Jakobus

Predigthilfe vom 24. April 2022 – Jakobus 5, 7-10

Jahresthema:         Wert(e)voll leben. Die Auswirkungen des Heiligen Geistes in unserem Leben.

Predigtthema:         Wert(e)voll leben: Geduld – mehr als abwarten

Predigttext:              Jakobus 5, 7-10

Gottesdienst Einleitung:  Gal 5,22; Ps 145,1-10 (8) (Vorschläge zur Textlesung)

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Jahresthema

Einleitung zum Jahresthema „Wert(e)voll leben“!

Das Ziel: Mit dem Jahresthema wollen wir anhand der Frucht des Geistes (Gal 5,22) auf die christlich-biblischen Werte und Tugenden aufmerksam machen. Das Wortspiel „wert(e)voll leben“ zeigt auf, dass es sich lohnt christliche Werte auszuleben. Werte machen ein Leben wertvoll, sie sind sinngebend und achten die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes.Darum wollen wir auf die Auswirkung des Heiligen Geistes eingehen, der diese biblischen Grundwerte im Leben eines Christen verwirklichen will.

Der Anlass: Durch den Wertewandel und -pluralismus unserer Zeit werden christliche Werte zunehmend hinterfragt. Überzeugte Christen, die eine moralische Vorstellung vertreten oder leben, werden belächelt und als altmodisch oder unzeitgemäß verschrien. Diese Diskrepanz christlicher und gesellschaftlicher Normen stellt gläubige Christen (in der Gemeinde, Familie, Erziehung und am Arbeitsplatz) vor große Herausforderungen.

Als Gemeinde Jesu können wir uns daher weder einer Wertediskussion noch einer biblischen Werteverkündigung entziehen.

Die Chance: Das Thema hat eine gesellschaftliche Relevanz. Christliche Werte wie Verlässlichkeit, Treue, Wahrhaftigkeit, Disziplin, Fleiß, Selbstbeherrschung usw. werden durchaus im Alltag und der Gesellschaft geschätzt. Durch gelebte christliche Werte können wir Zeugnis und Licht in der Welt sein.

Auch für die Gemeinde- und Familienarbeit hat dieses Thema Relevanz. Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass biblische Werte in Elternhäusern weitergegeben werden oder dort bekannt sind. Darum müssen biblisch-christliche Werte wieder neu verkündigt, erklärt und begründet werden. Dabei muss die Wertevermittlung in Beziehung zur Liebe und zum Willen Gottes gestellt werden, dass daraus nicht nur eine Moralpredigt wird. Aber es ist Gottes ausdrücklicher Wille, dass wir in Christus tugendhaft leben.

„Im übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgend eine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!“

Phil 4,8; vgl. Röm 12,1ff

Was sind WERTE?

Der Begriff „Werte“ stammt etymologisch aus dem Germanischen „werþa“ = „Wert, kostbar“. Weiter ist der Begriff verwandt mit germanisch „werþan“ = „werden“ (entstehen). Im Friesischen bedeutet „werþa“ = „würdig“. In der Bibel wird auch der Begriff „Tugend“ gebraucht, was soviel bedeutet wie „vorbildlich“, gute (sittliche) Charaktereigenschaft, anständig, redlich oder sittenhaft.“

Werte bestimmen die soziale Kompetenz, die Charakterbildung und die Persönlichkeit.

Als Christen sind wir davon überzeugt, dass die Bibel universelle, zeitlose, kulturell- und generationenübergreifende Werte/Tugenden vermittelt, die sich in der Menschheitsgeschichte bewährt haben. Christliche Werte haben Völker zivilisiert und humanisiert und prägten staatliche Grundgesetze und Gesellschaftsordnungen. Die christlichen Werte und Tugenden tragen in sich einen menschenwürdigen Charakter.

Neben einer christlichen Wertebildung durch Verkündigung oder Erziehung ist es aber vor allem der Heilige Geist, der das Herz des Gläubigen verändert, der ihm diese Werte zueignet und nachhaltig dazu befähigt, diese auch in der Kraft des Geistes auszuleben.

Das Jahresthema will dazu beitragen, dass wir die Tugenden dessen verkündigen, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat… (1Pet 2,9ff).  

