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Predigthilfe vom 27. März 2022 – Johannes 14, 27-30

Jahresthema: Wert(e)voll leben – Die Auswirkungen des Heiligen Geistes in unserem Leben 

Predigtthema: Wert(e)voll leben: Frieden – mehr als die Welt geben kann  

Gottesdienst Einleitung:  Gal 5,22; Mt 5,9 (Vorschläge zur Textlesung) 

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!  

1. Sehen, was dasteht 

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung). 

1.1 Allgemeine Hinweise zum Jahresthema  

Einleitung zum Jahresthema „Wert(e)voll leben“!  

Das Ziel: Mit dem Jahresthema wollen wir anhand der Frucht des Geistes (Gal 5,22) auf die christlich-biblischen Werte und Tugenden aufmerksam machen. Das Wortspiel „wert(e)voll leben“ zeigt auf, dass es sich lohnt christliche Werte auszuleben. Werte machen ein Leben wertvoll, sie sind sinngebend und achten die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes. Darum wollen wir auf die Auswirkung des Heiligen Geistes eingehen, der diese biblischen Grundwerte im Leben eines Christen verwirklichen will.  

Der Anlass: Durch den Wertewandel und -pluralismus unserer Zeit werden christliche Werte zunehmend hinterfragt. Überzeugte Christen, die eine moralische Vorstellung vertreten oder leben, werden belächelt und als altmodisch oder unzeitgemäß verschrien. Diese Diskrepanz christlicher und gesellschaftlicher Normen stellt gläubige Christen (in der Gemeinde, Familie, Erziehung und am Arbeitsplatz) vor große Herausforderungen.  

Als Gemeinde Jesu können wir uns daher weder einer Wertediskussion noch einer biblischen Werteverkündigung entziehen.  

Die Chance: Das Thema hat eine gesellschaftliche Relevanz. Christliche Werte wie Verlässlichkeit, Treue, Wahrhaftigkeit, Disziplin, Fleiß, Selbstbeherrschung usw. werden durchaus im Alltag und der Gesellschaft geschätzt. Durch gelebte christliche Werte können wir Zeugnis und Licht in der Welt sein.  

Auch für die Gemeinde- und Familienarbeit hat dieses Thema Relevanz. Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass biblische Werte in Elternhäusern weitergegeben werden oder dort bekannt sind. Darum müssen biblisch-christliche Werte wieder neu verkündigt, erklärt und begründet werden. Dabei muss die Wertevermittlung in Beziehung zur Liebe und zum Willen Gottes gestellt werden, dass daraus nicht nur eine Moralpredigt wird. Aber es ist Gottes ausdrücklicher Wille, dass wir in Christus tugendhaft leben. 

„Im übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgend eine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!“  

Phil 4,8; vgl. Röm 12,1ff 

Was sind WERTE? 

Der Begriff „Werte“ stammt etymologisch aus dem Germanischen „werþa“ = „Wert, kostbar“. Weiter ist der Begriff verwandt mit germanisch „werþan“ = „werden“ (entstehen). Im Friesischen bedeutet „werþa“ = „würdig“. In der Bibel wird auch der Begriff „Tugend“ gebraucht, was soviel bedeutet wie „vorbildlich“, gute (sittliche) Charaktereigenschaft, anständig, redlich oder sittenhaft.“  

Werte bestimmen die soziale Kompetenz, die Charakterbildung und die Persönlichkeit. 

Als Christen sind wir davon überzeugt, dass die Bibel universelle, zeitlose, kulturell- und generationenübergreifende Werte/Tugenden vermittelt, die sich in der Menschheitsgeschichte bewährt haben. Christliche Werte haben Völker zivilisiert und humanisiert und prägten staatliche Grundgesetze und Gesellschaftsordnungen. Die christlichen Werte und Tugenden tragen in sich einen menschenwürdigen Charakter. 

Neben einer christlichen Wertebildung durch Verkündigung oder Erziehung ist es aber vor allem der Heilige Geist, der das Herz des Gläubigen verändert, der ihm diese Werte zueignet und nachhaltig dazu befähigt, diese auch in der Kraft des Geistes auszuleben.  

