Jakobus

Predigthilfe vom 26. März 2017 – Jakobus 2, 14-26

Jahresthema: Persönliche Reformation

Predigtthema: Sola fide: Brauchbar – allein aus Glauben          

Predigttext:  Jak 2,14-26  

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Mit unserem heutigen Predigttext beschäftigen wir uns zum zweiten Mal mit der reformatorischen Kernaussage „Sola Fide“. Diese Mal aus der Perspektive, die uns der Jakobusbrief bietet. Und damit begeben wir uns mitten hinein, in die reformatorische Auseinandersetzung zwischen Glauben und Werken. Wir werden mit hineingenommen in die Frage, ob Paulus und Jakobus sich denn widersprechen, oder wie wir die Aussagen der beiden auf sinnvolle Weise zusammenbringen können.

Aber noch wichtiger als diese Fragen ist, was Jakobus uns inhaltlich als Herausforderung vorlegt. Jakobus betont, dass ein Glaube ohne Werke nicht möglich ist, und unterstreicht damit, dass die Veränderung die im Leben eines Menschen geschieht, wenn er zum Glauben kommt, sich in guten Werken zeigen muss.

Gerade auch in der Gegenüberstellung von Paulus und Jakobus ist es wichtig zu zeigen, wie sich die beiden gerade dadurch ergänzen, dass sie verschiedene Stadien im geistlichen Leben in den Blick nehmen und uns dadurch helfen sehr differenziert zu verstehen, was die Bibel damit meint, wenn sie von Glaube redet.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

* Heiko Krimmer: Jakobusbrief (Edition C Band 23)

* Fritz Grünzweig: Der Brief des Jakobus (Wuppertaler Studienbibel)

* Gerhard Maier: Der Brief des Jakobus (HTA)

* David Nystrom: James (NIV Application Commentary)

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

V.14 Jakobus stellt uns gleich mit dem ersten Vers unseres Abschnittes vor, in welche Spannung er uns in diesen Versen mit hineinnimmt. Es geht um die Frage, wie Glaube und Werke zusammenhängen. Gerade ein bezeugter Glaube, der sich nicht in den passenden Werken zeigt, ist für Jakobus ein Grund diesen Glauben zu hinterfragen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Jakobus nur von Werken spricht und nicht von Werken des Gesetzes, wie wir es bei Paulus z.B. in Röm 3,28 lesen. Auch sehen wir bereits im ersten Vers, dass es Jakobus nicht um die Frage geht, wie ein Mensch zum Glauben kommt, sondern vielmehr darum, wie denn ein Christ seinen Glauben leben soll.

Und hier befindet sich Jakobus in einer Linie mit vielen Aussagen, die wir im NT über den Zusammenhang von Glauben und guten Werken finden.

  • Jesus: Mt 7,20f; Mt 12,50
  • Paulus: Röm 2,13; Gal 5,6; 2.Tim 3,17; Tit 3,8
  • Johannes: 1.Joh 2,17

Und wo eben diese Werke fehlen, die zum Glauben ganz elementar dazu gehören, stellt Jakobus ganz grundsätzlich einen solchen Glauben infrage. Diese Anfrage versucht er in den folgenden Versen zu beantworten, bzw. zu untermauern.

V.15-17     Jakobus’ erster Argumentationsgang ist ganz praktisch. Jakobus stellt uns die konkrete Situation vor Augen, wenn ein Christ ein Gemeindeglied sieht, das Not leidet. Und er macht sehr klar, dass hier eine Vertröstung mit frommen Worten nicht zu einem Christen passt. Jakobus fordert hier konkret dazu heraus ganz praktisch zu helfen und dadurch die Not zu lindern.

Wir sehen hier in diesem Beispiel wieder, dass Jakobus nicht die Situation im Blick hat, wenn ein Mensch zum Glauben kommt, sondern sich dazu äußert, wie dieser Glaube Gestalt gewinnt, welche konkreten Veränderungen durch die Neuwerdung geschehen.