Ausgehend von Gal 5,22 werden die jeweiligen Werte/Tugenden anhand ausgewählter Bibeltexte (Predigttexte) erklärt. Unter einem extra Punkt findet ihr eine zusätzliche Definition aus einem Online-Lexikon, einen Anti-Wert und ergänzende Erklärungen über den jeweiligen Wert/Tugend. Diese helfen das Thema unter weiteren Gesichtspunkten zu vertiefen.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Aebi, E „Kurze Einführung in die Bibel“, Bibellesebund

Maier, Gerhard, Edition C Bibelkommentar NT, „Jakobusbrief“, Band 23, Hänssler Verlag.

Wiersbe, Warren.W, „Kommentar NT Timotheus bis Offenbarung“ Band III, CLV.

Henry, Matthew., Apostelgeschichte bis Offenbarung, 2. Auflage., Waldems: 3L Verlag.

MacDonald, W., Kommentar zum Neuen Testament, 7. Auflage., Bielefeld: CLV.

Kirn, O. „Geduld, geduldig“, Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriert. Calw; Stuttgart: Verlag der Vereinsbuchhandlung.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Vorbemerkung: Gottes Geduld mit mir

Bevor wir über menschliche Geduld sprechen, müssen wir uns bewusstwerden, dass Geduld eine göttliche Tugend ist. Paul Washer sagte: „Die drei schönsten und wertvollsten Begriffe in der Schrift sind Gottes Barmherzigkeit, Gnade und Geduld. In diesen drei Juwelen offenbart sich die Liebe Gottes wahrhaftig.“

Geduld beschreibt in erster Linie das Verhältnis von Gott zu uns Menschen.

  • Gott hält sich zurück und straft nicht    Röm 3,26

Aus Liebe und Gnade heraus hat Gott wegen unserer Sünden „Zurückhaltung (Geduld) geübt“, bis er selbst als Erlöser die Strafe auf sich genommen hat.

  • Gott hält sich zurück und gibt Raum zur Umkehr   Röm 2,4; 1Tim 1,16

Es ist der Güte und Geduld Gottes zu verdanken, dass wir Zeit zur Buße bekommen. Das ist der Grund, warum sich Gottes Wiederkunft verzögert (1Pet 3,9). Dennoch wird Gott auch Gericht üben (2Pet 3,20).

  • Gott hält sich zurück und bereitet uns auf die Ewigkeit vor

Leid, Schmerz, Krieg, Hungersnöte und Pandemien sind nicht nur Endzeitzeichen, sondern sollen auch den Menschen auf die Ewigkeit vorbereiten und erziehen. Die Sündhaftigkeit und Endlichkeit wird deutlich, indem das Böse noch Böser und somit gerichtsreif wird. Der Gläubige dagegen bewährt sich durch Geduld und Heiligkeit und wird durch Gottes Gnade für das Heil bewahrt.

Kommen wir zu unserem Predigttext aus Jakobs 5,7-11:

Es werden zwei verschiedene griechische Worte verwendet:  

  • Makrothymeo = Geduld haben, warten, langmütig sein, Beharrlichkeit (Jak 5,7-10)
  • Hypomone = Ausharren, Standhaftigkeit (Jak 5,11)                      

Der in Bezug auf Hiob verwendete Begriff in Jakobus 5, 11 kann auch mit „ansichhalten“ oder auch „darunterbleiben“ übersetzt werden. Also, bestimmte Umstände und Situationen „aushalten“, „beharrlich standhalten“…

Jakobus gebraucht drei Vorbilder, um Geduld zu beschreiben: Der Landwirt, die Propheten und Hiob. Auffallend ist, dass Geduld hier in enger Verbindung zur Wiederkunft Jesu steht.

  1. Landwirt: geduldig warten auf Gottes Ernte/Lohn

Im ersten Beispiel greift Jakobus den Landmann auf, der nach getaner Arbeit (aussäen) geduldig wartet, bis die Frucht zu seiner Zeit aufgeht und geerntet wird. Es erinnert an das Gleichnis vom alleinwachsenden Samen (Mk 4,26-29) und an das Unkraut unter dem Weizen (Mk 13,24ff). Beides geht miteinander auf, auch die Ungerechtigkeit reift heran und es braucht Geduld bis der HERR wiederkommt, um zu richten und zu ernten.

