Johannes

Predigthilfe vom 22.5.2011 – Johannes 21, 15-25

Monatsthema: Folgen der Auferstehung Jesu
Predigtthema: Glaube konkret – aus der Ohnmacht in die Vollmacht

Bibelstelle: Johannes 21, 15-25

Verfasser: Thomas Richter

Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.

1. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT

Auch wenn Ostern immer weiter zurückliegt, so bleibt, was an Ostern und von Ostern her geschehen ist. Ostern bedeutet im dt. „Morgenröte“ und aus diesem Grund soll in diesem Monat (Monatsthema: Folgen der Auferstehung) davon berichtet werden, wie es im Leben der Nachfolger Jesu „wieder Tag wurde“ (z.B. bei Petrus) und wie Menschen (z.B. Petrus) wieder froh wurden. In dieser Predigt (Predigttext: Joh 21,15-25) konzentrieren wir uns deshalb auf den Jünger Petrus unter dem Motto: „Aus der Ohnmacht in die Vollmacht“ (= Predigtthema). Um die Lebensveränderung von Petrus veranschaulichen zu können, ist es hilfreich im Rahmen der Predigt auch einen biographischen Überblick zu Petrus rund um die Ereignisse während der Passion Jesu zu geben. Dreimal wurde Jesus von Petrus verleugnet (Joh 18,17f+25-27) – dreimal erscheint der auferstandene Jesus dem Petrus und den anderen Jüngern (Joh 21,14) – dreimal fragt Jesus nach der Herzenshaltung von Petrus (Joh 21,15-17). Was bei Jesus zählt ist die Liebesbeziehung (vgl. hierzu Joh 14,23f; 1Kor 16,22)! „Zum Liebesverhältnis kam das Dienstverhältnis! Die beiden schließen sich nicht aus. Wenn der Dienst aus Liebe geschieht und die Liebe immer wieder zum Dienst motiviert: ein herrliches Zwillingspaar! Diese beiden können und sollen zusammenfinden – nicht nur bei sogenannten ‚Vollzeitern‘. In jedes Christenleben gehören Liebe und Dienst“ (Dieter Theobald). Auch mit dieser Predigt zeigen wir also wieder auf, wie sich das Leben aller Nachfolger Jesu verändert, wenn sie dem Auferstandenen begegnen (damals und heute).

Für die Textlesung bietet die „Neue Genfer Übersetzung“ eine gut verständliche, lesbare und zuverlässige Übersetzung unseres Predigttextes (www.ngue.info).

2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Gerhard Maier. Johannesevangelium 2. Teil – Edition C Bibelkommentar 7 (S. 398-416).
* Werner de Boor. Das Evangelium des Johannes 2. Teil – Wuppertaler Studienbibel (S. 259-268).
* Wilhelm Busch. Von Bethlehem bis Rom. Die Wilhelm Busch Bibliothek 13. Neukirchen-Vluyn: Aussaat, 2006 (S. 138-144: http://www.clv-server.de/pdf/255681-13.pdf).

Hilfreiche Anmerkungen für die Verkündigung enthält der Predigttipp für den 11.06.2006 zu Joh 21,15-23 von Eckhard Löffler (siehe unter www.wbb-online.de/pt) und die Anregungen von Otto Schaude zu Joh 21,15-17 (S. 3-6 unter http://www.die-apis.de/uploads/media/Gemeinschaft_2008-04.pdf).

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 30.04.1995 mit dem Titel „Ein neuer Anfang“ (Joh 21,15-17), vom 07.05.1995 mit dem Titel „Führen, wohin du nicht willst“ (Joh 21,18+19), vom 10.04.1988 mit dem Titel „Erfülltes Leben“ (Joh 21,18-22), vom 13.04.1975 mit dem Titel „Hast du mich lieb“ (Joh 21,15-17) und vom 29.06.1975 mit dem Titel „Was Christen zu Persönlichkeiten macht“ (Joh 21,18-22). Diese Predigten findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Johannes 21] und „Autor“ [z.B. Winrich Scheffbuch] ausfüllt.

