1.Petrus

Predigthilfe vom 25. August 2024 – 1. Petrus 2,9-10

Jahresthema: Von der Schönheit der Gemeinde – biblische Bilder der Gemeinde  

Predigtthema: Bilder der Gemeinde – Gottes Volk 

Gottesdienst Einleitung:   2Mo 19,3-6; Off 1,4-6; Vorschläge zur Textlesung 

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!  

1. Sehen, was dasteht 

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung). 

1.1 Allgemeine zum Bibeltext 

Im Rahmen unserer Jahresthemas, über „Bilder der Gemeinde“ beschäftigen wir uns nun mit der Berufung, dem Wesen und Auftrag des Volkes Gottes. Der Predigttext aus dem 1. Petrus stammt aus dem Jahre 61-62 n.Chr. und richtet sich überwiegend, aber nicht ausschließlich an wiedergeborene und gläubige Juden in Kleinasien (1,2). Sie wurden wegen ihres Glaubens an Jesus in der Gesellschaft missachtet und verfolgt. Ihr Glaube stand auf der Bewährungsprobe. Petrus ermutigt sie im Glauben an JESUS fest zu stehen und Schmähungen auszuhalten. Im ganzen Brief wird deutlich, Christen zeichnen sich durch einen außerordentlichen Charakter aus. 

Als Volk Gottes unterscheiden sich die Gläubigen von einer gottlosen Gesellschaft. Sie passen nicht so recht in die Welt, sind vielmehr „Fremdlinge“ (1,1.17;2,11) und damit auch Fremdkörper und werden oftmals zum Anstoß. Trotz der Beschwernisse soll aber das Gottesvolk eine vorbildliche und heilige Kontrastkultur aus- bzw. vorleben (Kap 1). Sie sollen sich nicht weiterhin den Begierden und Maßstäben der Welt anpassen. Vielmehr sollen sie sich dem Herrn anpassen und sich an ihm orientieren (1Pet 1,14-15), damit sie ein gutes Zeugnis in der Welt sind.  

Im Folgenden werden wir sehen, was es bedeutet Angehörige des Volkes Gottes zu sein.  

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes 

Aebi, E „Kurze Einführung in die Bibel“, Bibellesebund. 
Krimmer, Heiko. Edition C Bibelkommentar NT, „1+2.Petrusbrief“, Hänssler Verlag. 
Fruchtenbaum, Arnold. „Die Petrusbriefe und Judas“, CMD Hünfeld. 
MacDonald, W. (2018) „Kommentar zum Neuen Testament“, Bielefeld: CLV.  
Wiersbe, Warren. Kommentar zur NT, Timotheus bis Offenbarung“ CLV Dillenburg. 

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes 

Um den Text richtig einzuordnen, müssen wir die Themen des Kontextes betrachten. 

  1. Die Stellung als auserwähltes Gottesvolk in der Welt ist eine ab- und ausgesonderte. Sie ist und bleibt ein Fremdkörper in dieser Welt.
  1. Das Verhältnis von Israel und Gemeinde als Gottes Volk: Sie sind voneinander zu unterscheiden und doch eng miteinander verbunden. Beide (Israel und Gemeinde) teilen die Stellung als Gottesvolk in der Welt und sind Fremdkörper, die in dieser Welt gehasst werden.  

Betrachten wir die Merkmale der Gemeinde als Volk Gottes.  

V. 1-3 Die Gemeinde als Volk Gottes übt sich in einem heiligen Lebenswandel.  

Das Volk Gottes besteht aus wiedergeborenen Gläubigen (1Pet 1,3+23), die durch den Heiligen Geist befähigt waren, Gottes Willen zu gehorchen (1,14+22). Petrus schreibt an neugeborene Kinder Gottes, die im Glauben und der Heiligung heranwachsen müssen. Sie sollten, wenn sie wirklich Kinder Gottes sind, lernen, die alten und bösen Wesenszüge abzulegen und sich von Gottes Geist mehr und mehr heiligen zu lassen (vgl. 1Thess 5,23).  

