Predigtthema: Neue Menschen – ansteckendes Gotteslob
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um, mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Kontext des Predigttextes
Vorher
In den Versen vor unserem Text sind Paulus und Silas unterwegs in Philippi. Dort läuft ihnen eine Frau mit einem Wahrsagegeist hinterher und irgendwann treibt Paulus diesen Geist aus (V.18). Dies wiederum ruft die Besitzer der Frau auf den Plan, die sich natürlich einer Einnahmequelle beraubt sehen und die Stadt gegen die beiden Missionare aufbringen. Es führt dazu, dass diese ergriffen werden. Sie lassen ihnen die Kleider vom Leib reißen und sie ohne Prozess mit Stöcken schlagen (V.22).
Nachher
In den nachfolgenden Versen beschließen die Oberen der Stadt die beiden freizulassen. Paulus und Silas wollen aber nicht heimlich die Stadt verlassen, sondern verweisen auf ihr römisches Bürgerrecht und verlangen, dass man sie persönlich hinausgeleitet. Die Oberen fürchten sich daraufhin, da sie dies nicht wussten und das römische Bürgerecht einen hohen Stellenwert hatte und mit einigen Rechten einhergeht, welche sie durch die Bestrafung ohne Prozess deutlich verletzt hatten. Sie kommen darum auch der Aufforderung nach und geleiten sie wirklich persönlich aus der Stadt und bitten sie sogar die Stadt zu verlassen (V.39).
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- I. Howard Marshall, Acts: an introduction and commentary, Tyndale New Testament Commentaries
- Heinz-Werner Neudorfer, Apostelgeschichte, Edition C
- David G. Peterson, The Acts of the Apostles, The Pillar New Testament Commentary
- N. T. Wright, Apostelgeschichte für heute
- Ebenso sind einige Studienbibeln gut, welche gute Erklärungen bieten oder auch Kettenverzeichnisse mitbringen.
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Vers 23-24
In diesen ersten beiden Versen nimmt uns Lukas (Autor der Apostelgeschichte) hinein in das weitere Ergehen von Paulus und Silas: Sie werden nicht nur mit Stöcken geschlagen (V.22), sondern auch inhaftiert. Dazu wird dem Kerkermeister befohlen, dass er gut auf sie aufpassen soll. Es liegt eine gewisse Brisanz in diesen Gefangenen, darum sollen sie gut bewacht werden. Dieser Anweisung kommt der Kerkermeister nach und sperrt sie in das innerste des Gefängnisses ein. Dort legt er zudem als zusätzlicher Sicherheit ihre Füße in den Block.
Es soll sichergestellt werden, dass diese Aufrührer auf keinen Fall entkommen und man dann am nächsten Tag sehen konnte, was man mit diesen weiter machen wollte.
Vers 25
Paulus und Silas ließen aber nicht das Schicksal auf sich beruhen, sie fanden sich nicht damit ab, sondern sie begannen um Mitternacht Gott zu loben und ihn anzubeten. Und zwar nicht nur für sich, so ein leises Gemurmel, sondern die anderen Gefangenen hörten es.
Paulus war immer wieder in solchen Situationen, er erlebte viel Leid in seinem Leben, und doch blieb er Gott treu. Er blieb dabei froh (vgl. 2.Kor 6,1-10).
Eine bemerkenswerte Reaktion auf Leid, eine Reaktion, die so nicht logisch erscheint. Doch gerade hier zeigt sich der Glaube der beiden Missionare. Sie sehen zurück, wissen und vertrauen auf Gott, wissen, was er schon alles in ihrem Leben und auch in den letzten Tagen getan hat (z.B. Lydia kam zum Glauben).
Durch das Lob und die Anbetung in diesem dunklen Loch, in dem sie stecken, werden sie auch dort von Gott gebraucht als Zeugen und Boten seines Evangeliums, wie die folgenden Verse zeigen.
Vers 26
Dann geschieht das Wunder: Ein Erdbeben erschüttert das Gefängnis und alle Türen öffneten sich und allen fielen die Fesseln ab. Solche Erdbeben waren und sind in dieser Gegend nicht ungewöhnlich, doch man erkennt hier sehr deutlich, dass etwas ungewöhnlich ist, denn alle Türen gehen auf, alle Fesseln werden gelöst. Gott greift hier ein. Auch in anderen Gefangenensituationen bei den Aposteln geschehen solche Dinge (Petrus: Apg.12; Apostel in Apg. 5,19ff). Aber hier geschieht diese Rettung nicht, damit die Apostel einfach frei kommen, dass sie das Gefängnis verlassen können, sondern Gott gebraucht die beiden hier in diesem dunkeln Ort, um dort Menschen zu begegnen.