Das Jahresthema will dazu beitragen, dass wir die Tugenden dessen verkündigen, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat… (1Pet 2,9ff).   

Ausgehend von Gal 5,22 werden die jeweiligen Werte/Tugenden anhand ausgewählter Bibeltexte (Predigttexte) erklärt. Unter einem extra Punkt findet ihr eine zusätzliche Definition aus einem Online-Lexikon, einen Anti-Wert und ergänzende Erklärungen über den jeweiligen Wert/Tugend. Diese helfen das Thema unter weiteren Gesichtspunkten zu vertiefen. 

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes 

Aebi, E „Kurze Einführung in die Bibel“, Bibellesebund 

Maier, Gerhard, Edition C Bibelkommentar NT, „Johannes-Evangelium Teil 2“, Band 7, Hänssler Verlag. 

Wiersbe, Warren.W, „Kommentar NT Matthäus bis Apostelgeschichte“ Band I, CLV. 

Henry, Matthew., Matthäus–Johannes, 3. Auflage., Waldems: 3L Verlag. 

MacDonald, W., Kommentar zum Neuen Testament, 7. Auflage., Bielefeld: CLV. 

Hermann „Friede“, Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriert. Calw; Stuttgart: Verlag der Vereinsbuchhandlung. 

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes 

Jeder will ihn, die meisten suchen ihn, aber die Welt hat ihn nicht – den wahren Frieden! 

Auch wenn alle den Frieden wollen, so stellen wir fest, dass das was zum Frieden dient (Bedingungen zum Frieden), nicht alle wollen.  

Kaum jemand hätte gedacht, dass nach dem zweiten Weltkrieg (1945) der sicher geglaubte Frieden in Europa jemals wieder so sehr gefährdet ist. Der aktuelle Konflikt zwischen Russland und der Ukraine (2022) verdeutlicht, dass Frieden ein sehr zerbrechliches Gefäß ist. Für Bibel- und Geschichtskenner eigentlich nichts Neues. Der Mensch ist seit dem Sündenfall ein Kriegstreiber (Ps 140,3). Wo der Mensch auftaucht, entstehen Krieg, Streit, Konflikte und herrscht Unzufriedenheit. 

Unter dem Thema: Wahrer Friede macht ein Leben wertvoll wollen wir anhand von Joh 14,25-30 Herkunft, Auswirkungen und Auftrag des wahren Friedens (Shalom) betrachten.  

14,25-25 Der Friede, den Jesus ab V.27 seinen Jüngern verheißt steht im direkten Zusammenhang mit der Sendung des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist gleichsam der Vermittler des göttlichen Friedens.  

Der Gott des Friedens (Heb 13,20; Röm 15,33; 16,20) ist somit Ursprung und Quelle. Das wird auch deutlich durch die all so vielen Friedensgrüße am Briefanfang und -ende in den meisten Paulusbriefen (Röm 1,7; 15,33+16,20; 1Kor 1,3+14,33; 2Kor 1,2+13,11; Gal 1,3; Eph 1,2+6,23: Phil 1,2+4,9; Kol 1,2; 1Thes 1,1+5,23; Tim 1,2; 1Tim 1,2; 2Tim 1,2; Tit 1,4; Phim 1,3). 

Die Zueignung des Friedens ist somit ein Werk des dreieinigen Gottes.  

  • Sie wird durch Gott den Vater geschenkt – er ist Friede (Heb 13,20) 
  • Sie wird durch Jesus Christus gewirkt – in seinem Blut (Kol 1,20) 
  • Sie wird durch den Geist Gottes vermittelt – in der Wiedergeburt    (Röm 5,1ff) 
  • Sie wird durch den Gläubigen gelebt – in der Frucht des Geistes (Gal 5,22) 

Friede ist ein Wert und eine Tugend Gottes, die der Geist im Gläubigen bewirken will. Das Reich Gottes besteht aus Frieden und Freude (Röm 14,17). Wer im Geist Gottes lebt, sich seinem Willen und seiner Führung unterstellt, der hat und lebt im Frieden (Röm 8,6). 

