Jahresthema: Wie Gemeinde entsteht
Predigtthema: Wie Gemeinde entsteht – Der Heilige Geist als Initiator, als „Gemeindegründer“
Predigttext: Apostelgeschichte 2,1-7 und 29-41
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Kurzer Exkurs Heiliger Geist:
Der Text aus Apostelgeschichte (Apg 2) beschreibt uns das Pfingsterlebnis. Jesus hatte das Kommen des Heiligen Geist mehrfach angekündigt. Vgl. dazu Johannes 14,15ff und 16,5ff. Er würde seine Jünger nicht alleine zurücklassen, sondern ihnen den Beistand, den „paracletos“ senden. Wörtlich bedeutet „paracletos“ der Herbeigerufene! Warum sollten die Jünger auf diesen Herbeigerufenen warten? Es ist wichtig, dass wir diese Frage klären. Denn erst mit dem Kommen des Heiligen Geistes (HG) startet das „Projekt“ Gemeinde. In Joh 14,26 sagt Jesus, dass der HG die Jünger „alles lehren wird und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“. Der Heilige Geist wird also der Lehrer sein, der die Jünger an die Worte Jesu erinnert. Weiter sagt Jesus in Johannes 16,8ff, dass der HG die Welt überführen wird von Sünde, von Gerechtigkeit und Gericht! Also ohne HG keine Erkenntnis von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht! Es braucht ihn, damit die Menschen zur Umkehr gelangen können! Er muss an den Menschenherzen wirken. Weiter wird der HG nach Joh 16,13 die Jünger „in die ganze Wahrheit“ leiten.“ Fasst man Johannes 16,14 als Erklärung des Wesens des HG auf, dann ist er nichts anderes, als der Christus, der in jedem Gläubigen wohnt. Denn er wird Jesus verherrlichen und nur Jesus verkündigen. Das wiederum passt auch gut zu Gal 2,20, wenn Paulus dort sagt: „Christus lebt in mir“! Nach Eph 1,13 wissen wir, dass in jedem Gläubigen der Heilige Geist wohnt. Wohnt jetzt also der Heilige Geist im Gläubigen oder Jesus Christus? Beides stimmt, denn „Der Heilige Geist ist Gott, und mach uns Jesus groß!“ (Heiligungskonferenz Christusbund 2014) Exakter müsste man sagen, dass der Heilige Geist in den Gläubigen wohnt aber als Funktion Christus und sein Wesen verkörpert. Deswegen kann Paulus zu Recht sagen, dass Christus in ihm lebt. Warum sollten die Jünger noch auf den HG warten? Das lesen wir in Lk 24,49 und Apg 1,8. Es wird die Kraft sein, die die Jünger brauchen werden um Zeugen von Jesus Christus zu sein!
Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Warum braucht es den HG? Die Jünger (und auch wir heute) brauchen ihn, um die Wahrheit zu erkennen und um an die Worte von Jesus in rechter Weise erinnert zu werden. Nur durch den HG können wir Worte Gottes in rechter Weise verstehen. Weiter braucht es den HG, um überhaupt von Jesus ein Zeuge sein zu können. Denn der HG wird uns zur rechten Zeit die benötigten Worte geben, die wir zu sagen haben (vgl. dazu Markus 13,11, Apg 4,8ff). Weiter muss der Heilige Geist die Menschen überführen von der Sünde. Nur er kann an den Herzen der Menschen arbeiten und Jesus-Erkenntnis schenken.
Nur durch das Wirken des HG konnte der Fischer Petrus plötzlich in Vollmacht predigen (Apg 2,14ff du Apg 3,12ff) und nur das von ihm durch den HG in dieser Vollmacht gesprochene Wort drang den Zuhörern durchs Herz und wirkte Glauben (Agp 2,37; 4,4).
Schlussendlich kann man deswegen sagen und muss man sagen, dass erst durch das Kommen des Heiligen Geistes Gemeinde möglich wurde. Er legt den Grundstein, dass Menschen das Wort Gottes in Vollmacht verkündigen können und dass die Herzen der Zuhörer angesprochen werden.
Kurzer Exkurs Pfingsten:
Das erste Pfingsten fiel auf das jüdische Fest der Wochen, bzw. Fest der Ernte oder der Erstlinge (2Mo 34,22). Es war das zweite große jüdische Fest 7 Wochen nach dem Fest der ungesäuerten Brote (Passahfest). Zu diesem Fest sollte jeder männliche Jude in Jerusalem erscheinen. Das erklärt, weshalb in Jerusalem so viel los war und auch Juden aus der Zerstreuung (Diaspora, außerhalb Israels) in die Hauptstadt gekommen waren.
