Predigtthema: Gericht und Gnade: Noah und die Sintflut
Predigttext: Nacktheit und Scham: Was sagt die Bibel dazu 1. Mose 9,16-29
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Bei dem Text und der Geschichte, regt sich gleich am Anfang etwas Widerstand in mir.
Es ist doch Noah, der ja eigentlich den Fehler macht und den Fluch bekommt am Ende Ham oder dessen Sohn Kanaan ab. Bei näherem Betrachten merken wir aber sehr schnell den tiefen Sinn der Geschichte. Wenn nach dem Neuanfang, die Art Hams zur Leitkultur wird, dann gibt das einen gründlichen Fehlstart. Dass Noah ein Fehler macht ist außer Frage. Bei Ham geht es grundsätzlich um das Miteinander in der Familie und in der Gesellschaft.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* Wuppertaler Studienbibel, Hanjörg Bräumer
* Das 1. Buch Mose, ausgelegt von Arnold. G. Fruchtenbaum
* Anmerkungen zum Predigttext bietet auch die MacArthur Studienbibel
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Vers 18: Die Aufzählung Sem, Ham und Japhet zeigt noch nicht unbedingt, dass Ham der Zweitgeborene ist.
Der Weinstock ist im Wort Gottes ein Zeichen der Lebensfreude, der Zutaten Gottes und auch ein Zeichen des heilen Lebens in der Messianischen Zeit. „Sie werden ein jeder unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum sitzen, ohne dass jemand sie aufschreckt, Micha 4,4
Die doppelte Wirkung des Weines: Er kann eine anregende Wirkung haben, aber auch den Menschen betäuben, ihn schwächen und ihm seine Würde nehmen.
Paulus stellt sich nach seinem Rat an den Timotheus „Trinke ein wenig Wein um deines Magens Willen“, scharf dem Missbrauch entgegen. Saufet euch nicht voll Wein! 1.Tim. 5,23; Eph. 5,18.
Nacktheit wird in der Bibel als entwürdigend und entehrend beschrieben. Und dort wo Menschen bloßgestellt werden sollen, z.B. vor falschen Gerichten werden ihnen die Kleider abgenommen.
Im Gegensatz dazu bekleidet Gott die Menschen in 1. Mose 3,21 nach dem Sündenfall.
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Nach der Sintflut und dem Gericht über die gesamte Schöpfung mit Ausnahme der Überlebenden in der Arche, beginnt eine neue Zeit ohne die Schlechtigkeit der vorsintflutlichen Zeit.
Gott gibt nach dem Ausstieg aus der Arche sein Versprechen: „Nie wieder soll es so ein Gericht über die Schöpfung geben.“ 1.Mose 8,22;
Und Gott segnete Noah und seine Söhne. 1. Mose 9,1
Gott schafft dem Menschen beste Voraussetzungen gestaltet einen guten Neuanfang unter seinem Segen.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Ein Text wie 1. Mose 9, 18-29 erscheint in unserer heutigen Zeit fast völlig weltfremd. Unsere Gesellschaft die weithin sexualisiert ist, braucht wieder den Blick für Achtung, Wertschätzung und die Würde des Menschen. Die Menschheit leidet unter dem Zerfall und treibt ihn unaufhaltsam voran. Überbordende Freizügigkeit, eine sexuell aufreizende Mode, bis hin zu einer zur Schau gestellten Betonung der Körperlichkeit raubt uns ganz vieles an Würde und Ehre. Leider verwechseln wir Freiheit oft mit Schamlosigkeit und sind uns der Konsequenzen und Wirkung auf andere nicht bewusst.
Wo lebe ich Wertschätzung und Achtung, vor Menschen mit Schwächen, vor dem anderen Geschlecht, vor Menschen in kritischen Situationen? Decke ich wie die Sem und Japhet die Schwäche des anderen zu oder trage ich sie entehrend hinaus in die Welt und suche mir auch noch „Mitlacher“.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Noah lebte noch 350 Jahre nach der Sintflut. In diesen 350 Jahren wird uns nur diese eine Geschichte von Noah erzählt.
Noah wird als ein frommer und gerechter Mann beschrieben, der Gnade in den Augen Gottes gefunden hatte, obwohl er in einem gotteslästerlichen Umfeld lebte. 1. Mose 6,5ff
Auffallend ist folgendes:
- sein Glaube gegen die Wirklichkeit – er baut die Arche auf trockenem Boden
- seine Beharrlichkeit, er bleibt dran auch gegen das Gespött der Leute
- er managet als guter Leiter die Zeit in der Arche, über die vielen Tage.
- er ist das Oberhaupt seiner Familie
- er gibt Gott die Ehre (1. Mose 8, 20ff), baut einen Altar, bringt Gott Opfer und feiert einen Gottesdienst. Er weiß, wem er sein Leben zu verdanken hat.
Und Gott macht einen Bund mit Noah und seinen Söhnen, er markiert den Neuanfang und stellt sich einen Bogen in den Himmel, den er anschauen will um sich an den Bund mit den Menschen zu erinnern.