5,7    „so wartet nun…“ steht unmittelbar im Gegensatz zu der im Vorfeld beschriebenen Endzeit-Gesellschaft. Die Zügellosigkeit der Reichen, die Unbußfertigkeit einer Wohlstandsgesellschaft, das Schwelgen im Luxus, die Raubgier, die soziale Ungerechtigkeit und die Unterdrückung der Armen werden zum Zeichen der Gerichtsreife (Jak 5,1-6). So war es zur Zeit Noahs (Mt 24,38f), vor dem Niedergang des Nordreiches Israels (Amos 6,4ff) oder beim Untergang Babylons (Dan 5,22ff; Off. 18,19ff).

Getrieben von der Begierde ihrer Lust gehen immer mehr biblische Werte verloren (2Tim 3,2). Ungeduld, Nervosität, Unausgeglichenheit und Reizbarkeit sind nur ein Teil der Folgen.

Als Christen stehen wir in der Gefahr:

  • uns entweder im ungeduldigen Haschen nach Wohlstand mitreißen zu lassen
  • oder uns in ruheloser Rebellion gegen die Ungerechtigkeit aufzulehnen. 

„Bis zur Wiederkunft…“ Jakobus fordert keine politische Gegenmaßnahme, um gegen die soziale Ungerechtigkeit vorzugehen oder den Wohlstand der Reichen auf die Armen umzuverteilen. Vielmehr ruft er zum geduldigen Warten auf, bis Jesus als gerechter Richter wiederkommt. Erst mit Jesus wird sich die Welt nachhaltig unter seiner Herrschaft zum besseren verändern. Bis dahin sollen wir geduldig auf den HERRN warten.

„Der Landmann…“ Gläubige dürfen wissen, dass der ausgestreute Same des Wortes Gottes und seines Reiches aufgeht. Es braucht Geduld, bis wir den Lohn der Ernte einfahren dürfen. Aber es ist auch ein sicherer Trost und eine starke Ermutigung für unsere Dienstmühen, denn die Ernte kommt gewiss. Gott erfüllt sein Wort als Frühregen (jetzige Zeit) und als Spätregen (zukünftigen Zeit).

  • Gottes Wort kommt nicht leer zurück                                       Jes 55,11
  • Unsere Arbeit ist nicht vergeblich in dem Herrn                     1Kor 15,58
  • Jesus kommt gewiss in Gerechtigkeit wieder                         Jes 23,5
  • Diese Gewissheit seines Kommens darf uns stärken           Röm 8,25

5,8 „So stärkt eure Herzen…“, denn Jesus kommt bald wieder.

Noch gewisser und fester wird unsere Geduld, wenn wir uns bewusst machen, dass der HERR nahe ist. Gerade in Notlagen, Armut, Verfolgung und erfahrener Ungerechtigkeit ist die Naherwartung der Wiederkunft Jesu eine Kraftquelle.

Leider wird oft die von den Aposteln vorgelebte Naherwartung unseres HERRN vergessen und geleugnete.

  • Deshalb hat die Gemeinde Kraft und Geduld füreinander verloren (Phil 4,5).
  • Deshalb sind Gläubige von der Gemeinde ferngeblieben (Heb 10,25-37).
  • Deshalb ist das Gebet der Gemeinde ermüdet (1Pet 4,7).

Die Naherwartung der Entrückung ist eine ungenutzte Quelle der christlichen Geduld!

5,9 „So murrt nicht gegeneinander“, denn wir müssen Jesus Rechenschaft geben.

Geduld ist nötig, um Spannungen oder Meinungsverschiedenheiten untereinander auszuhalten. Krisenzeiten werden zum Stresstest für die Gemeinde. Es kann schneller zum Streit unter Christen oder Dienern Gottes kommen. Man gerät aneinander, fängt an zu murren, zu schmollen oder anzuklagen. Oft ist uns nicht bewusst, dass der daraus entstehende innergemeindliche Unfriede und Groll mehr Leid auslöst, als wir denken.

Ungeduld führt zu Kurzschlusshandlungen, unüberlegten Worten, Entscheidung oder E-mails, die kaum wieder gut zu machen sind. Ungeduld belastet die Nerven, die eh schon in Stresssituationen überreizt sind.

