Johannes

Predigthilfe vom 22. Februar 2015 – Johannes 2, 1-11

Jahresthema: Annehmen, wie Christus uns angenommen hat

Predigtthema: In der Seelsorge Jesu: Was er euch sagt, das tut

Predigttext: Joh.2,1-11

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Finden wir z.B. im Edition C – Bibelkommentar von Gerhard Maier, „Das Neue Testament erklärt und ausgelegt“ von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag) und natürlich in diversen Studienbibeln, von denen man als Verkündiger verschiedene haben sollte.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die MacArthur Studienbibel.
http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=2181&title=&biblevers=&searchstring=&author=0&language=0&category=0&play=0&tm=2

Anmerkungen:

V.1 am dritten Tag
Eine ereignisreiche Woche wird uns hier skizziert: das Zeugnis des Johannes (1.Tag), die Taufe Jesu (2.Tag), die Berufung der ersten Jünger (3.+4.Tag) , eine Hochzeit (7.Tag, also 3 Tage nach dem letztgenannten Ereignis der Berufungen).

V.2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen
Hochzeit: im AT ein Höhepunkt des Lebens, Ausdruck höchster Freude und Verbundenheit (deshalb auch Bild für Gott und sein Volk). Oft wird 7 Tage lang gefeiert, wobei ein Kommen und Gehen möglich ist.
Jünger: Inzwischen waren laut Johannes 5 Jünger berufen: Andreas, Philippus, Petrus, Nathanael, und ziemlich sicher Johannes (1,35). Jesus feiert mit, freut sich mit, lebt mit den Menschen mit.

V.3 spricht die Mutter Jesu zu ihm: sie haben keinen Wein mehr
Keinen Wein: Wein ist Ausdruck göttlichen Segens (1.Mose 14,18; 1.Kön.5,5). Wein ist ein Zeichen der messianischen Heilszeit (z.B. Jes.25,6). Wenn Jesus jetzt Wein machen würde, dann wäre das ein Messiaszeichen für die Menschen (Jesus bringt Segen und Heil). Mose gab dem Volk zu trinken (2.Mose 17,6) – vom Messias als zweiter Mose könnte man Ähnliches erwarten (5.Mose 18,15 „wie mich“).
„Sie haben keinen Wein mehr“. Von den gesprochenen Worten her ist das eine einfache Feststellung. Es sieht so aus, als ob Maria mit diesem Satz aber weit mehr sagt, als die einzelnen Worte hergeben. (Das erinnert an das Modell von Schulz von Thun; siehe Wikipedia „Vier-Seiten-Modell“: Sachebene, Appellseite, Beziehungsseite, Selbstkundgabe,….). Maria appelliert an Jesus. Maria will, dass er jetzt etwas „tut“ (V.4). Jesus hört den Appell zwischen den Zeilen. Er soll die heillose Zeit beenden. Es soll endlich losgehen mit dem, was der Engel angekündigt hat (Lk.1,32-33+53). Sie denkt wohl: jetzt wäre der richtige Zeitpunkt einer Offenbarung. Prinzipiell hat sie recht: Er ist der rechte Weinstock (Joh.15,1), aber…

V.4 Frau… Meine Stunde ist noch nicht gekommen
Eine Urversuchung für Jesus: sich von Menschen bestimmen und beeinflussen zu lassen (oder auch von Satan, siehe Lk.4) . Jesus geht deshalb mit seiner Aussage gegenüber Maria auf Distanz (vgl. Mk.8,33 Jesus distanziert sich zu der Aussage von Petrus). Jesus will sich allein an den Zeitplan und den Fahrplan des Vaters halten. Der Vater allein soll sein Leben bestimmen. Jeder Augenblick seinen Lebens und Tuns soll Gott gehören. „Ein von Menschen gesteuerter Messias wäre kein Christus mehr, sondern ein Antichristus“ (Gerhard Maier). Jesus wusste, dass VOR dem messianischen Reich, in dem Wein die Fülle fließen wird (Jes.25,26; Jer.31,12,….) das Kreuz kommen wird, an dem Blut fließen wird (vgl. Phil.2,7ff Jesus hat den Weg aus dem Himmel ans Kreuz bewusst angetreten).

