Monatsthema: Leben nah bei Jesus: Im Sterben und Auferstehen
Predigtthema: Ostern persönlich – Maria erkennt Jesus.
(Vorschlag zur Textlesung Ps 16,9-11 oder 1Kor 15,54a-57)
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
Hilfreich ist die Predigthilfe vom 24.4.2011 – Johannes 20, 1-18 von Thomas Richter mit einer ansprechenden Predigt von Konrad Eißler. (Eißler, Konrad; Gott schreibt höchstpersönlich. Neukirchen-Vluyn: Aussaat, 1996. S. 53-58.)
Predigthilfe vom 8.4.2007 – Johannes 20, 1-18 von Eckhard Löffler.
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Im Rahmen unseres Monatsthemas „Leben nah bei Jesus: Im Sterben und Auferstehen“ behandeln wir zu Ostern die persönliche Begegnung der Maria mit Jesus als dem Auferstandenen.
Maria Magdalena erlebt ein persönliches Ostern. Sie begegnet dem todgeglaubten JESUS und macht die Ostererfahrung: JESUS lebt. Es ist eine ergreifende und lebensverändernde Begegnung. Sie steht für die Glaubenserfahrung des einzelnen Menschen mit dem auferstandenen Herrn. Maria erkennt Jesus nicht sofort – erst als der HERR sie beim Namen ruft, werden ihr die Augen geöffnet. Dieses Erlebnis zeigt, dass Ostern nicht nur ein altes historisches Ereignis, sondern eine ganz persönliche Erfahrung der Gegenwart ist: Jesus lebt und er kennt uns, er spricht zu uns und sendet uns.
Johannes berichtet vom offenen und leeren Grab und wie er selbst und andere zum Glauben an den Auferstandenen fanden. Es hilft Parallelstellen der übrigen Evangelisten zu lesen. Sie ergänzen die Ereignisse mit zusätzlichen Fakten (Mt 28,1–10; Mk 16,9–11; Lk 24,1–43).
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- Gerhard Maier. Johannesevangelium 2. Teil – Edition C Bibelkommentar 7 (S. 337-359).
- Werner de Boor. Das Evangelium des Johannes 2. Teil – Wuppertaler Studienbibel (S. 227-236).
- John Heading. Johannes. Was die Bibel lehrt Bd. 4. (S. 408-416).
- Wiersbe, Warren W.; Wiersbe Kommentar NT Band 1 – Matthäus bis Apostelgeschichte, CLV. (S.860-870).
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Der Abschnitt Johannes 20,1-18 beschreibt die leere Grabstelle und das Erschrecken der Jünger und Marias über den fehlenden Leichnam. Wir konzentrieren uns auf die Begegnung von Maria mit dem auferstandenen Christus (V. 11-18). Dabei gibt es drei wesentliche Aspekte, die uns als Gliederung dienen.
V. 11-13 Die Trauer um JESUS: Maria sieht das leere Grab und bleibt in Trauer gefangen.
Maria Magdalena war eine treue Nachfolgerin Jesu. Sie stammte aus Magdala, am Westufer des Sees Genezareth. Sie war durch die Begegnung mit JESUS zum Glauben gekommen und erlebte persönlich Gottes machtvolles eingreifen, indem Jesus
sieben Dämonen von ihr ausgetrieben hat (Lk 8,2; Mk 16,9). Von da an gehörte sie zu seinen treuesten Jüngerinnen. Vermutlich war sie wohlhabend, denn sie beteiligte sich mit ihrem Besitz am Unterhalt von JESUS und seinen Jüngern (Lk 8,3).
Sie war mit den anderen Frauen befreundet, die Jesus nach Jerusalem bis unter das Kreuz folgten und sein Leiden und Sterben miterlebten (Joh 19,25; Mk 15,14). Sie half beim Begräbnis (Mt 27, 61; Mk 15,47) und war am Ostermorgen die erste, die das leere Grab entdeckte (Joh 20,1ff).
