1.Mose

Predigthilfe vom 26. August 2012 – 1. Mose 12, 10-20

Monatsthema: Kraft zum Neuanfangen (Abraham)

Predigtthema: Vertrauen lernen

Bibelstelle: 1Mose 12,10-20

Verfasser: Thomas Richter

Eine Predigthilfe enthält Hinweise für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und das Weitergeben der vom Herrn aus dem Predigttext persönlich gehörten Beauftragung zur Botschaft. Unsere Predigt folgt dabei dem Grundsatz Jesu: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34b). Nur wo der Herr selbst uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)! „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt“ (2Kor 5,20a). So suchen wir in der Predigtvorbereitung nach dem, was der Herr uns durch das Wort des Predigttextes sagen will. Es geht um seine Botschaft und wir sind seine Botschafter. Deshalb hören wir zwar auch auf andere Botschafter, z.B. durch die Hinweise der Predigthilfe, verkündigen aber die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufgetragen wird! „Redet jemand im Auftrag Gottes, dann soll er sich bewusst sein, dass es Gottes Worte sind, die er weitergibt“ (1Petr 4,11a – NGÜ).

1. TEXT- UND PREDIGTHILFSMITTEL

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Hilfen zur Auslegung und Anwendung des Predigttextes (1Mose 12,10-20) bieten z.B.

* Hansjörg Bräumer: Das erst Buch Mose (Kapitel 12-36). Wuppertaler Studienbibel AT. R. Brockhaus (S. 63-69 – sehr empfehlenswert).

* Hellmuth Frey. Das Buch des Glaubens: Kapitel 12-25 des ersten Buches Mose. Die Botschaft des AT 2. Calwer Verlag (S. 16-22).

* Walvoord / Zuck (Hg.): Das Alte Testament erklärt und ausgelegt Bd. 1: 1.Mose-2.Samuel. Hänssler (S. 45-48).

* Jakob Kroeker: Das lebendige Wort Bd. 2: Abraham – Isaak – Jakob (1Mose 12-50) (unter http://bitflow.dyndns.org/german/JakobKroeker/Das_Lebendige_Wort_Band_02_Abraham_Isaak_Jakob_1989.pdf; S. 44-51)

* Carl Friedrich Keil: Biblischer Commentar Bd. 1: Genesis und Exodus (unter http://bitflow.dyndns.org/german/KeilDelitzsch/Biblischer_Kommentar_Ueber_Das_Alte_Testament_Band_01_Buecher_01_02_1878.pdf; S. 167-169).

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Konrad Eißler vom 28.09.1993 mit dem Titel „Vertrauen lernen“ (1Mose 12,10-20) und von Winrich Scheffbuch vom 24.06.1990 mit dem Titel „Wie man sich selbst mehr zutraut als Gott“ (1Mose 12,10-20). Diese Botschaften (und viele weitere) findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. 1. Mose 12] und „Autor“ [z.B. Eißler, Konrad bzw. Scheffbuch, Winrich bzw. Lehmann, Theo] ausfüllt.

Ein hilfreiche Einführung in die Abrahamsgeschichte bietet Otto Schaude in der Zeitschrift „Gemeinschaft“ H. 8/9 (2008) – S. 13-16 (unter http://www.die-apis.de/uploads/media/Gemeinschaft_2008-08-09.pdf).

2. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG

In den Monaten August bis November steht der Glaube und das Leben von Abraham unter dem Leitwort „Lernen“ im Zentrum unserer Verkündigung. Bei der Auslegung der alttestamentlichen Predigttexte beachten wir Röm 15,4: „Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch die Geduld und den Trost [= Seelsorge] der Schrift Hoffnung haben“. Im August beginnen wir die Lebens- und Glaubensgeschichte Abrahams mit dem Monatsthema „Kraft zum Neuanfangen“. Nachdem wir am letzten Sonntag den Fortschritt im Glauben von Abraham betrachtet haben, stellen wir uns nun der Realität des Rückschritts im Glauben. Glaube ist immer angefochten und aus diesem Grund geht es nun unter unserem Leitwort „Lernen“ (Predigtthema: „Vertrauen lernen“) um die Krise und Bewährung im Glaubenserlebnis (Predigttext: 1Mose 12,10-20).

Zum Nachdenken:

„Brüder, duldet keine unklaren Verhältnisse“ (Paul Humburg).

„Der Patriarch lügt oder: Das Absehen vom Glauben“ (Wolfram Kopfermann zu 1Mose 12,10-13,1).