V. 4-5 Die Gemeinde als Volk Gottes ist ein geistliches Haus.  

Zwei wichtige Besonderheiten sind zu beobachten.  

  1. Petrus, der als Apostel vor allem unter den Juden wirkte (Gal 2,8), gebraucht hier viele alttestamentliche Bezüge und Zitate, die ein jüdisches Verständnis voraussetzen. Das ist ein starkes Indiz, dass er vor allem jüdische Gläubige anspricht, die Jesus als ihren Messias erkannt und angenommen haben. 
  1. Petrus überträgt den alttestamentlichen Tempeldienst des Volkes Israel geistlich auf die Gläubigen in Jesus bzw. die Gemeinde.  
Israel Gemeinde 
Hat ein irdisches Haus aus toten Steinen Ist ein geistliches Haus aus lebendigen Steinen  
Bringt irdische (fleischliche) Opfer Bringt geistliche Opfer 
Ist Gottes irdisches Volk Ist Gottes geistliches Volk 

Damit wird klar, die christliche Gemeinde hat keinen Tempel, sondern ist ein Tempel und damit ähnelt sie zwar der Berufung und Bestimmung des irdischen Volkes Israel, ist aber nicht dasselbe. Es ist eine geistliche/ bildhafte Anwendung auf die Gemeinde. 

V.6-8 Die Gemeinde als Volk Gottes gründet sich auf JESUS CHRISTUS.   

a. Jesus ist der Grund- und Eckstein des geistlichen Hauses der Gemeinde.  

V.6 Petrus zitiert Jes 28,16 und verweist damit auf Jesus Christus, der diese Verheißung erfüllt.  

– Zion, das ist Jerusalem. Dort hat Jesus nicht nur sein Leben für die Sünde der Welt dahingegeben, sondern auf Zions Berg hat er auch den neuen Bund in seinem Blut eingeführt und die Grundlage für das neutestamentliche Volk Gottes, die Gemeinde gelegt.  

– der Stein ist ein Baustein. Er ist ein Hinweis auf den Felsen (Golgatha), der ein ungenutzter Hügel in einem Steinbruch war, wo man die Steine zum Tempelbau abgebaut hatte. Doch die Steine von dem Hügel hatten die Bauleute nicht benutzt. Auf diesem verworfenen Steinblock stand später das Kreuz Jesu und wurde zur Grundlage der Erlösung. 

– der Eckstein ist ein Eckstein. Nicht, wie oft angenommen der Schlussstein eines Bogens, der oben in der Mitte alles zusammenhält. Der Eckstein, ist der erste Fundamentstein, an dem alle weiteren Bausteine sich orientieren und an dem das ganze Haus vermessen und ausgerichtet wird. Paulus gebraucht in Eph 2,19-21 dasselbe Bild. Die Apostel und Propheten richten sich an JESUS, dem Eckstein aus und dann auch der ganze Bau der Gemeinde. Als lebendige Steine sind wir nun Teil von Gottes Haus (Volk), sind fest und sicher eingefügt. Diese Standhaftigkeit wird in Jes 28,16 angedeutet, wo es heißt: „wer glaubt, der flieht nicht!“ 

b. Jesus wird vom Hohen Rat als Messias abgelehnt und verworfen 

V.7 Petrus zitiert Ps 118,22 und verweist darauf, dass Jesu der Stein ist, der von den jüdischen Verantwortlichen abgelehnt wurde. Die Bauleute waren die Mitglieder des Hohen Rates. Sie waren die geistlichen Leiter im Haus (Volk) Israel und somit für das geistliche Leben verantwortlich. Doch sie lehnten Jesus als Messias ab.  

