Monatsthema: Gott bleibt treu – dem, der versagt
Predigtthema: treu auch in Anfechtung
Bibelstelle: Lukas 7, 18-23
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen:
Johannes der Täufer sitzt gefangen in der herodianischen Festung Machärus, östlich vom Toten Meer. (1)
Die Verbindungen nach außen funktionieren noch. Seine Nachfolger sind weder abgesprungen, noch zu Jesus „übergelaufen“ (Jo 3, 23ff; Apg 16, 1ff.), noch lassen sie „ihren“ Johannes uninformiert. (2)
Enttäuschung war im Volk allerdings darüber entstanden, dass Johannes trotz starken Zulaufs nicht dem Unterdrücker Herodes das Handwerk legte. (3)
Textbausteine:
V 18 Die Haftbedingungen für Johannes sind noch nicht unerträglich (Mk 6, 19f).
Mindestens zwei Zeugen waren nach alttestamentlichem Recht vorgeschrieben (5. Mo 19, 15).
V 19 Die Lösung dieser Frage war die ursprüngliche Aufgabe des Johannes (Lk 3, 4-6.16).
„Der Kommende“ war die Bezeichnung für den Messias (Ps 118, 26; Mal 3, 1; Mt 3, 11; Hebr 10, 37).
Eine schwere Anfechtung für Johannes.
Er war ja auch nicht wiedergeboren, hatte also die neue Sicht, den neuen Glauben und die Erfüllung mit dem Geist noch nicht erlebt.
Sein Glaube an den lebendigen Gott und den versprochenen Messias droht zu zerbrechen. (4)
V 20 Sie blieben wortwörtlich am Wort! (5). Beispielhaft auch für Jesusleute. (6)
V 21 Jesus ist der Herr. Er kann jede Krankheit beenden, aber auch Kranke begleiten als der gute Hirte und beste Seelsorger.
V 22 Zeugen geben nichts Eigenes wieder und erfahren die volle Unterstützung ihres Herrn (7).
Jesus gibt hier nicht an. Nachprüfbare Tatsachen.
V 23 Das Wort „selig“ (griech.: makarios) wurde im Altertum mit der Insel Cypern verbunden. Bis heute machen die Cyprioten Werbung mit diesem Begriff: „Die Insel, wo die Götter Urlaub machten.“ (8)
Jesus wählt dieses damals bekannte „weltliche“ Wort für seine Seligpreisungen.
„Der letzte Satz Jesu ist Seelsorge am Täufer“ (Dr. Gerhard Maier). (9)
J. A. Bengels NT-Auslegungen in seinem sehr empfehlenswerten GNOMON ist deutlich ergriffen: „Herr Jesus, besser wäre es gar nicht geboren zu sein, als nicht in deiner Gemeinschaft und im Reich Gottes.“
Hilfen zur Predigt:
Johannes ist in einem Tief. In dieser Festung wird er später enthauptet (Mt 14, 10; Mk 6, 16-27; Luk 9, 9).
Persönlich kann man politisch schlimme Entwicklungen kaum beeinflussen. Fragen bleiben: Was tut Gott? Wo ist er? War alles umsonst? Sollen wir auf einen Anderen warten?
Jesus erscheint vielen weit weg.
1. Sie kennen weder Gott noch Jesus.
In welchen Familien wird denn noch Gottes Wort WEITER GEGEBEN?
Manche Kirchengemeinden bieten wenig Unterstützung, viele Mitarbeiter im Raum der Württembergischen Landeskirche tragen aber das Anliegen mit.
Übrigens fehlen Gemeinschaftsverbänden – Einzelgemeinschaften noch deutlicher – Möglichkeiten, Mitarbeiter und Kräfte, unserem ganzen Volk das Wort Gotte nahe zu bringen.
Warum warten viele Menschen „auf einen anderen“? Die Vielzahl religiöser Angebote wird nicht abnehmen. Im Gegenteil. Das Prüfen wird manchmal vorgewandt, um selbst keine Entscheidung treffen zu müssen.
2. Weil man sich aber trotzdem nach geistlichen Erfahrungen sehnt: ZU viele Jahre beschränkte sich die offizielle Theologie auf das Wissen.
Wenn das intellektuelle Wissen aber die Gemeinschaft mit dem lebendigen Herrn ersetzen soll, werden Menschern weder heil noch satt. Man kann über Jesus stundenlang diskutieren und ihn doch nicht im Herzen haben.
Beispiel: Die Speisekarte ist in Restaurants wichtig. Aber wir essen diese Karte nicht! Nur die Speise selbst hilft dem äußerlichen Leben weiter.
