Monatsthema: Christus – das Geheimnis Gottes
Predigtthema: Mit Christus auferstanden.
Bibelstelle: Kolosser Kol.3,1-4
Verfasser: Albrecht Wandel
1. Zusammenhang
Die „Nahtstelle“ zwischen ermahnendem Teil, indem die Vorgehensweise der verführer enttarnt und davor gewarnt wird und dem praktischen Teil ist erreicht. In diesem praktischen Teil verschwinden die Gegner nun aus dem Blickfeld und das Leben in der Freiheit und die guten Regeln dazu vor Augen gestellt. Unser Text knüpft an an Kol. 2,12f.: Dort ist schon einmal die Rede, dass wir mit Christus auferweckt sind zu neuem Leben. In dieses neue Leben wird jetzt gleichsam eingeführt: Lebt, was Christus euch gegeben hat!
2. Biblische Parallelen
Mt.6,19-34 Wem dienen wir und für was sorgen wir: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes!
Röm. 6,5-11: Mit Christus von den Toten auferweckt sein bedeutet Leben.
Ps. 110: Der erhöhte Christus wird mitregieren in Gottes Reich.
1.Thess.4,15-5,11: Erwartungsvoll leben – bis dass er kommt.
3. Der Aufbau des Textes.
3,1 Mit Christus leben bedeutet eine andere Orientierung haben, hin zu Christus.
3,2-3 Mit Christus gestorben sein macht frei davon, „Erd-verhaftet“ zu leben.
3,4 Wenn Christus kommt, wird die ganze Herrlichkeit unseres neuen Lebens sichtbar werden.
„Eckpunkte“ des Textes: Suchet …/ Trachtet … /offenbar werden
4. Einzelerklärungen
V.1
„nun“ verbindet mit dem Vorherigen.
Keine weiteren Verteidigungsargumente. Nicht das streitsüchtige Argumentieren ist unsere Aufgabe als Christen. Die Gläubigen werden jetzt in das hineingestellt, was sie durch das „Mitauferstandensein“ haben: das neue Leben (vgl. 2.Kor.5,17). Wer mit Jesus aus dem Tod auferstanden ist, lebt nicht mehr „erdverhaftet“, sondern nach oben gerichtet.
„droben“: „unten“ ist das Totenreich, dem bisher der sündige, dem Tod verfallene Mensch ausgeliefert war (vgl. Joh.8,23). Mit der neuen Existenz, dem Leben durch und mit Christus, kommt es zu einer radikalen Umorientierung nach oben, dem Reich Gottes zugewandt. Dort ist Christus bereits jetzt und lenkt und regiert mit dem Vater.
„sucht“: ist nicht ein hilfloses Herumstochern auf der Suche nach Wahrheit und Wirklichkeit, sondern hat den Charakter des Zielgerichteten: kommt ursprünglich aus der Sport-/Wettkampf-Sprache und steht für den Eifer der Sportler und dem Wunsch, durchzuhalten und ans Ziel zu kommen. „Das Wort enthält in sich den ganzen Einsatz des Willens und der Kraft, erklärend etwa zu übersetzen mit: „mit ganzem Einsatz anstreben.““ (H.Krimmer)
„wo Christus ist“: den Gläubigen zieht es unbändig zu seinem Herrn. Das „aufgefahren in den Himmel“ steht für die Gläubigen noch aus, aber es zieht ihn dorthin, wo sein Herr bereits jetzt ist. Das läßt ihn anders leben und anders seine Prioritäten setzen. Auf den erhöhten Herrn sehend, lädt der Gläubige seine Mitmenschen ein: Kommt mit, himmelwärts, IHM entgegen!
„zur Rechten Gottes“: rechte Hand ist die Hand, die Glück und Heil bringt, aber auch die Hand in der die Waffe geführt und mit der gerichtet wird. Hier wird deutlich, dass Jesus beides ist, Richter und Retter. Was er bei seiner Wiederkunft für den Einzelnen sein wird, entscheidet sich daran, ob ein Mensch mit Christus auferstanden ist oder nicht, ob er sich zu Jesus bekehrt hat oder nicht. AT und NT sprechen immer wieder von dem „Sitzen zur Rechten Gottes“ (Ps.110,1; Mt.22,44; 26,64; Mk. 12,36; 14,62; Lk. 22,69; Apg. 2,34; 7,55; Röm.8,34; Hebr. 1,3.13; 8,1; 12,2; 1.Petr.3,22)
Beachte: Das Leben der Gläubigen ist nicht ein „abgehobenes“, weltfremdes Leben, sondern gerade durch die neue Orientierung nach oben und dem Zielgerichtetsein ihres Lebens ein sehr aktives Hineinwirken in die Welt. Christen sind im wahrsten Sinn des Wortes „Himmelsboten“.
