Offenbarung

Predigthilfe vom 29. Dezember 2024 – Offenbarung 1,9-2,7

Jahresthema:          Bilder der Gemeinde
Predigtthema:         Leuchter (Offb.1,9-2,7)

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

  • Fritz Grünzweig. Offenbarung des Johannes. Edition C.
  • N. T. Wright: Paulus für heute. Offenbarung.
  • Gerhard Maier. Die Offenbarung des Johannes. HTA.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

1.3.1 Zur Offenbarung des Johannes

Johannes schrieb das Buch der Offenbarung am Anfang der neunziger Jahre (MacArthur: 94-96 n.Chr.). Es war eine Zeit, in der sich der römische Kaiser als Gott anbeten ließ. Christen konnten dem Kaiser aber dieses verlangte Maß an Unterwerfung und Anbetung nicht geben. Deshalb bekamen sie große Probleme, weil sie allein vor Gott ihre Knie beugen wollten. Es war also eine schwierige und „dunkle“ Zeit für Christen. Johannes war um seines Glaubens willen als Gefangener auf Patmos (ein Ort der Verbannung). Christen fragten sich, wie es weitergeht.

Jesus schenkt den angefochtenen Christen durch das Buch der Offenbarung (Enthüllung Jesu, Offb.1,1) ein Licht auf dem Weg (Ps.119,105), Hoffnung und Trost, weil sie in der Offenbarung sehen konnten, dass Gott diese Welt zum Ziel führt – auch wenn es durch viel Kampf hindurch gehen wird. Jesus wird auf jeden Fall am Ende der Sieger sein. Johannes soll aufschreiben, was war (was er gesehen hat), was ist und was geschehen wird (Offb.1,19). Jesus schenkt damit einen Blick bis auf das Ziel (z.B. Offb.21-22). Er lässt die angefochtenen Gläubigen nicht im Unwissen. Das ermutigt zur Nachfolge auch in schweren Zeiten.

In der Bildersprache der Offenbarung wird vieles ausgedrückt, was durch die ganz Bibel hindurch gesagt wird. Aus diesem Grund lohnt es sich, sie gründlich zu studieren. So auch das Bild von Licht/Dunkelheit und dem Leuchter….

1.3.2 Zum Bild des „Leuchters“ (und des Lichtseins) in der Bibel allgemein

Das Thema „Licht“ und „Lichtsein in der Dunkelheit“ zieht sich durch die ganze Bibel durch.

1.„Es werde Licht“ (1.Mose 1,3) – so lesen wir es ganz am Anfang des Schöpfungsberichts. Gott allein macht es hell. Gott ist der Vater (Ursprung) des Lichts (Jak.1,17). Gott selber ist Licht (1.Joh.1,5)

1.Mose 1,3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. 4 Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Jak.1,17 Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel von Licht und Finsternis.

1Joh 1,5 Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.

2.In der Stiftshütte stand ein 7-armiger Leuchter, der vor allem in der Nacht vor Gott leuchten soll. Das Licht (Leuchter) musste gepflegt werden – Öl musste nachgefüllt werden, die Dochte mussten geschnäuzt werden (2.Mose 27,20-21).

2.Mose 27,20 Gebiete den Israeliten, dass sie zu dir bringen das allerreinste Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter, dass man eine Lampe aufsetzen kann, die ständig brennt. 21 In der Stiftshütte, außen vor dem Vorhang, der vor der Lade mit dem Gesetz hängt, sollen Aaron und seine Söhne den Leuchter zurichten, dass er brenne vom Abend bis zum Morgen vor dem HERRN. Das soll eine ewige Ordnung sein für ihre Nachkommen bei den Israeliten.

3.Jesus bezeichnet sich als Licht der Welt (Joh.8,12). Er kam als das „aufgehende Licht aus der Höhe“ (Lk.1,78). Das Evangelium von Jesus ist ein helles Licht (2.Kor.4,4).

Joh. 8,12 Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

2.Kor.4,4 den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.

4.Jesus vergleicht seine Jünger mit einem Licht. Dieses Licht ist dazu da, dass es Menschen Orientierung gibt und auf Gott hinweist. Gute Werke werden Menschen Anlass geben, Gott zu loben (Mt.5,14-16)

Mt.5,14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

5.Paulus beschreibt die Gemeinde als ein Licht in einer dunklen Welt, wenn sie im Hören und Gehorchen auf Gottes Wort lebt (Phil.2,14-16).

Phil.2,14 Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, 15 damit ihr ohne Tadel und lauter seid, Gottes Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr scheint als Lichter in der Welt, 16 dadurch dass ihr festhaltet am Wort des Lebens, mir zum Ruhm an dem Tage Christi, sodass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch vergeblich gearbeitet habe. 