Es ist absolut sinnvoll, dass Gott den HG gerade zu dieser Zeit des Festes sendet. 1. War es ja das Fest der Erstlinge. Jesus ruft die „Erstlinge“ in seine Nachfolge. 2. Waren viele Leute in der Stadt, die dann der Predigt von Petrus zuhörten. 3. Waren viele Juden aus der Diaspora da, die gar kein Aramäisch (wurde damals unter den normalen Leuten in Israel gesprochen) sprachen, aber durch das Pfingstwunder die Botschaft von Jesus in ihren Sprachen hörten (Apg 1,8). Es ist deshalb anzunehmen, dass unter den „Neubekehrten“ aus Apg 2,41 und auch Apg 4,4 auch viele Juden aus der Diaspora waren, die Jesus Christus als ihren Herrn erkannt hatten und mit nach Hause nahmen in ihre jüdischen Versammlungen. Sie bildeten demnach die ersten Missionare!
Empfang des Geistes mit Sprachenrede verbunden?
Wir lesen in Apg 2,4, dass der HG auf die Jünger kam, sie erfüllte und diese dann in anderen Sprachen (wörtl. Zungen) redeten. Dieses sichtbare Zeichen des HG entdecken wir noch an zwei weiteren Stellen in der Apg. Siehe dazu Apg 10,46 und Apg 19,6. In manchen pfingstlerisch, charismatischen Kreisen hat sich daraus die Lehre Anfang des 20. Jh. entwickelt, dass die Zungenrede das Zeichen der Anwesenheit des HG sei. Wer diese Zungenrede nicht beherrschte, der hatte den HG entweder noch nicht, oder noch nicht in der Fülle. Die Frage ist hier, ob die Bibel das lehrt, dass ein Zeichen des HG die Sprachenrede ist?
Folgende Einwände sind gegen eine solche Lehre zu bringen:
- Es gibt in der Apg andere Geschichten, bei denen von dem Kommen des HG die Rede ist, bzw. von einer Bekehrung, bei der nichts von Sprachenrede ausgesagt ist (u.a. Apg 8,17; 16,15+33;
- 1Kor 12-14 behandelt das Thema Gaben des Geistes, wo Zungenrede eine unter vielen ist. Es wird nicht explizit gesagt, dass diese Gabe jeder hat, sondern der Geist teilt die Gaben aus, wie er will à 1Kor 12,11
- Die Aufzählung der einzelnen Gaben in 1Kor 11,7-10 macht deutlich, dass eben nicht jeder alle Gaben hat und nicht jeder die Gabe der Zungenrede. „Einem anderen verschiedene Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen“.
- Nach Eph 1,13 ist jeder Gläubige mit dem HG versiegelt. Es bedarf keines äußeren Zeichens.
Verständnis der Zungenrede aus Apg 2,4:
Es ist vielmehr so zu verstehen, dass die Sprachenrede an Pfingsten ihren Sinn hatte, denn die vielen Juden aus der Diaspora konnten so das Evangelium in ihrer Sprache hören. Weiter war sie in Apg 10,45 ein konkretes Zeichen für Petrus und die Brüder die dabei waren, dass auch Heiden den Geist Gottes bekommen sollten. Nur aufgrund der Sprachenrede konnte er in diesem Moment erkennen, dass Gott ihnen auch den HG geben will. Es war sozusagen der Türöffner für die Heidenmission. Danach brauchte es dieses explizite Zeichen nicht mehr, denn es war dann durch die paulinischen Briefe klar: Jeder Gläubige hat den HG! Weiter kann die Sprachenrede als ein (Gerichts) Zeichen für die (nicht an Christus gläubigen) Juden betrachtet werden. In 1Kor 14,21ff erwähnt Paulus das. Es werden Menschen in fremden Sprachen zu dem Volk Israel reden, aber sie werden nicht auf Gott hören (Zitat aus Jes 28,11f).
Siehe dazu Erläuterungen von Hans Werner Neudörfer in Edition C Kommentar.
David als Prophet in Apg 2,30-31+34:
Diese Stelle zeigt uns, dass wir die Bibel als Ganzes, als ein Buch zu verstehen haben. Auch im Alten Testament redet Gott von Jesus Christus. Natürlich nicht so offensichtlich wie im Neuen Testament und doch zeigt es uns diese Stelle (vgl. auch Joh 5,39+46, Lk 24,44-47). David selber war sich bewusst, dass er Worte Gottes sprach (2Sam 23,2). Deswegen sagt uns diese Stelle, dass Gott im Eid aus 2Sam 7, 12-16 nicht Salomo gemeint hatte, dessen Thron er festigen würde für ewig (2Sam 7,13), sondern Jesus Christus. Weiter redete David in Ps 16,10 nicht von sich, sondern von der Auferstehung des Messias Jesus Christus, der nicht im Hades bleiben und verwesen würde.
Weiter sagt uns der Text, dass Jesus Christus in den Himmel aufgefahren ist und dass David das vorausgesagt hat in Ps 110,1. Vgl. dazu auch Mt 22,41-46!
Es ist wichtig an dieser Stelle das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift (AT und NT) zu entdecken. Es geht letztlich um Jesus Christus. Er soll erkannt werden und an ihn sollen die Menschen glauben.
Wirkt nach Apg 2,38 die Taufe Vergebung von Sünde?