V.5 Was er euch sagt, das tut
Hier zeigt Maria, dass sie sich korrigieren lässt und sich Jesus unterordnet (wie sie sich auch in Lk.1,38 dem Wort Gottes unterordnet: „mir geschehe, wie du gesagt hast“). Es wird auch deutlich: Maria ist vom Jesus als Messias weiter überzeugt.

V.7-8 Füllt… schöpft… bringt….
Jesus bindet Menschen mit ein. Jesus besitzt eine geheimnisvolle Autorität – ihm wird gehorcht. Was Jesus sagt, führt auch zum Ziel. Vgl. die 10 Aussätzigen: „Geht und zeigt euch…“ (Lk.17,14) Vgl. die Speisung der 5000: „Gebt ihr ihnen zu essen…“ (Mk.6,37). Wer sich auf Jesus einlässt, erlebt Wunder. Die Knechte mussten sich entscheiden, Jesus mehr zu gehorchen als ihrem „Gefühl“ (es war für sie eigentlich unvorstellbar, Wein aus Reinigungsgefäßen zu trinken).

V.9 der Wasser gewesen war
Jesus kann verändern. Aus Wasser wird Wein. Aus Krankheit wird Gesundheit. Aus Tod wird Leben, usw. Glauben wir an die Veränderungskraft Jesu? Oder ist das für uns nur Theorie? (vgl. Predigt von Theo Lehmann). Klar: Jesus KANN – er MUSS aber nicht. Im persönlichen Leben ist hier Vertrauen in seine Liebe und gute Führung gefragt.
Nebenbemerkung: Jesus schafft „Altes“. Wein ist etwas „Altes“ im Sinne von Gewordenem. Wein braucht Zeit zum Entstehen (das können wir jedes Jahr beobachten). Wenn Jesus prinzipiell „Altes“ (= Wein) schaffen kann, könnte er z.B auch eine Tropfsteinhöhle schaffen, die nach menschlichen Erklärungen Millionen Jahre zum Entstehen gebraucht hat (wenn man evolutionistisch denkt). Aber Gott kann auch „Altes“ schaffen (Tropfsteinhöhlen, Wein,…)

V.11 Das erste Zeichen, das Jesus tat…. und er offenbarte seine Herrlichkeit… Jünger glaubten…
Das erste Zeichen. Johannes berichtet in seinem Evangelium von 8 Wundern. Wunder sind Machterweise und bei Jesus vor allem Messiaszeichen. „Zeichen“ betont die Hinweisfunktion auf Jesus als Messias.
Offenbarte seine Herrlichkeit: Jesus hat seine Herrlichkeit für Menschen durch das Wunder erfahrbar gemacht.
Jünger glaubten: Zeichen und Wunder erzwingen keinen Glauben. Sie können auch abgelehnt werden. „Nur dem, der sich im Vertrauen auf das Experiment der praktischen Nachfolge einlässt, geht ihre volle Bedeutung auf.“ (Gerhard Maier). Für die Jünger wurde das Wunder zur Glaubenshilfe im Sinne Joh.20,30-31: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. 31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“ „Allerdings muss dieser Glaube noch lernen, auch gegen den Augenschein zu vertrauen.“ (Gerhard Maier)

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für situative Überlegungen

Der letzte Sonntag im Monat steht im Jahr 2015 unter dem Thema „In der Seelsorge Jesu“. Die Hörer sind womöglich auf das Thema Seelsorge gespannt, weil es vermutlich immer wieder so angekündigt wurde (siehe Broschüre „Seelsorge ist einfach“). Diese Erwartung sollten wir in unseren Predigten berücksichtigen, wobei wir uns überprüfen müssen, wie stark uns das vorgegebene Thema Seelsorge leitet und wie stark der Text mit seiner Hauptaussage. Wir wollen nichts hineinlesen, was gar nicht da steht. Wir wollen aber bewusst den Blickwinkel der Seelsorge einnehmen.

