Jesaja

Predigthilfe vom 26.12.2010 – Jesaja 30, 15-17

Monatsthema: Innehalten – Gottesdienst
Predigtthema: In der Stille liegt die Kraft

Bibelstelle: Jesaja 30, 15-17

Verfasser: Thomas Richter

Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.

1. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT

Predigtanlass ist der letzte Sonntag im Jahr 2010 (= 2. Weihnachtstag) und somit ein Innehalten-Gottesdienst. Aus diesem Grund bietet sich an, das Jahr im Rückblick noch einmal zu beleuchten und verschiedene Aspekte aus den Innehalten-Gottesdiensten noch mal zu betonen bzw. hervorzuheben. Aber auch der Ausblick auf das Jahr 2011 sollte seinen Raum haben, denn wie wir das „neue“ Jahr leben sollten, zeigt unser Predigttext (Jes 30,15-17) auf. Aus diesem Grund lautet das Predigtthema passend zum Innehalten-Gottesdienst als Jahresabschluss und zur Vorbereitung des „neuen“ Jahres: „In der Stille liegt die Kraft“. Auch können Erfahrungen aus dem „Jahr der Stille“ bzw. unserem „Jahr mit der Bibel“ einfließen.

2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Dieter Schneider. Der Prophet Jesaja: Kapitel 1-39. Wuppertaler Studienbibel (zu Jes 30,8-17 siehe S. 413-418).
* David Jaffin. „Malmsheimer Predigten“ (zu Jes 30,8-17 siehe S. 27-29 unter http://bitflow.dyndns.org/german/DavidJaffin/Malmsheimer_Predigten_1988.pdf)

Bitte studiert die Textanmerkungen im Predigttipp von Eckhard Löffler zu Jes 30,8-18 vom 07.01.2007 unter www.wbb-online.de/pt.

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Winrich Scheffbuch vom 31.12.1992 mit dem Titel „Gute Chancen“ (Jes 30,15-17). Diese Predigt findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Jesaja 30] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch] ausfüllt.