Und hier ist es für Jakobus selbstverständlich, dass sich ein wahrer Glaube darin äußern muss, dass dem Bruder oder der Schwester konkret geholfen wird und eben nicht nur eine Vertröstung geschieht. Jakobus geht es um einen Glauben, der seine Echtheit darin zeigt, dass er von der Liebe Jesu geprägt ist (vgl. 1.Kor 13,2; Gal 5,6)

Das erste sehr deutliche Fazit, das Jakobus dann in Vers 17 zieht, ist, dass er einen Glauben, der sich nicht in der helfenden Liebe gegenüber den Geschwistern äußert, nicht als einen lebendigen Glauben bezeichnet. Ein solcher Glaube, der sich der Liebe verweigert, passt nicht zu dem, was der Heilige Geist im Leben eines Kindes Gottes wirkt.

V.18-20   Ab Vers 18 sehen wir eine zweite Argumentationslinie. Jakobus nimmt uns zunächst in eine imaginäre Diskussion um Glaube und Werke hinein. Und er stellt uns ganz schlicht vor die Frage: Wie bitte soll denn der Glaube sichtbar werden, wenn nicht durch Werke der Liebe? Gerade in Vers 19 wird dann deutlich, dass Jakobus im Blick auf menschliche Bekenntnisse sehr zurückhaltend ist, wenn diese sich nicht im Leben widerspiegeln. Das „Bekenntnis“ der Dämonen, das Jakobus hier anführt, finden wir im Neuen Testament immer wieder, wenn sie Jesus begegnen. Sie haben eine sehr klare Erkenntnis, wer Jesus ist. Dämonen wissen um Gott und doch führt dieses Wissen nicht zu einem Leben in der Nachfolge, in den guten Werken, die Gott vorbereitet hat, sondern zur Angst vor Gott. Die Dämonen haben keinen rettenden Glauben, der würde sich nämlich in Liebe und nicht in Furcht äußern (vgl. 1.Joh 4,18).

In Vers 20 schließt Jakobus diesen Argumentationsgang mit sehr deutlichen Worten ab. Jakobus weiß, dass es hier nicht um theologische Spitzfindigkeiten geht, sondern um die alles entscheidende Frage zwischen einem wahren Glauben und einem toten Bekenntnis. Jakobus weiß, wie leicht ein solches falsches Bekenntnis benutzt wird um ein ungeistliches Leben zu kaschieren oder gar zu legitimieren. So warnt er hier nochmal eindringlich vor einem falschen ‚entweder oder‘. Wahrer Glaube wird in guten Werken sichtbar. Gleichzeitig bereitet Jakobus mit Vers 20 schon die nächsten Verse vor, in denen er aus dem Alten Testament diese Wahrheit anhand von zwei Beispielen unterstreichen wird und so seine Leser zum Erkennen führen möchte.

V.21-24 Abraham

Das erste Beispiel, das Jakobus aus dem Alten Testament anführt, ist Abraham. Gerade diese Auswahl macht es hier spannend, denn auch Jesus und Paulus sprechen an verschiedenen Stellen von Abraham (z.B. Mt 8,11; 22,32; Lk 13,16; 16,22ff.; 19,9; Joh 8,37ff.; Röm 4,1ff.; Gal 3,6ff). Mit Abraham beginnt die konkrete Geschichte Israels. Dadurch dass Paulus in seiner Argumentation für seine Glaubenstheologie auch auf Abraham verweist, müssen wir genau schauen, wie Jakobus hier argumentiert um Paulus und Jakobus auf sinnvolle Weise zusammenstellen zu können. Jakobus hat eine konkrete Stelle im Leben Abrahams vor Augen, die Situation als er seinen Glaubensgehorsam bewies, durch seine Bereitschaft seinen Sohn Isaak auf Gottes Befehl hin zu opfern. Jakobus unterstreicht hier, dass gerade das Werk, eben der Vertrauensschritt auf Gottes Gebot hin, den Glauben von Abraham vollendete. Er zitiert dann 1.Mose 15,6, dieselbe Stelle, die Paulus sowohl in Röm 4,3 wie auch in Gal 3,6 anführt. Das Argumente von Paulus in diesem Zusammenhang ist auch in zeitliches Argument. Paulus unterstreicht, dass die Aussage über die Gerechtigkeit ja gerade vor der Beschneidung war und so die Rechtfertigung eben aus Glauben und nicht aus Werken geschieht. Jakobus weiß auch, dass 1.Mose 15 vor der Beschneidung in 1.Mose 17 und lange vor dem Opferauftrag in 1.Mose 22 liegt. Aber in 1.Mose 22 wird eben auf ganz besondere Weise der Glaube Abrahams sichtbar und zwar im tiefen Gehorsam und Vertrauen auf Gottes Auftrag und Verheißung. Gott selbst würdigt diesen Gehorsam Abrahams und sagt: Nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest (Gen 22,12) und unterstreicht dann direkt im Anschluss seine Verheißung gegenüber Abraham. Auch Jesus redet von den Werken Abrahams, als er seinen Gesprächspartnern abspricht wahre Kinder Abrahams zu sein (Joh 8,39).

