Psalmen

Predigthilfe vom 29.8.2010 – Psalmen 32

Monatsthema: Innehalten – Gottesdienst
Predigtthema: Befreit von Last – frei zum Leben!

Bibelstelle: Psalmen 32

Verfasser: Thomas Richter

Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.

1. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG

Der Predigtanlass ist ein „Innehalten-Gottesdienst“. Der Schwerpunkt in diesem Gottesdienst liegt auf dem gemeinsamen „zur Ruhe kommen und Hören“. Innehalten heißt, dass wir nicht einfach weitereilen, sondern bewusst anhalten – atemholen und uns dabei fragen: Wie soll es nun weitergehen? Die „Sommerpause“ soll nicht zu einer „Gottespause“ werden. Von daher hat in diesem Gottesdienst auch der Rückblick seinen Raum. Wir wollen bewusst weitergehen und von daher überlegen, was wir unbedingt in die „Sommerpause“ mitnehmen und was wir bewusst zurück- bzw. loslassen. Wir wollen miteinander in diesem Gottesdienst bewegen und erkennen, von welchen Lasten wir befreit werden müssen, damit wir „frei zum Leben“ werden (= Predigtthema).

2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Dieter Schneider. Das Buch der Psalmen – 1.Teil: Psalm 1-50. Wuppertaler Studienbibel. S. 220-226.
* Benedikt Peters. Das Buch der Psalmen – Teil 1: Psalm 1-41. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2004. S. 397-408 (sehr empfehlenswert).
* C.H. Spurgeon. Die Schatzkammer Davids – 1. Band: Psalm 1-41(Download unter http://bitflow.dyndns.org/german/CharlesHaddonSpurgeon/Die_Schatzkammer_Davids_2004.pdf ; S. 452-468 der Internetausgabe – sehr empfehlenswert)

Bitte betrachtet und bewegt die Ausführungen von Charles H. Spurgeon zu Psalm 32, sie enthalten eine Fülle von hilfreichen Text- und Predigtanmerkungen.

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext empfehlen wir das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 31.01.1982 mit dem Titel „weggewischte Schuld“ (Psalm 32,1-11) und vom 11.06.1995 mit dem Titel „sichere Lebensführung“ (Psalm 32,8). Die vorgenannten Botschaften findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Psalm 32] und „Autor“ [Scheffbuch] ausfüllt.

Zum Predigteinstieg: Der Neckar entspringt ganz klein und unscheinbar bei Villingen-Schwenningen als klares Wasser und verschwindet bei Mannheim im Rhein als trübe Brühe – klares, reines Wasser gibt es nur an der Quelle – wo etwas im Fluss, in Bewegung ist, da sammelt sich automatisch einiges an – wie beim Neckar kann auch unser Leben trüb werden durch Verunreinigungen – deshalb ist wichtig, dass wir an und aus der Quelle leben – der Predigttext zeigt, wie das möglich ist (befreit von Last = frei zum Leben)!

A) Vom Herrn leben = Rückkehr zur Freude (V. 1f)

V. 1f: Das Wichtigste zuerst – doppelte Gratulation / Glückwunsch – doppelgenäht hält besser – aber eigenartige Gratulation, kein Geburtstag, keine Hochzeit, sondern eine Erfahrung = Vergebung, wer das erfahren hat, der ist ein glücklicher Mensch, dem ist zu gratulieren – aber damit ist auch klar, was dem Glück im Weg steht:
* Übertretung (päscha) = Losreißung von Gott / Bruch mit Gott / Rebellion
* Sünde (chatta) = Abirrung vom Gottwohlgefälligen / Zielverfehlung
* Schuld (avon) = Verkehrung / Verdrehtheit
Aber wir müssen, nicht in diesem „Unglück“ verharren, denn
* Übertretung kann vergeben werden = weggenommen / weggetragen werden
* Sünde kann zugedeckt werden = es wird unsichtbar, denn manchmal bleiben die Spuren
* Schuld wird nicht zugerechnet werden = wird einem anderen angelastet (1Petr 2,24f)
Wir leben vom Herrn – nur so geht’s, aber so ist uns zu gratulieren – hier ist Freude, weil hier jemand wieder in die Nähe Gottes geführt wurde – vgl. Röm 3,22b+23 – damit die Freude zurückkehrt brauchen wir nicht sündlos zu sein, dass sind wir nicht, sondern wir müssen aufrichtig sein, dazu stehen: V. 2b (vgl. Joh 1,47).
Wie kommen wir da hin?

