Jahresthema: Leben im Horizont der Ewigkeit
Predigtthema: Ein offener Eingang
Predigttext: Hebräer 10,32-39
Verfasser: Thomas Richter
Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und das Weitergeben der vom Herrn aus dem Predigttext von euch persönlich gehörten Botschaft Gottes: „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt“ (2Kor 5,20a). Deshalb suchen wir in der Vorbereitung der Predigt nach dem, was der Herr durch das Wort des Predigttextes sagen will. Es geht dabei um seine Botschaft und wir sind seine Botschafter. Dabei hören wir zwar auch auf andere Botschafter, z.B. durch die Hinweise der Predigthilfe, verkündigen aber die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufgetragen wird: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34b). Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. TEXT- UND PREDIGTHILFSMITTEL
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
Hilfen zur Auslegung und Anwendung des Predigttextes (Hebr 10,32-39) bieten z.B.
* Arnold G. Fruchtenbaum. Der Hebräerbrief: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive. Christlicher Mediendienst (S. 195-198).
* Fritz Laubach. Der Brief an die Hebräer. Wuppertaler Studienbibel NT. R. Brockhaus (S. 215-222 – empfehlenswert).
* Sören Ruager. Hebräerbrief. NT Edition C-Bibelkommentar 22. Hänssler (S. 197-204).
* Jim M. Flanigan. Hebräerbrief. Was die Bibel lehrt 13. Christliche Verlagsgesellschaft (S. 313-322).
* Eduard Riggenbach. Der Brief an die Hebräer. Kommentar zum NT Bd. 14. (unter http://bitflow.dyndns.org/german/TheodorZahn/Kommentar_Zum_Neuen_Testament_Band_14_Buecher_58_1913.pdf; S. 329-338).
Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 22.09.1996 mit dem Titel „Worauf kann man sich noch verlassen“ (Hebr 10,35-39) und vom 15.03.1987 mit dem Titel „Märtyrer heute“ (Hebr 10,32-38). Diese Predigten findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [Hebräer 10] und „Autor“ [Scheffbuch, Winrich] ausfüllt.
Beachtenswerte Anmerkungen und Parallelstellen zum Predigttext bietet auch die MacArthur Studienbibel (http://bitflow.dyndns.org/german/JohnMacArthurStudienbibel/58-Der_Brief_An_Die_Hebraeer.pdf; zum Predigttext: S. 1837f bzw. zur Einführung in den Hebr: S. 1816-1818 – empfehlenswert).
Für die Textlesung bietet die „Neue Genfer Übersetzung“ eine gut verständliche, lesbare und zuverlässige Übersetzung unseres Predigttextes (http://www.ngue.info/online/lesen).
2. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG
Mit dieser Predigt beschließen wir unsere Predigtreihe im Januar zur Realität, der Wirkung und den persönlichen Konsequenzen des Opfers Jesu. Das Opfer Jesu ermöglicht einen offenen Übergang – Zugang – Ausgang – Eingang (Hebr 10,32-39). Im Rahmen der Verkündigung geht es nun um die Bewährung des Glaubens zur festen Gewissheit, denn im Himmel wird es nur „Freiwillige“ geben.