Zur geistlichen Situation von Joh 20,15-25 vgl. Joh 21,9 mit Joh 18,18 (siehe hierzu auch Wilhelm Busch. Gegenstände der Passion. Die Wilhelm Busch Bibliothek 2. Neukirchen-Vluyn: Aussaat, 2006. S. 88-94 [http://www.clv-server.de/pdf/255681-02.pdf]). Der Ort des Geschehens erinnert zwar an das Versagen des Petrus, aber zugleich ermöglicht Jesus gerade hier einen Neuanfang. Die Frage ist: Wo brennt mein Kohlefeuer (unbereinigte Sünde, zerbrochene Beziehung, tiefe Verletzung, Selbstanklage usw.)?

3. PREDIGTVERANSCHAULICHUNGEN

„Hier steht ein Mann, Petrus, im Rampenlicht. Aber vielleicht erkennen Sie sich in dem, was er erlebt hat. Sie kennen seinen Steckbrief? Petrus:
* ein Mann, auf den Gott seine Hand gelegt hatte.
* ein Mensch mit einschneidenden geistlichen Erfahrungen.
* ein Mann, der auf dem ‚zweiten Bildungsweg‘ zum Vollzeiter, zum Menschenfischer wurde.
* ein Senkrechtstarter im Jüngerkreis, mit ausgesprochenen Führungsqualitäten.
* ein Mensch, der im entscheidenden Moment jämmerlich versagte.
* ein Mensch wie wir, wie Sie und ich.
Wir kennen auch die Etappen seiner Negativ-Karriere:
* Überheblichkeit: ‚Wenn sich auch alle an dir ärgern – ich nicht!‘
* Mangelndes Durchhaltevermögen: Statt mit Jesus zu wachen, schläft er ein.
* Blinder Eifer: Er schlägt einem Knecht das Ohr ab.
* Verleugnung: ‚Ich kenne den Menschen nicht!‘
* Feigheit: Unterm Kreuz flohen sie alle – auch Petrus.
Die unterste Stufe dieser negativen Karriere mag er nun in dieser Phase erreicht haben. Enttäuscht und resigniert kehrt er zum alten Beruf zurück: ‚Ich will fischen gehen‘ (Dieter Theobald).

V. 15-17: Der Herr geht seinen Leuten nach, gerade in ihren Tiefpunkten. Die Seelsorge Jesu deckt auf, ohne neu zu verletzen und setzt wieder ein, ohne vergebene Vergangenheit nachzutragen. Wo Reue ist, da gilt: „Korrektur ja, aber so zart wie möglich“ (Alfred Christlieb). Hier erfolgt eine öffentliche Wiederherstellung dessen, was im Verborgenen zerbrochen und noch nicht geheilt ist (beachte: Lk 24,34; 1Kor 15,5). So ruft Jesus ihn bei seinem „alten“ Namen: Simon!