  1. Friede – mehr als nur die Abwesenheit von Krieg 

14,27 Wir leben in einer friedlosen Welt. Auch die Jünger erlebten die gewaltvolle Herrschaft des Römischen Reiches. Juda wurde von Rom annektiert und besetzt. Ständig gab es Unruhen, Aufstände, Kriege und schreckliche Todesurteile. Zukunftsängste beherrschten die Jünger in den letzten Tagen Jesu. Doch mitten in dieser Sorge spricht Jesus das Trostwort vom Frieden. Es scheint wie eine Erklärung seiner bekannten Worte: „Fürchte dich nicht“!  Der Scheidende Jesus verlässt die kriegerische Welt und hinterlässt seinen Jüngern wahren Frieden. Dieser Friede (im hebr. „Shalom“) meint einen umfassenden, ganzheitlichen und vollkommenen Frieden. Shalom im Sinne von einem  

  • inneren Herzensfrieden (Kol 3,15; Phil 4,7) bis hin zu einem  
  • globalen Weltfrieden (Ps 85,11-12; Lk 2,14; Sach 9,10). 

Jesus ist gekommen, um der Menschheit und der Welt den Frieden zu geben, den sie verloren hat. Mit der Abwendung von Gott wandte sich der Mensch von der Quelle des Friedens ab. Wer Gott ablehnt, lehnt den Frieden ab und wählt den Krieg. Darum geht der Mensch seit dem Sündenfall friedlos und ruhelos durch diese Welt. Die Welt kommt nicht zur Ruhe und findet keinen Frieden. Zwar sucht die Welt nach menschengemachtem Frieden – aber sie kann weder einen Frieden schaffen noch einen ihr von Gott geschenkten Frieden erhalten. „Man hofft auf Frieden – aber es wird nicht besser“ (Jer 8,15; 14,19). Befinden sich die Völker in einem „Waffenstillstand“, nennen sie es Frieden und wiegen sich in falscher Sicherheit. Schon die alten Propheten verkündeten: „Friede, Friede, wo doch kein Friede ist“ (Jer 6,13-14; vgl. Jer 8,11; Hes 13,10.16; Lk 17,26ff; 21,34f; 1Thes 5,3).  

-> Äußerlicher Friede ist kein Anzeichen für wahren Frieden 

-> Äußerlicher Friede ist nicht alles was der Mensch braucht 

Der Mensch ist unfähig zum wahren Frieden, darum muss ihm der Frieden von außen (unabhängig vom Menschen) angeboten und geschenkt werden. 

  1. Frieden – mehr als die Welt geben kann 

Während nun Jesus geht, lässt er Frieden zurück! Dieser Friede ist somit eine Hinterlassenschaft Gottes, ein Erbe und ein Geschenk – ohne Zutun des Menschen.  

Wahrer Friede ist Gnade Gottes. Der Gott des Friedens wendet sich friedevoll den Menschen zu, um ihnen seinen ewigen Frieden zu geben. Das was die Welt nicht geben kann. Gemeint ist ein allumfassender dauerhafter Seelenfrieden mit Gott.  

  1. Zuerst ist es der Friede mit Gott (Kol 1,20). In Jesus wird der Mensch mit Gott versöhnt. Der Streit, die Kluft und die Trennung von Gott und Mensch wird in Jesus befriedet. Jesus versöhnt, vergibt, schafft die Bedingung zum Frieden. Er schafft die Genugtuung des Gesetzes, indem er die Schuld und Strafe auf sich nimmt.  
  1. Aus diesem Frieden mit Gott entsteht der wahre Frieden im Herzen (Kol 3,15). Es ist die innere Ruhe, die Gott dem Menschen bereithält und die der Mensch so sehr braucht. Es ist das Heil und die Erlösung in JESUS. Ein mit Gott und mit sich harmonischer Zustand. Eine Einmütigkeit und Übereinstimmung meines Willens mit Gottes Willen. Ein Beendigen von Spannungen und Auseinandersetzungen mit Gott. Eine wahre Seelenruhe. Die mehr ist als ein Waffenstillstand mit Gott, sondern ein Einssein mit Gott, die Sicherheit und Geborgenheit gibt.   
  1. Darauf schafft Gott auch den Frieden zwischen zerstrittenen Menschengruppen, wie Juden und Heiden (Eph 2,14). In Jesus wurden beide in dem einen neuen Leib der Gemeinde zusammengefügt. Vor Gott ist weder Jude noch Heide, Knecht noch Freier, Mann noch Frau… 