Fazit: Gott ist Licht, macht Licht, führt zum Licht, lässt seine Gemeinde ein Licht sein.

Es fällt auf, dass Leuchter und Licht eine Einheit bilden. Zwischen Leuchter (dem Lichtträger, dem Gestell) und der eigentlichen Lichtquelle wird selten unterschieden. Klar ist, dass es durch den Leuchter und die Lichtquelle hell wird. Weil die Gemeinde so eng mit dem Licht (Jesus) verbunden ist, wird sie sogar selber als Licht beschrieben, obwohl sie eigentlich nur er Träger des Lichts ist (Leuchtergestell).

1.3.3 Zu Offb.1,9-20 (in Bezug auf den Leuchter)

1.Johannes erklärt seine Situation (1,9)

9 Ich, Johannes, euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedrängnis und am Königtum und am Ausharren in Jesus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.

Der Vers unterstreicht die „Dunkelheit“ in der gefallenen Welt, die sich gegen Jesus gewendet hat. Für Christen bedeutet diese Dunkelheit Bedrängnis und ein Ausharren-müssen. Johannes weiß sich im Leiden mit vielen anderen Christen verbunden (vgl. Apg.14,22 „…stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu bleiben, und sagten: Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“). Johannes versteht sich als Bruder unter Brüder, ist weder Stammapostel noch Papst.

2.Johannes wird angesprochen und erhält einen Auftrag (1,10-11)

10 Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie von einer Posaune,11 die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea!

Johannes erlebt einen besonderen Sonntag (Tag des Herrn). Er war „im Geist“, ganz erfüllt von Gottes Geist. Was Johannes erfährt, ist nicht privat für ihn allein. Das offenbarte Wissen ist für alle Christen aller Zeiten.

Die 7 Gemeinden lebten alle angefochten (ganz wie es 2.Tim.3,12 beschreibt: „Und alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden“). In den Sendschreiben wird deutlich: Die konkreten Herausforderungen sind zwar örtlich unterschiedlich aber in der Substanz gleich. Alle Gemeinden haben an ihrem Platz die gleiche Bestimmung und den gleichen Auftrag: Licht sein in der Dunkelheit (Mt.5,16).

3.Johannes beschreibt, was er sieht: Jesus (1,12-16)

12 Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, 13 und inmitten der Leuchter ⟨einen⟩, gleich einem Menschensohn, bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand, und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel, 14 sein Haupt aber und die Haare ⟨waren⟩ weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme, 15 und seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser, 16 und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor, und sein Angesicht ⟨war⟩, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.

Johannes muss sich umwenden, bewusst der Stimme zuwenden. Er muss wegsehen von dem Sichtbaren (seine Situation auf der Insel) und hinsehen auf die geistliche Realität (vgl. 2.Kor.4,17-18 „Denn unsre Bedrängnis, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18 uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“).

Auffallend ist, dass Johannes zuerst die Leuchter sieht, dann Jesus. Der sichtbare Leib Jesu (die Gemeinden) werden in der Welt zuerst wahrgenommen. Aber wer dann genauer hinschaut, der bemerkt den unsichtbaren Jesus inmitten der Leuchter (Gemeinden). Er ist gegenwärtig, wenn auch unsichtbar (Joh.20,29). Johannes darf hier sehen, was man sonst nicht sieht. Gut, dass es hier enthüllt ist und damit die Realität zeigt: Jesus ist da, wie er es versprochen hat (Mt.28,20 „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“).

Das Wandeln inmitten der sieben goldenen Leuchter bedeutet die Präsenz (Gegenwart) Christi in seiner Gemeinde. Während Johannes als Leiter der Gemeinde isoliert ist, ist der Herr selber (das Haupt) immer da.

4.Johannes beschreibt seine Reaktion und den Zuspruch Jesu (1,17-18)

17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.

Die ungetrübte Erscheinung Jesu lässt Johannes umfallen. Jesus muss ihm zusprechen. Jesus stellt sich mit entscheidenden Kernmerkmalen vor, die allein ihn kennzeichnen (vgl. auch Kol.1,15-23: er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, … durch ihn ist alles geschaffen, …. er ist der Anfang, … er ist der Erstgeborene aus den Toten, … durch ihn ist Frieden gemacht durch sein Blut am Kreuz…)

Hier geht es Johannes wie Mose am Dornbusch (2.Mose) oder Daniel in Persien (Dan.10). Nachdem er angesprochen wird, wirft es ihn um und er muss aufgerichtet werden.