V. 18f: Mit was für einem Tod werden wir Gott verherrlichen? (nach John Piper)
Als Johannes sein Evangelium schrieb, war Petrus wahrscheinlich schon den Märtyrertod unter Kaiser Nero gestorben. Er konnte also, als er die Worte von Jesus über den Tod des Petrus niederschrieb, das Bild, das Jesus dabei gebrauchte, aus dem Rückblick auf das Geschehene erklären. Lesen wir die Worte von Jesus und den Kommentar des Johannes: [V. 18f]. Es ist nicht angenehm, von seinem Herrn und Meister hören zu müssen, dass man in seinem Dienst sterben wird. Die Worte waren etwas dunkel, aber Petrus wird ihre Botschaft verstanden haben, und wer weiß, mit was für einem Blick Jesus sie sagte. Aber das ist der Preis der Nachfolge Christi. Und er gilt nicht nur für Petrus. »Wer mir nachfolgen will, muss mich mehr lieben … als sein Leben. Sonst kann er nicht mein jünger sein« (Lk 14,26). »Wer sein Leben in dieser Welt liebt, wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es zum ewigen Leben bewahren« (Joh 12,25). »Wer von euch mir nachfolgen will, muss sich selbst verleugnen und sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen« (Mt 16,24). »Einige von euch werden sogar umgebracht werden. Und um meines Namens willen werden euch alle hassen« (Lk 21,16f). Nach der Überlieferung wurde Petrus während einer der Christenverfolgungen unter Kaiser Nero Mitte 60 n. Chr. gekreuzigt. Eusebius von Caesarea schreibt in seiner zu Beginn des 4. Jahrhunderts entstandenen Kirchengeschichte (Buch III.1): »Petrus hatte offenbar im Pontus, in Galatien, Bithynien, Kappadozien und Asien den Diaspora-Juden gepredigt; schließlich kam er auch noch nach Rom und wurde seinem Wunsch entsprechend mit dem Kopf nach unten gekreuzigt.« Jesus sagte das Märtyrertum des Petrus voraus. Er wusste, was für ein Tod es sein und wann er kommen würde. So viel Wissen konnte Petrus den Mut nehmen. Oder ihn daran erinnern, dass, komme was mag, der Herr Jesus nie von etwas überrascht wird. Und nicht nur das, sondern Jesus sagte diese Worte zu Petrus ja kurz nach seiner triumphalen Auferstehung von den Toten. Die Auferstehung von Jesus bedeutet, dass er »nie wieder sterben wird. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn« (Röm 6,9). Petrus wusste: Wenn er starb, wäre Jesus, der Herr, da, um ihm zu helfen. »Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch, bis ans Ende der Zeit« (Mt 28,20). Und nicht nur, um ihm beim Sterben zu helfen, sondern um ihn von den Toten aufzuerwecken: »Der Geist Gottes, der Jesus von den Toten auferweckt hat, lebt in euch. Und so wie er Christus von den Toten auferweckte, wird er auch eure sterblichen Körper durch denselben Geist lebendig machen, der in euch lebt« (Röm 8,11). Jesus wusste, dass ein Teil von Petrus diesen Tod nicht wollen würde. »Ein anderer wird dich führen und hinbringen, wo du nicht hingehen willst« (Joh 21,18). Selbst Jesus betete im Garten Gethsemane: »Mein Vater! Wenn es möglich ist, lass den Kelch des Leides an mir vorübergehen« (Mt 26,39). Und so ist es mit allen, die seinen Fußstapfen folgen. Schmerz ist Schmerz und überhaupt nicht schön. Nur eine höhere Liebe kann uns dazu bringen, ihn anzunehmen, wenn wir ihm ausweichen könnten, indem wir Christus einfach verleugnen. Johannes schreibt, dass Petrus mit seinem Tod Gott verherrlichen sollte. »So deutete Jesus an, auf welche Weise Petrus sterben würde, um Gott damit zu verherrlichen« (Joh 21,19). So wie Johannes dies formuliert, scheint er geglaubt zu haben, dass unser Tod immer der Verherrlichung Gottes dient. Der Unterschied liegt nur in der Art des Todes. Sind Sie dazu bereit – Gott groß zu machen in der Art, wie Sie sterben? Können auch Sie sagen: »Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn« (Phil 1,21)? Werden Sie diesen besiegten und doch so hässlichen und grausamen Feind willkommen heißen können? Wird der Verlust Ihrer ganzen irdischen Familie, Ihrer Freunde und Ihrer Güter klein erscheinen gegen die Aussicht, für immer bei Jesus zu sein? Nachdem Jesus den schrecklichen Märtyrertod des Petrus vorhergesagt hatte, sagte er ihm: »Folge mir nach.« »Lasst uns deshalb zu ihm hinausgehen, vor das Lager« (Hebr 13,13)“ (John Piper. Bis ins Innerste: Gedanken über das Wort Gottes. Holzgerlingen: Hänssler, 2005. S. 129-131).