Jesus sagt: „Meinen Frieden gebe ich euch“. Es ist der Friede Gottes und eben nicht ein Friede der Welt. Jesus verschafft mit seinem Weggang, der über den Kreuzestod auf Golgatha führt – den wahren ewigen Frieden. „Ich gebe euch“,Ich hinterlasse euch“ – Jesus schafft Frieden in Jerusalem, der Stadt des Friedens. 

Er schafft die Grundlage der Versöhnung durch sein Opfer. Er bereitet den Weg für den Frieden auf Erden, den die Engel bei seiner Geburt angekündigt hatten (Lk 2,14). 

Das Reich Gottes ist ein Friedensreich – und es beginnt im Herzen der Gläubigen, so wie Jesus es in der Bergpredigt verkündigt hat (Mt 5,9). Das kann die Welt nicht bieten noch geben. Dabei verheißt Jesus hier noch nicht einen politischen Frieden, ein Friedensreich zwischen den Nationen – sondern einen Frieden unter den Nachfolgern und Jüngern Jesu.  

Viele Jünger starben, um ihres Glaubens an Jesu willen. Sie wurden verleugnet, verraten, verfolgt und terrorisiert und ermordet – so wie viele Christen heute auch. Jesus gab der Gemeinde keine Verheißungen über äußeren Weltfrieden. Vielmehr bereitete er die Jünger auf einen geistlichen Kampf (Eph 6) vor und einen erbitterten Hass der Welt, den die Nachfolger treffen wird (Joh 15,18ff).  

Dennoch, weil wir Frieden mit Gott haben, brauchen wir uns nicht zu fürchten. Denn der Friede Gottes in uns ist mehr als ein falscher Friede in der Welt.   

  1. Frieden – mehr als der Mensch zu hoffen wagt 

Mit der Hinterlassenschaft des Friedens gab Gott der Gemeinde und jedem Christen einen Auftrag. Nachfolger Jesu sollen nun ein Zeugnis des Friedens in Christus sein.   

Gläubige sollen in Jesus  

  • diesen wahren Frieden mit Gott leben  
  • diesen wahren Frieden gegenüber den Menschen verkörpern 
  • nach diesem wahren Frieden in der Welt streben  

Nicht, dass die Gemeinde oder Christenheit den Auftrag hätte einen menschlichen Weltfrieden zu schafft oder in einer Antifaschisten-Ideologie ein selbstgemachtes Friedensreich aufzurichten. Die Verheißungen Gottes über ein irdisches Friedensreich sind zukünftig. Sie werden nicht von der Gemeinde erfüllt, sondern von Jesus selbst, wenn er sichtbar wiederkommt. Dann wird das Gottesreich, das in den Herzen der Gläubigen (Gemeinde) mit dem 1.Kommen Jesu angefangen hat, sich in allen Dimensionen erfüllen. Dann wird der Gott des Friedens sein Reich wieder herstellen. Es wird Frieden sein – mehr als der Mensch zu hoffen wagte. Frieden auf Erden wird dann Wirklichkeit (Hinweise zum irdischen Friedensreich unter: 2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung). 