Jakobus warnt vor den Folgen der Ungeduld gegenüber anderen und erinnert, dass am Ende für das ungeduldige oder vorschnelle Verhalten auch Rechenschaft gegeben werden muss.

Wenn der Zeitgeist uns Christen das Leben beschwerlich macht, dann sollte wir umso mehr darauf achten, uns einander in Liebe und Geduld auszuhalten. Das Gebot der Liebe (Gal 5,14; Jak 2,8) gilt gerade auch in solchen Zeiten (Gal 5,26). Darum sollten wir einander auch nicht richten (Jak 4,11; Röm 14,13), sondern Besonnenheit und Zurückhaltung in der Abhängigkeit des Heiligen Geistes einüben.

2. Propheten: geduldig warten auf Gottes Erfüllung

Durch Bedrängnis und Leiden kann der Christ innerlich verbittern. Jakobus fordert auf, sich von falschen Vorstellungen zu lösen und der Tatsache über die Wahrheit der Jesusnachfolge ins Auge zu sehen.

5,10  Wähle die richtigen Vorbilder der Geduld

Leiden und Nachteile zu erdulden gehört zum festen Bestandteil der Propheten. Sie erlebten selten Jubelrufe und Zustimmung. Vielmehr kam es zu Widerstand, Ablehnung, Spott und Verfolgung (2Chr 36,16). Mose wollten sie steinigen, Samuel wählten sie ab, Jesaja starb als Märtyrer, Jeremia landete in der Zisterne, Daniel in der Löwengrube und Zacharjas töteten sie im Vorhof des Tempels – so wie viele andere Propheten auch (Jer 2,30; Mt 23,37).

Jakobus erinnert daran, dass Diener Gottes die Bereitschaft haben sollten, um des Wortes Willen im Dienst des Herrn Leid zu erdulden – und das nicht nur in der Endzeit. Es waren Propheten, die im Namen des Herrn redeten, nicht die, welche nach dem Willen der Zuhörer predigten (2Tim 4,3). Sie sind auch für uns praktische Lebensvorbilder als Verkündiger des Wortes Gottes, aber noch mehr als demütige und leidensbereite Diener Gottes.

  • Das Leiden steht vor der Geduld

Die Wortreihenfolge ist kein Zufall. Alle Propheten lernten Geduld durch Leiden und Anfechtung. Das ist der Grund, warum uns die Geschichten der Propheten überliefert sind (Röm 15.4) und Paulus seine Erfahrungen hinterlassen hat (Röm 5,3). Jakobus schreibt seinen Brief an die zerstreuten Judenchristen, die wegen ihres Glaubens an Jesus vertrieben wurden (Jak 1,2-3) – und auch sie lernten Geduld durch Leiden.

Hier müssen wir zwei Arten von „Geduld“ oder „standhaftem ausharren“ unterscheiden.

  • Die moralische Geduld: Sich fügen in unvermeidliche Umstände im Sinne von einem schicksalhaften Hinnehmen. 
  • Christliche Geduld: Ein demütiges akzeptieren des Willen Gottes im Sinne, dass der HERR wohl weiß, was er tut.

Geduld ist nicht das schicksalhafte Hinnehmen, sondern die Gewissheit, dass Gott mich liebt und in seinen Plan schwere Leidenszeiten einschließt und diese zum Guten dienen (Röm 8,28).

  • Die Seligpreisung folgt auf das Leid

5,11 Am Ende erfolgt für das erduldete Leid Lob und Lohn. Glückselig sind die Leid tragen, die verfolgt und geschmäht werden (Mt 5,10-11), weil am Ende Gottes Heil und Rettung steht (Mt 10,22). Ein ehrlich gesagt unbequemer Kreuzesweg, der in der heutigen Zeit oft verleugnet wird. Wir feiern eben hier auf Erden noch nicht unseren Glauben oder unsere Nachfolge. Mit größtem Respekt erkennen wir in Hiob, Jesaja, Jeremia, Daniel oder Amos und weiteren Männern Gottes, dass sie ihren Lohn im Himmel erwarteten – so wie Mose auch (Heb 11,25-26). Sie konnten ihre selige Rettung und Feierlaune abwarten und haben nicht voreilig die zukünftige Herrlichkeit in ihre Gegenwart verlegt. Gottes Reich ist zukünftig und wird kommen, wenn der König des Königsreiches wiederkommt.   