  • Siehe Apg 4,11, Petrus vergleicht den Hohen Rat mit den Bauleuten. 
  • Siehe Mt 21,40-44, Jesus erzählt das Gleichnis vom Weinberg und zitiert Ps 118,22-23. Hier sagt Jesus, dass das Reich Gottes einem anderen Volk gegeben würde, was dessen Früchte bringt.  

c. Die Ablehnung Jesus führt zum eigenen Verderben 

Petrus zitiert Jes 8,14 und erinnert daran, dass die Ablehnung des Messias zum Fall und zum Straucheln für das Volk Israel bereits vorausgesagt wurde.  

Wichtig: Hier stoßen wir auf das Geheimnis von Gottes Heilsplan mit Israel. Denn Jes 8,14 und Ps 118,23 sagen voraus, dass Israel an Christus Anstoß nehmen und fallen würde. Das irdische Volk Israel setzt in Gottes Heilsplan aus und wurde „zeitweise“ verworfen (vgl. Röm 11). Durch diesen Fall Israels kam das Heil zu den Heiden und eröffnete ihnen den Zugang ins Volk Gottes. 

V. 9-8 Die Gemeinde als Volk Gottes genießt großartige Privilegien 

Petrus zitierte 2Mo 19, 5-6 und überträgt nun geistlich Israels Berufung und Bestimmung vom Sinai auf die Gläubigen des Neuen Testamentes, der Gemeinde.  

Ein markanter Unterschied ist, dass Petrus das Zitat aus 2Mo 19 etwas anders wiedergibt. In 2Mo 19 haben wir Gottes Absichtserklärung mit Israel: „Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet…dann sollt ihr… “. In 1Pet 2 sagt Petrus: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht…“.  

Damit wird klar, der gläubige Überrest von jüdischen Menschen, die zum Glauben an Jesus gekommen sind, erfüllt nun die eigentliche Berufung Israels. Mit eingeschlossen sind die Gläubigen aus den Nationen, die durch Gottes Gnade jetzt in die Berufung des Volkes Gottes mit aufgenommen wurden (siehe Eph. 2,11-22).  

Petrus überträgt also die Berufung des irdischen Volkes Gottes auf die Gemeinde und nennt fünf besonderen Privilegien. 

Gläubige in Christus sind:  

  1. Ein auserwähltes Geschlecht  

Die „Auserwählung“ steht am Anfang. Wie Gott sein Volk Israel aus Liebe erwählt hat (5Mo 7,7-8), so hat auch Gott die Gemeinde aus Liebe erwählt (Joh 15,16). Weder Israel noch die Gemeinde ist nicht größer oder besser als andere, aber sie sind von Gott geliebt und erwählt. Das griechische Wort für „Geschlecht“ meint Abstammung. Wie das alttestamentliche Volk Israel vieles gemeinsam hat und Nachkommen aus dem einen Geschlecht Abrahams sind, so sind auch die Gläubigen des Neuen Testamentes geistliche Nachkommen Abrahams, dem Vater des Glaubens (Röm 4,12). Das geistliche Volk Gottes sind geistliche Kinder Abrahams, sie sind wiedergeboren durch Gottes unvergängliches Wort, erfüllt und befähigt durch den Heiligen Geist und Teil von Gottes Volk.  

  1. Ein königliches Priestertum  

Es meint nicht, dass die Gläubigen selbst kleine Könige wären. Vielmehr stehen sie im königlichen Dienst, im königlichen Reich für den König aller Könige. Ihr Dienst ist ein Priesterdienst im Auftrag des Herrn. Doch im Gegensatz zum alttestamentlichen jüdischen Priestertum, der nur einem bestimmten Personenkreis (Aaron und seine Nachkommen) vorbehalten war, gilt in der Gemeinde das allgemeine Priestertum.  

Dass die Kirche ein klerikales Priestertum nach dem alttestamentlichen Vorbild eingeführt hat, das nur bestimmten ordinierten Personenkreis vorbehalten ist, hat seine Ursache in einer kirchengeschichtlichen Fehlentwicklung, die glaubt, dass die Kirche das Volk Israel abgelöst und ersetzt hat (Ersatztheologie). Diese Sichtweise ist aber der Bibel fremd und deutet Petrus auch hier nicht an.  