Dennoch hat die Gemeinde einen Friedensauftrag in dieser Welt. Jesusnachfolger, die in Jesus den Frieden Gottes erfahren haben sollen…  

  • Freudenbotschafter des Friedens sein Jes 52,7 
  • Menschen einladen zur Versöhnung mit Gott 2Kor 5,20 
  • Den Frieden untereinander halten Mk 9,50; 2Kor 13,11 
  • Nach dem streben, was zum Frieden dient Röm 14,19 
  • Den Frieden suchen und ihm nachjagen 1Pet 3,11 
  • Wenn möglich mit allen Frieden halten Heb 12,14 
  • Friedensstifter sein Jak 3,17f  

Auch wenn der Friede Gottes uns Geschenk ist, so ist er immer wieder angefochten. Sowohl der eigene innere Herzensfriede, als auch der Friede in Familie, Gemeinde und der Welt! Den Frieden in Christus zu haben, enthält die Verantwortung und Aufgabe ihn auch zu leben. Zum Frieden gehört manchmal auch die Befriedung und  

  1. unsere Bereitschaft Nachteile, Schande und Streit zu ertragen, (wie Jesus) 
  1. Gottes Erziehung anzunehmen, wenn er uns in Liebe zum Frieden erzieht (Heb 12,11). 

14,28-30 In diesen Versen erklärt Jesus, dass wenn sie diesen Frieden begreifen würden, sie sich umso mehr freuen würden über den Weg Jesu. Frieden und Freude sind somit ein Zwillingspaar. Wahrer Friede schafft wahre Freude, die sogar unabhängig von irdischen Umständen sein kann. Jesus überwindet die Welt, hat den Satan und Teufel besiegt und die Grundlage für Versöhnung und Frieden geschaffen (V.30). Auf lasst uns gehen – gleicht dem Aufruf nicht zu zögern, sondern mutig Gottes Friedensboten zu sein.  

2. Verstehen, worum es geht 

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung) 

Einige kurze Gedanken zum Frieden (Shalom):  

Shalom ist im jüdischen Volk ein sehr wertvolles und bedeutungsvolles Wort. Shalom bedeutet unter anderem: Unversehrtheit, Sicherheit, Wohlstand, Erfolg, Ergehen, Wohlergehen, Freundschaft. Shalom ist das Grußwort im Alltag, das verwendet wird, um dem anderen bewusst Gottes Frieden und Wohlergehen zu wünschen. Ein Überblick über den Begriff verdeutlicht, dass Shalom mehr ist als nur ein innerer Herzensfrieden mit Gott. Shalom ist das ganzheitliche Ergebnis der Versöhnung Gottes mit seiner Schöpfung. 

Gott, der Vater ist ein Gott des Friedens Heb 13,20 

Der Mensch und die Welt wurde zum Feind Gottes Kol 1,21; Eph 2,14; Jak 4,4 

Darum kam Jesus in die Welt (1.Kommen) 

  1. als wahrer Friedefürst Jes 9,5-6; Mich 5,4; Sach 9,10 
  1. um Herzensfrieden zu bringen Röm 5,1 
  1. um die Welt mit sich zu versöhnen 2Kor 5,19ff 

Und Jesus wird einmal wiederkommen (2.Kommen) 

  1. um seinen Shalom auf Erden zu bringen Ps 46,10; 85,11-12; Lk 2,14  
  1. um die Verheißungen seines Reiches zu erfüllen Jes 2,4; 9,6; 11,6ff; 60,17.18; 66,12; Mich 4,3; Hos 2,10 

Mit dem ersten Kommen Jesu kam kein Frieden auf Erden (Mk 10,24). Vielmehr kam er, um die Welt mit sich zu versöhnen (2Kor 5,19ff) und die Menschheit und sein Volk vor dem kommenden Gericht zu bewahren. Mk 10,24 bezieht sich auf das bevorstehende Gericht (Schwert) über Jerusalem 70 n.Chr. (Lk 21,22-24). Doch Jesu Friedensmission ist mit dem 1.Kommen noch nicht abgeschlossen. Jesus wird wiederkommen als Friedefürst und Shalom auf Erden vollbringen (Hes 34,25.28; 37,26; Jer 33,6).   

2.2 Weitere Hinweise zum Wert FRIEDE   

Quellen: https://www.values-academy.de/frieden/ 

Wortherkunft: Frieden 

Aus mittelhochdeutsch „vride“ und althochdeutsch „fridu“ = Schonung, Freundschaft. 

Englisch: peace, peace treaty, tranquility (Friedlichkeit), quietude (Ruhe, Friede). 

