Jesaja

Predigthilfe vom 3. April 2015 – Jesaja 52,13 – 53,9

Monatsthema: Ganzes Christsein

Predigttext: Jes 52,13-53,9

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Hilfen zur Auslegung finden sich im Kommentar von Dieter Schneider (Wuppertaler Studienbibel). Weitere Informationen, auch Hinweise zu den einzelnen Versen bieten die Predigthilfen von Eckhard Löffler vom 23.12.2007 unter www.studienbibel.de und von Heiko Krimmer vom 25.03.2005 unter www.studienbibel.de und vom 17.12.2000 unter www.studienbibel.de.
2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Wir denken heute am Karfreitag ganz besonders über das Sterben von Jesu Christus am Kreuz nach. Die Verse aus Jesaja 52 und 53 sind die Verse des Alten Testaments, durch die das Evangelium der Gnade Gottes am deutlichsten sichtbar wird. Dieses unbeschreibliche Wunder, dass unser großer Gott in seiner Gnade uns durch den Tod seines Sohnes vor dem ewigen Tod rettet, soll im Mittelpunkt dieser Tage und auch des Gottesdienstes stehen.

2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Wir haben es in diesen Versen mit einer absolut deutlichen Prophetie auf Jesus Christus zu tun. Schon in Apg 8,26-40 in der Begegnung zwischen Philippus und dem Kämmerer aus Äthiopien wird dieses Gottesknechtslied eindeutig als Prophezeiung auf Jesus verstanden. Unsere Verse sind ungefähr 700 Jahren vor den Ereignissen in Jerusalem entstanden und beschreiben die Ereignisse dennoch zuverlässig.
Wir haben also in diesen Versen eine zweifache Botschaft. Jesaja beschreibt mit unvergleichlichen Worten, wie Gott durch seinen Knecht die Schuld der Welt trägt. Eine Botschaft, die wir dann in den Evangelien Jahrhunderte später nachlesen können. Und wir haben hier zugleich einen gewaltigen Beleg, dass diese Botschaft des Evangeliums wahr sein muss. Wer sollte sich eine solche Geschichte ausdenken, wer konnte die Ereignisse schon so viele Jahre vorher aufs Genaueste beschreiben? Nur Gott, der dem Propheten Jesaja durch seinen Heiligen Geist die Worte offenbarte, die wir in unserem Abschnitt lesen können.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

Das vierte Gottesknechtslied lässt sich in fünf Abschnitte unterteilen: 52,13-15; 53,1-3; 53,4-6; 53,7-9; 53,10-12. Unser heutiger Text umfasst die ersten vier Abschnitte.
Wir sollten in der Predigt auch den Zusammenhang in den Blick nehmen, in dem die Verse stehen. Dadurch wird deutlich, welch einen großen Kontrast das Lied vom leidenden Gottesknecht bietet. Ab Kapitel 51 schreibt Jesaja von der Rückkehr und der Befreiung des Gottesvolkes und die Verse vor unserem Abschnitt steigern diese Hoffnung noch. Gott wird handeln, er wird seine Macht erweisen und sein Volk retten. Und dann ab 52,13 sehen wir den großen Kontrast, wenn Jesaja beschreibt, wie Gott durch das Leiden und Sterben des Gottesknechtes diese Rettung bewirken wird.
3. Sagen, wo es hingeht

Hilfreich zur Predigtvorbereitung können die Predigten von Winrich Scheffbuch (12.&17.04.1992) und Wilhelm Busch (1961) sein, die sich bei Sermon online finden. Unter www.er-lebt.de findet sich eine Predigt zu unserem Abschnitt von Dr. Walter Hilbrands (den Namen einfach im Suchfeld auf der Seite eingeben).

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Hörer sollen neu von der Größe der Gnade Gottes, die sich im Leiden und Sterben unseres Herrn zeigt, ergriffen werden und ihr Leben auf diese Gnade bauen.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Wir haben ihn verwundet!

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

1. Das Schweigen der Könige (52,13-15)
2. Die Verachtung der Welt (53,1-3)
3. Die Stellvertretung (53,4-6)
4. Das Schweigen des Lammes (53,7-9)
Aus der Predigthilfe von Eckhard Löffler:

1) Im Leiden überdauert er alle (52, 13-15)
2) Im Leiden überrascht er alle (53, 1-3)
3) Im Leiden überführt er alle (53, 4-6)
4) Im Leiden überwindet er alles (53, 7-9)
[Thomas Richter]
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