„In die Studienjahre fallen aber auch entscheidende Begegnungen mit Männern, die mein Christsein und meinen späteren Dienst geprägt haben. Zu ihnen gehörte Otto Schmitz in Münster, ein Mann mit goldenen Humor, der aber auch bereit war, die eigene Haut zu Markte zu tragen. Als der westfälische Präses Koch eine eigene Bekenntnissynode ausrief, stellte sich Schmitz an seine Seite und wurde als Universitätsprofessor prompt seines Amtes enthoben. Als wir Studenten von der DCSV die Nachricht von seiner Entlassung erhielten, zogen wir noch am gleichen Abend vor seine Wohnung und sangen ihm ein Lied. Er kam zur Tür, und seine Stimme schwankte etwas, als er zu uns sagte: ‚Ich halte es mit dem Wort Gottes: Gott, dein Weg ist heilig‘. Obwohl er bereits entlassen war, hielt er uns zum Semesterabschluss noch einen Abendmahlsgottesdienst. Er sprach über Römer 8,31: ‚Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?‘ und begann seine Predigt mit den Worten: ‚Das Entscheidende ist nicht, dass wir für Gott sind, entscheidend ist, dass Gott für uns ist‘. Dieser Satz, in jener bestimmten Situation gesprochen, hat sich mir bis heute eingeprägt“ (entnommen aus Paul Deitenbeck / Gerd Rumler. Eigentlich nichts Besonderes: Paul Deitenbeck erzählt von Begegnungen und Erfahrungen. 2. Taschenbuchauflage Wuppertal: R. Brockhaus, 1987. S. 18f).

„In jener Zeit begegnete ich auch Professor Julius Schniewind, der um seines Bekenntnisses willen von Ostpreußen zwangsversetzt worden war. Ich sprach damals als junger Vikar viel über den Ernst, mit dem ein Christ sich um die rechte Nachfolge zu bemühen habe. Nach einem Pfarrkonvent, wir standen noch an dem bekannten ‚Betheleck‘ zusammen, wandte sich Schniewind mir zu und meinte: ‚Sie reden viel von Heiligung und vom Wachstum im Glauben, mein Lieber, und das ist alles schön und richtig. Aber wissen Sie, was das Größte ist? – Remissio peccatorum = die Vergebung der Sünden‘. Dabei traten ihm Tränen in die Augen“ (entnommen aus Paul Deitenbeck / Gerd Rumler. Eigentlich nichts Besonderes: Paul Deitenbeck erzählt von Begegnungen und Erfahrungen. 2. Taschenbuchauflage Wuppertal: R. Brockhaus, 1987. S. 31).

„Gott lässt sich nicht von seinen Plänen abbringen, wenn wir versagen. Er will es nicht. Das ist ein Wunder und nicht irgend ein Automatismus nach dem Motto: ‚Er weiß sowieso, dass wir es nicht können‘. Nein, er weiß, dass wir es können. Wir sind nicht überfordert, ein Leben des Gehorsam zu führen. Aber er geht mit uns weiter, auch wenn wir es nicht geführt haben. Er hat seine Pläne im Auge. Er hat Sie im Blick, wie Sie einmal sein werden. Und er arbeitet beharrlich daran, Sie zu einem Menschen des Glaubens zu machen“ (Wolfram Kopfermann).

3. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Beachtenswerte Textanmerkungen und Parallelstellen zu 1Mose 12,10-20 findet ihr in der MacArthur Studienbibel (http://bitflow.dyndns.org/german/JohnMacArthurStudienbibel/01-Das_Erste_Buch_Mose_Genesis.pdf; S. 66).

Unter dem Titel „Unter dem Druck der Verhältnisse“ gibt es hilfreiche Anmerkungen von Wilhelm Busch: In der Seelsorge Gottes – Angefochtene Gottesknechte. Die Wilhelm Busch Bibliothek 7. Neukirchen-Vluyn: Aussaat, 2006. S. 21-30 (unter http://www.clv-server.de/pdf/255681-07.pdf) zu 1Mose 12,10-13,1.

Unter der Überschrift „Gott macht Maßarbeit, deshalb die Bewahrung“ gliedert Wilhelm Wagner 1Mose 12,10-20 wie folgt:

1) Glaube in den Konflikten

a) Lebensführung (Hungersnot contra Zusagen)

b) Lebensbestimmung („Fremdling“)

c) Lebensentscheidung (wer bestimmt meinen Weg?)

2) Glaube in den Verstrickungen

a) Ichhaftigkeit

b) Unwahrhaftigkeit

c) Ungläubigkeit

3) Glaube in den Bewahrungen

a) Gott greift ein

b) Gott deckt auf

c) Gott bringt zurecht (Einkehr – Umkehr – Hinkehr)

Alfred Christlieb macht zu unserem Predigttext (1Mose 12,10-20) unter der Überschrift „Abrahams Notlüge“ folgende hilfreiche Anmerkungen: „Als Abraham wegen einer Teuerung nach Ägypten zog, täuschte er dort den Pharao, indem er Sara als seine Schwester ausgab (V. 19). Diese Sünde entstand nicht auf einmal.