Vers 27-28
Auch der Kerkermeister wacht von diesem Erdbeben auf und natürlich gilt sein erster Gedanke den Gefangenen: „Sind sie etwa jetzt alle verschwunden?“. Und der logische Schluss ist: „So eine Gelegenheit lässt sich niemand entgehen, bestimmt sind alle oder ein Teil der Gefangenen geflohen“. Und das hatte eine drastische Folge, denn der Mann war mit seinem eigenen Leben für die Gefangenen verantwortlich, wenn er sie entkommen hatte lassen, musste er mit seinem Leben dafür bezahlen. Diesem Richterspruch will er darum zuvorkommen und nimmt sich fast selbst das Leben, ehe Paulus eingreift.
Paulus ruft ihm zu, dass er dies nicht tun soll. Und er begründet es auch sofort: „Wir sind alle noch hier“. Es gibt keinen Grund sich selbst zu töten, weil niemand verschwunden ist. Warum dies so war, lässt der Text offen. Paulus rettet so dem Kerkermeister sein irdisches Leben, aber dabei sollte es nicht bleiben.
Vers 29
Der Kerkermeister will sich selbst von diesem Umstand überzeugen, fordert Licht an und stürzt selbst in das Gefängnis, um es mit seinen eigenen Augen zu sehen, dass alle noch da sind.
Als er in die Zelle/ Ort der beiden Missionare kommt wirft er sich ihnen zitternd vor die Füße. Es drückt seine Achtung und seine Anerkennung gegenüber diesen beiden Männern aus. Der Kerkermeister hatte erkannt, dass das wirklich nicht einfach Gefangene waren wie die anderen, dass an ihnen etwas anders ist, sie nicht umsonst so stark von dem Mob verfolgt wurden.
Vers 30-31
Der Aufseher spricht die beiden mit „liebe Herren“ an, es zeigt, was für eine Achtung und Wertschätzung er den beiden Missionaren gegenüber hat.
Und dann stellt er ihnen die entscheidende Frage: „Wie kann ich gerettet werden“. Ob er dabei jetzt seine geistliche Rettung in erster Linie im Blick hatte ist nicht deutlich. Es könnte auch sein, dass er fragt „Wie komme ich aus dieser Misere hier wieder raus?“ Doch Paulus nimmt dies auf und er gebraucht diese Frage, um dem Kerkermeister zu helfen, und zwar wie er aus seiner Lebensmisere raus kommt.
Paulus antwortet ihm, dass er an den Herrn Jesus glauben soll. Das ist es, um was es geht im Leben, das befreit aus der Lebensmisere, darin liegt Rettung, die über alle irdischen Rettungen und Hilfen hinausgeht. (Ähnlich lesen wir das an vielen weiteren Stellen im NT (Joh. 3,16; Joh. 5,24; Joh. 11,25; Joh. 20,31; Röm. 10,9; …). Glauben an Jesus ist es, was rettet, das ist die Kernbotschaft des Evangeliums.
Vers 32
Paulus und Silas erklären ihm daraufhin, was genau dieses „an den Herrn Jesus zu glauben“ bedeutet. Sie predigen das Evangelium, sie erzählen es dem Kerkermeister und seinem ganzen Haus: Also der ganzen Familie und den anwesenden Angestellten. Es wird deutlich, dass Glaube eben aus der Predigt, aus dem Verkündigen, aus dem Bezeugen entsteht (vgl. Röm 10,17). Wenn Menschen die Botschaft Gottes hören, spricht sie Gott dadurch direkt an und so auch hier. Die Folge aus dieser Verkündigung lesen wir in V.33-34, wo das ganze Haus sich freute, wie sie sich alle taufen ließen, weil sie zum Glauben an diesen Herrn Jesus gekommen waren.
Vers 33-34
Der Kerkermeister nimmt die Missionare zu sich, versorgt sie, übt Nächstenliebe und Gastfreundschaft aus.
Als Reaktion auf die Verkündigung des Evangeliums lässt sich der Kerkermeister taufen. Gerade durch das Loben Gottes, durch das Singen, durch das Festhalten von Paulus und Silas am Glauben kommt dieser Mann und sein ganzes Haus zum Glauben. Als er in dieser Nacht so kurz vor dem Tod stand in doppelter Hinsicht, ist er jetzt gerettet worden in irdischer, aber auch ewiger Sicht.
