Johannes

Predigthilfe vom 26. Januar 2020 – Johannes 6, 1-13

Jahresthema:          Jeder Christ ein Mitarbeiter – Berufen, um Gott und den Menschen zu dienen

Predigtthema:         Mitarbeiten – Einsatz mit bescheidenen Mitteln

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com.

1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

* Maier, Gerhard. Johannes Evangelium (Edition C Bibelkommentar)

* Lüthi, Walter. Johannes – das vierte Evangelium.

* De Boor, Werner. Das Evangelium des Johannes (Wuppertaler Studienbibel)

Erläuternde Textanmerkungen findet ihr auch in den Predigthilfen zu den Parallelberichten:

* Predigthilfe vom 17.02.2008 zu Matthäus 14,13b-21 von Eckhard Löffler

* Predigthilfe vom 10.07.2016 zu Markus 6, 30-44 von Christoph Müller

* Predigthilfe vom 06.10.2002 zu Lukas 9,10-17 von Markus Neumann

1.2 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Die Speisung der Fünftausend ist ein sehr bekanntes Wunder Jesu, über das die meisten der Hörer schon manches gehört haben. Die Speisung wird als einziges Wunder, das Jesus während seines öffentlichen Dienstes getan hat, von allen 4 Evangelisten berichtet. Beim Vergleich der Berichte wird deutlich, dass Johannes manche Dinge besonders heraushebt.

Zunächst erwähnt Johannes in Vers 4, dass das Passafest bevorstand. Wenn wir noch Joh 2,13 und Joh 11,55 hinzunehmen, sehen wir, dass Johannes von drei Passahfesten während der öffentlichen Wirksamkeit Jesu berichtet. Die Speisung der 5000 fand also ungefähr ein Jahr vor Jesu Tod statt (wohl im März oder April). Vielleicht ist die zeitliche Nähe zum Passafest, das die Israeliten besonders an ihre Geschichte als Volk Gottes erinnert, auch eine Erklärung dafür, warum die Menschen Jesus mit einer solchen Leidenschaft zum König machen wollten. Von diesem Ansinnen schreibt Johannes direkt im Anschluss an unsere Verse (V.14-15).

Johannes berichtet uns außerdem als einziger der Evangelisten, dass die 5 Brote und 2 Fische einem kleinen Jungen gehörten und dass die Brote aus Gerste waren. Zudem erwähnt nur Johannes ein Gespräch zwischen Jesus und seinem Jünger Philippus über die Frage, wie es möglich sei die vielen Menschen zu versorgen. Und Johannes erklärt uns in Vers 6 die Intention, die Jesus mit diesem Gespräch verfolgte: „Dies sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er selbst wusste, was er tun wollte“.

Jesus will also mit diesem Wunder nicht nur seine Vollmacht zeigen. Durch die Art und Weise, wie er vor dem Wunder mit Philippus spricht, will er seinen Jünger auch auf Probe stellen. Warum Jesus gerade Philippus ausgewählt hat, können wir nur vermuten. Philippus war nicht der Schatzmeister der Jünger, das war Judas Ischariot. Wahrscheinlich sprach Jesus Philippus an, weil er aus Betsaida, der nächstgelegenen jüdischen Stadt kam und wohl auch Griechisch sprach. Philippus war also der Jünger, der sich in der Gegend am besten zurechtfinden würde.

Was wollte Jesus denn genau durch seine Probe prüfen? Johannes beschreibt es nicht näher, aber es scheint deutlich, dass es Jesus um die Frage ging, ob seine Jünger bereit sind ihr Vertrauen ganz auf Jesus und seine Macht zu setzen.

Philippus hat einen sehr nüchternen Blick auf die Situation. Er überschlägt die Menschenmenge und rechnet hoch. Und ihm wurde deutlich, wie groß die Summe war, die eine Essensversorgung der Zuhörer verschlingen würde. Man bräuchte über 200x den Tageslohn eines Tagelöhners, um jedem auch nur eine kleine Portion zu geben.

Jesus kommentiert die Antwort von Philippus nicht, doch wir sehen, dass Philippus die Lösung des Problems mit materiellen Mitteln bedenkt, aber auch klar erkennt, dass er mit seinen eigenen Kräften hier völlig überfordert ist. Es wird deutlich, dass die Jünger eine Versorgung dieser vielen Menschen nicht leisten können.

Andreas scheint eine etwas andere Herangehensweise zu haben. Er blickt nicht auf das, was fehlt, sondern auf das, was vorhanden ist, und gibt es Jesus. Johannes beschreibt recht genau, wie das Vesper des kleinen Jungen ausgesehen hat. Die fünf Borte meinen wohl 5 kleine Brotkuchen und keine großen Laibe. Außerdem waren diese Brote aus dem billigeren Getreide Geste-. Dazu kamen noch zwei, wahrscheinlich getrocknete oder eingelegte Fische. Aber auch Andreas wirkt sehr hoffnungslos und er beschreibt zurecht, dass diese kleine Mahlzeit quasi nichts ist, im Blick auf die Menschenmenge. Beide Jünger sehen sehr klar und realistisch die Grenze ihrer menschlichen Möglichkeiten. Sie bringen aber nicht zum Ausdruck, dass sie ein Wunder von Jesus erwarten. Sie wirken vielmehr sehr ratlos.

