Jesaja

Predigthilfe vom 28.12.2003 – Jesaja 54,7-10

Monatsthema: Der Blick auf den Heiland
Predigtthema: Das Gotteserbarmen

Bibelstelle: Jesaja 54,7-10

Verfasser: Hans Pfau

1. Der Zusammenhang
Kapitel 54 ist durchzogen von der Aufforderung zum Jubeln und zum Freuen. Immer wieder ist das ja in den bisherigen Kapiteln zum Ausdruck gekommen. Seit Kapitel 40 ging es immer wieder um Trost für das geschlagene Volk. Beides, der Zuspruch und der Trost haben ihren Grund im Leiden des Gottesknechtes. Wo Vergebung der Sünde ist, da ist Freude und Jubel über das Handeln Gottes.

Nach der Aufforderung zur Freude in Vers 1 folgt die Aufforderung:
„Fürchte dich nicht“ bis zum Jubel über das neue Jerusalem in den letzten Versen.

2.Biblische Parallelen
Bußpsalmen von David z.Ps.32
Römer 8, 28-31

3. Der Aufbau des Textes
Vers 7-8 Die „kurze“ Zeit der Verlassenheit
Vers 8b u. 9 Der Vergleich mit Noah
Vers 10 Gottes Bund auf ewig

4. Einzelerklärungen
Vers 7
Nur eine kleine Weile habe ich dich verlassen.
Entsetzlich lang erscheint Israel die Zeit des babylonischen Exils.
Gerade in den Zeiten der Freude und des Jubels wird noch einmal deutlich, was Verlassenheit von Gott bedeutet. Für Israel ist es das ausgesetzt sein an die Völker, preisgegeben in die menschliche Willkür. Viele bittere Jahre der Gottverlassenheit musste Israel schon ertragen und durchleben. Sünde bewirkt Verlassenheit bei Gott, bittere Trennung vom Schöpfer, ohne den das Leben nur ein Abklatsch sein kann.
Der Zorn Gottes ist die Reaktion seiner Heiligkeit auf unsere Sünde.
Psalm 32,3 solange ich schwieg, da ward ich verzehrt bis ins Mark, endlos währte mein Stöhnen. Psalm 30,8, da du dein Antlitz verbargst, da ward ich erschüttert, bis ins Mark. Gottesferne bedeutet immer unseren Tod. In der Verlassenheit Jesu am Kreuz sehen wir die konzentrierte Last und Konsequenz der Schuld.

Vers 8a
Der Zorn Gottes ist sichtbar in der Gefangenschaft in Babylon, im Gerichtshandeln. Es ist ausdrücklich eine kurze Zeit des Zornes, vorübergehend.
Der Grund wurde uns schon in Kap. 50,1 beschrieben – um eurer Sünden willen wurdet ihr verkauft. Gefangenschaft in Babylon ist Gerichtshandeln Gottes und bereits schon wieder Heilshandeln. Für eine kurze Zeit habe ich dich verlassen, beinhaltet doch den Wiederanfang.
Noch mal Kap. 50,1 – es gibt keinen Scheidebrief – das Band ist nicht zerschnitten.

Vers 7b
Der Verlassenheit wird von Gott das „heimholen“ entgegengesetzt. Es ist die Situation des verlorenen Schafes. Jesus sucht – bis er es findet, darin steckt alle Liebe, Ausdauer und Geduld unseres Herrn. Er sucht nicht eine Zeit lang oder bis es Abend ist, er sucht bis er es findet. Das Sammeln der Herde steht im Gegensatz zum Gerichtshandeln. Israel, das zerstreut ist unter die Völker, bekommt die Zusage der Sammlung und der Wiederherstellung. Israel wird ins Land der Väter zum Weideplatz zurückgeführt werden. Noch ist es nicht die letzte Sammlung, die hier beschrieben wird, eine viele schlimmere Zerstreuung für Israel steht diesem Volk ja noch bevor, 70 n. Chr.
Mit großer Liebe hole ich dich wieder heim, das ist eine viel größere Dimension als nur für Zeit der Gefangenschaft in Babylon.
Es beschreibt auch schon das nach Hause bringen von uns verlorenen Menschen. Hier ist Gott unterwegs und aktiv um sein Volk abzuholen und nach Hause zu führen. Wir kommen von Weihnachten her und haben die Ankunft des Retters gefeiert – das war der Anfang der Aktion Gottes.

Vers 8b
Der zeitlichen Beschränkung des Zornes steht die ewige Huld/Gnade
(hesed = treue Liebe) entgegen. Das geht noch weiter über die Lebensgrenze hinaus die in Psalm 30,6 beschrieben wird …..lebenslang dauert seine Gnade. Hier heißt es „mit ewiger Huld erbarme ich mich deiner“.

In beiden Versen 7 und 8 werden die Gegensätze deutlich:
kleine Weile – große Liebe
verlassen – sammeln
einen Augenblick – ewig
Zorn – Gnade
Gottes Liebe ist stärker als die Macht der Sünde, das ist unsere Rettung.

