Hebräer

Predigthilfe vom 25. September 2016 – Hebräer 11, 13-16

Jahresthema: Ich war fremd

Predigtthema: Die geistliche Dimension von Fremdheit: auf dem Weg ins echte Vaterland

Predigttext: Hebräer 11,13-16

Verfasser: Hans Pfau

Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und das Weitergeben der vom Herrn aus dem Predigttext von euch persönlich gehörten Botschaft Gottes: „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt“ (2Kor 5,20a). Deshalb suchen wir in der Vorbereitung der Predigt nach dem, was der Herr durch das Wort des Predigttextes sagen will. Es geht dabei um seine Botschaft und wir sind seine Botschafter. Dabei hören wir zwar auch auf andere Botschafter, z.B. durch die Hinweise der Predigthilfe, verkündigen aber die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufgetragen wird: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34b). Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext (Hebr 11,13-16) vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Hilfen zur Auslegung und Anwendung des Predigttextes (Hebr 11,13-16) bieten z.B.

* Fritz Laubach. Der Brief an die Hebräer. Wuppertaler Studienbibel NT. R. Brockhaus (S. 231-238).

* Sören Ruager. Hebräerbrief. NT Edition C-Bibelkommentar 22. Hänssler (S. 217-231).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Vorbemerkungen

Nach wie vor ist das Flüchtlingsthema herausfordernd für unsere Gesellschaft. 50 Mio. Kinder sind auf der Flucht, so viele wie noch nie in der Menschheitsgeschichte, so berichtet es die

„Zeit“ am 7. September 2016. Wie viel Mio. Erwachsene kommen wohl noch dazu.

Die meisten von ihnen sehnen sich nach Frieden, nach einem besseren Leben und nach einer neuen Heimat. Wie viel Hoffnung treibt all diese Menschen an, ihre Heimat zu verlassen. Familie, Freunde, ihr soziales Umfeld, ihr Geburtsland und das Land ihrer Sprache allein auf die Berichte hin, in Europa ist alles besser. Eine geflüchtete Christin hat es so auf den Punkt gebracht als sie in Deutschland ankam: „Ist das jetzt der Himmel“? Oder anders herum gefragt, wie viel Not in der eigenen Land treibt diese Menschen aus ihrer Heimat.

  1. Verstehen, worum es geht

Kapitel 11 vom Hebräerbrief beschreibt eindrücklich die Glaubenszuversicht der Vorväter. Ihren Mut auf Grund des Glaubens Wagnisse einzugehen allein im Vertrauen auf das Wort Gottes. Abram wird uns beschrieben, wie er allein auf Gottes Wort seine Heimat verließ um auf das verheißene Land zu hoffen. So hat der Ursprung unseres Glaubens mit dem Verlust der Heimat zu tun. Abram und die Väter des Glaubens haben ihre Heimat verlassen in der Hoffnung auf eine neue Heimat, ein neues Vaterland.

Heimat ist ja immer zuerst der Ort wo man her kommt. In einer Spiegel Umfrage haben 2/3 der Befragten den Ort ihrer Geburt als Heimat angegeben obwohl sicherlich viele davon längst nicht mehr an ihrem Geburtsort leben.

Viele alte Lieder bezeugen das:

Dort, wo meine Wiege stand, ist mein Heimatland …«
»Schwabenland mein Heimatland …«    🙂

Mit unserer Geburt verlassen wir unsere erste Heimat, ein Kind kommt zur Welt, es verliert den Ort der ersten Geborgenheit. Noch viel früher hat der Mensch seine Heimat verloren und musste das Paradies verlassen um draußen zu leben. Die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies steckt in jedem menschlichen Herz. Römer 1,19

2.1 Hinweise für situative Überlegungen

Auch Abram kommt aus einem götzendienerischen Umfeld. Gott spricht ihn an und er ist bereit auf Gottes Wort hin seine alte Heimat zu verlassen. Durch Glauben ist Abraham ausgezogen, und durch Glauben ist er ein Fremder geblieben im verheißenen Land. Hebr. 11,9. Er hat das versprochene Land nie sein eigenen nennen können. Den einzigen kleinen Fleck, das Grab für seine Frau musste er zu einem völlig überhöhten Preis kaufen. Auch die Verheißung auf ein großes Volk durfte er in dieser Welt nie auch nur ansatzweise erfahren. Er blieb bis zu seinem Tod, eine kleine Familie.