In V38 lesen wir: „Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden!“ Zunächst ist es wichtig, dass wir Schrift durch Schrift auslegen, so wie es uns die Reformatoren vorgelebt haben. Passt diese Auslegung, dass Taufe Sündenvergebung bewirkt, in den Gesamtkontext der Bibel? Manche Konfessionen lehren dies, z. B. die katholische Kirche. Durch die Taufe wird nach Lehre der kath. Kirche die Erbsünde vergeben und überwunden. Der Täufling wird in den Gnadenstand gehoben. In der ganzen Bibel wird uns aber eines gezeigt, was in Hab 2,4 steht: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“ Paulus greift im Römerbrief diese Habakukstelle auf und schreibt in Röm 1,17, dass die Gerechtigkeit Gottes offenbar wird durch den Glauben. Dieses Prinzip wird schon bei Abraham deutlich in Röm 4,3. Er glaubte Gott und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. In Röm 3,24-26 führt Paulus das Thema deutlich aus, dass Gerechtigkeit (also Vergebung der Sünde) nur durch Glauben an Jesus Christus kommt (vgl. auch Joh 3,16.18.36). Die Taufe ist nur ein sichtbares Zeichen und Bekenntnis nach außen über die innere Realität der Wiedergeburt.
Mk 16,16 legt auch hier die rechte Spur: „Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird gerettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.“ Aus diesem Vers sehen wir, dass die Taufe nicht vor Verdammnis bewahrt, sondern der Glaube. Es heißt nicht: „Wer nicht glaubt und nicht getauft ist“! Denken wir auch an den Schächer am Kreuz aus Lk 23,40-42. Ihm verspricht Jesus das Paradies aufgrund seines Glaubens an ihn. Er hatte keine Gelegenheit sich zu taufen!
Halten wir fest: Die Bibel will uns an dieser Stelle nicht sagen, dass die Taufe Vergebung bewirkt. Die Buße und die Umkehr zu Jesus bewirken das! Denn mit der Hinwendung zu Jesus Christus und dem Vertrauen auf sein Opfer gilt es für den Gläubigen. Das war die Predigt von Jesus. Siehe dazu Mt 3,2; 4,17 und Mk 1,15 und Lk 15,7! Zuletzt ist auch die zweite Pfingstpredigt erklärend. Hier ruft Petrus auch zur Umkehr auf mit folgenden Worten Apg 3,419: „So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden.“ Hier ist keine Rede von Taufe. Trotzdem haben wir den Auftrag zur Taufe (Mt 28,18-20) als ein äußeres Zeichen über die innere Realität der Wiedergeburt.
Kommt durch die Taufe, bzw. nach der Taufe erst der Heilige Geist?
Sehen wir die Worte in V. 38 chronologisch und voneinander bedingt, dann würden wir folgendes daraus ableiten: „Bekehrt euch und zeigt das öffentlich in der Taufe, durch die eure Sünden vergeben werden und nach der ihr den HG empfangt. Zum Zusammenhang von Taufe und Sündenvergebung wurde gerade eben schon etwas gesagt. Auch hier sehen wir in verschiedenen Konfessionen, dass etwas in der Art gelehrt wird. In manchen Pfingstgemeinden wird gelehrt, dass der Heilige Geist erst richtig durch eine zweite Art Taufe (zweite Erfahrung, evtl. mit Handauflegung) in der Fülle in den Menschen kommt. Die kath. Kirche lehrt, dass die Wassertaufe Vergebung der Erbsünde bewirkt, eine zweite Taufe, die Geistestaufe, den Heiligen Geist spendet, nämlich bei der Firmung. Lehrt die Bibel das? Betrachten wir diese Verse isoliert könnten wir das meinen. Doch genauso wenig wie die Wassertaufe Sünden vergeben kann empfangen wir durch diese oder eine spezielle menschliche Handlung (also ein Art Ritual durch Handauflegung oder sonst etwas) das Kommen des Heiligen Geistes. Pfingsten lehrt uns, dass ab sofort der gläubige Mensch zum Tempel Gottes wird und Gott in ihm wohnt (1. Kor 6,19). Nach Joh 3 wirkt der Geist Gottes die Neugeburt eines Menschen und zieht bei ihm ein. Als Bedingung lehrt Joh 3,16 allein den Glauben an Jesus. Der Bezug ist hier Hes 36,25-27. Die Schlüsselstelle ist Eph 1,13. Sie zeigt deutlich, dass die Versiegelung just in dem Moment geschieht, in dem der Mensch dem Evangelium glaubt. Es ist das innere Wirken und Handeln des Heiligen Geistes an Menschen, das ihn neu macht (2Kor 5,17).