5.Johannes bekommt erneut den Auftrag und eine Erklärung (1,19-20)

19 Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird!

20 ⟨Was⟩ das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter ⟨betrifft⟩: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.

Jesus will, dass alles offenbart (enthüllt und zugänglich) wird, was Johannes sieht und gleich noch sehen wird. Jesus will seiner Gemeinde in dunkler Zeit Licht geben.

Jesus macht deutlich, was es mit den Sternen und Leuchtern auf sich hat: Die Leuchter stehen für Gemeinden. Oder auch: Gemeinden sind Leuchter. „Aus Gold“ – das erinnert an den 7-armigen Leuchter in der Stiftshütte. Die Gemeinden gehören zu dem, was allein Gott gehört.

1.3.4 Zu 2,1-7 (in Bezug auf den Leuchter)

1.Selbstbeschreibung Jesu (2,1)

Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Dies sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt:

Die Welt ist geistlich „dunkel“ (Jes.60,2: „Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“; Eph.5,8 „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts“; Eph.6,12 „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“; Kol.1,13 „Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes…“)

Jesus erfüllt das Verspechen seiner Gegenwart in dieser dunklen Welt (Mt.28,20). So stellt er sich hier vor. Christen dürfen sich darauf verlassen. „Auch wenn ich gar nichts fühle von deiner Macht, du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht“ (Lied von Julie Hausmann: So nimm denn meine Hände.). Das ist auch die seelsorgerliche Hilfe in den Psalmen: Ja, es ist dunkel,…  aber der Herr ist da. Z.B. Ps.23,4: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“)

Die Gemeinen haben kein eigenes Licht. Wie die Planeten werden sie von der Sonne angestrahlt und reflektieren dann das Licht.

2.Lob und Tadel (2,2-4)

2 Ich kenne deine Werke und deine Mühe und dein Ausharren, und dass du Böse nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner befunden; 3 und du hast Ausharren und hast ⟨vieles⟩ getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden. 4 Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.

Jesus weiß Bescheid und kennt die Situation. Jederzeit ist ihm bewusst, was die Gemeinden damals und heute erleben und durchmachen.

Jesus nennt einiges, was ihm in Ephesus gefällt im Gegensatz zum „aber“ in V.4. In Ephesus fand in der Vergangenheit eine gute Gemeindearbeit statt (zusammen mit Paulus, Aquilla, Priszilla, Apollos, Timotheus,…), Viele sind zum Glauben gekommen und haben ein neues Leben mit Jesus beginnen dürfen (siehe Apg. 19)

Jesus nennt eine Sache, die er bemängelt: Sie haben die „erste Liebe“ verlassen. Der Vers 4 beschreibt ein Ergebnis: Sie haben die erste Liebe „verlassen“. Vermutlich ist es schleichend dazu gekommen, aber am Ende steht jetzt das Ergebnis.

Was ist die „erste Liebe“?

In Joh.15 spricht Jesus davon, dass die Jünger „in ihm“ bleiben sollen und dass seine Worte „in ihnen“ bleiben sollen. Die mit Weinstock und Rebe ausgedrückte Beziehung zu Jesus beschriebt die Lebensader, auf die es ankommt. In Ephesus hat diese ganz persönliche Beziehung zu Jesus wohl gelitten. Man funktionierte nur noch: In Sitzungen wurde organisiert, bewertet, entschieden, beurteilt, als Lügner befunden, ausgeharrt, Schwierigkeiten angegangen … aber das Leben mit Jesus (oder aus Jesus, dem Weinstock) hat gelitten.

In Apg. 2 lesen wir, wie sich erste Liebe zu Jesus auch gleich auf die Liebe zum Nächsten auswirkt: es wird geteilt, geholfen, geliebt. Das hat auf die ganze Stadt ausgestrahlt (Apg. 2,47). Erste Liebe bringt erste (Liebes-)Werke hervor.

3.Aufforderung (2,5-7)

5 Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich ⟨zu⟩ dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust. 6 Aber dies hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse. 7 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist.

Jesus erinnert zunächst an die Anfänge. Wie war es in den „Flitterwochen mit Jesus“ („erste Werke“)? Wie wurde mit Jesus gelebt in der Zeit der Bekehrung? In Ephesus hat sich seit dieser Zeit etwas verändert.

Jesus spricht eine ernste Warnung aus. Es gilt umzudenken und umzukehren. Denn: Wer nicht „in ihm“ bleibt, der lebt getrennt vom Leben. Das hat Folgen: Der Leuchter wird von seiner Stelle genommen.