3. Hiob: geduldig sein bei größtem Verlust und Schmerz

Kaum eine andere Person hat in so kurzer Zeit so vieles verloren. Ihm wurden seine Söhne, Kinder, Familie, Wohlstand und seine eigene Gesundheit genommen. Er bekam nicht einmal mehr das Verständnis und Mitleid seiner Ehefrau. Seine Freunde erkannten nicht die Wegführung Gottes, die er für seine Kinder hat. Deshalb war ihre Seelsorge falsch.

Verlust, Krankheit, Leid und unerträgliche Schmerzen sind eben nicht zwangsläufige Folgen individueller Sünden, sondern können Teil in Gottes Plan für unser Leben sein. So schwer und so geheimnisvoll dieser Gedanke auch ist – aber Gott der HERR lässt solche Dinge zu, um sich in unserem Leben zu verherrlichen. Hiob war reich, fromm und gerecht und doch traf ihn schweres Leid.

In großer Geduld gibt sich Hiob Gott hin, lässt es an sich geschehen und erleidet die schmerzhaften Verluste, ohne sich an Gott zu versündigen (Hiob 1,22). Ganz wörtlich „bleibt er drunter“, „hält aus“ und „hält stand“. Nicht, dass er keine inneren Kämpfe hatte – aber er hält an Gott fest (Hiob 19,25). Er wusste um seine Gerechtigkeit, die er von Gott geschenkt bekommen hatte und war ein Vorbild für Gerechtigkeit (Hes 14,14). Am Ende wurde seine Geduld und Ausdauer reichlich (doppelt) vom HERRN belohnt (Hiob 42,12ff).

Gottes Mitleid und Erbarmen befähigte Hiob auszuharren und stellte Hiob gänzlich wieder her. Durch Leiden zur Herrlichkeit – das ist die biblische Wahrheit über den Werdegang der Gemeinde Jesu, bis sie am Ziel ist. Am Ende aber steht Gottes ewiger Trost (Off 21,4).

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Jakobus bestätigt hier zwei wichtige Tatsachen des gesamtbiblischen Zeugnisses:

  1. In der Welt erlebt die Gemeinde Bedrägnis und Leid

Jakobus erinnert die leidende Gemeinde daran, dass die gegenwärtige Zeit keine Besserung bringt. Christen ist kein easy going verheißen. Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Bedrängnis“ (Joh 16,33) und Paulus erinnert, dass „wir durch viel Bedrängnis in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apg 14,22). Durch Gottes Geist werden Christen befähigt und ausgerüstet, geduldig in dieser gegenwärtigen Zeit auszuharren, in der sie Schwierigkeiten, Verlust, Kummer und Ungerechtigkeit erleiden.

2. Die Wiederkunft Jesu ist die Hoffnung der Gemeinde

Jakobus erinnert die leidende Gemeinde an ihre zukünftige Hoffnung – die Wiederkunft Jesu. Erst mit dem Kommen Jesu wird es zur Veränderung und Verbesserung kommen, dann, wenn Jesus wiederkommt und sein Königreich auf Erden aufrichten wird.

  • werden die Gläubigen den verheißenen Lohn für ihre Arbeit empfangen.
  • werden die Gläubigen die Erfüllung aller Prophetie des Wortes Gottes erleben, die sie im Namen Jesu verkündigt haben.
  • werden die Gläubigen all den schmerzhaften Verlust und Verzicht aus der gegenwärtigen Zeit vielfältig erstattet bekommen. Das kommende Reich Gottes ist die Zeit der Wiederherstellung.

Diese biblische Sichtweise widerspricht somit der liberalen theologischen Erwartung einer transformatorischen Weltsicht, in der die Gemeinde selbst eine bessere und gerechtere Welt schaffen wird. Dies gilt es in der Predigtauslegung zu berücksichtigen.