Jeder Christ gehört zur königlichen Priesterschaft, in der er Gott nahe ist und ihm dienen darf. Gläubige treten für die Menschen in dieser Welt ein, leisten Fürbitte und tragen dazu bei, dass die Menschen sich mit Gott versöhnen (vgl. 2Kor 5,20).  

  1. Ein heiliges Volk des Eigentums 

Alle drei Begriffe lohnt es sich kurz zu betrachten. „Heilig“ meint, dass Gläubige von Gott aus der Welt abgesondert wurden, um für Gott zu leben. Sie führen ein Leben in der Heiligung, richten ihr Denken, Tun und Wollen an Gottes Wort aus. „Volk“ meint nicht eine bestimmte ethnische Gruppe (Juden), sondern hier eine Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Zugehörigkeit haben. „Eigentum“ meint, dass Gott selbst der Besitzer dieses Volkes ist. Er hat sich die Gemeinde erkauft, er hat sich das Volk erwählt und dieses Volk steht unter seiner Obhut und seiner Herrschaft. Wir gehören unserem HERRN und keine andere Macht hat Besitzanspruch auf die Kinder Gottes.  

  1. Ein Zeugen Gottes in der Welt  

Die Privilegien enthalten auch eine gewisse Verantwortung. Die Gemeinde als Volk Gottes ist ein Licht und Zeuge in dieser Welt für Gott. Christen sollen bekennen und bezeugen, was der HERR in ihrem Leben getan hat. Christen können und sollen nicht davon schweigen, was Jesus an ihnen Gutes getan hat (Apg 4,20). Angefangen von der Bekehrung und dem damit verbundenen Herrschaftswechsel, dass JESUS frei macht von der Macht der Finsternis und uns zu Kindern seines Reiches gemacht hat. Jeder Christ soll im Alltag die Tugenden, die Herrlichkeiten und Vollkommenheit von Jesus bekennen und weitergeben.  

  1. Ein begnadigtes Gottes Volk 

In Vers 10 zitiert Petrus Verse aus Hosea und erinnert an den Stellungswechsel. Im verlorenen Zustand ohne Jesus waren die Heiden ein Nicht-Volk, so wie es Paulus in Eph 2,1-13; 11-19 beschreibt. Verloren, fremd von den Bündnissen, ohne Gott und ohne Hoffnung in dieser Welt. Durch Christus, wurde ein Nicht-Volk zum Gottesvolk und sogar zu Söhnen Gottes (Röm 9,26). Welch ein Grund zur Dankbarkeit, dass Gott uns aus Liebe und Gnade errettet hat (Eph 2,5-8)!  

Dieselbe Gnade und Liebe ist es auch, die das jüdische Volk wiederherstellen wird. Wenn Petrus Hosea 1,6.9.10 zitiert, dann beinhaltet das einmal die Tatsache, dass ein Nicht-Volk zu Gottes Volk wird. Aber es eröffnet auch die zukünftige und endzeitliche Perspektive, wenn der HERR sich über sein irdisches Volk Israel erbarmen wird. (vgl. Hos 2,23; Röm 11,17.24f).  

Das Gott die Gemeinde sein Volk Gottes nennt, bedeutet nicht, dass Gott mit Israel fertig wäre oder abgeschlossen hat. Die Bestimmung für Israel bleibt bestehen und wird seine Erfüllung erst in der messianischen Zeit erreichen (vgl. Mal 3,7; Hos 2,1). Dann werden die Begriffe „heiliges Volk“, „priesterliches Königreich“, „Volk des Eigentums“ auch für Israel seine volle Entfaltung bekommen. 

Bis dahin ist die Gemeinde Gottes Volk und Werkzeug, um die frohe Botschaft des Evangeliums von Jesus in dieser Welt zu verbreiten.  