Die Bibel informiert über Angebote, Ziele des christlichen Glaubens, Gemeinschaft mit Jesus. Leben mit ihm! Christliches Wissen reicht nicht aus. Wir müssen mit Jesus selbst eine Lebensgemeinschaft eingehen.
Über die Entfaltung der verschiedenen Heilungsarten kommen wir nicht weiter. Jesus KANN alles! – aber wir können ihn nicht als einflussreichen, wohlwollenden Mitbegleiter UNSERER Anliegen, Sorgen und Geschäfte vorstellen. Er ist HERR.
Weitere Gedanken in einem Gliederungsvorschlag:
1. Wunder können geschehen.
Auch nichtchristliche Völker und Gruppen kennen Wunder.
Wer biblische Wahrheiten nicht bloß lehrt sondern anwendet, wird seine Wunder erleben.
Zeichen folgen (Mk 16, 17).
2. Biblische Verheißungen erfüllen sich.
Jesus zitiert Jesaja. Gottes Plan erfüllt sich. „Warum zweifelst du noch?“
Gott erwartet, dass wir ihn beim Wort nehmen.
Entwicklungen der letzten Zeit erleben wir auch heute. Sollen wir auf einen Anderen warten?
3. Den ARMEN wird die Botschaft verkündigt.
Gemeinschaften haben kaum Einfluss in der Dritten Welt. Wir lesen Missionsberichte unterstützen Missionen und leiden mit. Offenbar.
Erreichen wir noch „unsere“ Armen? Fühlen sich die „Untersten“ bei uns aufgenommen und wohl?
Ist die „gehobene Mittelklasse“ unsere Hauptadresse? Jesus hat ein Herz für Arme!
Manche sitzen heute im persönlichen „dunklen Loch“. Die Erfahrung, dass Jesus sie dort SIEHT, hilft auf (Luk 18, 39f).
4. Mensch, ärgere dich nicht – schon gar nicht an Jesus.
Wenn Jesus „verzieht“ (aufschiebt), hab Geduld. „Verspätungen“ im Reich Gottes sind meistens kein Unglück. Eher: Freu dich, dass Gott die Sache begleitet.
„Glücklich ist, wer sich nicht an mir ärgert …“. Das LETZTE Wort Jesu an seinen Wegbereiter.
5. Die Antwort musst du selbst geben!
Gott schafft Fakten. Jeder darf ihn beim Wort nehmen und sich frei entscheiden.
In Sachen Glaubensentscheidungen keinen Druck und kein Beschwatzen!
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Fußnoten
(1) Schreckensnachrichten von damals sind teilweise schlimmsten Tagesschau-Nachrichten von heute vergleichbar.
(2) heute in Jordanien. Herodes hatte sich aus Sorge vor unzufriedenen Juden Festungen an sehr verschiedenen bauen lassen. Jesus nennt ihn einen „Fuchs“ (Lk 13, 32). Ein selbstsüchtiger Vollblutdiplomat. Vor dem römischen Kaiser hatte er Angst, aber auch vor extremen Vertretern unter den Juden.
(3) Die Geschichte der Zeloten spricht Bände – denen standen übrigens auch Jesusjünger nahe. Bethsaida war ein Zentrum widerständlicher Propaganda, ebenso die daneben liegende Festung Gamla.
(4) Wenn schon Johannes d. T. , der „Zweifler“ Thomas und andere aus dem Kreis der Jesusleute unsicher werden konnten, wie viel mehr heutige Menschen?
(5) Verbandsintern: WBB bedeutet „Wir bleiben beieinander“ (Thomas Richter), könnte auch „Wir bleiben Bibelleser“, „Wir bleiben bibeltreu“, o. ä. bedeuten.
(6) Höchstwahrscheinlich musste die mündliche Überlieferung des Gotteswortes damals hervorragend funktioniert haben.
(7) Im Altertum galt ein Grundsatz: Der Gesandte ist gleich dem Sendenden. Das meint 2. Kor 5, 20.
Sehr gutes Beispiel: 1. Chron 19. Wer den Gesandten anrührt, bekommt es mit dem Sender zu tun.
(8) Cypern = Wasser klar und warm, meistens blauer Himmel, Vegetation grün und lebendig, Menschen anziehend, bzw. gastfreundlich – ein ideales Urlaubsziel schon damals.
(9) Der Luthertext verharmlost „ärgert sich an mir“. Eigentlich: „wer nicht zu Fall kommt an mir“.