Für Jakobus ist also hier die Schlussfolgerung in Vers 24 klar. Diese Werke, die Abraham getan hat zeigen, dass sein Glaube ein echter ist und deshalb gehören diese Werke zum wahren rechtfertigenden Glauben zwingend dazu. Jakobus geht es also nicht um Glaube + Werke, vielmehr will er die Auffassung verhindern, dass Glaube minus Werke echter Glaube wäre (vgl. G.Maier: Der Brief des Jakobus, S. 139). Jakobus betont: „Die Rechtfertigung des Menschen beruht auf einem Glauben, der im entsprechenden Handeln (den „Werken“ des Glaubens) seinen Ausdruck findet“ (Ebd, S.142) und so eben nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, hinter dem nichts steckt.

Paulus dagegen geht es um eine ganz andere Herausforderung. Er sieht sich der irrigen Auffassung gegenüber, dass man sich durch Werke des Gesetzes sein Heil verdienen könnte. Und hier betont Paulus, dass die Rechtfertigung nicht durch solche Werke verdient werden können, sondern nur als Gnadengeschenk im Glauben angenommen werden kann (vgl. Röm 3,28; Röm 9,31f; Gal 2,16).

So könnte man ganz schlicht sagen. Jakobus und Paulus haben unterschiedliche Themen. Jakobus geht es um den Weg des Christen im Glauben, Paulus dagegen um den Weg des Nichtchristen zu Christus. So widersprechen sich die beiden nicht, sondern ergänzen sich.

V.25 Rahab

Als zweites Beispiel führt Jakobus die Prostituierte Rahab an, die den Israelitischen Spähern durch ihr Handeln zu Flucht verhalf. Abraham und Rahab sind als Beispiele sehr unterschiedlich, aber was sie eint ist, dass ihr Glaube im ganz konkreten Handeln, im Glaubenswagnis sichtbar wird. Diese Werke führten dazu, dass Rahabs Haus eben nicht zerstört wurde, als Israel Jericho einnahm und dass Rahab so mit ihrer ganzen Familie gerettet wurde. Sie wurde gerechtfertigt durch die Werke, die ihren Glauben repräsentierten und wurde von Gott sogar in den Stammbaum des Messias aufgenommen (vgl. Mt 1,5).

V.26 Im letzten Vers unterstreicht Jakobus noch einmal, wie untrennbar für ihn Glaube und Werke sind. Er vergleicht dies mit dem Bild des Menschen. Ein Mensch besteht untrennbar aus beidem, aus Leib und aus Geist. Ein Leib ohne Geist ist ein toter Köper. Genauso ist es mit dem Glauben. Wahrer, lebendiger und rettender Glaube zeichnet sich immer durch Werke aus.