2. Verstehen, worum es geht 

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung) 

Der Textabschnitt wird leider gern missbräuchlich dazu verwendet, um eine Ersatztheologie zu begründen. Sie lehrt, dass die Kirche das irdische Volk Israel ersetzt hat, indem die alttestamentlichen Bestimmungen und Verheißungen Israels auf die Kirche übergegangen wären. Doch die Kirche/ Gemeinde ist nicht das wahre Israel und auch nicht das wahre Volk Gottes. Die Gemeinde ist das geistliche Volk Gottes. In Christus hat die Gemeinde Zugang und Anteil an den Bestimmungen des Volkes Israels, aber bei weitem nicht gänzlich bekommen.  

Diese Auslegung würde dem Text nicht gerecht werden, weil Petrus das einfach nicht schreibt. Im Gegenteil – die Betonung auf ein „geistliches Haus“ zeigt an, dass Petrus die AT-Stellen im geistliche Schriftsinn auslegt – damit wird aber der literarische Schriftsinn nicht hinfällig. Petrus hat damit das irdische Volk Israel nicht mit der Gemeinde ersetzt, sondern sieht eine zusätzliche geistliche Erfüllung.  

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass) 

Als Einstiegsbeispiele:  

  1. Volkszugehörigkeit: Was sind bestimmte Gemeinsamkeiten oder Merkmale von Volkszugehörigkeiten, z.B: Was ist typisch Deutsch, Englisch usw. Ausweis oder Pass, gemeinsame, selbe Kultur, Sprache oder Lebensweise, etc.? Was ist typisch für Gottes Volk / Gemeinde? 
  1. Gemeinde Gottes als Kontrastgesellschaft. Christliche Überzeugungen bilden zunehmend einen Gegensatz zum Mainstream. Auch wenn für viele ein Glaubensleben mit biblischen-ethischen Moralvorstellungen nachvollziehbar ist, so regt die Art und Weise, wie Gottes Volk in dieser Welt lebt, andere zum Nachdenken an. Das Leben und Verhalten von Christen kann ohne Worte zum lauten Zeugnis für Gott werden.  

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung) 

    Die Gemeinde als Volk Gottes besteht aus wiedergeborenen Gläubigen – es kann gezielt die Frage gestellt werden, ob jeder der anwesenden Gewissheit hat, wirklich zum Volk Gottes zu gehören. Zeige auf und erkläre, wie man Kind Gottes wird!  

    Die Gemeinde ist eine auserwählte Nachkommenschaft – hier geht es nicht um eine persönliche Prädestination (Erwählung) zum Heil, sondern dass Gott eine Nachkommenschaft als sein Volk Gottes vorherbestimmt hat. Wer Teil dieses Volkes oder der Nachkommenschaft wird, hängt von der persönlichen Glaubensentscheidung und der Aufnahme oder Ablehnung zu Jesus Christus ab.  

    Die Gemeinde ist ein geistliches Volk und geheiligtes Volk – das kann konkret bedeuten: 

    • Wo muss ich Bosheit, Neid oder andere alte Verhaltensweisen ablegen? (Bsp.: Im Umgang mit Arbeitskollegen, Ehepartner oder Eltern, Unterordnung der Obrigkeit).  
    • Welche Bereiche meines Lebens stehen nicht unter der königlichen Herrschaft und benötigen einen Heiligungsprozess? (Bsp.: Gedankenwelt, Begierden, Wünsche, Unzufriedenheit) 
    • Heilig bedeutet nicht nur die Abgrenzung von Negativen, sondern die Zuordnung und Nähe zu Gott. Wo benötigt dein Leben mehr Beziehung zu Gott und seiner Gemeinde?  
    • Gehst du und lebst du Gemeinde oder bist du nur Teil und Gast einer Gemeinde? 

    Die Gemeinde und das allgemeine Priestertum – was bedeutet das konkret? 