Vers 11: Maria weint: Ihr Schmerz über den Tod Jesu vergrößerte sich, als sie dachte, dass nun auch noch der Leichnam von Jesus gestohlen wurde (V.2). Sie konnte es nicht fassen und beugte sich nochmals ins Grab.
-> Sie war auf der Suche nach JESUS – doch er war bei den Toten nicht mehr zu finden.
Verse 12-13: Sie sieht das leere Grab und zwei Engel erscheinen Maria, die nach dem Grund ihrer Trauer fragen. Maria erkennt nicht die Bedeutung ihrer Frage – denn es gab in Wirklichkeit keinen Grund zur Trauer und zum Weinen! Vielmehr vermutet sie, ob die Männer es waren, die Jesus Leichnam weggenommen hatten. Auffallend schön ist ihr Bekenntnis zu Jesus, in dem sie sagt: Sie haben „meinen Herrn“ weggenommen.
-> Das leere Grab bedeutet nicht sofort Glauben: Die Jünger und Maria verstehen nicht unmittelbar, was geschehen ist und dennoch hatten sie JESUS schon als ihren HERRN.
V. 14 -16 Die Begegnung mit JESUS: Jesus offenbart sich ihr, doch sie erkennt ihn erst, als er sie bei ihrem Namen ruft.
Vers 14: Jesus steht plötzlich hinter ihr, aber sie hält ihn für den Gärtner. Ihr Blick ist noch von den Tränen und der Trauer getrübt. Auch rechnet sie wohl nicht damit, dass Jesus leibhaftig vor ihr stehen könnte – hat sie ihn doch mit eigenen Augen leiden und sterben sehen – und schließlich war sie doch auch beim Begräbnis da und sah, wie der Stein vor das Grab gerollt wurde.
-> Trotz der Lazarus-Erfahrung (Bruder ihrer Freundinnen) und der Ankündigung Jesu von seiner Auferstehung, glaubte sie „noch“ nicht. Die Lehre der Auferstehung war bisher nur gehörte Theologie.
Vers 15: Wie schon die Engel, so fragt auch Jesus Maria nach dem Grund ihres Weinens. Auf der einen Seite zeigt ihre Suche nach Jesus ihre tiefe Verbundenheit und Beziehung zu ihm – gleichzeitig zeigt es, dass sie die Auferstehungshoffnung und den Sieg Jesu über den Tod noch nicht erkannt hatte.
Vers 16: Jesus ruft Maria beim Namen. In diesem Moment erkennt sie ihn – ein persönlicher Augenblick der Offenbarung. Als Maria erkennt, dass sie von Jesus erkannt ist, erkennt sie Jesus. Überrascht und voller Freude ruft sie: Meister.
-> Der Auferstandene kennt uns und spricht uns direkt an.
V. 17-18: Die Sendung Marias: Maria wird zur ersten Zeugin der Auferstehung und trägt die Botschaft weiter.
Vers 17: Jesus verbietet ihr, ihn festzuhalten – wörtlich sogar: nicht anzurühren oder berühren. Dies scheint etwas seltsam.
- Manche meinen, Maria wollte Jesus festhalten (Mt 28,9) und an sich klammern, um ihn in der alten Gemeinschaft auf Erden zu halten. Jesus wehrt, weil er die Erde verlassen wird (Himmelfahrt). Vielmehr wird Maria mit der Osterbotschaft in die Welt ausgesendet. Damit würde JESUS die Heilszeit der Gemeinde und Evangeliums-Verkündigung ankündigen, bis er wiederkommt. Erst dann werden wir ewige und bleibende Gemeinschaft mit ihm haben können.