Definition:     

  • Kurzform für Friedensvertrag: gesicherter Zustand des inneren oder zwischenstaatlichen Zusammenlebens in Ruhe und Sicherheit (Friedensschluss). 
  • Zustand von Eintracht und Harmonie. 
  • Ungestörte Ruhe bzw. ein Zustand von beschaulicher, heiterer Ruhe. 

Anti-Wert: Krieg, Streit, Unruhe, Spannungen, Terror, Uneinigkeit.  

Synonyme oder Wortformen:  friedlich, friedvoll 

Friede (veraltet), Einigkeit, Einmütigkeit, Eintracht, Einvernehmen, Einklang, Versöhnung, Verständigung, Harmonie, Übereinstimmung, Ruhe, Stille, Friedensschluss, Friedensvertrag, Friedenszeit, Friedenszustand, Waffenstillstand, Entspannung, Seelenruhe. 

Beschreibung: Frieden ist für die meisten Menschen ein Grundbedürfnis und ein angenehmer Zustand von Ruhe und Harmonie. Dies wird insbesondere durch die Abwesenheit von negativer Störung, Streitigkeiten, Beunruhigung und insbesondere von Krieg gekennzeichnet. Frieden wird durch die Grundhaltung „Friedfertigkeit“ von der Mehrzahl aller direkten und indirekten Beteiligten hergestellt. 

Psychologie: Psychologisch wird Frieden auch als Seelenfrieden bezeichnet, was eine hohe Form von Ausgeglichenheit, Ruhe und innere Stabilität beschreibt. 

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung) 

Das Thema verfolgt zwei Ziele zur praktischen Anwendung:   

  1. Der Mensch braucht den persönlichen Frieden mit Gott 

Das Wichtigste ist die persönliche Frage nach dem Frieden mit Gott! Der Zuhörer soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass durch den Glauben an Jesus Christus allein der Mensch Vergebung seiner Sünden erfährt und so mit Gott versöhnt wird. Der Friede Gottes kehrt in sein Herz ein. Der Friede mit sich und seiner Vergangenheit. Die Seele kommt zur Ruhe und weiß sich in Jesus wohl geborgen.  

  1. Der Friede in Christus befähigt zur Friedlichkeit und Friedfertigkeit  

Der Friede mit Gott – führt zum Frieden mit sich selbst – und darauf folgt wiederum der Fähigkeit zum Frieden mit seinem Nächsten. Ein Christ, der den Heiligen Geist hat, trägt nicht nur Gottes Liebe, sondern auch Gottes Frieden in sich. Verändert von Christus, hat er den inneren Wunsch zum Frieden und sucht was zum Frieden dient.  

Konkret bedeutet das ein friedliches und freundliches Verhalten durch Gottes Gnade einzuüben. Friedvoll und friedlich ist: 

  • wer auch mal bereit ist Nachteile, Kränkungen und Schmähungen zu ertragen  
  • wer sich nicht gleich wehrt, verteidigt oder rächt, wenn er angegriffen wird  
  • wer nicht streitsüchtig ist, was nicht nur Ältesten schlecht ansteht, sondern auch jedem Christen (1Tim 3,3) 
  • wer sich um Frieden mit anderen bemüht – auch mit denen, die anderer Meinung sind oder andere Überzeugungen haben 
  • wer nicht grundlos einen Streit anfängt (Spr 3,30) 
  • wer mit Geduld den Streit lindert und einen Weg zum Frieden bahnt (Spr 15,18) 
  • wer mit Gottes Liebe Hass und Sünde überwindet (Spr 10,12) 
  • wer im Vertrauen auf Gott keinen Neid aufkommen lässt (Spr 28,25)  
  • wer nicht zornig oder hitzig wird, denn aus Zorn entsteht meist nichts Gutes (Spr 29,22; 30,33) 
  • wer unnötige Streitfragen meidet und unterscheiden kann, worauf es ankommt (2Tim 2,23.14.16) 

Vermutlich würden wir viel mehr Frieden (zumindest untereinander) haben, wenn wir uns nicht immer mit dem beschäftigen würden, was andere tun und reden – und uns persönlich gar nicht betrifft.   

