Jesaja

Predigthilfe vom 25.12.2007 – Jesaja 11, 1-9

Monatsthema: Gott schafft Neues, indem er…
Predigtthema: … im Verheißenen kommt

Bibelstelle: Jesaja 11, 1-9

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen
Das bedrückende, assyrische Weltreich wird fallen (10, 5-34), aber ein anderes, Gottes Friedensweltreich kommt. In diesem Abschnitt (11, 1- 12, 6) wird der Messias beschrieben, das kommende Königreich und die Zukunft des heiligen Überrestes, der in ihm wohnt. Zwei überragende Ereignisse: 1. Die Schöpfung wird in Ordnung kommen und 2. auch Menschen werden in Ordnung kommen.

Erklärungen und Tipps (V 10 könnte in den Predigtext einbezogen werden.)
V 1 Der HERR wird mächtige Reiche wie Bäume umhauen (10, 18f), der MESSIAS erscheint dagegen als schwacher Spross (1) aus einem Baumstumpf, der von sich aus nur noch verrotten kann. „Gott geht auf den Grund und beginnt von vorn“ (Dieter Schneider). Klein, zart, schwach, verletzbar kommt Gott in diese Welt. Utopie? (2) Aber auf sein Wort ist Verlass (Ps 33, 4.9; 148, 5). In Gottes Wort ist nichts dahergesagt, es „geschieht“. (1. Sam 15, 10; 1. Kö 6, 11; 2. Kö 24, 3; Jes 38, 4; Jer 1, 2.4.11.13; Hes 1, 3; Jona 1, 1; 3, 1; Lk 3, 2 u.v.a.)
Wenn Gott seine Hand über Zerbrechliches und Zartes hält, behält er immer die Oberhand.
Auch wenn die Menschheitsgeschichte von Blut und Tränen getränkt ist und oft anklagend gefragt wird, wie Gott das zulassen könne, man einem „starken, großen Mann“ in der Regierung alles Gute zutraute, wiederholte sich immer: Gegen Gottes Pläne hilft keine Macht. (3)

V 2.3a Die Könige Israels waren alle gesalbt worden, blieben aber selten ihrer Aufgabe treu. Der Geist RUHT auf dem Spross, er bleibt dort. Wie auf David (1. Sam 16, 13; 2. Sam 23, 2f) bleibt der Geist auf Jesus. Im AT verlieh Gott seinen Geist sonst nur für bestimmte Aufgaben und auf Zeit. Auf Christus „fuhr der Geist herab“ (s. alle Evangelisten, z. B. Mt 3, 16; Lk 3, 22), auf die ganze Gemeinde seit Apg 2.
Sechs Kennzeichen des Geistes: 1. Weisheit (4); 2. Verstand/Einsicht (5) ; 3. Rat und 4. Stärke (6); 5. Erkenntnis (7); 6. Furcht des Herrn (8).

V 3b.4a Der Messias braucht keine menschlichen Ratgeber und Besserwisser. (9) Unser „gesunder Menschenverstand“ ist nicht vollkommen. Der Messias wird GERECHT sein, weder sehen noch hören, wenn Ratgeber ihn in ihrem Sinn beeinflussen wollen. (10)
Gottes Gerechtigkeit ist Gabe an den Messias und von diesem aus Gabe an seine Nachfolger (Rö 1, 17; 1. Ko 1, 30; Eph 4, 24).
Die Armen und Elenden saßen schon immer am „kürzeren Hebel“ und hatten es unverhältnismäßig schwer, „Unterstützung und Recht“ zu bekommen. Ausbeutung war nie ein Fremdwort und Abhängigkeit von Besitzenden meistens die Regel. (11)

V 4b.5 Zur echten Gerechtigkeit gehört auch das Verurteilen der Leute, die sich um Gott und seinen Messias nicht kümmern. Gottes Reich ist keine Landesgartenschau und Begegnungen mit ihm verlaufen nicht nur segensreich. Seine Gnade kann auch herb sein, wenn Menschen nicht anders auf sein Wort hören wollen.
Die Zukunft hängt letztlich mit der herrlichen und einmal alle überzeugenden Herrschaft des Messias zusammen. (12)

V 6ff Im 1000-jährigen Friedensreich Gottes (Offb 20, 2-7) werden nicht nur die „paradiesischen Zustände“ wiederhergestellt. Ähnlich, aber von ganz neuer Qualität. (13) Sogar die Tiere (Kreatur Rö 8, 19ff) warten gespannt auf das, was kommt. (14)
Der Fluch der Sünde ist aufgehoben. Aber auch, wenn fast alle Frieden wünschen, kennen sie seit dem Sündenfall den Weg dahin nicht mehr (Jes 59, 8).
Weihnachten ist Umkehr der menschlichen Überheblichkeit. Der König des Friedens wird sogar den ökologischen Frieden herstellen.
Wie früher die Welt voll Sünde und Unrecht gewesen ist, wird sie nun voll Gerechtigkeit und Gotteserkenntnis sein.

V 10 Der Messias aus der Krippe wird zum Mittelpunkt der Weltgeschichte. Kalendarisch schon seit der Zeitrechnung „nach Christus“ wird er zum Zeichen für die Völker. Sie werden nicht mehr missioniert werden müssen, sondern kommen von sich aus. Und wer Gott sucht, wird um Jesus, den Messias, nicht herumkommen.