- Andere verstehen darin, dass JESUS andeutet, dass sein Auftrag noch nicht vollendet sei. Die Bestimmung zur Erlösung und Rechtfertigung der Menschheit beinhaltet Tod, Auferstehung und Himmelfahrt. Tod als Gericht, die Auferstehung als Rechtfertigung und die Himmelfahrt als Annahme des Vaters des vollbrachten Erlösungswerkes. Jesus macht Maria klar, bleibende Gemeinschaft erfolgt erst, wenn der Auftrag vollkommen erfüllt ist und er beim Vater für unsere Sünden sühne gewirkt hat.
Folgende Gedanken lassen sich daraus schließen und anwenden:
-> Für die lebende Generation wird sich die Beziehung zu ihm verändern – er ist nicht mehr der irdische Jesus, sondern der verherrlichte Herr.
->„Rühre mich nicht an“ (V. 17) ist die Botschaft, dass der Auftrag noch nicht vollendet ist – weder der von Jesus noch der von uns.
Vers 18: Maria geht und verkündet den Jüngern, dass sie Jesus gesehen hat. Sie wird zur ersten Zeugin der Auferstehung.
-> Ihre Sendung ist auch unsere Sendung: Erzähl den Menschen, dass Jesus lebt, er uns kennt, er zu uns spricht und uns in die Welt sendet.
-> Die Auferstehung Jesu ist nicht nur der Wendepunkt der Weltgeschichte, sondern auch der Startpunkt der Missionsgeschichte.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Die Fragwürdigkeit der Auferstehung:
Die Auferstehung Jesu bringt alle „wissenschaftlich gesicherten“ Erkenntnisse über Leben und Tod durcheinander. Dennoch gibt es viele Argumente, die die Glaubwürdigkeit der Auferstehung unterstützen. Hier kurz einige Gründe:
- Das leere Grab – Die Jünger und Frauen fanden das Grab leer vor. Selbst die Feinde Jesu konnten den Leichnam nicht vorzeigen, um die Auferstehungsbotschaft zu widerlegen.
- Die Leichentücher – Ein Leichnam wurde sorgfältig in Leinentüchern gewickelt. Die ordentlich zusammengelegten Tücher, die man fand (Joh 20,7) sprechen gegen einen Leichenraub. Diebe hätten solche Spuren nicht hinterlassen.
- Die zahlreichen Augenzeugenberichte – Jesus erschien nach seiner Auferstehung verschiedenen Gruppen von Menschen, darunter die Jünger, Maria Magdalena und über 500 Personen auf einmal (1. Korinther 15,6).
- Die radikale Veränderung der Jünger – Die Jünger waren nach der Kreuzigung Jesu verängstigt und ersteckten sich, doch nach den Begegnungen mit dem Auferstandenen wurden sie mutige Verkündiger seines Sieges über den Tod.
- Die Entstehung der christlichen Gemeinde – Die frühe Kirche wuchs trotz Verfolgung, weil die ersten Christen überzeugt waren, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist.
- Die Erfüllung alttestamentlicher Prophezeiungen – Das Alte Testament (z. B. Jesaja 53,10-12; Psalm 16,10) sagte die Auferstehung des Messias voraus, und Jesus erfüllte diese Verheißungen.
- Das Zeugnis der Feinde und Skeptiker – Paulus (ehemals Saulus), ein Verfolger der Christen, wurde durch eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus zum größten Missionar. Auch Jakobus, der Bruder Jesu, glaubte erst nach der Auferstehung an ihn.
Erscheint Jesus oder Engel heute noch Menschen?