Kannte Noah, die Wirkung des Weines? War es das erste Mal, dass er Wein trank. Für mich bleibt das unbeantwortet. Ich möchte Noah zu Gute halten, dass er entblößt in seinem Zelt, also in seinem eigenen, intimen Bereich lag (Schlafzimmer), obwohl der übermäßige Genuss des Weines von der Bibel verneint wird und Sünde ist.
Wir haben vermutlich Beispiele genug, wie zerstörerisch Alkohol sein kann. Wie er Familien, Ehen und ganze Gesellschaften zerstören kann, mit all den negativen Folgen.
Das Verhalten Hams
Offensichtlich fand er Gefallen an der Schwachheit seines Vaters, er schaut sich die Blöße des Vaters an. Da sieht er auf der einen Seite das Vorbild des Vaters, seine „Rechtschaffenheit“ seine Frömmigkeit, seinen Gehorsam und jetzt, den tiefen Fall und die Verletzlichkeit eines starken Mannes.
Ham schlägt erbarmungslos in diese Kerbe. „Er sah die Blöße seines Vaters mit Freude.“
In der Seelsorge geben wir immer wieder den Rat: Die Schwachstellen des anderen nicht auszunutzen und drauf zu schlagen. Ham nutzt die schwache Stunde seines Vaters.
- er schaut sich die Sache an – lässt dieses Bild vom schwachen Augenblick seines Vaters ein Nest bauen in seinen Gedanken.
- er bedeckt seinen Vater nicht, tut nichts für ihn.
- er zerrt die Sache an die Öffentlichkeit. Er sucht bei seinen Brüdern nach „Mitlachern“. „Schaut euch den Alten da drin mal an, wollt ihr mal was Komisches sehen“.
Das ist geblieben bis heute. Nachfolger Jesu, die nicht frei sind von Fehlern, werden bei Versagen sofort damit konfrontiert, oft von den eigenen Leuten und eben nicht in der guten seelsorgerlichen Weise, wie es Matth. 18 z.B. vorschreibt. Die Liebe würde korrigieren, zu recht helfen (1. Thess. 5, 14 ff.), Ham trägt die Entblößung schamlos nach außen.
Die Verantwortung der Brüder:
Die Art von Sem und Japhet mag uns fast lächerlich erscheinen und doch lässt sie dem Vater die Würde und schützt die beiden Männer selbst. Sie muten sich das Bild des schwachen Vaters nicht zu, sie wollen dieses Bild von ihrem Vater nicht in ihren Gedanken abgespeichert haben. Deshalb gehen sie rückwärts und mit der Decke in das Zelt hinein. Sie bewahren dem Vater die Ehre und sich selbst das Bild des Vaters, der sein Leben ganz in den Dienst seines Gottes gestellt hat.
Die Frage ist heute ganz aktuell: was lasse ich in meine Gedanken und in mein Herz. Der Angriff auf meinen Gedanken und meine Seele ist gravierend und kann verheerende Folgen haben.
Die Sache Hams ist kein Kavaliersdelikt. Zuviel steht für die Zukunft auf dem Spiel. Die Art Hams darf nicht zur Art der Zukunft werden.
Wie geprägt sind wir von der Art unserer Zeit?
Oder sind wir geprägt von der Barmherzigkeit und Liebe Gottes?
Gericht und Segen
- Die Sünden der Väter werden an den Söhnen heimgesucht. (2. Mose 20,5; 34,6-7)
- Man erntet was man gesät hat.
- Gott zeigt seine Gnade, weil nicht alle Söhne Hams unter der Strafe zu leiden haben. (dass es Kanaan trifft, weiß ich nicht zu erklären, das ist Gottes Souveränität). Die Kanaaniter werden nachher zum negativen Beispiel für Unmoral. (1. Mose 15,16; 18,20-2; 19,4-10; 3. Mose18,1-3; 5 Mose 12,29-31)
Segen: es ist zu beachten: Gesegnet sei der Herr, der Gott Sems. Der Same der Frau, der Stammbaum Jesu kommt aus dem Geschlecht Sems.
- Sagen, wo es hingeht
Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Thomas Jettel. Diese Botschaften findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. 1. Mose 9] und „Autor“ [Jettel] ausfüllt.
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Ich halte diese Predigt um selbst wieder den Maßstab Gottes für unser Zusammenleben zu verstehen. Oft schleicht sich die Art der Welt langsam und vehement in unser Denken ein. Ich halte diese Predigt, weil darin die Barmherzigkeit Gottes sichtbar wird, der nicht nur meine Schuld zugedeckt hat sondern sie durch seien Sohn getilgt hat. Ich entdecke darin die Gnade und den Segen Gottes.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
a) Der Neuanfang und die Verantwortung
b) Die Übertretung und das Gericht
c) Gottes Barmherzigkeit und sein Segen
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Aktuelle Beispiele gibt es sicher genügend aus dem eigenen Umfeld. Es ist bei allen Beispielen darauf zu achten, dass wir keine seelsorgerlichen Dinge preisgeben. Wir wollen nicht den Fehler Hams machen.
Hans Pfau