2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Das ist auch die Situation von uns Jesusleuten. Solange wir in dieser Welt Leben sind wir unterwegs und haben den Himmel noch nicht erreicht. Israel ist auch hier ein Beispiel in der Wüstenwanderung, sie waren in Zelten in Hütten und im Provisorium unterwegs. So ist auch die Situation der Glaubenden wir sind noch nicht angekommen in der neuen Heimat, wir sind noch nicht im Himmel. Es ist fatal hier schon so zu tun als wären wir zurück im Paradies, als gäbe es für Christen keine Not und keine Krankheit mehr. Als wäre Reichtum, Gesundheit, Wohlergehen das normale für einen Jesusnachfolger. Unsere Welt zeigt uns in vielen Ländern die ganz andere Wirklichkeit der Jesusleute. Sicherlich hat die ausgeprägtere Sehnsucht nach der Ewigkeit in Verfolgungsländern ihren Ursprung in dieser Tatsache. Und bei uns in unserem Reichtum und in unserem vermeintlichen Frieden kann es zu einem schädlichen Schlummertrunk werden. Uns Christen muss klar sein: wir sind auf dem Weg in die Heimat, aber wir sind noch nicht dort. Wir haben unsere Heimat geistlich in Jesus gefunden. Unser Bürgerrecht ist bereits im Himmel Phil. 3,20 aber wir leben noch in unserer Wohnung auf der Erde. Paulus beschreibt das in seinem Brief an die Korinther in eindrucksvoller Weise.

  1. Kor. 5, 1- 9. wir seufzen voll Sehnsucht nach der neuen Behausung

wir seufzen solange wir im Zelt leben.

wir wandeln im Glauben nicht im Schauen

Das ignorieren dieser Tatsache führt zu einer falschen Haltung und zu einem weichgespülten Evangelium. Es ist das Festhallten an der alten Heimat (Paradies, Mutterleib) die nicht mehr erreichbar ist. Für Abraham wäre die Rückkehr in seine alte Heimat ja noch möglich gewesen und doch hat er auf die neue Heimat gesetzt.

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Diese Predigt macht mir deutlich wie wichtig es ist das „Ewigkeitsgen“ in meinem Leben ist.

Wie unwichtig wird ein Streit um die Hecke des Nachbarn vor dieser Tatsache. Die Frage wurde schon oft gestellt, was würden sie tun, wenn sie noch ein halbes Jahr zu leben hätten. Sicher würde ich manches anders priorisieren.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Gerade wir Christen in der westlichen Welt brauchen die Erinnerung und das Umsetzen dieser Wahrheit in unserer Nachfolge. Ist das unser wirkliches Empfinden, was Paulus in 2. Kor. 5,8

deutlich macht. „doch sind wir frohgemut und möchten lieberaus dem Leib ausziehen und daheim sein beim Herrn?“

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Vers 13

Alle Patriarchen sind im Glauben gestorben und haben die Erfüllung der Verheißungen nicht erlebt.  Abraham hat seine zahlreichen Nachkommen, wie die Sterne am Himmel, nie zu Gesicht bekommen. Das Volk Israel hat nie das ganze verheißene Land in Besitz nehmen dürfen und die Gläubigen im AT haben den Messias nicht erleben dürfen wie wir in der NT-Gemeinde.  Aber sie haben an der Verheißung festgehalten, sie haben geglaubt und sind der Verheißung und der neuen Wirklichkeit so nah gekommen, dass sie ihr zuwinken konnten.

Immer mit dem Bekenntnis – wir sind hier Fremdlinge und Pilger, wir sind hier nicht mehr Bürger, unser 1. Wohnsitz ist im Himmel.

Wie sehr richten wir uns ein in dieser Welt? Täuschen uns, wenn wir meinen wir wären ewig hier. Das ist ja gerade das Vorbild von Abraham, dass er auf Gottes Wort hin, auszog und nicht mehr an der alten Art seiner ursprünglichen Heimat hing. Es ist Beispiel und Aufforderung an uns, Fremdling zu sein und nicht ständig um die Anerkennung der Welt zu buhlen.  Ein Beispiel dafür ist Lot, der die Anerkennung in Sodom gesucht hat und fast darin untergegangen ist.