1. Der sorgende Abraham: Mit einer falschen Sorge begann die böse Geschichte. Abraham sprach zu seiner Frau: ‚Wenn dich nun die Ägypter sehen werden, so werden sie sagen: Das ist sein Weib, – und sie werden mich erwürgen und dich leben lassen‘ (V. 12). Welch trauriges Beispiel von einem Gläubigen, der sich in den Sorgengeist einlässt! Bisher hatte Abraham seinem Gott vertraut, war ihm gefolgt und hatte im Gebet immer neu Kraft und Licht für seinen Weg bekommen. Nun kommt – um in Bunyans Bildersprache zu reden – der ‚Herr Verstand‘ hervor, um den ‚Herrn Glaube‘ auf die Seite zu drängen. Hätte Abraham mit Sara zusammen die aufsteigende Sorge sofort dem Herrn hingelegt, so hätte Gott sicher einen Bewahrungsweg ohne Lüge gewusst. Vielleicht wäre es zur Umkehr nach Kanaan gekommen und hätte Gott dort seine Kinder mit Speise versorgt. Oder Gott hätte die beiden in Ägypten mit seinem Schutz umhüllt. Er weiß viele Wege der Durchhilfe für die Seinen. Ach, wie viel Gläubige lassen sich in den Sorgengeist ein, statt mit Danksagung für ihren wunderbaren und starken Herrn ihm alle Anliegen zu bringen!

2. Der falsche Gehorsam bei Abrahams Frau: Abraham sagte in seinem Sorgengeist zu Sara: ‚So sage doch, du seist meine Schwester‘ (V. 13). Hier war ein Punkt erreicht, wo der Gehorsam der Frau ihrem Mann gegenüber seine Grenze hätte finden müssen. Gewiss sollen die Frauen in vielem dem Mann den Vorrang lassen. Aber als Sara hier dem Rat ihres Mannes folgte, tat sie unrecht. Wenn der Mann ins Sorgen und Straucheln kommt, so soll die Frau ihm im Glauben aufhelfen und ihm nicht nachgeben. Gott schenke gläubigen Ehegatten, aber auch allen den Seinen die Gnade und den Mut, zur rechten Zeit ungehorsam zu sein, wenn der Befehl zur Sünde kommt!

3. Der vor der Welt zuschanden gewordene Abraham: Abrahams Lüge wurde offenbar. Es kam doch heraus, dass Sara seine Frau war. Pharao merkte es wohl an den göttlichen Plagen, die ihn drückten von der Zeit an, als er Sara in sein Haus genommen hätte (V,17). Wie schrecklich muss dieses Entdecktwerden für Abraham gewesen sein! Einen Knecht Gottes der Unwahrheit überführt sehen – was für ein peinliches Bild! Welche Folgen hätte das haben können! Wie leicht konnte jetzt der Weltmann Pharao und seine Umgebung sagen: ‚Das sind also die sogenannten Frommen, die sich für wahrhaft gläubig ausgeben! Da lügt der ‚Beste‘ unter ihnen uns etwas vor und steht als Heuchler da‘! Wie waren diejenigen verwirrt, die vielleicht Abraham den Namen des Herrn hatten predigen hören und dadurch gesegnet worden waren! Nun mussten sie traurig feststellen: ‚Der Abraham kann schön predigen und beten, aber er wandelt nicht nach seinen Worten. Er ermuntert, man solle Gott vertrauen, aber er sucht sich hier in Ägypten mit Notlügen zu schützen, statt ins Gebet zu gehen‘. Und nahm nicht Abraham selber großen Schaden? Er gewährte einer bestimmten Sünde bei sich Einlass, die sich festsetzte und später noch einmal vorkam (Kap. 20). Hüten wir uns doch vor der Sünde in jeder Gestalt wie vor einer Schlange! Flehen wir um die Kraft der Bewahrung unseres Gottes! Lassen wir uns auch warnen durch das, was wir V. 13 lesen: ‚Sage doch, du seist meine Schwester, auf dass mir’s wohl gehe um deinetwillen‘! Wer nur sein eigenes Wohlergehen im Auge hat, der irrt leicht von Gottes Wegen ab. Wir wollen den fürchten, von dem unser zeitliches und ewiges Wohlergehen abhängt. Er kann uns bewahren, dass wir seinem Namen keine Schande machen“ (entnommen aus Alfred Christlieb. Licht von oben Bd. 3: Allerlei Reichtum aus dem Alten und Neuen Testament. Marburg: Francke, 1967. S. 11f).

4. PREDIGTGLIEDERUNGEN

Nach Wilhelm Wagner:

a) Gott greift ein

b) Gott deckt auf

c) Gott bringt zurecht

 

oder nach (Quelle unbekannt):

Die Krise des Glaubens

a) … der Anlass – ein natürliches Bedürfnis (V. 10-12)

b) … der Fortgang – durch menschliches Denken bestimmt (V. 13-16)

c) … das Ende – beschämend und ernüchternd zugleich (V. 17-20)