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Wir haben in den Hinweisen zu den einzelnen Versen schon versucht einige Hinweise zu geben, wie Jakobus und Paulus miteinander zu verstehen sind. Sehr wichtig ist aber auch, dass wir das genuine Anliegen von Jakobus ins Zentrum rücken. Jakobus will zu einem lebendigen Glauben einladen. Er fordert einen Glauben, der sich in Liebe dem Nächsten zuwendet, der sich in konsequenten Vertrauensschritten gegenüber Gott und seinen Verheißungen zeigt und der eben nicht ein theoretisches Bekenntnis bleibt. Jakobus nimmt uns hier mit hinein in den Prozess der Heiligung, auch in die Frage nach unserer menschlichen Mitverantwortung für unser geistliches Leben. So sollten wir Jakobus nicht nur als Ergänzung zu den Gedanken von Paulus sehen, sondern ihn für sich sprechen lassen. Unser Abschnitt ist eine Herausforderung Gottes unser geistliches Leben mit allen praktischen Konsequenzen im Vertrauen auf ihn zu leben.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Auch die Verse im Jakobusbrief sollen unser Jahresthema „Persönliche Reformation“ unterstreichen. Wieder geht es uns nicht zuerst darum reformatorische Überzeugungen zu verteidigen, sondern vielmehr zu fragen, was die Bibel uns zu den ‚reformatorischen Kernthemen‘ zu sagen hat. Hier ist gerade unser heutiger Abschnitt sehr wichtig, um eine ausgewogene biblische Sicht des ‚sola fide‘ zu finden. So wird durch die Betonung der Glaubenswerke (nicht der Gesetzeswerke), die wir bei Jakobus finden, deutlich, dass unser Christsein ganz praktisch sichtbar werden muss. Glaubenszeugnis und Nächstenliebe sind eben keine frommen Alternativen, zwischen denen wir uns entscheiden können, sondern gehören untrennbar zusammen. Gerade in einer Zeit, in der Wahrheit und Liebe, Bekenntnistreu und Einsatz für den Nächsten gerne gegeneinander ausgespielt wird, hilft uns Jakobus diese zentralen Elemente unseres Glaubens auf geistliche Weise zusammenzuhalten und so zu zeigen, wie lebendiger Glaube im biblischen Sinne aussieht.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

In der Predigt über diese Texte sollten mehrere Aspekte miteinander verwoben werden. Die Hörer sollten verstehen, dass Glaube im wahren biblischen Sinne sich immer in Werken äußern, die die geistliche Realität in unserem Leben widerspiegeln. Die Hörer sollten herausgefordert werden, ihr eigenes Glaubensleben im Blick auf diese Herausforderung zu hinterfragen und zugleich motiviert werden, ganze Sache mit Jesus zu machen (im Hinblick auf Gehorsam, Nachfolge, Nächstenliebe,…). Dabei sollte aber deutlich werden, dass diese Werke eine natürliche und konsequente Folge unseres neuen Lebens sind, das Gott uns allein aus Gnade geschenkt hat. Zu diesen Werken sind wir im Glauben befreit, wir dürfen Gottes Wirken in unserem Leben annehmen und so zu brauchbaren Werkzeugen werden.

Neben dieser Glaubensmotivation sollte in der Predigt auch deutlich werden, wie die Aussagen von Jakobus und Paulus im Blick auf Glaube und Werke in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden können.

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Der Predigthörer soll verstehen, dass wir durch den Glauben an Christus zu guten Werken befähigt sind, und dass diese Werken zu einem lebendigen Glauben dazugehören.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Sola fide: Brauchbar – allein aus Glauben

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

  1. Glaube ohne Werke ist tot (V.14-17)
  2. Werke machen den Glauben sichtbar (V.18-20)
  3. Zwei Beispiele für Glaube und Werke (V. 21-26)

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Gerade wenn es um Werke im Leben als Christ geht, ist es wichtig, dass wir uns vor Augen halten, wie der Heilige Geist in unserem Leben am Wirken ist. Paulus spricht in Gal 5,22 von der Frucht des Geistes. Gerade an dieser Frucht des Geistes können wir zeigen, dass Glaube ohne Werke der Liebe undenkbar ist. Aber wir sehen eben auch, dass diese Werke nicht unser Verdienst sind, sondern genauso eine Gnadengabe Gottes, die er durch seinen Heiligen Geist in uns wirkt, aber die wir in der Verantwortung vor Gott tun sollen, zu seiner Ehre und zum Wohl unseres Nächsten. An der Beschreibung der Frucht des Geistes können wir zeigen, wie Gott sich das Leben seiner Kinder vorstellt und dass er durch seinen Geist daran arbeitet unser Leben mehr und mehr in diese Richtung zu verändern.

(Tobias Schurr)