Noch ist es nicht so weit. Die Sendschreiben sind Zwischenergebnisse, kein Abschluss. Es sind Halbjahreszeugnisse, keine Versetzungszeugnisse. Aber sie sind sehr ernst zu nehmen. Wer nicht Buße tut, der verliert seine Strahlkraft, seine Bestimmung und Aufgabe in dieser Welt. (Lied: Nimmst du mich noch einmal an… ob es wieder werden kann….)

Noch ist die Gemeinde vital (lebt) – sie lehnt ab, was Jesus ablehnt (Nikolaiten. Wir wissen sehr wenig über sie). Aber vermutlich wird auch dieses Empfinden nachlassen, wenn die Beziehung zu Jesus nicht gepflegt wird.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Die Bibel legt sich am besten mit der Bibel aus. Von daher ist es wichtig, das Thema „Licht“ in der ganzen Bibel zu studieren.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Wir predigen im Rahmen des „Jahresthemas“.

Es ist sicher gut, wenn wir als Verkündiger oder der Gottesdienstleiter den Zusammenhang zum Jahresthema herstellen. Wir haben inzwischen schon viele „Bilder der Gemeinde“ angeschaut: Gottes Familie. Gottes Weinberg. Leib Christi (Haupt). Gottes Bau. Gottes Tempel. Gottes Herde. Leib Christi (Körper). Gottes Volk. Pfeiler. Brief Christi. Braut Christi. Heute kommt der Leuchter dazu. Damit wird das Bild immer kompletter. Wiederholung schadet hier nicht, denn es ist wichtig zu wissen, wie Jesus uns als Gemeinde sieht und beschreibt.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

1.Wir predigen das Thema 2024 am letzten Sonntag im Jahr

Der Sonntag lädt ein zur Reflexion. Was war im letzten Jahr alles geschehen? Wofür können wir dankbar sein? Was blieb offen? Wie sind wir unterwegs?

Das passt gut zu dem Anliegen der Sendschreiben. Es wäre im Vorfeld mit dem Gottesdienstleiter zu klären, ob das Thema in der Predigt oder schon vor der Predigt im Gottesdienst angesprochen wird.

2.Die Sendschreiben sind sehr ernste, aber auch sehr liebevolle Ermahnungen.

Es geht um Hören und Tun, was Jesus sagt. Wie reagieren wir auf sein ermahnendes Reden?

3.Erste Liebe

Es gibt einen Zusammenhang zwischen dieser Liebe und dem Leuchter. Ohne Liebe werden wir nicht leuchten.

Wie könnte die „Erste Hilfe“ zur „ersten Liebe“ aussehen? Vielleicht so: 1. Zeit nehmen: Für Gott (Stille, Gebet, Hören). Für einander („Untereinander“, …) Mehr Qualitätszeit… 2. Denk-Therapie: Neu bewusstwerden: Ich muss mir die Liebe Gottes nicht durch Werke verdienen. Joh.4,19 Gott liebt zuerst. Röm.5,6-10 Gott liebt mich ohne Grund. 3. „Heiße“ (erste) Liebe in der Bibel studieren, z.B. Apg. 2. Das steckt an.

Ohne die erste Liebe sind wir wie ein äußerlich schöner Apfel mit einem faulen Kern. Man wird das (früher oder später) merken.

4.Schweigen wir zu viel?

Fritz Grünzweig fragt: „Wenn Johannes den Mund gehalten hätte, wäre ihm nichts geschehen. Steht die Tatsache, dass uns so wenig geschieht, im Zusammenhang damit, dass wir so oft schweigen, wo wir reden sollten?“

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Das Ziel der Predigt ist, dass die Zuhörer erkennen, wer wir als Gemeinde, als Jesus-Nachfolger, sind (Leuchter) und was das bedeutet.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Das Bild des Leuchters zeigt, wozu wir als Gemeinde in dieser Welt sind: Jesus will es durch uns Christen hell machen in einer dunklen Welt.