V.2
Paulus reißt die Kolosser gleichsam heraus aus ihrem begrenzten erdgerichteten Horizont. Ein völlig neues Reich mit ungeahnten Möglichkeiten und überwältigender Herrlichkeit hat sich ihnen aufgetan: das Reich Gottes. Es wirkt geradezu lächerlich und zutiefst unvernünftig, wenn sich Leute, denen sich der Himmel „geöffnet“ hat, wieder kleinkariert dem „Irdischen“ zuwenden. Dennoch wird hier nicht abschätzig von der Erde (hier wird in eher „neutraler“ Begriff verwendet) geredet. Wenn wir uns die Szene etwas bildhaft vorstellen, dann sehen wir den Gläubigen, der noch mit beiden Füßen in der Welt steht, aber nicht mehr nur auf die Welt starrt! Er hat eine neue Orientierung und sein Leben auf der Erde ist komplett bestimmt von seiner „neuen Heimat“, dem Ziel, dem er entgegengeht.
„Trachtet“: Hier kommt natürlich sofort die Erinnerung an das Wort Jesu in Mt.6,32. „Trachten“ bedeutet soviel wie „worauf unsere Gedanken und Sinne“ ausgerichtet sind. Womit wir uns in Gedanken beschäftigen, was unser Sinnen und Denken bestimmt, was die Triebfeder unseres Tuns ist. Jesus selbst beschreibt in Mt.6,31f. worauf Menschen, die ihn nicht kennen ihren Sinn richten. Christen haben auch diese Grundbedürfnisse, aber ihr Denken ist davon nicht gefangengenommen. Bei ihnen hat ein „Sinneswandel“ stattgefunden: Ihr Leben und Handeln ist bestimmt von dem, was droben ist, von ihrem Ziel. Jesus selbst macht Mut dazu: Mt.6,33
Heiko Krimmer beschreibt, was dies konkret bedeutet: „… das zeigt sich im Umgang mit dem Geld (aus dem „Sammler“ wird ein Geber), am Umgang mit den anderen Menschen (aus dem „Ellenbogenmenschen“ und Egoisten wird ein barmherziger Fürsorger) und in jedem einzelnen Lebensbereich. Die Väter sagten: „Wo sich einer bekehrt, da merkt es die Kuh im Stall.““
„gestorben“: „Sind Sie schon mal gestorben?“ Eigentlich kann niemand diese Frage mit Ja beantworten. „Ihr seid gestorben“ sagt uns Paulus. Von Kol.2,12 her wissen wir, dass Jesu Sterben am Kreuz unser Sterben war.
„verborgen“: wörtl. „sicher und schützend geborgen sein“. Beinhaltet beide Zielrichtungen: das verbergen (wir leben noch nicht in der Herrlichkeit Gottes und seines Reiches, sondern haben teil an der Begrenztheit und dem Leiden dieser Welt) und das Geborgensein (Niemand und nichts als Jesus allein hat Zugriff auf dieses neue Leben, Er erhält es uns und steht dafür ein.). Das „in Gott“ ist sozusagen nochmals eine zweite Zusage, sagt aber auch etwas aus über Jesus Christus. Weil er und der Vater eins sind, sind wir mit Christus in Gott selber verborgen und geborgen.
V.4:
Wir haben drei verschiedene Informationen in diesem Vers:
1. Christus ist unser Leben.
2. Christus wird wiederkommen und offenbar werden, d.h. für alle sichtbar sein.
3. Christus wird uns heimholen, dorthin, wo wir hingehören: in seine Herrlichkeit.
Dieser Vers beinhaltet Zuspruch und Anspruch zugleich:
Zuspruch: Unser neues Leben ist in Christus verwurzelt und hat eine herrliche Zukunft bei ihm.
Anspruch: Lebt dieses Leben so, dass es Christus Ehre macht und ihr ihm mit Freuden begegnen könnt, wenn er kommt!
„offenbar werden“: etwas, was real, aber nicht sichtbar ist, erscheint nun für alle sichtbar.