Nachfolgende Ausführungen stammen von Dr. Herbert Klement (aus „Zuversicht und Stärke“ vom Dez 04 / Jan 05 – Predigtanlass war der Altjahrsabend):
„Im Talmud gibt es eine Überlieferung, dass der Prophet Jesaja entfernt mit den regierenden Königen verwandt war. Er lebte in Jerusalem und war am Schicksal seines Volkes und auch an der Politik interessiert. Zu seiner Zeit hatte Israel eine erste große Phase der Globalisierung erlebt. Die damals bekannte Welt stand fast vollständig unter der Vorherrschaft der assyrischen Weltmacht, Die Politik in der Zeit Jesajas war deshalb stark von der Außenpolitik bestimmt. So hatte sich der König Ahas mit den Assyrern verbündet, dann waren diese gekommen und hatten schließlich den Norden Israels vollständig besetzt. Die Bevölkerung wurde deportiert, und Menschen aus dem Osten des assyrischen Reiches wurden im Land Israel angesiedelt. Nördlich von Jerusalem herrschte Multi-Kulti. Diese große nationale Destabilisierung hatte dazu geführt, dass der auf Ahas folgende König Hiskia sich bei passender Gelegenheit von den Assyrern losgesagt hatte. Dabei pflegte er Kontakte mit dem Herrscher von Babylon, Merodach-Baladan. Es wurden Absprachen zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Babylon getroffen. Hiskia hatte sich dabei zum Narren gemacht.
Der Text [Jes 30,15-17], den wir gelesen haben, stammt aus einer Phase, als man in Jerusalem enge Beziehungen mit Ägypten unterhielt. Man hatte ihnen reichlich Geschenke gemacht, um sie zur Unterstützung Israels zu bewegen. In dieser Zeit der internationalen Beziehungen und Verwicklungen glaubten damals viele, man könne sich nicht mehr auf den Gott Israels verlassen. Innenpolitisch waren die Glaubenstraditionen noch irgendwo präsent. Aber in dieser globalisierten Welt wirkte das Vertrauen auf JHWH, den Gott Israels, doch etwas vorgestrig. Die Realpolitiker an der Macht und auch ihre religiösen Berater hatten aufgehört, mit dem Gott Israels zu rechnen. Hier wird Jesaja zum Mahner und Warner. Er weiß, dass Israel Hilfe nur von seinem Gott erfahren kann. Es ist der Gott, der sein Volk durch die wechselnden Zeiten seit Abraham geführt hat. Es ist der Gott, der der Schöpfer der ganzen Welt ist. Dem Gott Israels ist die globalisierte Welt nicht fremd. Und er ist nicht zu einem kleinen Nationalgott geschrumpft. Im Gegenteil: Der Schöpfer der Welt will sich durch Israel der Welt. bekannt machen. Aber in dieser historischen Situation schämt sich Israel seines Gottes – man schämt sich, sich auf Gott zu verlassen. Für das wirkliche Leben meinte man der Diplomatie und der Politik vertrauen zu sollen. Die halfen zwar nicht viel, aber den alten Geschichten von früheren Glaubenserfahrungen mit Gott traute man noch weniger zu. Die Welt schien zu kompliziert zu sein für die elementaren Grundsätze des Glaubens. Hier mahnt der Prophet zur Umkehr.
Haben sich die Menschen seit damals sehr verändert? Was uns heute bewegt, ist keine assyrische Bedrohung. Und doch machen sich viele Sorgen um die Zukunft. Wir fürchten um die Arbeitsplätze. Wenn von einer Realschulklasse mit 25 Schülern nur fünf eine Lehrstelle haben und die anderen in weiterführenden Qualifizierungskursen unterkommen, dann fragt man sich zu Recht, wo das langfristig hinführen wird. Die Sorge um die Arbeitsplätze ist ja real. Dazu kommt die Ungewissheit, ob wir auch künftig dasselbe Einkommen haben werden. Und wir fragen, ob die Alterseinkommen ausreichen werden. Die Frage, die sich uns heute stellt, ist die, woher wir in unserer Not Hilfe erwarten. Die Medien und die Politiker sprechen davon, dass wir das schon schaffen werden. Wir müssen nur die richtige Partei wählen. Und dann hoffen wir darauf, dass die Zusammenarbeit in Europa vorteilhaft ist. Und wenn die Wirtschaft in Russland und in China brummt, dann hoffen wir auf neue Absatzmärkte für unsere Waren … Dabei fürchten viele in Deutschland, dass die Zukunft schlechter wird und es den Politikern nicht wirklich gelingt.