Spannung zwischen dem Ruf Gottes und der Antwort des Menschen:
Unser Text atmet die Spannung der Bibel bzgl. „Hinzurufen“ durch Gott und Entscheidung des Menschen. In Vers 39 lesen wir: „so viele der Herr, unser Gott, hinzurufen wird“! Das zeigt uns, dass es Gott ist, der diejenigen ruft, die er möchte. Auf der anderen Seite geht der Ruf an alle und appelliert an den Willen des Menschen: „Tut Buße“ (V38) und „Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht“ (V40). Die Rettung ist da, denn Christus ist gestorben und zwar für alle Menschen (1Joh 2,2)! Der „Sühneort Golgatha“ steht für alle Menschen zur Verfügung, jedoch findet ihn nicht jeder, oder will ihn auch nicht jeder, denn für die einen ist er ein Skandal (Juden) und für die anderen Dummheit (Heiden) nach 1Kor 1,23. Auf der einen Seite kann niemand zu Jesus kommen, es sei denn das der Vater in ziehe (Joh 6,44) und auf der anderen Seite will Gott, dass alle gerettet werden und zur Buße kommen (1Tim 2,4 und 2Petr 3,9). Wir tun gut daran, diese Spannung der Bibel nicht aufzulösen. Es ist immer beides. Gott ruft hinzu (erwählt), allerdings nicht in Willkür sondern in Christus (Eph 1,3) und der Mensch wird aufgerufen zur Umkehr (siehe auch 2Kor 5,19-20). In diesem Zusammenhang entdecken wir keinen Zwang Gottes, sondern einen Freiraum zur Entscheidung mit dem Appell Gottes: Lasst euch retten! Jedoch ist immer klar, dass Gott jeden erwählt hat, der an Jesus Christus glaubt. (Eph 1,3)! Es gehört also immer beides zusammen: Der Ruf Gottes, ohne den niemand gerettet wird, und die Antwort des Menschen, ohne dessen Einwilligung er nicht gerettet ist.
Wir tun gut daran, diese Spannung nicht aufzulösen. Die Diskussion darüber, ob nur der gerettet wird, den Gott erwählt oder ob es letztlich der Wille des Menschen ist, der „ja“ sagt zur Rettung Gottes, ist so alt wie die Christenheit Es gibt keine letzte Antwort außer: Beides stimmt! Es braucht beides, wie zwei Zahnräder, die ineinander greifen und so für Bewegung sorgen. Allerdings bleibt klar und muss immer betont werden. Der Mensch kann zu seiner Rettung nichts beitragen. Retten tut alleine Christus. Niemand, der sich retten lässt kann sagen: Ich hab es gemacht, sondern er wird immer sagen: Christus war es. Er hat mich gerettet. Er hat durch seinen Heiligen Geist an mir gearbeitet und an meinem Herzen gewirkt. Der Mensch hat nur die Verantwortung das Geschenk der Gnade anzunehmen oder eben auch nicht!
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Literaturhinweise:
Apostelgeschichte von Heinz-Werner Neudorfer in Edition C, Die Apostelgeschichte von Werner de Boor in Wuppertalerstudienbibel, John MacArthur Studienbibel (kostenlos erhältlich als pdf),
Thomas Richter gliedert den Abschnitt Apg 2,1-41 in einem älteren Predigttipp wie folgt:
- Das Kommen des Geistes in den Kreis der Jünger in Jerusalem (V1-4)
- Das Kommen des Geistes zu den Juden aus der Diaspora in Jerusalem (V5-13)
- Die Erklärung des Kommens des Geistes durch die Predigt des Petrus (V14-21)
- Die Erklärung der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu durch die Predigt des Petrus (V. 22-36)
- Die Reaktion der Hörer in Jerusalem auf die Predigt des Petrus (V37-41)
V1-4:
Nachdem die Jünger den Auftrag von Jesus erhalten hatten, in Jerusalem auf die Kraft aus der Höhe zu warten (Lk 24,49), waren sie täglich im Tempel und lobten Gott (Lk 24,53). Erst wenn der Heilige Geist gekommen war sollten sie ihrem Zeugendienst nachgehen (Apg 1,8). Dann erst war die Grundlage geschaffen, dass Menschen für das Evangelium gewonnen werden konnten in Jerusalem, Judäa, Samaria und bis ans Ende der Welt.
V1 beschreibt uns nun das Eintreten des durch Jesus versprochenen Ereignisses der Sendung des HG. Das Kommen des HG fällt genau auf den Beginn des Wochenfestes, das 50 Tage (50 im griechischen wörtlich Pentecoste = Pfingsten) nach dem Passah gefeiert wurde. Alle männlichen Juden sollten sich hierzu in Jerusalem einfinden. Die Jünger Jesu waren alle versammelt und begingen gemeinsam das Fest. Es war morgens, denn Petrus erwähnt nachher die dritte Stunde des Tages (Zeit zwischen Sonnenaufgang und Mittag, ca. 9 Uhr morgens).
