Römer

Predigthilfe vom 24. Juli 2022 – Römer 13, 1-7

Predigtthema:         Gottes Erbarmen machen den Unterschied gegenüber Autoritäten

Predigttext:              Röm 13,1-7

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com

1.1 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Paulus gibt den Christen in Rom in Röm 13,1-7 ganz konkrete Hinweise, wie sie mit den staatlichen Machthabern, denen sie in Rom auf ganz verschiedenen Ebenen begegneten, umgehen sollten. Zugleich gibt Paulus auch eine theologische Erklärung, wie Christen die staatliche Obrigkeit von Gott her verstehen sollen.

Paulus wusste sicherlich um Missbrauch von staatlicher Macht, er kannte auch die Herausforderung, wo staatliche Anordnungen die Verkündigung des Evangeliums zu verhindern versuchten und wo deshalb Widerstand gefragt war.

Solche Fragestellungen leiten Paulus in Röm 13,1-7 offensichtlich nicht. Es geht ihm um die grundsätzliche Wahrheit, dass staatliche Obrigkeit von Gott zum Guten eingesetzt ist und um den Auftrag, dass Christen sich gehorsam und gut in diese Ordnungen einfügen sollen.

Vers 1-2:

Paulus spricht in Vers 1 einen allgemeinen Auftrag aus, der für jeden Menschen gilt, auch für jeden Christen. Jeder Mensch soll sich den staatlichen Gewalten unterordnen. Die Begründung von Paulus zeigt seinen Blick auf die umfassende Souveränität Gottes. Gott selbst ist es, der schlussendlich die staatlichen Mächte einsetzt. Die Konsequenz in Vers 2 ist damit nur logisch. Wenn Gott es ist, der die staatlichen Autoritäten einsetzt, dann hat das Verhalten der Nachfolger Jesu im Blick auf die staatlichen Mächte auch ganz grundsätzlich mit ihrer Gottesbeziehung zu tun.

Vers 3-4:

Paulus beschreibt in diesen Versen ganz grundsätzlich den Auftrag, den die staatliche Regierung von Gott her hat: das Gute zu loben und das Böse zu bestrafen. Im Blick auf Röm 12,2 scheint klar zu sein, dass Paulus unter dem Guten das versteht, was Gottes Willen entspricht. Paulus geht in unserem Abschnitt allerdings nicht darauf ein, wie Christen reagieren sollen, wenn die Obrigkeit ihrem Auftrag überhaupt nicht nachkommt. Vielmehr ruft er den Christen in Rom zu, sich in die staatlichen Ordnungen zu fügen und Gutes tun. Dabei unterstreicht Paulus noch einmal, dass die staatliche Macht eben auch ein Werkzeug Gottes für seine Kinder ist.

Vers 5:

Paulus schließt in Vers 5 die grundsätzliche Begründung ab und macht noch einmal die geistliche Dimension des Themas deutlich. Christen sollen sich um ihrer Beziehung zu Gott willen den staatlichen Mächten unterordnen, weil Gott diese Ordnung gesetzt hat. Sie tun nicht nur das Gute, weil sie Angst vor der staatlichen Strafe haben, sondern weil sie den Willen Gottes tun wollen.

Vers 6:

In Vers 6 greift Paulus einen Bereich auf, in dem deutlich wird, wie sich Christen der staatlichen Autorität unterordneten. Zum Zeitpunkt als Paulus den Römerbrief geschrieben hat, gab es wohl deutliche Missstände im Blick auf das Steuerwesen. 58 n.Chr., also kurz nach der Abfassung des Briefes, protestierte das römische Volk beim Kaiser gegen die staatlichen Zoll- und Steuerpächter und Kaiser Nero hörte auf diese Beschwerden. Paulus geht aber auf diese Missstände nicht ein, sondern verweist wieder auf die grundsätzliche Regel, dass Christen die von Gott eingesetzten Machthaber anerkennen und deshalb ihre Steuern zahlen. Im zweiten Teil des Verses bringt Paulus die Begründung. Die Steuerdiener sorgen im Auftrag Gottes dafür, dass der Staat die finanziellen Mittel hat, um den Auftrag zu tun, den Gott ihm übertragen hat.

Vers 7:

Paulus schließt diesen Abschnitt mit vier Aufforderungen. Die erste Aufforderung formuliert ganz allgemein das Prinzip, dass Nachfolger Jesu sich anderen Menschen gegenüber so verhalten, wie es Gottes Willen ist. Mit den weiteren konkretisierenden Aufforderungen zeigt Paulus, dass er damit sowohl finanzielle Forderungen meint, aber eben auch Achtung und Ehre, die Christen anderen Menschen gegenüber an den Tag legen sollen. Paulus zeigt damit, dass er die gesellschaftlichen Verhältnisse anerkennt, ohne alle Werte römischen Gesellschaft für gut zu erklären. In Röm 12,2 hat er die Christen grundsätzlich dazu aufgefordert nicht gleichförmig im Blick auf die Welt zu leben. Doch dieser Kontrast zur Welt soll in einer Art und Weise geschehen, der zugleich die staatliche Ordnung, die Gott eingesetzt hat, respektiert.