Zum Nachdenken:
„Was Jesus für mich ist? Einer, der für mich ist. Was ich von Jesu halte? Dass er mich hält“. (Lothar Zenetti)
„Sie konnten ja der Verfolgung entgehen, die ersten Christen, wenn sie nun Jesus verleugneten. Juden dürften sie sein, das war eine erlaubte Religion; der hielten die Römer alles, was ihnen Narrheit war, zugute. Sollten sie nicht zum Judentum zurückkehren, die Hebräer unter den Christen? Da war doch auch die Hoffnung auf Gottes künftige Welt, da waren alle Verheißungen des Alten Testaments. Gibt es kein Zurück, keine Sicherung vor dem Kampf, vor der Schmach, vor dem qualvollen Tod? Es gibt kein Zurück für den, der um Jesus weiß. Jesus ist unsere Freudigkeit! Durch ihn, mit ihm allein können wir vor Gottes Weltgericht bestehen, in freudigem Vertrauen bestehen. Werft euer Vertrauen nicht weg! Werft die freudige Zuversicht, den Freimut, die Freudigkeit nicht weg! Es gibt kein Zurück; denn was wir finden würden, wenn wir jenseits von Jesus versuchen möchten, zu Gott zu kommen, ist Trauer, Ungewissheit, Furcht, Angst und Schrecken“. (Julius Schniewind)
Interessante Anmerkungen und Veranschaulichungen zu Hebr 10,35f bietet Michael Herbst unter http://www.greifbar.net/uploads/media/GreifBar_plus_129_080907_Hebr_10-35-36-a_MH.pdf. Vor allem der Predigteinstieg von Prof. Herbst ist evtl. zielführend.
Unter dem Predigtthema „Christen sind keine Feiglinge“ erläutert Pastor Wolfgang Wegert: »Erinnern wir uns an den Zusammenhang: Der Apostel hatte sich mit Leidenschaft in seinem ganzen Brief darum bemüht, dass die Hebräer doch den Unterschied erkennen sollten, dass das alttestamentliche, levitische System von Gott nur vorübergehend gedacht war, nämlich bis Christus. Denn in dem Sohn Gottes sollte alles zusammengefasst werden. Er war anstelle der vielen Priester jetzt der eine ewige Hohepriester. Er brachte anstelle vieler Tiere ein für allemal Seinen eigenen Leib als endgültiges Opfer dar. Jesus ging nicht in ein Heiligtum, das mit Händen gemacht war, sondern Er ging in das wahre Heiligtum des Himmels ein, um immerdar für uns einzutreten. Mit Jesus war die zeremonielle Ordnung vorbei, denn Er hat ein größeres und herrlicheres Priestertum begründet, durch das wir wirklich Vergebung und ewiges Leben haben dürfen. Jetzt gilt nicht mehr der äußere Dienst, um Versöhnung mit Gott zu erlangen, sondern jetzt gilt nur noch der Glaube an Christi einzigartige Versöhnungstat. Statt eines Gottesdienstes mit Symbolen und Bildern gilt jetzt die Anbetung im Geist und in der Wahrheit. Viele Juden waren echte Christen geworden. Aber es waren auch etliche dabei, die zwar ebenfalls ihre Synagogen verlassen hatten und bis an die Schwelle des christlichen Glaubens gekommen waren, aber nun wieder geneigt waren, umzukehren. Die Juden übten nämlich Druck und Verfolgung auf ihre ehemaligen Genossen aus (V. 32-34), so dass sie schwach wurden und wieder ins Judentum zurückkehrten. Vor diesem Hintergrund ruft der Apostel seinen hebräischen Freunden zu: „«Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben; zieht er sich aber aus Feigheit zurück, so wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben.» Wir aber sind nicht von denen, die feige zurückweichen zum Verderben, sondern die da glauben zur Rettung der Seele“ (Hebr 10,38f). Der Apostel bezeichnet diese halb entschlossenen Leute also als Feiglinge und ruft den wahrhaft Wiedergeborenen zu: „Wir aber sind keine Feiglinge, wir gehören nicht zu denen, die da weichen.“ Welches die Felder sind, auf denen wir niemals zurückweichen dürfen, das wird uns im Laufe des gesamten Kapitels 10 nahegebracht. […].