V2+3 schildern uns ein einmaliges Ereignis. Ein gewaltiges Brausen erfüllt das Haus, in dem die Jünger versammelt sind, wie wenn ein Wind wehen würde. Im hebräischen und griechischen Sprachgebrauch hängen das Wort Geist und Wind eng miteinander zusammen. Die Bibel erwähnt mehrfach die Gegenwart Gottes im Zusammenhang mit einem Wind (1Kön 19,11, Hes 37,9-10, Joh 3,8). Zusätzlich war Feuer ein Zeichen der Gegenwart Gottes. Beispielsweise am brennenden Dornbusch (2Mo 3,2, ), Feuersäule bei Nacht während der Wüstenwanderung (4Mo 9,15). Die Zungen wie von Feuer setzen sich dabei auf jeden einzelnen und machen deutlich, dass der HG in jeden einzelnen gekommen war. Das Ereignis von V2-3 lässt sich am besten vergleichen mit dem Einzug Gottes in die Stiftshütte (2Mo 34ff) und dem Einzug Gottes in den salomonischen Tempel (1Kön 8,10ff und 2Chr 7,1ff). Gott weiht nun seinen neuen Tempel ein, den Jesus aufgebaut hat (Joh 2,19). Es ist sein Leib (1Kor 12), es ist die Gemeinde (1Kor 3, 16). In jedem Gläubigen wohnt von jetzt an Gott selber durch seinen Geist (1Kor 6,19; Epheser 1,13). Äußere, sichtbare Zeichnen dieser Tempeleinweihung sind in diesen Versen 2+3 beschrieben. Erklärung folgt in V4
V4 erklärt nun diese sichtbaren Zeichen. Es ist der Heilige Geist, der gekommen war und die Jünger erfüllte. Die Folgeerscheinung war, dass sie in fremden Sprachen redeten (Sprachwunder). Anmerkung zu Sprachenrede und Heiliger Geist siehe oben. Wichtig scheint mir anzumerken, dass es sich um reale Sprachen handelte. Das sehen wir in den Folgeversen. Der Zweck wird auch ersichtlich. Das Lob Gottes sollte auch hörbar für die aus der Diaspora angereisten, nicht Aramäisch sprechenden Juden sein. Letztlich wie auch oben erwähnt, hatte das einen missionarischen Charakter. Juden aus aller Welt sollten ihren Messias erkennen und zuhause verkünden.
V5-7:
Eben zurzeit des Wochenfestes wohnten in Jerusalem Juden aus aller Welt. Denn sie hatten nach 5Mo 16,16 dreimal im Jahr vor Gott im Tempel zu erscheinen. Am Passahfest (Fest der Ungesäuerten Brote), am Wochenfest (Pfingsten) und am Laubhüttenfest. Das Brausen war auch über das Haus hinaus zu hören und es kam zu einem Volksauflauf. Auch damals gab es sensationslustige Menschen, Gaffer! Aber nun hörten sie die Jünger in ihrem eigenen Dialekt und das verwunderte sie, denn sie (Jünger) waren ja Galiläer. Der HG leistet quasi Übersetzungsarbeit. An dieser Stelle gehen die Ausleger auseinander. Es gibt einige, die sagen es handelt sich hier um ein reines Sprachwunder. D. h. die Jünger redeten in verschiedenen Mundarten, die die einzelnen verstehen konnten. Andere sagen, es handelt sich hier eher um ein Hörwunder, denn V8 redet davon, dass ein jeder sie in seiner Mundart hörte. Also redete bspw. Petrus auf Aramäisch, der Parther hörte ihn in seiner Sprache genauso wie der Elamiter.
Wichtig ist meiner Ansicht nach festzuhalten, dass es der HG ermöglichte, dass sie die Worte Gottes, ausgesprochen von den Jüngern, verstehen konnten. Der Heilige Geist fungierte also als Übersetzer!
Einschub V8-28:
Dies ist nicht Teil des Predigttextes, trotzdem ein paar Anmerkungen. Für detailliertere Informationen den Predigttipp von Thomas Richter vom 12.06.2011 studieren.
Der Anlass der Pfingstpredigt waren die Ereignisse von Vers 1-4, das Kommen des HG. Petrus versucht nun kommend vom Alten Testament her dieses Kommen des Geistes „theologisch“ darzulegen.
V14-15: Erklärung, dass das Verhalten nicht am Alkohol liegt
V16-21: Erfüllung von Joel 3,1-5 geschieht gerade. Gott gießt seinen Geist aus. Das Ziel dieser Geistausgießung steht in Joel 3,5: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, soll gerettet werden.“
V22-28: Jesus wird den Zuhörern vor Augen geführt. Gott war mit ihm und hat ihn aus den Toten auferweckt. Er ist der Herr, dass hat David über ihn prophetisch geschrieben. Die Argumentation des Petrus geht dahin, dass dieser Jesus der Christus ist, der Rettung schafft. Er ist der Herr (kyrios = höchster Herrscher, der Gottestitel in der Bibel)!
V29-36:
Nachdem Petrus das Pfingstereignis mit Joel 3,1-5 erklärt, weist er darauf hin, dass die versprochene Rettung aus Joel 3,5 durch Jesus (Bedeutung: Jahwe ist Rettung) den Nazaräer gekommen ist. Denn dieser war kein normaler Mensch. Das, sagt Petrus, haben die Juden ja mit eigenen Augen gesehen (V22). Gott hat diesen Jesus auferweckt (V24), denn er ist der Herr (kyrios = höchster Herrscher, der Gottestitel in der Bibel) über den David prophetisch geschrieben hat. Er ist der Christus (griechisch wörtl. Gesalbte), der Messias (hebräisch wörtl. Gesalbte). Das war den Juden damals klar, dass im Alten Testament vom Christus die Rede war auch in den Psalmen. Petrus zeigt ihnen und bezeugt, dass eben Jesus dieser Messias ist, über den David geschrieben hat. David, so Petrus in V29, hat ja nicht sich selbst gemeint. Er ist gestorben und sein Grab ist hier in Jerusalem. Nein er hat über den Messias Jesus geschrieben (V31). Dies bezeugen wir alle (V32). Die Jünger kommen also hier ihrem Auftrag nach (Mt 28,18-20; Apg 1,8). Der HG hat sie dazu befähigt, diesen Zeugendienst auszuüben.