Vers 9
Der Bund mit Noah ist ein heilsgeschichtlicher Neuanfang in der Geschichte der Menschheit. Niemals mehr wird es eine Flut geben wie zur Zeit Noahs. Der Kreislauf von Tag und Nacht, Saat und Ernte wird nicht mehr unterbrochen werden. 1. Mose 8,22. Gott hat sich festgelegt.
Damals hat sich Gott sogar ein Zeichen gesetzt, für sich zur „Erinnerung“. Niemals mehr! In 1. Mose 8 und 9 lesen wir von dem noachitischen Bund, dass Gott die Menschheit nie mehr mit einem allgemeinen Gericht vernichten würde. Es werden sich wieder Wolken zusammenballen und uns Angst machen, Belastungen werden kommen und uns niederdrücken. Die Finsternis die Wolken der Sünde verdunkeln, aber der Bund Gottes bleibt bestehen.
Jes. 60, 2 Siehe Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker, aber über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Das ist Weihnachten, Ankunft des Sohnes, das ist Jesus, der als Licht in unsere Welt gekommen ist.
Mit dem Sterben und Herrschen des Knechtes wird eine Wende eintreten, noch weit größer als zur Zeit Noahs, Zeit der Gnade in der wir heute immer noch leben.
Wie damals nach der Flut, so schwöre ich, so lege ich mich fest: nimmermehr zu zürnen, noch dich zu schelten.
„Auch die Pforten der Hölle sollen meine Gemeinde nicht überwinden“
so hat Jesus, der Knecht Gottes, seinen Jüngern versprochen. Es ist der neue Bund des vergossenen Blutes. Der neue Bund ist eine Liebesverbindung durch ein erneuertes Herz.

Vers 10
Die Berge stehen fest, ihre Festigkeit ist Zeichen der Bundestreue Gottes. Wenn diese Berge wanken und weichen, wird Gottes Treue trotzdem bestehen bleiben, sie ist mehr als felsenfest.
Matth. 24,29 und 2. Petr. 3,10 beschreibt und die Zeit wo Berge und Elemente ins Wanken kommen. Dann, wenn unser Herr Jesus wiederkommt und in großer Treue seine Gemeinde zu sich holen wird.
Der Friedensbund, den der Messias gebracht hat ist kein zeitlich begrenzter Bund – er hat Ewigkeitswert.

5. Die Spitze des Textes
Gottes unverbrüchliche Treue und Erbarmen.
2.Tim.2 13 Wenn wir untreu sind so bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.

6. Der Text heute.
In unserer Gesellschaft wird überdeutlich, wie viele Menschen in der Gefangenschaft der Sünde gebunden sind. Die Sehnsucht der Menschen ist riesengroß und viele landen über den schillernden Angeboten unserer Zeit noch viel tiefer in den Bindungen Satans. Schon immer schienen die Angebote der Welt Großartiges zu versprechen, am Ende bleibt Leere und Gebundenheit.
Gott hat unser Verlorensein zu seinem Problem gemacht, und seinen Sohn zum Blitzableiter der Sünde erwählt. Und Jesus selbst hat geweint über Jerusalem und über uns, statt Zorn war bei ihm Liebe, statt Vergeltung
Stellvertretung. „Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein.“
Das Leben ist ohne den Messias nicht zu finden.
Unser Text kann auch ein Rückblick sein auf das vergangene Jahr, auf Zeiten der Not, auf gottesferne Zeiten. Unser Herr Jesus will vergeben, ich muss nicht in der Ferne bleiben. Sein Bund der Liebe bleibt.

Zu Vers 10
Veränderung ist ein Kennzeichen unserer Zeit. Nichts bleibt wie es ist. Was früher gut war, kann sich heute längst schon negativ auswirken. Es gibt immer weniger Beispiele von Beständigkeit, von bleibenden Werten. Was in vergangenen Jahren zumindest zum Großteil als unverbrüchlich galt, wird alles zur Disposition gestellt. Die Werte in Ehe, Familie, Erziehung usw. haben längst keine allgemein gültige Bedeutung mehr. Vielen Menschen macht diese Unbeständigkeit Angst.
Schon Kinder sind von diesen Fragen nach der Verlässlichkeit umgetrieben. Vor ein paar Jahren kam eine unserer Töchter aus dem Kindergarten nach Hause mit einer ganz großen Angst. Der Grund, in kurzer Zeit haben 3 Väter ihre Familien verlassen. „Gehst, Du auch weg, wenn ihr euch streitet“. Als Vater und Ehemann kann ich keine hundertprozentige Verlässlichkeit garantieren. Unser Vater im Himmel kann es und er hat es mehr als felsenfest versprochen.
Es mag sein, dass uns manchmal der Boden zu wanken scheint. Aber gerade dann gilt: Was der Herr, der uns liebt, versprochen hat, ist verlässlicher als meine Ängste und Fragen.

7. Beispiele und Verdeutlichungen
Treue und Verlässlichkeit haben früher schon in Staunen versetzt.
Beispiel: „Die Bürgschaft“ von Friedrich Schiller. Das beste Beispiel
ist aber unser Herr selbst.

8. Material und Gliederung zur Predigt
Gottes Barmherzigkeit
1. und die kurze Zeit der Unterbrechung
2. und die feste Zusage zum Leben
3. und der ewige Bund der Liebe

Schluss:
Im Kommen Jesu ist alles erfüllt. So klar und einfach ist das Evangelium, das wir weitersagen müssen. Wer Jesus hat, der hat das Leben in alle Ewigkeit.

Quellen: Wuppertaler Studienbibel
Komm. Das AT von John F. Walvoord & Roy F. Zuck
Arno Gabelein Kommentar zum AT