Lied: Jesus zu dir darf ich so kommen wie ich bin.
Lied: Was für ein Mensch (… der Wasser in Wein verwandelt….) (FJ3,11)

2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Am Anfang und am Ende des „Erscheinens“ Jesus steht eine Hochzeit. Was am Anfang gezeigt wird (Jesus inmitten einer Festgesellschaft), das wird am Ende wieder aufgenommen. Jesus schafft in der Zwischenzeit durch Kreuz und Auferstehung alles Störende beiseite.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

Der Text ist sicher vielen Zuhörern bekannt. Trotzdem brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, denn das Wort Gottes ist immer lebendig und spricht in die jeweiligen Lebenssituationen der Menschen aktuell hinein. Außerdem gilt: Der Verstand liebt die Abwechslung, die Seele liebt die Wiederholung. Vielleicht ist es ja aber auch so, dass der Blickwinkel der „Seelsorge“ den Zuhörer die eine oder andere neue Entdeckung machen lässt.

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Theo Lehmann vom 10.10.82 mit dem Titel „Die Hochzeit zu Kana“ oder der Predigt von Winrich Scheffbuch vom 20.1.85 mit dem Titel „Wie Jesus Pannen löst“. Diese Botschaften findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Joh.2] und „Autor“ [z.B. Theo Lehmann] ausfüllt.

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Ich halte diese Predigt….
Damit deutlich wir, dass Jesus der erwartete Messias ist, der sich als solcher deutlich ausweist (Verheißung – Erfüllung)
Damit deutlich wird, dass Jesus Macht hat über die Schöpfung (Wunder).
Damit deutlich wird, dass Jesus das ganze Spektrum von menschlicher Freude und Leid kennt und damit umgehen kann (Hochzeit – Todesleiden)
Damit deutlich wird: Jesus KANN verändern, wenn er WILL und es nach dem Plan des Vaters dran ist: Wasser zu Wein, Lebenssituationen, alles,….
Damit der Wunsch groß wird, das zu tun, was Jesus uns mit seinen Worten in der Bibel sagt, auch wenn es unpopulär oder sogar menschlich gesehen unlogisch erscheint (z.B „Gebt ihr ihnen zu essen…“, „Liebet eure Feinde“, „Trachtet zuerst…“). Wer sich auf Jesu Wort einlässt, der wird staunen.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

In der Seelsorge Jesu: Was er euch sagt, das tut
Oder: Jesus, der Seelsorger!

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

In der Seelsorge Jesus (die beteiligten Personen beleuchten)
1. Maria – sie wird von Jesus korrigiert (Reaktion: sie ordnet sich Jesus unter, leitet andere gut an,…)
2. Diener – sie werden von Jesus beteiligt (Reaktion: sie lassen sich auf Jesus ein, gehen für sie ungewohnte Wege,…)
3. Jünger – sie werden von Jesus nach der Berufung mit einer ersten / weiteren Lektion geschult (Reaktion: sie glauben,…)
4. Wir Zuhörer – was macht Jesus uns heute wichtig? Was sagt er uns? Was sollen wir tun? Wo korrigiert, beteiligt, lehrt er uns? (Reaktion?)

Jesus, der Seelsorger
1. Ist bei den Menschen (V.1-2)
2. Ist ansprechbar für Probleme (V.3)
3. Liest zwischen den Zeilen (V.4a)
4. Weiß sich zuerst dem Vater verantwortlich; nicht den Erwartungen der Menschen (V.4b)
5. Mutet auch das Warten zu (V.5)
6. Tut, was der Vater sagt (V.6-10; vgl. Joh.8,38; Joh.14,10)
7. Nimmt Menschen mit hinein in den Veränderungsprozess (V.6-10)
8. Verbreitet und offenbart Herrlichkeit Gottes (V.11)

Nach Gerhard Maier: „Neuwerden durch Jesus“
1. Die Erwartungen der Menschen
2. Jesus handelt in Einheit mit dem Vater
3. Jesus erneuert

„Herzenswünsche“
V. 1-2 Der Wunsch der Menschen: ein fröhliches Fest, Segen
V. 3-5 Der Wunsch der Maria: ein Messiaswunder, Soforthilfe
V. 6-12 Der Wunsch Jesu: den Willen des Vaters tun, Gehorsam

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

(siehe Anmerkungen)

(Günther Ott)