Wie hängt nun Joel 3,1 (Verheißung des Heiligen Geistes) mit diesem Christus zusammen? Die Erklärung kommt in den Versen 33-35. Der Messias Jesus ist aufgefahren in den Himmel und sitzt zur rechten Gottes (Machtposition, zur „Rechten“ sitzt die ausführende Gewalt, Mk 16,19). David, so Petrus, hat in Ps 110 ja nicht sich selbst gemeint, sondern den Christus. Dieser Jesus hat es nun veranlasst, dass der Geist Gottes ausgegossen wurde und das habt ihr gerade gesehen!
Petrus schafft es also in seiner Predigt die Zusammenhänge für seine jüdischen Zuhörer zu ordnen und Licht in die Sache zu bringen. Diese Ereignisse hängen zusammen mit Jesus Christus. Das Fazit seiner Predigt ist das einfache Zeugnis über Jesus. Petrus folgt schlicht den Anweisungen Jesu zum Zeugendienst. Er sagt: Jesus, den ihr habt umbringen lassen, ist von Gott zum Herrn und Christus gemacht! Detaillierte Erklärung dieser beiden Begriffe unter 1.3
V37-38:
Das durch den HG gewirkte Zeugnis des Petrus wirkt nun an den Zuhörern. Auch das ist ein Wirken des HG. Er ermöglicht es, dass die Botschaft „durchs Herz dringt“ (V37). Siehe dazu auch nochmals obiger Exkurs zum HG, der ein Überführer von Sünde ist und Wahrheit aufdecken kann. Gott ist es, der die Herzen kennt nach Jer 17,9-10. Den Zuhörern wird durch das Wirken des HG klar: „Jesus ist der Messias!“ Und die Frage, die kommt, ist die einzig Richtige! „Was jetzt?“ Was sollen wir tun? Aus dem Alten Testament würden wir erwarten. „Haltet das ganze Gesetz, dann werdet ihr leben“ (Vgl. dazu 3Mo 18,5, Gal 3,12) Doch gerade das sagt Petrus nun nicht. Er sagt was ganz Spannendes in dem Zusammenhang. Tut Buße (siehe Erklärung Begriffe) Ihr müsst umdenken! Ihr könnt für die Rettung gar nichts tun, denn nach Joel 3,5 wird der, der den Herrn anruft, gerettet, nicht der, der versucht das Gesetz zu halten. Die Juden müssen lernen umzudenken. Sie sollen sich abwenden von ihrem bisherigen Leben hin zu Jesus Christus. Gal 3,10-15 ist dazu empfehlenswert zu lesen. Petrus sagt den Juden, dass nicht mehr Gesetz angesagt ist, sondern der Glaube an den Messias Jesus! Dieser Glaube und das Bekenntnis zum Messias Jesus (was sich dann öffentlich in der Taufe zeigt) bewirkt Vergebung der Sünden (V38), nicht das Halten des Gesetzes, also das „Tun des Menschen“. Wenn diese Umkehr stattfindet, dann wird mit euch auch das passieren, was mit uns passiert ist, was in Joel 3,1 steht. Der HG wird auch in euch kommen (V38b)!
Petrus zeigt den Juden also, dass nun der neue Bund angebrochen ist. Dieser Bund hängt einzig und allein am Christus. Ein Zutun des Menschen ist nicht erforderlich und sogar unmöglich. Es bedarf deswegen ein Umdenken (Buße) und eine Hinwendung zum Messias (Glaube und Bekenntnis auch durch Taufe). Dann wird der HG kommen.
(Interessant ist hier die AT Stelle: Jer 31-31-34 à Gott wird sein Gesetz in das Innere des Menschen legen! Wie? Nach Apg durch seinen Geist. Begleiterscheinung ist Vergebung der Sünde!)