V. 18-22: Was geht es dich an? Folge du mir! (nach John Piper)
„Nachdem er von den Toten auferstanden war, fragte Jesus Petrus dreimal, ob er ihn liebte. Dreimal antwortete er mit ‚Ja‘. Dann ließ Jesus Petrus wissen, wie er sterben würde – augenscheinlich durch Kreuzigung. Petrus fragte sich, was denn mit Johannes geschehen würde. Und so fragte er Jesus, ‚Was soll aber dieser?‘ Jesus ging nicht auf seine Frage ein und sagte stattdessen, ‚Was geht es dich an? Folge du mir nach!‘ Hier der gesamte Austausch. [V. 18-22]. Jesus unverblümte Worte – ‚Geht dich nichts an – folge du mir‘ – sind Musik für meine Ohren. Sie befreien von der erdrückenden Knechtschaft des Vergleichens, das zum Verhängnis werden kann. Manchmal, wenn ich die Anzeigen (alle zehntausend!) in Christianity Today überfliege, fühle ich mich entmutigt. Nicht so schlimm wie noch vor 25 Jahren. Aber ich finde diese Lawine von Vorschlägen für christliche Werke immer noch erdrückend. Ein Buch nach dem anderen, eine Konferenz nach der anderen, eine DVD nach der anderen – alles Anweisungen, wie man im christlichen Werk erfolgreich sein kann. Und alle senden mir ganz leise die Nachricht, dass ich es nicht geschafft habe. Das Singen im Gottesdienst könnte besser sein. Die Predigt könnte besser sein. Das Evangelisieren könnte besser sein. Die Seelsorge könnte besser sein. Das Jugendwerk könnte besser sein. Die Missionstätigkeit könnte besser sein. Und so funktioniert es. Kaufe dies. Gehe hier hin. Gehe dort hin. Mach es so. Und was alles noch schlimmer macht – einige dieser Bücher und Konferenzen stammen von mir! Deshalb erfrischen mich Jesus unverblümte Worte an mich (und an dich): ‚Was geht es dich an? Folge du mir nach!‘ Petrus hat sich gerade eine sehr schwierige Mitteilung anhören müssen. Du wirst sterben – unter Schmerzen. Sein erster Gedanke war zu vergleichen. Und wie steht‘s mit Johannes? Wird er leiden müssen, so wie ich? Wenn mein Werk so endet, wird seines auch so enden? Wenn ich schon kein langes Leben mit einem fruchttragendem Werk leben werde, wird er denn? So sind wir Sünder programmiert. Vergleichen. Vergleichen. Vergleichen. Wir sehnen uns danach zu wissen, wie wir im Vergleich mit Anderen abschneiden. Wir fühlen uns gut, wenn wir nur jemand finden können, der nicht so effektiv ist wie wir. Aua! Bis heute kann ich mich an die kurze Notiz erinnern, die der Studentenberater in Elliot Hall in meinem Abschlussjahr im Wheaton College aufhing. ‚Zu Lieben bedeutet, mit dem Vergleichen aufzuhören‘. ‚Was geht es dich an Piper? Folge du mir nach!‘
* Was geht es dich an, dass David Wells solch ein umfassendes Verständnis von der durchdringenden Wirkung der Postmoderne hat? Folge du mir nach!
* Was geht es dich an, dass Voddie Baucham das Evangelium so wirksam ohne Notizen verkünden kann? Folge du mir nach!
* Was geht es dich an, dass Tim Keller Verbindungen zwischen dem Evangelium und dem Berufsleben so klar erkennen kann? Folge du mir nach!
* Was geht es dich an, dass Mark Driscoll die Sprache und den Unsinn der populären Kultur so vollkommen versteht und verwenden kann? Folge du mir nach!
* Was geht es dich an, dass Don Carson 500 Bücher im Jahr liest und die Einsicht eines Seelsorgers mit der Tiefe und Durchdringlichkeit eines Gelehrten in sich vereint? Folge du mir nach!
Ich war hocherfreut als dieses Wort mich traf. Jesus wird mich nicht aufgrund meiner Überlegenheit oder Minderwertigkeit einem Anderen gegenüber verurteilen. Kein Prediger. Keine Kirche. Kein religiöses Werk. Diese sind nicht der Maßstab, an denen gemessen wird. Jesus hat ein Werk für mich, das ich tun muss (und ein anderes für dich). Das hat er keinem Andern gegeben. Die Gnade, es zu tun, ist da. Werde ich ihm vertrauen, dass er mir diese Gnade geben wird und werde ich das ausführen, dass er mir zu tun gegeben hat? Das ist die Frage. Oh, die Freiheit, die kommt, wenn Jesus hart wird! Ich hoffe, dass du heute Ermutigung und Freiheit findest, wenn du die Antwort von Jesus auf all deine besorgten Vergleiche hörst: ‚Was geht es dich an? Folge du mir nach!‘ Ich lerne mit euch, mich in Freiheit zu bewegen“ (John Piper unter http://de.gospeltranslations.org/wiki/Was_geht_es_dich_an?_Folge_du_mir!).

4. PREDIGTGLIEDERUNG

Aus der Ohnmacht in die Vollmacht, denn was morgen zählt,
a) ist die Weggemeinschaft (V. 15-17)
b) ist die Wegführung (V. 18+19)
c) ist die Wegweisung (V. 20-23)

oder – Jesus lieben heißt:
a) Mit Jesus reden!
b) Auf Jesus hören!
c) Mit Jesus leben!

oder nach Gottfried Voigt
Das Werk des Auferstandenen an dem Verleugner Petrus:
a) Lossprechung
b) Beauftragung
c) Führung