Der Kerkermeister und sein ganzes Haus freuen sich. Sie freuen sich, dass sie jetzt gerettet sind, sie freuen sich, dass Paulus und Silas sich gebrauchen ließen von Gott und sie jetzt auch Kinder Gottes sind. Er freut sich, dass sie jetzt gerettet sind.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
In diesem Text steckt vieles drin (Lob Gottes, Trost und Verhalten im und durch das Leid, Umgang mit schweren Zeiten, Vertrauen auf Gott, Taufe und Umkehr, …) Der Fokus soll hier allerdings auf der Bekehrungsgeschichte des Kerkermeisters liegen. Wie er erkannt hat, dass er Rettung braucht, wie er fragt und dann auch die Antwort bekommt auf die alles entscheidende Frage: „Was muss ich tun?“ (V.30). Dabei wird das Lob der beiden Inhaftierten zum Lob des Kerkermeisters, der knapp vor seinem Tod stand und dann Leben in doppelter Form findet: Der sein irdisches Leben nicht beendet und ewiges Leben gewinnt durch den Glauben an Jesus Christus.
Es bietet sich hier die Möglichkeit gerade im Rahmen der Verse 31-32 das Evangelium nochmals sehr deutlich zu erklären, eine evangelistische Botschaft weiterzugeben und bewusst evangelistisch zu predigen.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Die Predigt ist eine Predigt aus der Reihe des Jahresthemas, es geht darum zu erkennen, wie Menschen Jesus begegnet sind. Zu sehen, wie Menschen neu wurden, weil sie Jesus begegnet sind. Es soll ergründet werden und deutlich werden, wie und auf welche Weise Menschen zum Glauben an Jesus Christus kamen. Der Hauptfokus der Predigt über den Kerkermeister liegt auf dem Lob Gottes: Das, was Paulus und Silas taten, führte den Kerkermeister selbst zum Lob Gottes.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
- Welches Lied singen wir in unseren Nöten? Was singen wir wenn wir benachteiligt werden? / Ungerecht behandelt werden?
- Freuen wir uns über Bekehrungen? Bekehrungen von anderen? Freuen wir uns mit ihnen?
- Haben wir Freude in unserem Glaubensleben?
- Ist unser Glaubensleben ansteckend?
3. Sagen, wo es hingeht
Es ist ebenso hilfreich, sich zu dem Thema folgende Predigten anzuhören:
https://www.sermon-online.com/de/contents/31438 Uwe Rechberger
https://www.sermon-online.com/de/contents/25560 Konrad Eißler
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Der Fokus dieser Predigt liegt darauf, dass gerade durch das Loben und Singen von Paulus und Silas sich etwas verändert. Die beiden loben Gott, sie halten an ihm fest, sie singen Loblieder, obwohl ihre äußere Situation dies nicht unbedingt widerspiegelt. Sie danken Gott für das, was er getan hat, und erinnern sich, was er in den letzten Tagen getan hat.
Als zweites ist diese Freude das Thema der Predigt: Die beiden Missionaren freuen sich, und diese Freude schwappt über, auch der Kerkermeister freut sich am Schluss. Der Grund der Freude, ist der Glaube an Jesus Christus. Freude ist die Folge des Glaubens an Gott, weil dann diese Gewissheit, diese Zuversicht da ist, dass wir bei ihm sein werden, das bereitet uns Freude, weil wir wissen, dass wir gerettet sind.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Neue Menschen – ansteckendes Gotteslob.
Gott zu loben, in jeglicher Situation auf ihn zu blicken verändert alles: einen selbst und den Blickwinkel auf die eigene Situation und auch andere Menschen, weil sie sehen und erkennen, was es bedeutet, dass wir als Christen auf Gott vertrauen, weil es ihnen zeigt, dass sie auch Rettung brauchen.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Als Gliederung könnte man folgende Gliederung wählen:
- Lob und Anbetung im Gefängnis V.23-25
- Erdbeben und Rettung V.26-28
- Die Frage aller Fragen V.29-31
- Freude, die ansteckt V. 32-34
- Ungewöhnliches Verhalten – eingesperrt V.23-24
- Ungewöhnliche Reaktion – Anbetung in Ketten V.25
- Ungewöhnliches Ereignis – Gottes Rettungsplan V.26-28
- Ungewöhnliche Errettung – die Freude, die ansteckt V.29-34
3.4 Veranschaulichungen
- Zu Vers 32 kann man sehr gut die 4 Punkte des Evangeliums erklären (Herz, Geteilt-Zeichen, Kreuz, Fragezeichen). Ebenso kann man bei diesem Vers auch das Evangelium anhand des Grabens und der Trennung von Gott und dem Menschen erklären, und dass Jesus die Brücke zu Gott und der Ewigkeit ist.
- Freude über die Errettung: Dem Kerkermeister geht es wie einem sinkenden Schiff, es droht zu kentern und unterzugehen und dann in letzter Sekunde sieht er das Licht des Leuchtturms. Es rettet ihn und als er dann sicher an Land gefahren ist (durch die Anweisungen des Leuchtturms, der ihm den Weg gewiesen hat, wie Paulus dies tat) freut er sich unglaublich, weil er es geschafft hat, weil er lebt und weil er der Stimme, die ihm den Weg gewiesen hat dankbar ist.
(Wolfgang Götz)