Weiter sollen wir nicht zurückweichen, indem wir unser Vertrauen verlieren. In V. 35 heißt es: „Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ Die Identifikation mit Christus und dem neuen Bund in Seinem Blut brachte viel Verachtung und Schmähung auf die bekehrten Juden. Und Gott griff offensichtlich auch nicht immer ein, wie sie sich das erhofft hatten. Da fingen sie an zu zweifeln und verloren ihr kindliches Vertrauen zu Jesus. Sie wollten es sogar wegwerfen. Ja, ihr Glaube kam ins Schleudern, und sie wollten zurückweichen. Ergeht es uns heute nicht oft ähnlich? Solange die Sonne scheint und alles glatt geht, haben wir volles Vertrauen zu Jesus. Er ist ja so gut zu uns. Aber was geschieht, wenn wir nicht so schnell gesund werden, nicht so schnell einen Arbeitsplatz bekommen und einfach aus unseren Problemen nicht herauskommen, obwohl wir doch so sehr darum gebetet haben? Was geschieht mit unserem Gottvertrauen, wenn wir so richtig unter die Räder gekommen sind? Was machen wir, wenn wir Druck und Verfolgung innerhalb und außerhalb der Familie haben? Wollen wir dann nicht auch manchmal unser Vertrauen wegwerfen? Aber unser Text sagt: Tue es nicht! Weiche nicht feige zurück, sondern denke an die Belohnung! Für die Standhaften gibt es eine wunderbare Belohnung: Es ist der Lohn der Gnade (Röm 4,4). Es ist das ewige Leben! Von Mose lesen wir die köstlichen Worte: „Er hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung“ (Heb 11,26). Er sah Jesus und Seinen Lohn mit Ihm. Er sah die ewige Herrlichkeit des Himmels. Sieh auch du in deiner schweren Bedrängnis die ewige Belohnung an. „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ (Offb 3,11). Wie heiß das Feuer auch in deinem Leben sein mag, bitte Gott um Gnade, niemals zurückzuweichen, sondern bleibe treu bis in den Tod!
Viertens sollen wir auch nicht von der Geduld ablassen, wie der nächste Vers sagt: „Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt“ (V. 36). Die Judenchristen hatten von ihren ehemaligen Volksgenossen viel Häme bekommen, was ihnen das Aufgeben der schönen jüdischen Traditionen denn gebracht hätte. Sie wurden sogar verfolgt, und statt besser wurde es immer schlechter. Und die versprochene Wiederkunft ihres Messias trat auch nicht ein. Oft werden auch wir gefragt: „Was hast du von deinem Glauben? Dir geht es schlechter als den Gottlosen, dein Kind ist doch gestorben, obwohl ihr so gebetet habt. Wo ist euer Gott?“ Die Menschen sind dann wie die Frau des Hiob, die beim Eintreten der ersten Not gleich zu ihrem Mann sagte: „Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb!“ (Hiob 2,9). Aber Jakobus erinnert uns und schreibt: „Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer“ (Jak 5,11). Wie arm wäre das Leben des Hiob gewesen, um wie viel Segen und um wie viel köstliche Erfahrung mit Gott hätte sich dieser Mann gebracht, wenn er aufgegeben hätte! Aber er hatte in seinen Leiden heldenhafte Geduld bis zu einem Ende, das Gott mit Herrlichkeit krönte. Die Botschaft des Apostels an seine hebräischen Schwestern und Brüder war, dass sie nicht wie so viele Voreilige und Halbentschlossene wieder zurückfallen sollten in die Zeiten des veralteten Bundes (Hebr 8,13) mit seiner Gerechtigkeit aus Werken. Er warnte sie, aus mangelnder Geduld die Verheißungen des herrlichen Gnadenevangeliums zu versäumen. […]. Wenn wir Christen wüssten, welch einen himmlischen Reichtum und Segen wir hätten, wenn wir nicht so schnell aufgeben würden, dann würden wir mit Freuden mehr Geduld haben. „Geduld tut euch not“, schreibt der Apostel. So lasst uns nicht nur in Schwierigkeiten, privat oder gemeindeseitig, Ausdauer und Geduld einüben, sondern lasst uns auch miteinander viel geduldiger sein. Wenn wir alle noch viel mehr Geduld und Langmut untereinander hätten, würden wir Wunder sehen. Nur durch Ausharren und Treue können wir Gottes Verheißungen erlangen. Diese Geduld wird dir auch in deiner Ehe und mit deinen Kindern eine große Hilfe sein. Die glückliche Familie ist zum Greifen nahe, aber du brauchst noch ein wenig Geduld. Fliehe nicht, sondern harre aus. Brich nicht immer gleich den Stab, richte nicht so schnell und verurteile nicht so hastig, sondern bleibe besonnen, übe Nachsicht und lass Milde walten. Das wird nicht nur allen denen wohl tun, mit denen du umgehst, sondern das wird dir selbst am bekömmlichsten sein. „Geduld habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt“ (Hebr 10,36).