Vers 14

Der Glaube gibt uns das Gespür für die neue Heimat und lässt uns nicht zufrieden sein mit den Gütern dieser Welt. Die Sehnsucht und Ausrichtung auf diese neue Heimat ist Folge unseres Bürgerrechts im Himmel.

Beispiel aus Philippi: Römische Soldaten die noch kein römisches Bürgerrecht hatten, konnten noch eine Zeit lang Dienst tun in Philippi. Ihr „Lohn“ war dann das römische Bürgerrecht und ihre Sehnsucht war, dann endlich in Rom leben zu dürfen. Sie haben ihren Dienst noch in der Ferne getan, ihr Herz war schon in Rom.

Vers 15

Abraham, hätte die Möglichkeit gehabt zurückzukehren nach Mesopotamien. Aber seine alte Heimat war für keine Heimat mehr. Abraham sucht nicht mehr die Heimat seiner Geburt.

Vers 16

Gott steht zu Leuten, die mit dieser Ewigkeitshoffnung unterwegs sind.  Gott schämt sich solcher Leute nicht, im Gegenteil, er hat ihnen eine Stadt, eine Wohnung, eine Heimat bereitet.  Wie viele Verheißungen stecken in diesem Vers:

„Seid ohne Sorge, und habt keine Angst!”, forderte Jesus seine Jünger auf. „Vertraut Gott, und vertraut mir! Denn im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch nicht gesagt: Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten. Und wenn alles bereit ist, werde ich wiederkommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin.” Johannes 14,1-3; Hoffnung für alle

»In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?« Johannes 14, 2

Jesus Christus spricht: »Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Joh. 16,22

Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.

Kor. 5, 1- 9:

– wir seufzen voll Sehnsucht nach der neuen Behausung

– wir seufzen solange wir im Zelt leben.

– wir wandeln im Glauben nicht im Schauen

Beispiele:

Baron Rothschild (1743 – 1812) soll zu seiner Zeit der reichste Mann der Welt gewesen sein. Aber er lebte und starb in einem unfertigen Haus. Das Dachgeschoss seines Hauses war bewusst nicht fertiggestellt worden. Damit wollte er bezeugen, dass er sich als ein Fremdling und Wanderer auf dieser Erde verstand. Rothschild war orthodoxer Jude, und nach dem Talmud muss das Haus eines Juden an irgendeiner Stelle unfertig bleiben. (siehe auch Laubhütten in Israel).

Pastor Johannes Busch berichtete: »Ich war als Soldat monatelang auf dem Kubanbrückenkopf. Es war eine böse Zeit. Unvergesslich der Tag, als mir gesagt wurde, dass ich in Heimat-Urlaub fahren dürfe. Das war freilich eine beschwerliche Reise. Acht Tage lagen wir auf der Bahn, dichtgedrängt unter Gluthitze. Wir haben auf dieser Reise schrecklichen Durst gelitten. Nächte waren eine Qual. Aber wenn mir einer gesagt hätte, ich soll aussteigen wegen der beschwerlichen Reise, dann hätte ich ihn wohl ausgelacht. Ich hätte ihm fröhlich erklärt: ´Ich reise gern noch vier Wochen so, es geht ja nach Hause!´ Der Gedanke, dass es zur Heimat ging, machte alle Strapazen, Nöte und Qualen sehr klein. Wenn die Nacht nicht vergehen wollte, dann eilten die Gedanken voraus: Ich reise nach Hause, ich Reise nach Hause!«

Zum Nachdenken:
Unser Leben ist keine Fahrt ins Blaue, auch keine Fahrt ins Unbekannte, ins Nichts. Wir wissen, wo es hingeht. Und man kann es nicht treffender beschreiben, als mit: Nach Hause.

Mögliche Gliederungen:

Auf dem Weg ins echte Vaterland

  1. die alte Heimat verlassen
  2. in der vorläufigen Heimat leben
  3. die echte Heimat (Vaterland) erwarten

nach Gottfried Voigt:

Glaube wagt es auf Gottes Zusage

  1. a) Er geht ins Unbekannte
  2. b) Er wohnt im Vorläufigen
  3. c) Er wartet aufs Endgültige

oder nach Ulrich Parzany:

  1. a) Der unerwünschte Aufbruch
  2. b) Der unbequeme Aufenthalt
  3. c) Die unbescheidene Erwartung