Vielleicht war gerade dies die Lektion, die Jesus seinen Jüngern hier geben wollte. Die Jünger sollten ihre eigene Begrenztheit sehen und dann über die wunderbare Vollmacht ihres Herrn staunen. Gleichzeitig lädt Jesus seine Jünger ein, mit dem Wenigen, das sie haben voller Vertrauen zu Jesus zu kommen und es in seine mächtigen Hände zu legen. Jesus legt die Brote und Fische ja nicht zur Seite, und versorgt die Menschen mit einer anderen Speise. Nein, er nimmt das, was Andreas ihm gebracht hat und vermehrt es so, dass für alle Menschen reichlich da ist.

Das eigentliche Wunder berichtet Johannes wieder ähnlich zu den anderen Evangelien, wobei Johannes nicht berichtet, dass Jesus das Brot zunächst an die Jünger weitergab und die es dann an die übrigen Menschen weitergaben.

Auch Johannes betont den Überfluss, mit dem Jesus versorgt. Alle Menschen werden wirklich satt und es werden noch 12 Körbe an Überresten eingesammelt. Was für ein Kontrast zu dem was die Jünger sich vorstellen konnten. Die Menschen hatte eben nicht nur einen Happen bekommen, sie wurden wirklich satt.

  1. Verstehen, worum es geht

Das Jahresthema 2020 will uns ganz praktisch herausfordern. Als Nachfolger Jesu sind wir zur Mitarbeit an seinem Reich berufen. In 12 Einheiten werden wir uns fragen, was es bedeutet ein Mitarbeiter Jesu zu sein. Dabei wollen wir Berichte über Glaubensvorbilder aus dem Neuen Testament betrachten und uns fragen, welche Verheißungen, Prinzipien und Herausforderungen für die Mitarbeit uns Gott durch sein Wort mitteilen möchte.

Der heutige Abschnitt nimmt uns mit hinein in die ganz grundsätzliche Herausforderung, in der wir als Mitarbeiter Jesu immer wieder stehen. Wir sind in unserem Dienst abhängig von dem, was Jesus tut. Und wir wollen ganz bewusst in dieser Abhängigkeit leben und dienen. Gleichzeitig werden wir aufgefordert die Gaben, die Gott in unser Leben hineingelegt hat zu seiner Ehre und zur Erbauung unserer Mitmenschen zu nutzen (vgl. 1.Kor 12-14).

Viele Mitarbeiter unserer Gemeinden ringen mit dieser Spannung. Manche stehen vielleicht in der Gefahr, ihren Dienst aus eigener Kraft zu tun, weil sie den Eindruck haben, sie hätten alles im Griff. Auf der anderen Seite haben wir Mitarbeiter, denen sehr bewusst ist, und die darunter leiden, dass sie nur sehr bescheidene Mittel zur Verfügung.

Philippus und Andreas können uns sowohl Vorbild wie auch Mahnung sein. Sie sind Vorbilder darin, wie sie ehrlich ihre menschliche Begrenztheit erkennen und sie vor Jesus bringen. Beide sind aber auch eine Mahnung in der Hinsicht, dass sie bei ihren eigenen Möglichkeiten stehen bleiben und ihr Vertrauen auf Jesus eben nicht zum Ausdruck bringt. Jesus stellt seine Jünger ganz bewusst in diese Hilflosigkeit, um ihnen dann zu zeigen, wie sehr sie ihm vertrauen können und von ihm abhängig sind.

Genau diese Ermutigung soll auch durch unsere Predigt vermittelt werden. Wir dürfen unsere Hörer einladen (und es uns natürlich auch selbst bewusst machen), dass wir mit dem wenigen, was wir haben, voller Zuversicht zu Jesus kommen und ihm dienen dürfen. Gleichzeitig wollen wir bewusstmachen, was für ein Vorrecht es ist, dass uns der König der Könige in seinen Dienst nimmt. Wir wollen dazu ermutigen im Vertrauen auf Jesu Kraft unseren Dienst zu tun, und die Gaben, die er uns gibt, zu seiner Ehre und zur Erbauung der Menschen einzusetzen.

Gerade als Mitarbeiter Jesus leben wir aus seiner Gnade und sind darauf angewiesen, dass er uns immer wieder neu mit dem ausrüstet, was wir für unseren Dienst in der Nachfolge brauchen.

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Wir wollen die Predigthörer ermutigen, Jesus mit Freude zu dienen und sich in seinem Reich einzubringen. Wir wollen sie einladen diesen Dienst zu tun:

  • mit einer klaren Erkenntnis unserer menschlichen Begrenztheit
  • mit Freude über die Begabungen, die Gott schenkt
  • mit tiefem Vertrauen in die Macht und Treue Jesu

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Mitarbeiten – Einsatz mit bescheidenen Mitteln

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?             

  1. Das Arbeitsfeld ist groß (V.1-3)
  2. Die Mittel der Mitarbeiter sind sehr begrenzt (V.5-9)
  3. Jesus hat alle Macht. Auf ihn dürfen wir vertrauen. (V.10-13)

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Zur Veranschaulichung der Predigt kann eine der vielen Geschichten dienen, in denen Menschen mit kleinen Mitteln begonnen haben und im Vertrauen auf Jesus einen wertvollen Dienst getan haben. (z.B. Das Leben von Gladys Aylward)

(Tobias Schurr)