B) Vorm Herrn stehen = Rückkehr zum Frieden (V. 3-7)

Wie wird das real? Durch die „Beichte“ (V. 3-5) – viele nennen Psalm 32 einen Bußpsalm – lieber vom Beichtpsalm reden – wo wir vor dem Herrn stehen, ergibt sich das weitere – hier ist der Auftakt, wie es geht: Aussprechen – dazu stehen und bekennen: „aus“ ist es mit mir = der erste Schritt zum „raus“ – wer es nicht ausspricht, bleibt unter der Folter – vgl. David – solange es alles unter Verschluss hielt, wich die Qual nicht von ihm.
Es ist entscheidend wer zudeckt, wer die Angelegenheit bedeckt hält:
* Ist es der Mensch = ist die Folge Qual!
* Ist es der Herr = ist die Folge Glück (V. 1f), weil wir so Frieden finden (V. 3-7)
Die Verdrängung hat David innerlich zerstört, aufgefressen – solange es verschwiegene Dinge in der Lebensführung gibt – so lange hat der Feind Gottes über meine Seele Gewalt (2Sam 12,13)!
V. 5: Grundschema = confessio (= bekennen) / absolutio (= vergeben)!
Beichte ist not-wendig – Befreit von Last = frei zum Leben = die Last zurücklassen (DLZ)

V. 6f: Wir können nur das behalten, was wir nicht weitergeben:
* Überflutung – ein gereinigtes Gewissen erfährt Sicherheit
* Bergung – ein gereinigtes Gewissen erfährt Geborgenheit
* Bedrängnis – ein gereinigtes Gewissen erfährt Ruhe
* Rettung – ein gereinigtes Gewissen erfährt Frieden
Wie kommt es dazu, dass ich dies wieder glauben kann und dann davon leben kann?

C) Vom Herrn hören = Rückkehr zur Führung (V. 8)

Einbruch des Gotteswortes – plötzlich ist es da – jetzt wird der Weg klar – das lösende und helfende Wort kann man sich nicht selber sagen – es wird gehört / erhört!
„erhört“ = ER hört mich = ich kann das wieder glauben!
Aber wir müssen hören – wer sich nicht dem Wort Gottes stellt, der bleibt in seiner Lage.
Wie steht es denn mit dem Umgang mit dem Wort Gottes bei uns? Verbringen wir mehr Zeit mit der Zeitung, Zeitschriften, elektronischer Post und Internet als mit dem Herrn?
Wer aufhört die Bibel zu lesen, der wird keine Rettung finden – nur hier begegne ich dem Heiland (Hebr 1,1f) – vgl. Lk 22,60b-62.
Der Herr zeigt den Weg, führt und hält uns auf dem Weg (Joh 8,31)! Deshalb:

D) Vom Herrn reden = Rückkehr zur Freiheit (V. 9-11)

V. 9: Sei kein Esel! – oder muss man dich zwingen?
V. 10: Sich am Herrn sichern = vertrauen
V. 11: Nicht am, sondern „im“ Herrn

Als der Kirchenvater Augustinus auf dem Krankenlager liegt, lässt er sich den Ps 32 an die Wand schreiben – so übt er sich in seiner Krankheit und wird getröstet und gestärkt.

3. PREDIGTSCHWERPUNKT

Wo wir noch unter „Sündenlasten“ sind, da können wir nicht glückliche sein, weil die Freude dann keinen Grund in unserem Leben hat (vgl. 1Joh 1,8-2,2). Im Rahmen der Predigt ist auf die „notwendige“ (= da Not wendend) Praxis der Beichte hinzuweisen und dazu einzuladen, sie zu praktizieren. Psalm 32 ist weniger ein „Bußpsalm“, als vielmehr ein „Beichtpsalm“. Zum Verständnis von Psalm 32 bitte auch Röm 4,1-8 studieren.

4. PREDIGTGLIEDERUNG

Befreit von Last = frei zum Leben:
a) Vom Herrn leben = Rückkehr zur Freude (V. 1f)
b) Vorm Herrn stehen = Rückkehr zum Frieden (V. 3-7)
c) Vom Herrn hören = Rückkehr zur Führung (V. 8)
d) Vom Herrn reden = Rückkehr zur Freiheit (V. 9-11)

oder nach Wilhelm Wagner:
a) Gott macht frei
b) Gott macht neu
c) Gott macht froh

oder nach Steffen Kern:
a) Verschweigen lässt verschmachten
b) Bekennen lässt bestehen

oder nach John Stott:
a) Gottes Vergebung in der Vergangenheit
b) Gottes Leitung für die Zukunft