2.2 Weitere Hinweise zum Wert GEDULD

Quellen: https://www.values-academy.de/frieden/

Wortherkunft: Geduld

Eine Ableitung des Substantivs zum Verb „dulden“ (zulassen). Aus mittelhochdeutsch „gedult“, „gedulde“

Englisch: patience, longanimity (Langmut), forbearance (Nachsicht), endurance (Ausdauer)

Definition: Ausdauer, im ruhigen, nachsichtigen und kontrollierten Warten oder leichten Ertragen eines Sachverhaltes

Synonyme oder Wortformen:  Geduldig, duldsam, Duldsamkeit, Langmut, Nachsicht, Beständigkeit, Kondition, Zähigkeit, Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit, Ausdauer, Gelassenheit, stoisch

Steigerung: Engelsgeduld, Ruhe, Gegenwärtigkeit (Präsenz)

Antonyme: Ungeduld, ungeduldig oder auch Nervosität, Unausgeglichenheit, Dünnhäutigkeit, Reizbarkeit und Aggressivität.

Beschreibung: Geduld ist grundsätzlich: die Fähigkeit, zu warten

  • im Sinne von Resilienz: Schwierigkeiten oder Leiden mit großer Gelassenheit sowie Standhaftigkeit zu ertragen
  • im Sinne von Bescheidenheit oder Demut: mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese ganz bewusst für einen überdurchschnittlich langen Zeitraum zurückzustellen.
  • im Sinne von Gelassenheit: die Fähigkeit, etwas (oder auch jemanden) so zu lassen wie es (er/sie) ist.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Ungeduld betrifft uns alle und weil sie uns allen fehlt, ist es wichtig sich mal über den WERT von Geduld zu beschäftigen.

Sicherlich kennt jeder von uns verschiedene geduldige Menschen – persönliche Beispiele können hier einen guten Einstieg geben.

Folgende Fragen zur Reflektion können dabei helfen.

  • Was sind die Folgen von Ungeduld und wie erleben wir selbst ungeduldiges Verhalten?
  • Was sind die Vorzüge und Erfahrungen, wenn man geduldig ist oder geduldige Menschen erlebt?
  • Warum ist mein eigener Geduldsfaden so kurz, warum bin ich innerlich so unausgeglichen oder gereizt?
  • Wie kann man Geduld üben und lernen?
  • Welche Rolle spielen für mich Glaube und Geduld in schweren Zeiten?
  • Welche Vorbilder für Geduld habe ich?
  • Was würde sich verändern, wenn ich geduldiger mit meinen Mitmenschen wäre (Kinder, Ehepartner, Nachbarn, Eltern, Gemeinde oder mit mir selbst)?

Es ist wichtig, dass wir Menschen, die momentan sehr schwere Lebenssituationen durchleben und denen viel Geduld abverlangt wird, bei der Predigt nicht Unrecht tun und unsensibel über Beispiele der Ungeduld reden. 

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

1. Weil uns die Geduld fehlt

„Herr schenk mir Geduld, aber bitte sofort“ – diese oder ähnliche Zitate sind uns wohl bekannt. Sie zeigen die Widersprüchlichkeit auf, mit welcher Haltung wir oft geistliche Wünsche an Gott richten. Geduld tut uns Not (Heb. 10,36), das erfahren wir auch in unserem alltäglichen Leben. Im Alltag beim Einkaufen vor leeren Regalen oder langen Warteschlangen. In der Erziehung mit den Kindern, beim Abendessen, bis alle kommen, beim Warten auf das erst gestern bestellte Postpaket – alles muss möglichst zügig und schnell gehen. Geduld ist etwas, was uns so nicht unbedingt in die menschliche Natur gelegt wurde. Hektik, Schnelllebigkeit und Unbeständigkeit prägen unser Leben. Ständig werden wir von den Medien durch kurzweilige wechselhafte Bilderfolgen und Informationen überreizt – sogar die Musik und manche Lobpreislieder scheinen von Ungeduld getrieben zu sein.

2. Weil Geduld Gottes Charaktereigenschaft ist

Wenn Gott geduldig ist – und ganz oft auch mit mir – dann möchte ich als Christ immer mehr Geduld lernen. Geduld macht uns Jesus ähnlicher und gibt uns Gelassenheit, jegliche Situation aus Gottes Hand zu nehmen.

