Predigtthema: Auf dich, Herr, warte ich sehnlichst
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Psalm 38 gehört zu den sogenannten Bußpsalmen, es ist der 3. Bußpsalm. Dieter Schneider schreibt in der Wuppertaler Studienbibel zu Psalm 38: „Möglicherweise ist es auch hier wieder das Batseba-Ereignis, das David mitten im Beten einholt, denn kein zweites Vergehen hat gerade dieses seine persönliche Verlorenheit gezeigt.“ 2. Samuel 11 und 12, auch die Bußpsalmen 6, 32 und 51.
Es kann aber auch die Schilderung einer Krankheit sein, der Schrei eines Todkranken, der seine ganze Angst und Not hinausschreit, ähnlich, wie wir das bei Hiob lesen.
Überschrift in der Einheitsübersetzung: Klage eines Kranken
In manchen Übersetzungen steht in der Überschrift: zum Gedenken oder zum Gedächtnis, als Weihrauchopfer. Im Tempel stand der Schaubrotetisch mit den Broten. Auf diesem Tisch wurde Weihrauch gestreut, der dann angezündet wurde, als Feueropfer für den Herrn. 3. Mose 24,7.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
• Das Buch der Psalmen, Dieter Schneider, Wuppertaler Studienbibel
• Das Buch der Psalmen I, Helmut Lamparter
• Anmerkungen der John MAC Arthur Studienbibel
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Struktur des Textes
Die ersten 15 Verse beschreiben die tiefe Not des Psalmbeters.
Erst ab Vers 16 wird eine Veränderung sichtbar.
Anmerkungen zu den Versen
Verse 1-3 David bringt seine Verzweiflung und sein Leiden mit dem Zorn Gottes in Verbindung. Es ist Gottes Handeln mit seinem Herzen, dass er sich tatsächlich wie durch Pfeile abgeschossen fühlt: deine Pfeile drangen in mich
Deine Hand lastet auf mir
Verse 4-9 beschreiben die tiefe Not Davids. Er weiß um seine Schuld (als Ehebrecher und Mörder) und es drückt ihm den Atem ab. Zuerst beschreibt er seine körperliche Qual. Das kann auch auf ein tatsächliches, körperliches Leiden hinweisen, wie wir es bei Hiob lesen.
Es beschreibt aber auch das seelische Leiden wie es in Vers 5 beschrieben ist. Die schwere Last unvergebener Schuld kann einen Menschen seelisch und körperlich kaputt machen. Hier möchte ich Mut machen zum Bekennen vor Gott und den Menschen, dann kann ich meine Last am Kreuz abgeben. In der Seelsorge erleben wir Menschen, die über Jahre mit unvergebener Schuld leben und daran leiden.
Vers 11 vertieft dieses „Sterben“ noch einmal.
Verse 12 bis 15 führen das tiefe Leiden aus. Freunde und Vertraute wenden sich ab, viele stellen sich sogar gegen ihn. Der Psalmschreiber fühlt sich einsam, verfolgt und im tiefsten Sinn sprachlos.
Die Verse 17 und 18, 20 und 21 vertiefen dieses Empfinden noch einmal. David müsste mit seinem Tunnelblick versinken in der Trostlosigkeit, könnte er sich nicht an den lebendigen Gott erinnern.
Dieser Psalm wäre ein trost- und hoffnungsloser Psalm, wäre dazwischen nicht die Besinnung auf die Hilfe Gottes.
Vers 10, wie gut, dass die Tür zu Gott offensteht, Gott sind alle meine Nöte und Lasten bekannt. Wir sind nicht verlassen unsere Not ist Gott nicht verborgen, Jesus selbst hat alle Not, die menschenmöglich ist durchlitten.
Vers 16, wohl dem der sich in allen Situationen, durch alle Not hindurch an den Gott erinnern kann „der mich sieht“, der mich hört, mein Herr und mein Gott, ganz persönlich und ganz nah.