Jesaja hat beschrieben, wie man sich in Israel auf Ägypten verlassen hat und damit erst recht verlassen war. Tief im Inneren wusste man das. Deshalb beschreibt er, wie sich die ganze israelitische Armee vor der Drohgebärde eines Einzelnen feige selbst preisgibt. Jesaja beschreibt, wie die Sorge und die Angst die Menschen lähmt. Die Angst hindert sie zu kämpfen und lässt sie untergehen. Genauso sagte es ein Wirtschaftsmann im Blick auf die Befindlichkeit in Deutschland: Viele sind wie gelähmt und starren täglich auf die Entwicklung an der Wallstreet. Bei kleinsten Bewegungen bricht dann eine große Hektik aus – das steckt an und löst Panik aus. Was fehlt, ist eigentlich ein Grundvertrauen in die Zukunft. Im Vergleich mit den meisten Ländern. der Welt geht es uns in Deutschland unverschämt gut, selbst wenn die Einkommen um die Hälfte sinken würden. Der Wirtschaftsfachmann meinte, dass an der Nervosität und Angst und Unsicherheit wohl die Säkularisierung schuld sei. Menschen, die einen Glauben haben, haben mehr Zuversicht in die Zukunft. Wer keinen Glauben hat, der kann von einem fallenden Blatt im Wald zu Tode erschrecken – dabei ist es doch normal, dass Blätter im Wald auch einmal fallen.
Jesaja sagt es genauso. Ihr werdet paranoid in Angst und Schrecken umkommen, wenn ihr nicht zu Gott umkehrt. Er ruft: Kehrt um! – Seid nicht so arrogant zu meinen, man könne ohne Gott durchs Leben gehen. Die Angst ist ein hervorstechendes Kennzeichen der. Menschen ohne Gott. Kehre um und vertraue auf Gott. Heute meinen viele, dass das, was früher einmal als christlich richtig und normal galt, in diesen Zeiten nicht mehr so ernst zu nehmen ist. Da meint man, dem Ehepartner treu zu bleiben sei heutzutage nicht mehr angesagt. Das sei vorgestrig. Und man meint, seine Ehe aufzugeben sei heute zeitgemäßer, als um die Ehe zu kämpfen. Auch hier gilt: Wer Gott vertraut, hat es besser. Die Ordnungen Gottes veralten nicht. Sie bleiben gültig. Kehr um aus der hektischen Selbstverwirklichung, die letztlich in Unsicherheit und Verzweiflung münden wird, zu einem Vertrauen auf den alten Gott.
Jesaja sagt: Setz deine Hoffnung ganz auf Gott. Vertraue dich ihm an. Das war damals in eine sehr reale politische Situation hineingesprochen. Das politische Handeln sollte von diesem Vertrauen bestimmt sein. Das heißt doch: Was auch unsere Sorge am Ende dieses Jahres ist, wir sind aufgerufen, uns damit Gott anzuvertrauen.
Jesaja sagte: Wenn ihr eure Hoffnung auf Gott setzt, dann werdet ihr stark sein. – Das ist das Gegenteil von der lähmenden Angst. Von der Unsicherheit, die die Knie einknicken lässt. Wer stark ist, der hat die Kraft, auch schwere Lasten zu tragen. Das ist es, was er verheißt: Durch Glauben und Hoffen kommt euch diese Kraft zu. Euer Leben wird ausgerichtet, es wird gestrafft und bekommt Spannkraft.
Kann man das so ohne weiteres? Sich Gott anvertrauen? Die Antwort lautet: Ja. Im Jesajabuch wird ein Beispiel davon berichtet. Der König Hiskia ist von der assyrischen Armee bedroht. Der assyrische General fordert die Bevölkerung zur Kapitulation auf. Er sagt: Vertrauen auf JHWH lohnt sich nicht, die assyrischen Götter haben sich als mächtiger erwiesen. Wer sich auf Gott verlässt, wird morgen als Leiche enden. – Hiskia geht iii den Tempel und breitet diese Not vor Gott aus. Er sagt Gott alles und bittet darum, dass er ihm helfe. Die Antwort kommt schnell. Eine Krankheit schwächt die Armee der Assyrer so erheblich, dass sie sich zurückziehen müssen. Sie sind nicht mehr zurückgekommen. Gott hatte geholfen. Vielleicht können einige von uns berichten, wie sie die Hilfe Gottes erfahren haben. Wenn wir heute auf das zu Ende gehende Jahr blicken: Wo war da Gottes Hilfe? Haben wir sie erlebt? – Und wir wollen unsere Sorge und unsere Angst bekennen. Der Unglaube soll seine Angst nicht in uns festsetzen können. Wir wollen umkehren von einem negativen und glaubenslosen Denken, Wir wollen uns Gott zuwenden und die Zukunft vertrauensvoll aus seiner Hand erwarten und entgegennehmen. Wir wollen es hören: Gott ist da. Auch morgen. Er ist der Gott, der mitgeht. Wer auf ihn hofft, der wird nicht zu Schanden. Die auf ihn harren, bekommen neue Kraft“ (Herbert Klement).

3. PREDIGTGLIEDERUNG

In der Stille liegt die Kraft, deshalb
a) umkehren
b) stillbleiben
c) standhalten

oder nach Manfred Otto:
Wie bekomme ich neue Energien?
a) Wir bekommen neue Energien, wenn wir umkehren
b) Wir bekommen neue Energien, wenn wir stille werden unter Gottes Wort

oder nach Gottfried Voigt:
Gott will, uns möchte geholfen werden
a) in der Umkehr
b) im Stillsein und Hoffen