Es gibt Zeugnisse, gerade auch da, wo die Offenbarung der Bibel nicht vorhanden ist. In diesen Fällen kann der HERR vielfältige Offenbarungswege nutzen und Menschen z.B. in Träumen und Visionen erscheinen. Allerdings sollte man kritisch hinterfragen, mit welchem Ziel diese Erlebnisse geschehen. Wo die Offenbarung der Bibel vorhanden ist, treten die Erscheinungen in den Hintergrund und machen diese überflüssig (Heb 1,3; Jer 23,28-29). Erscheinungen oder Erfahrungen allein reicht nicht aus – sie müssen an der Bibel gemessen werden und mit der Schrift übereinstimmen und das Evangelium bekräftigen.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Ostern ist ein weiterer christlicher Feiertag, deren wahre Bedeutung und Geschichte viele Menschen unserer Gesellschaft nicht mehr kennen. Möglich, dass Gäste unter den GD-Besuchern sind, die wenig bis kaum Vorwissen haben. Umso wichtiger ist, dass wir Ostern als Realität der Auferstehung Jesu verkündigen und nicht alle Fakten voraussetzen.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Die Geschichte von Maria Magdalena berührt uns, weil sie eine persönliche Erfahrungsgeschichte mit JESUS ist. Sie lässt sich gut auf heute übertragen:
- Viele Menschen suchen Jesus, aber erkennen ihn nicht sofort. Sie erinnern sich an den für uns Gekreuzigten in der Vergangenheit, aber rechnen nicht mit dem auferstandenen Herrn in der Gegenwart.
- Ostern zeigt, dass Jesus uns beim Namen ruft und uns persönlich kennt. Wir lernen, dass wir mit dem Auferstandenen Gemeinschaft haben können, wenn auch keine leibhaftige. Gott offenbart und spricht heute durch sein Wort zu uns.
- Die Osterbotschaft fordert uns heraus, die Tatsache und Freude der Auferstehung allen Menschen weiterzugeben. Ostern ist Sendungsauftrag.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Auferstehung ist nicht nur eine historische Tatsache, sondern eine lebensverändernde Realität. Weil Jesus lebt, darum ist er im Glauben an sein Wort persönlich erfahrbar.
Wie Maria, die, als sie den Auferstandenen erkannt hatte, zum Zeugendienst ausgesandt wurde, so sind auch wir gerufen, die Osterbotschaft weiterzutragen.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Ostern ist mehr als eine Erinnerung – es ist eine Einladung zur persönlichen Begegnung mit Jesus.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Die Trauer um Jesus (V. 11-13):
Maria sieht das leere Grab und bleibt in Trauer gefangen. - Die Begegnung mit Jesus (V. 11-16):
Jesus ruft Maria beim Namen und ihre Augen werden geöffnet. - Die Sendung von Jesus (V. 17-18):
Maria wird zur ersten Zeugin der Auferstehung, sie wird beauftragt, die frohe Botschaft weiterzugeben.
Oder:
- Maria weint – der Schmerz der Trennung (V. 11-13)
- Maria sucht – die Begegnung mit dem Unbekannten (V. 14-16)
- Maria erkennt – das persönliche Ostern (V. 17-18)
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Stellen Sie sich eine Mutter vor, die mit ihrem kleinen Sohn auf einem großen Jahrmarkt unterwegs ist. Überall Menschen, laute Musik, bunte Lichter – ein einziges Durcheinander. Für einen Moment lässt sie die Hand ihres Kindes los, um etwas aus ihrer Tasche zu holen – und als sie sich umdreht, ist er weg. Die Panik steigt in ihr auf. Sie ruft seinen Namen, läuft durch die Menge, fragt andere Besucher – doch er bleibt verschwunden. Die Minuten fühlen sich wie Stunden an. Dann plötzlich, inmitten des Trubels, ein leiser Ruf: „Mama!“ Sie dreht sich um – und da steht er! Die Erleichterung durchströmt sie, Tränen steigen ihr in die Augen, und sie nimmt ihr Kind in die Arme.
Genauso fühlt sich Maria Magdalena an jenem Ostermorgen. Sie hat alles verloren – ihren Herrn, ihre Hoffnung, ihre Zukunft. Sie sucht ihn verzweifelt, doch sie sieht ihn nicht – bis er sie ruft: „Maria!“ Und in diesem Moment ist alles anders. Ihre Trauer verwandelt sich in Freude, ihre Verzweiflung in neue Hoffnung.
(Klaus Eberwein)