• Im letzten Haus des Dorfes, einem alten, halb zerfallenen Speicher, wohnte ein buckliger Mann ganz allein. Er wurde von allen gemieden, denn er war wegen Brandstiftung mit einer schweren Freiheitsstrafe belegt worden. Er hatte einst die Mühle des Dorfes angezündet.
Nach langen Jahren kam er aus dem Gefängnis zurück, menschenscheu und noch zusammengefallener als früher. Sogar zum Kinderschreck war er geworden, denn wenn die Kinder nicht brav sein wollten, drohten die Mütter mit dem Zuchthäusler, der sie holen würde.
Nur einer kümmerte sich um den Ausgestoßenen, und das war der Müller, dem der Bucklige dieses Unrecht angetan hatte. Jeden Sonntagnachmittag saß der Müller bei dem Geächteten, und niemand konnte begreifen, was er dort zu tun hätte. Erst redete man darüber, dann wurde es ruhig über dieser Schrulle des Müllers. Und so ging es noch manches Jahr.
Der Bucklige starb. Hinter seinem Sarg gingen der Pfarrer und der Müller – sonst keiner mehr. Denn wenn erst einer aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen ist, gibt es keine Barmherzigkeit mehr, auch im Tod nicht.
Und wieder nach einiger Zeit klopfte der Tod auch bei dem Müller an, und diesmal ging der Pfarrer nicht allein hinter dem Sarg. Das ganze Dorf folgte, denn der Müller war eine Respektsperson. Der Pfarrer sprach über ein Trost- und Bibelwort. Aber die Leute begannen erst da aufzuhorchen, als er folgendes erzählte: „Ihr habt euch oft gewundert, dass der Müller so freundlich zu dem Buckligen war. Heute sollt ihr den Grund erfahren. Kurz vor seinem Tod hat mir der Müller gebeichtet, dass er seine Mühle selbst angezündet habe, und er wäre dafür unfehlbar ins Zuchthaus gekommen.
Der Bucklige hatte die Gewohnheit, öfters in der Nacht noch draußen umherzustreichen, und da hatte er wohl den Müller bei seiner Tat beobachtet. Da kam der Bucklige eines Abends zu ihm und erklärte, er habe keinen Menschen auf der Welt, er wolle sich darum als Brandstifter ausgeben und alle Schuld auf sich nehmen, damit der Müller und seine Familie nicht ins Unglück kämen.
So konnte bei der Gerichtsverhandlung dann auch nachgewiesen werden, dass der Angeklagte in der Brandnacht nahe der Mühle gesehen worden sei. Viel Sympathien genoss er ohnehin nicht im Dorf, so wurde er denn verurteilt. Jahrelang hat dann der einsame Mann die fremde Schuld getragen, als Stellvertreter des Müllers. Dem Mann hier im Sarg hat Gott seine Schuld vergeben. Bitten wir nun Gott, dass er unsere Schuld dem Buckligen gegenüber auch vergebe, und lasst uns sein Andenken in Ehren halten.”
• Vom Perserkönig Cyrus wird erzählt, dass er auf einem seiner Eroberungszüge einen Fürsten mit Frau und Kindern gefangen nahm. Als man sie Cyrus vorführte, fragte dieser den Fürsten: „Was gibst du mir, wenn ich dir deine Freiheit zurückgebe?“
„Die Hälfte meines Reiches“, war die Antwort. „Und wenn ich auch deine Kinder freilasse?“ „Mein ganzes Reich.“ „Aber was gibst du für deiner Gattin Freiheit?“ „Mich selbst!“
Cyrus gefiel diese Antwort so wohl, dass er die ganze Familie ohne Lösegeld freigab. Auf der Heimreise fragte der Fürst seine Frau, ob sie beobachtet habe, was für ein edler, schöner Mann Cyrus sei.
Darauf erwiderte sie: „Ich sah nur den, der bereit war, sich selbst als Lösegeld für meine Freiheit zu geben.“ – Könnten nicht alle Gotteskinder ebenso lernen, nur Augen für Jesus zu haben, der nicht nur willig war, sich für uns zu opfern, sondern es auch tat?

• Vom englischen Staatsmann Oliver Cromwell (1599-1658) wird folgendes berichtet: Er hatte einen Mann wegen Staatsverbrechen zum Tode verurteilt und angeordnet: »Wenn abends um sechs Uhr die Glocke vom Dom ertönt, soll das Haupt des Verurteilten fallen.« Viele Neugierige hatten sich auf dem Domplatz eingefunden, um Zeuge der Hinrichtung zu werden. Man wartete auf das Glockenzeichen, doch das blieb aus. Eine Abordnung wurde zum Glöckner geschickt. Der aber zog wie sonst kräftig am Seil. Als dann einige nach oben stiegen, um auf dem Glockengerüst nachzusehen, bot sich ihnen ein furchtbarer Anblick. Eine Frau hing am Klöppel der Glocke und wurde hin- und hergeschlagen. Man hielt die Glocke an, und die Frau brach ohnmächtig zusammen. Es war die Frau des Verurteilten. Als Cromwell davon erfuhr, war er zutiefst betroffen und gab den Verurteilten frei. Der Mann selbst hatte nichts zu seinen Gunsten anführen können. Die Liebe und das Opfer seiner Frau waren das Argument gegen seine Hinrichtung. Das Opfer Christi ist Argument gegen die Vollstreckung von Gottes Gericht.

• Es war einmal ein König, der sein Land glücklich machen wollte. Er hatte schon verschiedene Anordnungen getroffen, um die schlechten Zustände in seinem Reich zu beseitigen. Eine dieser Maßnahmen lautete: Der Genuss von Rauschmitteln ist verboten. Das war eine besonders harte Maßnahme, denn viele waren diesem Laster verfallen, selbst am Hofe des Königs.
Der König hatte eine harte Strafe angedroht. Wer auf frischer Tat ertappt wurde, sollte mit dreißig Stockschlägen bestraft werden. Lange Zeit wurde niemand zum König gebracht. Und es schien so, als wagte kein Untertan den Befehl zu übertreten. Eines Tages kam ein Diener zum König und meldete, dass eine Frau Rauschmittel genommen hätte. Der König befahl: „Bring sie her, sie wird ihre Strafe bekommen. Jeder, der es verdient, wird bestraft, und wenn es meine eigene Frau wäre.”
Der Diener entfernte sich und kehrte bald mit zwei Soldaten zurück, die eine Frau zwischen sich führten. Es war … die Mutter des Königs. Der König erschrak. Das hatte er nicht erwartet. Was nun? Er musste sein Wort halten.
Gespannt warteten die Diener ab, was ihr König tun würde. Der König sah seine Mutter an. Dann trat er vor, entblößte seinen Rücken und erteilte dem Gerichtsdiener den Befehl, ihm die dreißig Stockschläge zu geben. Er nahm die Strafe, die seine alte Mutter verdient hatte, auf sich. Im ganzen Land wurde der König für das, was er getan hatte, gelobt.

(Tobias Schurr)