    Jeder Gläubige hat einen Priesterdienst und ist damit für das geistliche Leben verantwortlich. Da stellen sich die Fragen:
    – Überlasse ich den Priesterdient bestimmten klerikalen Personen oder sehe ich mich selbst auch als Mitarbeiter mit einer Priesteraufgabe in der Gemeinde?  
    – Wie sehr kümmert dich das geistliche Wohl anderer? 
    – Wie sehr machst du dein eigenes geistliches Leben von bestimmten Personen abhängig – das allg. Priestertum ruft zur Eigenverantwortung für das eigene geistliche Leben!  

    • Priester beten für Menschen: Für welche Menschen könntest du konkret Fürbitte tun, dass sie Jesus kennen lernen.  
    • Priester laden Menschen zur Gottesbegegnung ein: Wen könntest du konkret auf seine Gottesbeziehung ansprechen und ermutigen eine Glaubensbeziehung mit Jesus einzugehen? 
    • Priester nehmen Nöte und Lasten anderer ernst: Wo kannst du anderen helfen, ihre Sündennot zu Jesus bringen zu können, ihnen Vergebung zuzusprechen, sie im Glauben zu stärken und Jesus nah und lieb machen? 
    • Wo brauchen Glaubensgeschwister Trost, Zuspruch und Gewissheit, dass sie Gottes Eigentum sind und der Teufel kein Anrecht auf sie hat? 

    Wie kann Gemeinde ein verkündigendes Volk Gottes in dieser Welt sein?  

    •  Überlege wie und wem du Zeugnis geben kannst, was Gott in deinem Leben Gutes getan hat?  
    •  Wann hast du das letzte Mal einem Ungläubigen erzählt, wie du Christ geworden bist? (ein kurzes Bekehrungszeugnis von ca. 3 Minuten – schreib es dir auf). 
    •  Wie begeistert redest du von Jesus und seinen Tugenden und Herrlichkeiten?  
    •  Über die Tugenden Gottes muss nicht nur geredet werden, sie müssen vor allem im Volk Gottes gelebt werden. Wo stimmen die Tugenden Gottes und dein Alltagsleben nicht überein? 

    Dass wir als Heiden von einem Nicht-Volk Zugang zu Gottes-Volk bekommen haben, darf uns zutiefst dankbar machen.  

    • Gleichzeitig sollte uns dies veranlassen, noch mehr für das ungläubige Volk Israel zu beten, dass auch sie ihren Messias erkennen und gerettet werden.  

    3. Sagen, wo es hingeht 

    3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt? 

    Die Zuhörer sollen verstehen lernen, dass es ein besonderes Vorrecht ist, zum auserwählten Volk Gottes zu gehören. Es ist Gottes Erbarmen und Liebe, die mich gesucht und zu seinem Kind gemacht hat. Ungläubige sollen hinterfragt werden, ob und warum sie nicht wirklich ganz zu Gottes Volk gehören wollen und was sie hindert Christ zu werden. 

    Gläubige Christen sollen aus Dankbarkeit dieses Privilegs sich wieder der Berufung und Bestimmung als Volk Gottes annehmen. Sie sollen ermutigt werden, ein heiliges und priesterliches Christenleben zu führen und ihren Platz als Zeugen Gottes in der Welt einnehmen.  

    3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt? 

      Die Gemeinde ist Gottes Volk in dieser Welt, um Menschen die Botschaft von Jesus zu bezeugen und zu offenbaren.  

      1. Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt? 
      1. Von Gott geliebt – ein auserwähltes Volk
      2. Von Gott privilegiert – ein priesterlicher Dienst  
      3. Von Gott erkauft – ein göttliches Eigentum 
      4. Von Gott beauftragt – ein Zeugnis für Jesus  

            3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt? 

            Zitate:  

            Allgemeines Priestertum ist nicht allgemeines Rednertum, sondern allgemeiner Dienst im Heiligtum.
            (Otto Schopf) 

            Weder Welt noch Satan haben einen Anspruch auf uns, sondern durch unsere Erschaffung wie durch unsere Erlösung sind wir das Eigentum des Herrn. 
            (Charles Haddon Spurgeon) 

            (Klaus Eberwein)