Wie geschieht das? Weil Jesus, das Licht der Welt, in uns lebt, sind auch wir ein Licht. Und zwar genau an dem Platz, wo wir sind. Allerdings sind wir nur in dem Maße Licht, wie wir in einer lebendigen Beziehung zu Jesus / intakten Verbindung mit Jesus sind. Nur wenn wir in ihm sind, bringen wir Frucht.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Ein Licht sein in der Dunkelheit

1.Der Herr Jesus – das Licht in einer dunklen Welt (1,9-20)
2.Die Gemeinde Jesu – der Lichtträger vor Ort (2,1-7)

Ein Licht in unserer dunklen Umgebung sein und bleiben

1.Durch einen staunenden Aufblick (Person Jesu) (1,9-20)
2.Durch einen dankbaren Rückblick (Handeln und Ansprechen Jesu) (2,1-6)
3.Durch einen praktischen Ausblick (Wunsch Jesu) (2,7; auch 2,5;…)

Innehalten am Jahreswechsel: Auf was es ankommt

1.Jesus, wir sehen auf dich (1,9-20): Jesus offenbart sich als der gegenwärtige Herr
2.Jesus, wir hören auf dich (2,1-6): Jesus motiviert durch sein konkretes liebevolles Ansprechen der Probleme auf dem Weg
3.Jesus, wir warten auf dich (2,7): Jesus verspricht den Überwindern das Erreichen des Zieles.

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Impuls: Licht (im Christusbund Newsletter Dezember 2024):

„Das ist Seelsorge: Ein Licht anzünden, wo’s dunkel ist.

Es ist mehr als: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“. Denn wo soll das Licht herkommen, wenn man im dunklen Verlies sitzt und weder Kerze noch Streichholz hat? Unser Bibelvers weiß: Das Licht kommt nicht von innen aus mir raus, sondern von außen auf mich zu. „Dein Licht kommt!“, oder auch: „Dein Licht ist gekommen“: „Denn über dir strahlt der Herr auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Zur Seelsorge gehört, dass wir realistisch bleiben:

Erster Realismus: Es ist finster auf der Erde, auf der ganzen! („Finsternis bedeckt die Erde“ (V. 2)) Jammertal sagte man früher. Wer das nicht wahrhaben will, kann an sich keine Seelsorge geschehen lassen. Wir müssen auch da sehr realistisch sein. Finsternis ist überall: Krankheit, Beziehungsprobleme, Süchte und Abhängigkeiten, Kriege und Terrorismus, Streit und Spaltung. Wir sind da nicht ausgenommen. Gut so, sonst würden wir unrealistisch!

Zweiter Realismus: Dein Licht ist gekommen! Aber es ist noch finster. Beides ist Realität: Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint schon (1Joh2,8). Es ist wie bei der Dämmerung: Wer nach langem Schlaf (oder Narkose o.ä.) in der Dämmerung aufwacht, weiß im ersten Moment nicht: Wird es jetzt Tag oder Nacht. Es ist beides. Aber dann stellt sich raus: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.“ (Jochen Klepper nach Röm 13,12) Es wird Tag, das Licht scheint schon, auch wenn die Finsternis noch da ist.

Diesen Realismus müssen wir unbedingt bewahren, sonst geht alle Seelsorge ins Leere. Es gibt immer wieder Leute, die von der Finsternis nichts wissen wollen, die meinen, alles sei eitel Sonnenschein. Aber das zerbricht uns, weil Wahrnehmung und „Lehre“ nicht zusammenpassen. Genauso gibt‘s Leute, die von diesem Licht nichts wissen wollen und nur die Not sehen. Die haben die Realität Gottes vergessen und können weder trösten noch getröstet werden. Beides gilt: Es ist noch finster. Aber das Licht scheint schon.

Dritter Realismus: Über dir ist die Herrlichkeit des Herrn aufgegangen. Was ist das für ein Satz? Die Worte fehlen, um die Bedeutung zu fassen. Das kann man wohl nur anbetend verstehen. Nur dürfen wir einen Fehler nicht machen: Diese Herrlichkeit uns zuschreiben, wie wenn das ein sicherer Besitz wäre. Nein, das ist etwas Geschenktes, etwas ganz Sensibles, Schönes.

Nicht umsonst erinnert uns das alles an Weihnachten: Diese Herrlichkeit, die aufgegangen ist, die ist Jesus, der Herr, selbst. Und in Jesus scheint diese Herrlichkeit auch auf uns. Wenn uns das doch bei aller Dunkelheit auch unseres Lebens mehr bewusst würde – unser Leben wäre anders. Der Umgang mit der Familie wäre anders. Mit Kollegen. Unser Umgang mit dem Leid wäre anders, gelassener und getrösteter, ohne es zu verdrängen.

Dann merkten wir wieder, dass das, was uns hier so beschäftigt, nur das Vorletzte ist, und noch nicht das Letzte. Dann läge über allem der Glanz der Vorfreude. Das ist nicht abgehoben. Das ist keine Schwärmerei. Das ist Realismus. Wir sind eingeladen, gerade in der Advents- und Weihnachtszeit, Realisten zu werden. Lasst uns hell werden! Das Licht scheint schon! Das Licht ist Jesus.“

(Günther Ott)