Frieden bedeutet nicht konfliktfrei zu leben, sondern versöhnlich zu leben. Bereit zu sein, sich immer wieder auch zu vertragen. Wer unverträglich ist, wird unerträglich. 

Feindschaft und Streit, sind Anzeichen fleischlichen Handelns, welches dem Geist Gottes widerspricht (Gal 5,20; 1Kor 3,3). Nicht selten sind auch verborgenen Streitigkeiten und Unfrieden innerhalb der Gemeinde eine große und verschwiegene Not (2Kor 12,20). 

3. Sagen, wo es hingeht 

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt? 

Jeder soll und darf sich persönlich prüfen und fragen, wie sehr der Friede Christi unsere Herzen wirklich regiert. Drei Fragen, die helfen können zu überdenken, wie ich zum Frieden beitragen kann: 

  • Dient das was ich denke zum Frieden? (Eine ständige innerliche Unzufriedenheit) 

Dient das was ich sage zum Frieden? (Eine ständige kritische Äußerung) 

Dient das was ich tue zum Frieden? (Ein ständiges Frust- und Trotzhandeln) 

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt? 

Der Friede Gottes im Herzen zieht Kreise. 

Wenn Gottes Friede in meinem Herzen regiert, dann erfahre ich einen tiefen Frieden über meine Gewissheit des Heils. Mein Herz darf in JESUS ruhen.  

Durch Christus verbreitet sich in mir eine ruhe- und friedvolle Atmosphäre, die für den Nächsten erfahrbar wird. Dieser Friede wird dann auch zum Zeugnis des Glaubens in dieser Welt.  

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt? 

  1. Frieden – mehr als Abwesenheit von Krieg 
  1. Frieden – mehr als die Welt geben kann 
  1. Frieden – mehr als der Mensch zu hoffen wagt 

  1. Im Frieden leben – wie der Friede Christi in mein Leben kommt  
  1. Im Frieden handeln – wie der Friede Christi mein Leben prägt  
  1. Im Frieden sterben – wie der Friede Christi mich auf die Zukunft vorbereitet 

  1. Frieden lassen – Jesu Hinterlassenschaft ist Frieden  
  1. Frieden nehmen – Jesu Gnadengabe ist Frieden  
  1. Frieden geben – Jesu Auftrag ist Frieden leben  

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt? 

Der Friede zieht seine Kreise – der Streit auch! 

Friedlich liegt die Katze im Hausflur und chillt ihr Leben. Plötzlich kommt verärgert der Vater von der Arbeit nachhause. In seiner schlechten Laune schnauzt er seine Ehefrau an, verzichtet auf das Abendessen und geht ins Bad. Irritiert und nun selbst verärgert ruft die Mutter die Kinder, weil diese nicht ihre Schulsachen weggeräumt haben. Sie schreit die Kinder an, trägt den Ärger weiter. Völlig perplex fangen die Kinder an zu weinen, rennen in ihr Zimmer und schlagen im Zorn die Türe hinter sich zu. Dann sieht die Mutter im Hausflur die Katze und gibt ihr einen Tritt, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Die Katze versteht die Welt nicht – aus Frieden wurde plötzlich Krieg.  

Zitate:  

Es gibt hienieden nur einen Frieden, der von Dauer ist, das ist der Friede, den der Sieger von Golgatha errungen hat.  (Friedrich von Bodelschwingh) 

Ganz gewiss kommt es nicht darauf an, ob man Ruhe und Frieden von außen hat, sondern ob man ein in Gott ruhend Gewissen hat und um des Gewissens willen zu leiden bereit ist. (Friedrich von Bodelschwingh) 

Ohne Christus ist Unfriede zwischen Gott und den Menschen und zwischen Mensch und Mensch. Christus ist der Mittler geworden und hat Frieden gemacht mit Gott und unter den Menschen. (Dietrich Bonhoeffer) 

Gott wird dann am meisten geehrt, wenn wir zutiefst zufrieden sind in ihm. 

(Jonathan Edwards) 

Wer Frieden mit Gott hat, dem gehört die Zukunft. (Peter Hahne) 

(Klaus Eberwein)