“.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Wie oben beschrieben, müssen die verschiedenen Formen von Töten unterschieden und beachtet werden. Gott, als der Geber des Lebens, hat die letztendliche Autorität über Leben und Tod. Nur im Ausnahmefall hat die menschliche Regierung als letztes Gerichtsmittel die Erlaubnis ein Menschenleben frühzeitig zu beenden.

Jesus und seine Auslegung zum 6. Gebot in Mt 5,21ff müssen das Ziel sein.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Man muss abwägen, wie direkt und konfrontativ man in das Thema einsteigt.

Die zunehmenden lebensbedrohlichen Entwicklungen in der Gesellschaft durch Abtreibung, Euthanasie, skrupellosen Tötungsdelikten unter Teenagern und Kindern dürfen nicht verschwiegen werden – aber es ist ggf. sinnvoller sie als Beispiele im Laufe der Predigt einfließen zulassen.

Ein Einstieg könnte auch sein, dass man die Freude und Schönheit des Lebens darstellt, die oft in Fotoalben festgehalten wird – im Gegensatz zeigen uns die Nachrichten oft die andere harte Seite der Wirklichkeit. Die Schönheit des Lebens wird oft durch schreckliche Verbrechen verdunkelt und wir sind oft selbst Teil davon. In uns selbst brennt der Neid, die Gier, wir können hassen und streiten, werden lieblos, grob, herablassend und ablehnend. Wie sehr hat schon Zorn und Gewalt das Familienglück und den Frieden in der Gesellschaft schwer betrübt. Was das mit dem 6. Gebot zu tun hat, kann man dann erklären.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Menschen als Zuhörer haben oder vielleicht selbst zu diesen Menschen gehören, die tiefe Verletzungen in ihrem Herzen tragen, weil sie an dem 6. Gebot schuldig wurden oder sich schuldig fühlen:

  • Ältere Menschen, die in jungen Jahren im Krieg mit Mord und Totschlag konfrontiert oder selbst beteiligt waren.
  • Menschen, die schuldig waren an einem Verkehrsunfall mit Todesfolge und die schrecklichen Bilder und erdrückende Schuld nicht loswerden.
  • Werdende Mütter, die sich gegen ihr Kind entschieden und abgetrieben haben.
  • Menschen, die beim Suizidversuch überlebten.
  • Menschen, die in der Familie mit Suizidfällen konfrontiert waren und sich schuldig fühlen, weil sie nichts bemerkt oder etwas geahnt, aber nichts getan haben.
  • Menschen, die sich schuldig fühlen wegen unterlassener Hilfeleistung.
  • Ärzte oder Krankenschwestern, die indirekt oder passiv mit Abtreibungen oder Sterbehilfe konfrontiert sind.
  • Menschen, die gedanklich Mitmenschen verwünschen, hassen oder im Jähzorn getrieben anderen verbale oder körperliche Gewalt antun oder angetan haben.

Es gibt so viele Lebenssituationen, in denen wir an diesem Gebot schuldig werden, auch wenn es kein körperlicher Totschlag war.

Machen wir uns nichts vor, die Schwelle zum Töten ist auch unter Gläubigen niedrig. Wie schnell beneiden, hassen, beschimpfen oder fluchen wir gegen Ebenbilder Gottes (Jak 3,9) und begehen damit nach den Worten Jesu eine Mordhandlung. Wie tief sitzen oft auch Rassismus, Zorn, Gewalt, sexuelle Leidenschaft oder böse und hinterhältige Gedanken in der menschlichen Natur, so dass wir viel öfter über unsere eigene Verdorbenheit und Sündhaftigkeit erschrecken sollten.

  • Wir haben keinerlei Grund mit dem Finger auf andere zu zeigen, wir selbst sind gemeint und am 6. Gebot tief schuldig geworden.
  • Wir müssen es uns sagen lassen, dass da, wo uns böse und schlechte Gedanken über Mitmenschen ergriffen haben, wir selbst zum Menschenmörder geworden sind.
  • Wir müssen uns kritisch selbst prüfen, ob wir anderen Unrecht antun, weil wir sie verbal oder psychisch unter Druck setzen, ihnen drohen oder unsere Macht missbrauchen, um andere zu erniedrigen.
  • Wo leide ich vielleicht selbst an mir oder wegen anderen und benötige Schutz – vielleicht wegen häuslicher Gewalt?
  • Die Schuld von Gewalt und Missbrauch muss ans Licht – wer hier wegschaut und keine Hilfe leistet macht sich mitschuldig.
  •  Wir alle brauchen Vergebung und Erneuerung unseres bösen Herzens. Wo wir Schuld erkennen, sind wir aufgefordert Buße zu tun und um Vergebung zu bitten.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Zuhörer sollen über sich und die innere Bosheit des Menschen erschrecken und erkennen zu was er alles fähig ist. Denn wo wir schon in Gedanken, Worten oder Verhalten Menschen ablehnen, hassen und beschimpfen, haben wir das 6.Gebote gebrochen. Wir alle sind Mörder und haben in Jesus die Möglichkeit zur Vergebung.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Es sind vor allem drei Hauptgedanken, die wichtig sind zu vermitteln.

  1. Der Mensch hat von Gott das Leben geschenkt bekommen – darum kann der Mensch über kein Lebensrecht das anderen bestimmen, nicht einmal über sein eigenes. Es ist ein Irrtum, zu glauben, mein Leben gehört mir.
  2. Der Mensch steht unter dem Schutz Gottes – darum hat jeder Mensch die Würde und das Recht auf Leben, ganz unabhängig von Alter oder Gesundheit. Das Christsein zeigt sich in einer lebensbejahenden und lebensschützenden Grundhaltung.
  3. Der Mensch ist im innersten ein Mörder und trägt ein lebensfeindliches Potential in sich – darum braucht jeder Mensch Erlösung und Vergebung durch Jesu Christus.

Der erlöste Mensch in Jesus Christus weist eine lebensbejahende neue Art auf. Geprägt von JESUS und seinem Wort, wird Gottes Gnade sein ganzes Wesen im Tun und Handeln lebensfreundlich und lebensförderlich sein. Er erkennt auch an, dass der HERR Anfang und Ende des Lebens bestimmt, auch wenn die schweren Tage kommen, die einem nicht gefallen (Leid, Schmerz und Alter). Im Glauben erkennt der Gläubige, dass jede Lebensphase die Würde und den Wert hat, eine Vorbereitung auf die Ewigkeitzu sein, weil der HERR uns immer mehr in seine Ebenbildlichkeit fügt und das Ausharren bis zum Ende belohnen wird.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Gott liebt das Leben

…und schenkt es uns

…und schützt es uns

…und befreit es vom Tod

1) Gott will, dass wir leben – der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen

2) Gott gehört unser Leben – der Mensch steht unter Gottes Schutz

3) Gott erneuert unser Leben – der Mensch braucht Buße und Vergebung

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

„Wer die Erde mit der Bergpredigt regieren will, unterschätzt die Macht des Bösen!“ Helmut Weidemann

„Oh, dass doch die Menschen begreifen würden, dass Zufriedenheit nicht von äußeren Umständen abhängig ist, sondern von dem Zustand des Herzens.“ John Charles Ryle

„Glücklich ist, wer den Sinn des Lebens gefunden hat. Glücklich ist, dem vergeben wurde und der anderen vergeben kann. Glückliche Menschen machen auch andere glücklich.“ Unbekannt

(Klaus Eberwein)