Bibel spricht an vielen Stellen von der Wiederkunft Jesu und dem Kommen seiner Herrlichkeit: Mt.16,27; Mt.24,30; Mt.26,64; Mk.14,62; Offb.1,7
„Herrlichkeit“: eigentlich etwas Unbeschreibbares, das die Gegenwart Gottes beschreibt. Eine Hilfe ist uns die Gegenüberstellung unseres jetzigen Seins mit der Herrlichkeit, die wir mit Jesu Wiederkunft bekommen: 1.Kor.15,43; 2.Kor.4,17-18; Phil.3,21
5. Die Spitze des Textes
Christus gibt neues Leben – leb dieses Leben – himmelwärts, ihm entgegen!
6. Der Text heute.
„Nichts ist unmöglich“ scheint zum Slogan unserer Welt geworden zu sein. Ein Überangebot an Möglichkeiten läßt uns in extremer Weise nach dem trachten, was „unten“, d.h. auf der Erde ist. Wir lassen uns zu leicht hineinnehmen in dieses Sammeln, Ellenbogendasein und dem Lebensstil, den alle führen. Ethik wird weitgehend in unserer Welt als unangenehmes und oft hinderliches Muß aus längst vergessner Zeit angesehen und auch wir schließen uns „im Verborgenen“ diesem Denken an. An vielen Punkten unterscheidet sich unser Leben nicht von dem unserer Mitmenschen – bis auf die paar Stunden, in denen wir uns in unserem „frommen Verein“ aufhalten.
Unser Bibelwort will uns einen ganz neuen Horizont aufreisen: lebt das neue Leben, das Euch Jesus durch sein Sterben und seine Auferstehung ermöglicht hat. Appetit machen auf „droben“ – das will unser Text. Und in den Realismus Jesu hineinnehmen: Ihr habt hier keine Heimat, lebt nicht so verhaftet auf dieser Erde, aber seid bodenständig, was Eure Christus-Beziehung und die Orientierung an seinem Wort betrifft.
Der Text will uns abholen, mutige Schritte in das neue Leben mit Jesus zu wagen und dabei staunend zu entdecken: Wir gehen mit ihm ihm entgegen!
7. Beispiele und Verdeutlichungen
– Als Christen gleichen wir oft einem, der in ein weites neues Land gesetzt wird, aber die Augen geschlossen hält, weil er weiß: „Wenn ich Sie aufmache und all das um mich herum wahrnehme, dann muß ich im Gehorsam gegenüber meinem Herrn losgehen!“ Unser Text will uns den Blick öffnen für das, was vor uns liegt und dabei die Sinne schärfen für das, was in unserem Leben noch nicht dem vor uns Liegenden entspricht.
– Eine interessante Akzentuierung könnte darin liegen, aufzuzeigen, was wir Überraschendes über uns und über Jesus Christus im Text erfahren (evtl. in einer Tabelle darstellen).
– Vielleicht ist es etwas makaber, aber auch sehr hilfreich, darüber nachzudenken, was sich bei mir ändern würde, wenn ich sterben würde. Paulus sagt: „Du bist mit Christus gestorben, um zu einem neuen Leben auferweckt zu werden. Was ist konkret in meinem Leben mit Christus gestorben? Wo sind noch vor sich hinfaulende Stellen meines alten Lebens. Wo entdecke ich staunend, dass die Jesusart in meinem Leben durchgebrochen ist?
– Ein evangelistischer Akzent kann gesetzt werden, indem der V.1a als Frage formuliert wird: „Seid ihr nun mit Christus auferstanden?“ Kann auch an Gläubige gestellt werden, als Hilfe, den momentanen Lebensstil zu hinterfragen.
– Insgesamt sollten wir wieder zum einen mutmachend aber gleichzeitig auch motivierend predigen: wir haben das neue Leben in Christus, laßt uns dieses Leben ihm zur Ehre leben! Die beiden Begriffe Zuspruch und Anspruch können hilfreich sein.
– Wer sich etwas intensiver mit dem Gedanken „Jesus gibt neues Leben“ beschäftigen möchte, der vergleiche einmal unseren Text mit Joh.11.
8. Gliederung der Predigt
Zwei unterschiedliche Gliederungen seien vorgeschlagen:
1. Himmelwärts orientieren.
2. Himmelwärts leben.
3. Himmelwärts hoffen.
1. Auferstehungsleute haben eine andere (neue) Orientierung.
2. Auferstehungsleute führen ein anderes (neue) Leben.
3. Auferstehungsleute haben eine andere (neue) Zukunft.