V39-41:
Diese Verheißung aus Joel 3,1 gilt den Juden, zu denen Petrus redet. Ihnen und ihren Kindern. Aber nicht nur den Juden, sondern allen, die Gott ruft. Ohne Gottes Rufen kann niemand gerettet werden und den verheißenen Geist empfangen. Es ist also ein Rufen Gottes durch seinen HG, angestoßen durch das Zeugnis des Christen mit dem Wort Gottes (Apg 2,14-36), das an den Herzen arbeiten muss und diese überführen muss von Sünde. Auch das wirkt der HG. Aber der Ruf geht von Gott aus und nicht vom Menschen. Er ruft! Der Mensch von sich kann nicht zu Gott kommen. An dieser Stelle möchte ich nochmals an obigen Exkurs Spannung zwischen dem Ruf Gottes und der Antwort des Menschen erinnern. Gott muss hinzu rufen. Der Geist Gottes muss die Herzen bewegen. Gottes rufen erschallt durch das Evangelium in die ganze Welt. Er steht mit ausgestreckten Händen da (Mt 11,28-29). Doch der Mensch muss antworten. Letztlich wird keine Antwort des Menschen Gott überraschen, denn er hat den Menschen ja hinzu gerufen. Er wollte ihn, er hat ihn erwählt (Eph 1,3). Und doch müssen zusammen mit dem „Hinzurufen“ Gottes den Willen Gottes „dass alle Menschen zur Buße kommen“ (2Petr 3,9) denken können. Die Verantwortung und der Freiraum des Menschen liegt darin, sich retten zu lassen! „Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht“. Gottes „Hinzurufen“ zwingt dem Menschen die Rettung nicht auf, so dass er nicht anders kann, sondern das „Hinzurufen“ geht immer Hand in Hand mit dem Willen des Menschen, sich retten zu lassen. Unsere Verantwortung liegt darin, diese Rettung zu ergreifen und in der Verkündigung/Zeugnis diese Rettung stellvertretend für Christus auszusprechen (2Kor 5,20). Es gibt dann nach dem Zeugnis und der Botschaft Gottes immer zwei Gruppen. „Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen“ und eben die, die es ablehnen.
Bitte studiert auch den hilfreichen Predigttipp von Eckhard Löffler vom 20.05.2007 zu Apg 2,1-7 und vom 06.07.2008 zu Apg 2,37-41 unter www.studienbibel.de. ….
Fazit: Der Kern dieses Abschnittes ist V36! Es geht darum, dass Petrus Jesus als den Kyrios und Messias bezeugt! An diesem Zeugnis scheiden sich sozusagen die „Geister“!
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Begriffe:
Herr (gr. kyrios):
Kommt in allen drei AT Zitaten in V20 (Joel 3,5) und V25 (Ps 16,8-11) und V34 (Ps 110,1) vor. Im griechischen NT-Text wird hier die LXX (Septuaginta, griechische Übersetzung des AT, gängig zurzeit Jesu) zitiert. Zusätzlich greift Petrus den Begriff in V36 auf und wendet ihn auf Jesus an. Kyrios ist im AT an fast allen Stellen die Übersetzung des Eigennamens Gottes, Jahwe. Bspw. 2Mo 3,15. Hier stellt sich Gott als Jahwe, der Gott Israels vor. Die LXX übersetzt Jahwe mit kyrios. Wenn Petrus also Jesus mit kyrios anredet, dann ist das der Gottestitel aus dem AT. Wir dürfen uns da nicht täuschen von unserem ugs. Verständnis vom Begriff Herr. Das hat nichts mit Herr Maier zu tun. Es ist der Gottestitel! Im römischen Reich hat sich auch der Kaiser mit diesem Titel ansprechen lassen. Es war klar, dass Christen deswegen nicht Christus und den Kaiser mit kyrios ansprechen konnten. Kyrios gibt es nur einen und das ist Jesus Christus.
Christus: (gr. christos):
Ist die griechische Übersetzung des hebr. Begriffs Messias, was Gesalbter bedeutet. Im AT wurden zunächst einmal Könige (1Sam 16,13), Priester (3Mo 4,3) und auch Propheten (1Kön 19,16) gesalbt. Im AT wird jedoch klar, dass es neben diesen Ämtern noch den einen Gesalbten gibt. Bspw. Dan 9,26. Es ist der, der dem David versprochen wurde in 2Sam 7,12ff und 1Chr 17,12. Er wird nach letzterer Stelle Sohn Gottes sein. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die große Hoffnung der Juden, dass ein Gesalbter kommen wird, der sie befreien wird.
Buße: (gr. metanoia)
Im Griechischen steht hier der Begriff, der wörtl. eine Sinnesänderung meint. Es geht also um ein komplettes Umdenken. Es meint aber letztlich nicht nur den Verstand, sondern das ganze Wesen des Menschen. Wenn ich Jesus begegne und mich auf ihn einlassen möchte, dann verändert das mein ganzes Wesen. Jetzt gilt sozusagen eine andere Marschrichtung.