Gliederungsvorschlag
Der verheißene Friedenskönig ist das Kind in der Krippe. Sein Friede ist
1. stichhaltige Verheißung
2. geglaubte Wirklichkeit
3. gewisse Zukunft
__________________________

Fußnoten
(1) „Spross“ heißt hier hebr. NEZER, ist ähnlich den Bezeichnungen für „Nazarener“ ((Lk 18, 37; Mk 10, 47). „Nazoräer“ waren dagegen die „Nezer-Angehörigen“ der davidischen Sippe.
Die Gläubigen der ersten Gemeinde um Jakobus wurden „Nazoräer“ genannt (Apg 24, 5). Sie waren nicht in Nazareth, dem damals praktisch kaum bekannten Ort, geboren, sondern Anhänger des „Sprosses“.
(Bargil Pixner, christlicher Archäologe und Theologe in: Mit Jesus durch Galiläa nach dem fünften Evangelium, corazin-publishing).
(2) Ein aktueller Ausleger schlägt hier als ersten Predigtpunkt „Utopische Träume“ vor. Das Gegenteil ist der Fall.
(3) Stalin witzelte, wie viele Bataillone der Papst – er meinte die Frommen – wohl aufbieten könne. Mit Gott rechnete er nicht. Beispiele genug: Von Herodes über Voltaire und Nietzsche bis heute, sie haben alle nicht mit dem Spross/Reis aus Betlehem gerechnet.
(4) Die Bitte des jungen Salomo um „ein gehorsames Herz“ (1. Kö 3, 3) beantwortete Gott mit Weisheit (1. Kö 3, 12).
F. Rienecker, Lexikon zur Bibel: „Weisheit bedeutet Einsicht in die Fülle der Dinge und Lebenszusammenhänge. Der Mensch gewinnt sie teils aus Veranlagung, teils aus Erfahrung, immer aber als Gabe Gottes (Spr 2, 6)“.
Prälat Oetinger: „O Gott, gib mir die Gelassenheit, hinzunehmen, was nicht zu ändern ist. Gib mir den Mut, zu ändern, was zu ändern ist. Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Blaise Pascal: „Wissen, was Gott will, und diesem Wissen gehorsam sein, ist die einzig wahre Wissenschaft und Weisheit.“
(5) F. Rienecker, Lexikon: „Verstand bezeichnet ganz allgemein das geistige Organ, das befähigt, etwas zu verstehen, zu beurteilen, aufzufassen, zu begreifen, verständliche Begriffe zu bilden (Dan 12, 4 = Urteilskraft; Lk 2, 47 = Auffassungsgabe; 1. Ko 1, 19 = natürlich-menschliche Klugheit“.
Die hebräische und die griechische Sprache verwenden oft verschiedene Begriffe: Herz, Auffassungsgabe, Erkenntnis, Einsicht, Meinung, Gedanke, u. a.
Gott allein versteht wirklich alles (vgl. Hiob 12, 13; 26, 12; Ps 136, 5; Spr 8, 14; Jer 10, 12; 51, 15) und sein Verstand ist unausforschlich (Jes 40, 28). Alle Menschengedanken kennt er (Ps 139, 2).
(6) Die geschenkte Einsicht, das Erkannte, will umgesetzt werden. Gemeint ist hier nicht militärische Macht, sondern „Vollmacht“, von Gott geschenkte Stärke.
(7) Erkenntnis ist im AT viel mehr als ein neues Verstehen. „Adam erkannte seine Frau Eva “ (1. Mo 4, 1) bedeutet eher „eins sein, einig sein, heiraten“. Und wie Gott den Menschen helfen will, s. 1. Tim 2, 4.
Echte Hilfe heißt, mit der Wahrheit einig, eins werden. Und die Wahrheit ist Jesus! (Jo 14, 6).
Weihnachten heißt: Christus erkennen und mit ihm eins werden.
(8) Das persönliche Verhältnis zu Gott ist angesprochen. An der Beugung und Abhängigkeit vor Gott hat der Geist Wohlgefallen.
(9) Bis in unsere Gebete hinein reicht die Versuchung, dem Herrn Wege zur Gesundheit, zum persönlichen Leben vorzuschlagen. ER weiß besser, wo es fehlt und wie geholfen werden kann.
(10) Auch die menschlich-heidnische Vorstellung der „Göttin Justitia“ zeigt zwar eine Waage als Beispiel der Ausgewogenheit, ein Schwert für die notwendige Strafe und verbundene Augen als Zeichen ihrer Unabhängigkeit. Dazu eine ganz einfältige Beobachtung: Was fehlt, ist Ohropax… Irdische Justiz ist beeinflussbar und kann nicht so gerecht sein wie Gott selbst.
(11) Auch die jüngste „Mindestlohn“-Debatte zeigt eher Wichtigkeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Verschiedene Managergehälter erreichen astronomische Höhen, während Hilfsbedürftige ihre Abhängigkeit von Politik und Macht eher verstärkt zu spüren bekommen. Die ersten sozialen Hilfswerke hatten ihren Ursprung in Gottes Wort.
(12) Karl Barth vor seinem Tod: „Es wird regiert!“.
Bundespräsident Heinemann: „Die Herren dieser Welt gehen. Unser Herr kommt!“
(13) Das SEHNEN aller Menschen kann nur Gott allein erfüllen. Das Paradies auf Erden haben Tausende von Machthabern versprochen.
Chruschtschow: „Unsere Sache hätte schon lange gesiegt, wenn nur der Mensch nicht wäre!“.
Die Skulptur vor dem UN-Gebäude in New York zeigt einen Mann, der ein Schwert in eine Pflugschar umschmiedet (Jes 2, 4), ausgerechnet von der Sowjetunion gestiftet.
(14) Massentierhaltung, BSE, Legebatterien, Genmanipulation, Vogelgrippe und gewaltsame Gänsemast wird es nicht mehr geben.