Vers 16, vor diesem Gott muss und kann ich meine Schuld nicht verbergen. Er kennt sie sowieso.
Vers 22 und 23, wie gut, dass der Psalmschreiber mit der Hoffnung enden kann. Verlass mich nicht, bleib nicht fern von mir, eile, mir zu helfen.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Der Predigtanlass ist der Buß- und Bettag. Leider ist nicht erst durch die Abschaffung als Feiertages etwas in Vergessenheit geraten. Es ist so notwendig sich zu erinnern, wie Schuld unseren Frieden (unseren Schalom) zerstören kann und dass ich meine Schuld vor Gott ausbreiten darf.
Mit der Predigt am Buß- und Bettag möchte ich zwei Schwerpunkte setzen:
Zum einen die Erinnerung meiner persönlichen Schuld, der unseres Volkes und generell der Menschen.
Zum Zweiten die Tiefe der Vergebung und Erlösung. Ein Bußtag führt nur mit Jesus zum Frieden.
2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Vermutlich kennen wir die Not, wenn wir an Mitmenschen, in der Gemeinde oder der Familie an anderen schuldig geworden sind. Wie sehr kann unvergebene Schuld quälen und kaputt machen. Umgangssprachlich: Mein schlechtes Gewissen verfolgt mich. In Psalm 32 beschreibt David es in Vers 3, ich ward verzehrt bis ins Mark.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Gerade am Bußtag sollten wir unsere Zuhörer gewinnen über unser eigenes Versagen nachzudenken. Zulassen, wo wir unsere eigene Schuld vor Augen haben. Aber auch die Gnade der Vergebung groß machen. Der Buß- und Bettag kann uns die Erlösung durch Jesus in aller Deutlichkeit vor Augen führen.
3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
1. Sünde und Schuld macht kaputt, Verse 1-15
2. Nur bei Gott finde ich Vergebung meiner Schuld
3.3 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
„Auf dich, Herr, warte ich sehnlichst“. Das Thema kann ein möglicher Einstieg sein. Bei einem Autounfall nachts, meine Frau und ich kamen zu einem schweren Unfall mit mehreren Verletzten. Wir haben Krankenwagen, Notarzt und Polizei benachrichtigt. Gefühlt hat es ewig gedauert, bis Notarzt und Krankenwagen endlich kamen. Wie hilflos standen wir daneben und wie sehr haben wir auf Hilfe gehofft.
Hier kann ich aus meinem persönlichen Leben erzählen. Wohl kaum einer kam nicht schon in die Situation, dass er an anderen schuldig geworden ist. Manchmal sind wir lange unterwegs, bis die Bereitschaft in uns reift, um Vergebung zu bitten und die Schuld zu bekennen.
Manch einer hat einen schweren, gefüllten Rucksack auf dem Rücken, den er vielleicht schon Jahre mit sich herumträgt. Bei Jesus am Kreuz darf ich alles auspacken, was ich angesammelt habe, ich darf den Rucksack am Kreuz abgeben.
Psalm 34,7 Da der Elende rief, hörte ihn der Herr und half ihm aus all seinen Nöten.
Psalm 38 erinnert auch an das Leiden Jesu am Kreuz, denn V. 14b lässt an Jes 53,7 denken und die Verse V. 22-23 an Ps 22,20. Aber natürlich büßte Jesus nicht für seine eigene Schuld, sondern nahm die Sünde der Welt auf sich. Doch allen Schmerz, von dem dieser Psalm spricht, und jeden Schmerz irgendeines Menschen hat auch Jesus kennengelernt, als er das Leiden am Kreuz und die Gottverlassenheit ertragen hat. Darum kann er jede Not verstehen und helfen. Wohl dem Menschen, der sich in Schuld und Schmerz, gleich welcher Art, an diesen Retter wendet!
Mögliche Gliederung:
1. Sünde macht kaputt
2. Gottes Zorn über die Sünde
3. Gottes Liebe und die befreiende Wende
(Hans Pfau)