1.2 Weitere Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

  • Krimmer, Heiko. Römerbrief (Edition C Bibelkommentar)
  • Schnabel, Eckhard. Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 6-16 (Historisch   Theologische Auslegung)
  • Lüthi, Walter. Der Römerbrief
  • De Boor, Werner. Der Brief des Paulus an die Römer (Wuppertaler Studienbibel)

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für situative Überlegungen

Mit Röm 13,1-7 sprechen wir in der Predigt ein Thema an, das in der Coronapandemie auch für uns Christen wieder sehr präsent geworden ist. Was bedeutet es sich unter die staatliche Autorität unterzuordnen? Wo sind Grenzen? Wo greift der Staat womöglich unberechtigt in unser Glaubensleben ein?

Gerade im Blick auf diese aktuellen Herausforderungen ist Röm 13,1-7 eine wichtige Orientierung, wenn es um die grundsätzliche Haltung von Christen im Blick auf die staatliche Obrigkeit und um die geistliche Bedeutung dieser Haltung geht.

2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Wir werden diesem Abschnitt nicht wirklich gerecht, wenn wir ihn vor allem aus dem Blickwinkel lesen, wann denn für Christen der Moment gekommen ist, in dem sie der staatlichen Ordnung widerstehen müssen. Um diese Frage geht es Paulus in Röm 13,1-7 nicht. Vielmehr geht es Paulus darum, den Christen in Rom zu zeigen, wie sie ihren Alltag als Kinder Gottes zu seiner Ehre leben können, und zwar in dem staatlichen Umfeld, in das Gott sie gestellt hat. Eckhard Schnabel bringt es gut auf den Punkt:

„Er (Paulus) weist die Jesusbekenner in Rom an, sich im Alltag der römischen Verwaltungspraxis zurechtzufinden – sie sollen tun, was der römische Staat jedem Bürger und Nicht-Bürger auferlegt. Christen bewähren ihren Glauben an den einen wahren Gott und an den Messias Jesus, der Kyrios ist, im Wissen darum, dass er nicht nur ihr Herr, sondern der Herr allen Herren ist.“ (Schnabel, S.699f)

Bemerkenswert bleibt, was wir in These 5 der Barmer Erklärung (1934) über den göttlichen Auftrag des Staates und die Beziehung von Staat und Kirche lesen:

     „V. Fürchtet Gott, ehrt den König. (1. Petr 2,17)

Die Schrift sagt uns, dass der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an. Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden.“

Wenn wir die Aufforderungen von Paulus in unserem Abschnitt auf unsere heute politische Situation übertragen, scheinen mir die Schlussfolgerungen von Eckard Schnabel hilfreich zu sein:

„Die Mahnung von Röm 13,1–7 ist für Christen immer gültig, unabhängig von der Regierungsform, die ihren Alltag bestimmt, was der Verweis auf das Gewissen (V. 5) belegt. Unterordnung und Gehorsam war im 1. Jh. für Christen praktizierbar, und sie sind es auch unter veränderten politischen Bedingungen. Auch in einem demokratischen Staat, in dem die Hierarchie von Herrschenden und Untertanen aufgehoben ist, in dem jeder Einzelne zur Teilnahme an der staatlichen Gewalt (z.B. an den Wahlen) aufgefordert ist, gibt es selbstverständlich (und in größerer Vielfalt als im 1. Jh.!) Verordnungen staatlicher Institutionen, denen Christen Folge zu leisten haben – im Steuerrecht, in der Verkehrsordnung, in Bauverordnungen, Hygieneverordnungen, Trinkwasserverordnungen u.a. –, zumindest wenn verbale Proteste und juristische Anfechtungen erfolglos geblieben sind. Auch und gerade Christen, die zur aktiven Liebe ohne Heuchelei verpflichtet sind (12,9), begegnen staatlichen Machthabern mit Ehrfurcht und Respekt.“ (Schnabel 701-702)

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Predigthörer sollen verstehen, dass auch ihre Haltung zur staatlichen Obrigkeit mit ihrer Beziehung zu Gott zu tun hat. Sie sollen ermutigt werden, durch die Wahrheit, dass schlussendlich Gott der Herr über jede staatliche Autorität ist. Schließlich sollen die Hörer herausgefordert werden, danach zu streben durch ein gutes Verhalten im Blick auf die staatlichen Ordnungen (sowohl im Wort wie auch in der Tat), zu Gottes Ehre zu leben.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Gottes Erbarmen machen den Unterschied gegenüber Autoritäten

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

1) Gott setzt staatliche Autorität ein (V.1-2)
2) Der Staat als Dienerin Gottes (V.3-4)
3) Das Leben als Nachfolger Gottes im Staat (V.5-7)

oder nach Thomas Richter (Predigttipp vom 23.1.2011)
Glaube konkret – in der Gesellschaft:
1) Der göttliche Wille (V.1f)
2) Das bürgerliche Verhalten (V. 3-5)
3) Die staatlichen Aufgaben (V. 6f)

oder nach Gottfried Voigt
Die weltliche Ordnung mit den Augen des Glaubens sehen:
1) Gottes vorläufige Ordnung
2) Gottes wohltätige Ordnung
3) Gottes ehrwürdige Ordnung

(Tobias Schurr)