Fünftens kommt jetzt die Hauptsache, und das ist der Glaube – der Glaube des neuen Bundes. Und so schreibt der Hebräerapostel: „Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm“ (Hebr 10,38). Wer von dem Glauben an die geschenkte Gerechtigkeit Christi zurückweicht und in irgendeiner Form doch wieder meint, seine Gerechtigkeit sei von ihm selbst und von seinem guten Verhalten abhängig, an dem hat Gott keinen Gefallen. Wenn wir wieder anfangen wollen, unsere Opfer und Gottesdienste, unseren Glauben und unsere Liebe aufzuzählen, dann werden wir die Verheißung nicht erlangen. Dann leben wir noch im alten Priestertum. Wenn wir aber unser Heil aus dem Glauben an das vollbrachte Opfer Christi frei und umsonst empfangen wollen, dann sind wir Gottes Gerechte, die aus Glauben leben. Und dieser Glaube bringt wunderbare Werke und Früchte hervor aus Liebe und Dankbarkeit für unsere freie Erlösung. Eine dieser Früchte ist die Treue zu diesem einzigartigen Evangeliumsglauben. Den Galatern musste Paulus schreiben: „Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr’s denn nun im Fleisch vollenden?“ (Gal 3,3). Nein, wir wollen nicht mehr zurück, zu keinem anderen Evangelium. Wir bleiben bei der frohen Botschaft der unverdienten Gnade. Und Menschen, die von diesem Heil erfasst und von neuem geboren sind, die sagen mit dem Apostel: „Wir aber sind nicht von denen, die feige zurückweichen zum Verderben, sondern die da glauben zur Rettung der Seele“ (Hebr 10,39). Wahre Kinder des neuen Bundes haben besondere Gene in sich. Sie haben einen Geist des Beharrens in ihrem Herzen. Sie weichen nicht zurück mit halben und dreiviertel Christen. Sie sind keine Feiglinge. Sie halten fest an dem Weg des Neuen Testaments, sie sind das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums (1Petr 2,9). Sie sind treu, sie geben nicht auf, sie weichen nicht zurück. Sie reizen einander zu guten Werken „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offb 2,10). Bleibe dem herrlichen Evangeliumsglauben treu, und du wirst die Herrlichkeit Gottes sehen!« (auszugsweise entnommen aus einer Predigt von Pastor Wolfgang Wegert zu Hebr 10).
3. PREDIGTGLIEDERUNG
Ein offener Eingang – deshalb
a) Vergangenes beachten (V. 32-34)
b) Vertrauen bewahren (V. 35)
c) Geduld erlernen (V. 36f)
d) Glauben bekennen (V. 38f)
oder nach Gottfried Voigt:
Des Christseins müde?
a) Haltet fest, was ihr habt: das Vertrauen
b) Übt euch in dem, was ihr braucht: Geduld
c) Bedenkt, was auf dem Spiel steht: das Heil
oder nach Andreas Klotz (Brüderlehrkurs 2011)
Widerstandsfähigkeit entwickeln
a) Der Glaube an Jesus ist das „Bessere“
b) Der Glaube an Jesus ist etwas „Bleibendes“
c) Der Glaube an Jesus ist wirklicher „Besitz“
oder nach Theo Sorg
a) Am Gottvertrauen festhalten
b) Die Geduld nicht verlieren
c) Den Willen Gottes tun