3. Weil Geduld seinen Lohn hat

Mit Geduld kommt Gott ans Ziel mit mir und macht es gut. Mit Geduld darf ich Gottes Ziel erreichen und Jesu Wiederkunft erwarten. Mit Geduld entspannt sich mein Leben auch im Miteinander und festigt meine innere Ruhe in Jesus. Paul Gerhardt sagte: „Steh in Geduld, wart in der Still und lass Gott machen, wie er will, er kanns nicht böse machen“.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Ruhe und Geduld gehören unzertrennlich zusammen.

Wie ein großer Baum, der im Sturm nur deshalb geduldig ausharren kann, weil seine Wurzeln tief und fest in der Erde ruhen.

Geduld ist eine Eigenschaft, die tief in Christus verwurzelt ist, weil sie durch eine feste Glaubensbeziehung in Gottes Wort ruht! Wie wichtig also, dass wir keine geistlichen Flachwurzler sind, sondern uns vom Heiligen Geist zu geduldigen Persönlichkeiten verändern lassen und in Gott ruhen. Wer nicht in Gott ruht, der wird wie Kain von einer inneren Unruhe getrieben und muss „unstet und flüchtig auf Erden sein“ (1Mo 4,14).

Geduld wird in Bedrängnis und Leid gelernt.

Gottes Plan kann Schmerz, Verlust und Leiden miteinschließen. Dabei ist das „Ausharren“ und „darunter Bleiben“ nicht immer so einfach. Man kommt an seine Grenzen, zweifelt an Gottes Güte, will ausbrechen und solche Zeiten meiden. Aber gerade diese werden oft zu Lehrstunden der Geduld und der geistlichen Reife. Im Blick auf die Wiederkunft Jesu, seine Treue und den bevorstehenden Lohn der Herrlichkeit, schenkt Gott uns Geduld und hält uns fest.

Geduld wächst durch Gottes Geist in uns heran.

Es ist eine Frucht des Heiligen Geist, die er bewirkt und schenkt. Diese Frucht braucht Zeit zu wachsen. Je mehr und länger wir mit Jesus unterwegs sind und uns vom Geist Gottes prägen lassen, um so geduldiger und gelassenen werden wir als Christen.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Das Beste kommt noch – warten wir´s ab.

  1. Geduld tut uns Not
  2. Geduld wird in Not gelernt
  3. Geduld wird am Ende belohnt

Vorbilder für Geduld

1) Landwirt: geduldig warten auf Gottes Ernte/Lohn

2) Propheten: geduldig warten auf Gottes Erfüllung

3) Hiob: geduldig sein bei größtem Verlust und Schmerz

  • Sei geduldig – Jesus kommt wieder
  • Sei geduldig – stärk deine Brüder
  • Sei geduldig – Gott schenkt doppelt wieder

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Vom Gefängnis zum Palast – Ein wahres Beispiel für Geduld

Ein Junger Mann landete im Gefängnis, nicht weil er ein Unrecht begangen hatte, sondern weil ihm Unrecht angetan wurde. Unschuldig saß er viele Jahre fest. Der Mann konnte nicht verstehen, warum dies alles mit ihm geschah. Im kindlichen Glauben vertraute er Gott und seinem Plan. Der junge Mann saß geduldig seine Zeit ab, wurde versetzt, kam frei und begann zu arbeiten. Als Ausländer und Ex-Knacki war sein Einstieg nicht einfach. Doch in jeder neuen Situation blieb er geduldig und treu. Geduldig wartete er auf Gottes Eingreifen. Ohne sein Zutun veränderte sich seine Lage. Der junge Mann bekam Verantwortung, ihm wurde große Macht übertragen und schließlich wurde er Herrscher über ein großes Volk. Geduld war nötig, um die Ungerechtigkeit zu ertragen, die Zeit im Gefängnis auszuhalten und in aller Treue demütig seine Arbeit zu tun – aber am Ende bekam er den Lohn für seine Geduld. Dieser junge Mann war Joseph – mit Geduld kam Gott mit ihm ans Ziel!

Zitate:

Wir lernen Geduld am besten dadurch, dass wir sie üben.  (Jim Elliot)

Wer die Geduld verliert, verliert die Kraft. (Augustinus)  

Geduld kommt aus dem Glauben und hängt an Gottes Wort; das lässt sie sich nicht rauben, das ist ihr Heil und Hort. (Paul Gerhardt)

(Klaus Eberwein)