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Wir befinden uns heilsgeschichtlich am Anfang der Gemeinde. Jesus war in den Himmel aufgefahren und seine Jünger bekamen den von ihm versprochenen Tröster, der sie befähigen sollte ihren Dienst als seine Zeugen auszuführen. Die Apostelgeschichte ist ein Bericht des Lukas, der uns zeigt, was wann und wie geschehen ist. Es ist in diesem Sinne keine explizite Lehrschrift, wie die sonstige Briefliteratur. Deswegen sollte man zurückhaltend sein, ein theologisches System oder theologische Lehraussagen aus der Apostelgeschichte ableiten zu wollen. (Bspw. HG kommt durch Handauflegung, Zungenrede ist mit dem HG verbunden etc.) Hier sollte immer ein Abgleich mit den Lehrbriefen geschehen. Die Apostelgeschichte zeigt uns auch einmalige Geschehnisse, beispielweise das Pfingstereignis. Bei niemandem wird, wenn er gläubig wird, ein Brausen kommen und eine Zunge wie aus Feuer auf seinem Kopf niedergehen. Das war in diesem Sinne einmalig als Zeichen, jetzt beginnt der neue Heilsabschnitt, der neue Bund. Allerdings wiederholt sich das Pfingstereignis inhaltlich immer dann, wenn ein Mensch umkehrt und Christus als seinen Herrn annimmt. Dann zieht der HG bei ihm ein. Das in Apg 2,1-41 dargestellte Handeln des HG durch den Gläubigen (Petrus und Jünger) an dem Ungläubigen ereignet sich ständig, wenn Gemeinde gebaut wird. Die Herausforderung in der Auslegung der Apostelgeschichte liegt darin, die einmaligen Ereignisse (Pfingsten, Handeln durch apostolische Vollmacht, etc.) von denen sich ständig in der Geschichte der Christenheit wiederholenden Ereignisse zu unterscheiden.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
In unserem Jahresthema geht es um die Frage, wie Gemeinde entsteht. Der Schwerpunkt in dieser Einheit soll am Werk des Heiligen Geistes liegen. Aus diesem Grund sollte auch mit diesem Thema als Hintergrund die Predigt aufgebaut sein. Der Heilige Geist ist der Initiator der Gemeinde. Wir wollen in dieser Predigt auf das Wirken des HG Geistes am Bau der Gemeinde eingehen.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
In unserer heutigen Zeit entstehen viele Bücher über das Thema Gemeinde. Viele Bücher geben Tipps und Hinweise auf verschiedene Methoden und Modelle, die sich positiv auf das Gemeindewachstum auswirken. Das ist sicherlich nicht alles per se schlecht und wir können daraus viel lernen. Aber wichtig erscheint doch die biblische Grundlage für Gemeindegründung und Gemeindewachstum. Sie liegt in Jesus Christus und dem Wirken des HG. Ohne Jesus keine Gemeinde, denn er ist der Leib. Ohne HG keine Gemeindegründung/Wachstum, denn er ist es, der die Christen befähigt zum Zeugnis (Apg 1,8) und der zu den Herzen der Menschen redet und diese „aufschließt“ (Apg 2,37; Apg 16,14). Rechnen wir mit dem Wirken des HG in unserer Gemeinde, durch unsere Predigten?
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll uns wieder klar machen, dass es Jesus ist, der seine Gemeinde baut durch den HG. Es ist nicht unser Können, sondern sein Wirken.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Gemeinde ist die Sache Jesu. Es ist nicht meine oder unsere Gemeinde, sondern seine. Er ist es, der sie baut (Mt 16,8), er, der Kyrios und Messias steht im Zentrum (Apg 2,36). Ich darf mich mit meinen Fähigkeiten und mögen die noch so klein sein, gebrauchen lassen. Entdecken wir die enorme seelsorgerliche Entlastung, die in dieser Wahrheit steckt: Wir müssen nicht die Macher sein.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
a) (V.1-7) Der HG öffnet Verständnisbarriere (Übersetzer)
b) (V.29-36) Der HG öffnet die Bibel (Ausleger)
c) (V.37-41) Der HG öffnet die Herzen (Herzensöffner)
alternativ:
a) (V.1-7+11) Der HG befähigt uns zum vollmächtigen Zeugnis
b) (V. 29-36) Der HG befähigt uns zur vollmächtigen Verkündigung
c) (V. 37-41) Der HG befähigt uns zur vollmächtigen Rettung
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Zu a)
Kommunikation ist kein leichtes Feld. Nur weil man Dinge verständlich sagt, bedeutet das noch lange nicht, dass sie recht verstanden werden. Akustisch wahrnehmen und semantisch (der Sprache nach) verstehen, heißt noch lange nicht mit dem Herzen zu verstehen und davon überzeugt zu sein. Zur Verdeutlichung kann die Ehe verwendet werden. Selbst nach vielen Jahren Ehe fällt es an mancher Stelle schwer den Partner zu verstehen. Was für ein Geschenk, dass Gott durch seinen Geist unsere Worte verständlich machen kann.
Zu b)
Petrus selbst als Beispiel verwenden. Er war Fischer, kein Theologe. Es ist auch nicht anzunehmen, dass er ein guter Redner war. Der HG schließt ihm die Bibel auf und verhilft ihm zu einer vollmächtigen Predigt, die im Christusbekenntnis gipfelt.
Zu c)
Welcher Druck kann auf uns lasten, wenn wir meinen Menschen bekehren zu müssen! Die Bibel macht uns deutlich: Wir bekehren niemanden. Das macht allein Gott. Wir bieten im Namen Jesu Rettung an. Ein gutes Bild dafür ist ein Rettungsschiff im Meer. Die Matrosen werfen den in Not geratenen Menschen die Rettungsringe zu, aber die eigentliche Rettung ist das Schiff selbst. Denn die Rettungsringe haben ihren Halt nicht in den Matrosen, sondern am Schiff. Die Matrosen bieten lediglich die Rettung an, die das Schiff gibt.
(Beispiele und Illustrationen und Liedvorschläge)
(Manuel Nowak)