Monatsthema: Gott schafft Neues, indem er…
Predigtthema: … den Zweifel überwindet
Bibelstelle: Johannes 20, 24-31
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkung
Zu Unrecht wurde dieser Bericht lange überschrieben: „Der ungläubige Thomas“ oder „Der Zweifler Thomas“. Kein anderer Jünger hat damals so deutlich begriffen: Sünde, Tod und Teufel sind nur dann echt besiegt, wenn der Herr tatsächlich leibhaftig auferstanden ist.
Sogenannte „modernistische Theologen“ legten und legen dagegen Wert auf den „Osterglauben“ der Christen, die Begegnungen mit dem Auferstandenen in ihren eigenen Vorstellungen. (1)
Paulus wehrte solche Umdeutungen radikal ab (1. Ko 15, bes. V 14, 17, 19 und ff.).
Als Jünger war Thomas wohl eher ein Bedenkenträger (Jo 11, 6; 14, 5).
Weil gerade dieser Bericht aber GUT ausgeht, darf Hoffnung bestehen für viele „zweifelnde Thomasse“ von heute und das Wissen vom geduldigen Herrn (Ps 86, 15; 103, 8; 145, 8).
Thomas hat nach diesem Vorgang in Persien missioniert, „Thomaschristen“ finden sich heute noch in Indien.
Erklärungen und Tipps
V 24 Thomas wurde griechisch und aramäisch „Didymos“ (= Zwilling) genannt. Von seinem Bruder erfahren wir nichts.
Beim ersten Erscheinen Jesu im Jüngerkreis (V 19ff) war Thomas nicht dabei. Wir wissen nicht warum, aber er wird „Wichtigeres“ vorgezogen haben. (2) Wer aber fehlt, wenn Jesus seinen Leuten z. B. im Gottesdienst begegnet, verliert Wichtiges.
V 25 NACH dem ersten Treff bezeugen die Jünger den Auferstandenen. Thomas war nicht dabei, meint aber, etwas dazu sagen zu müssen. (3)
Thomas stellt eine ZEICHENforderung (Ri 6, 17ff. 35ff.). ER will nicht nur SEHEN wie die Jünger, sondern auch PRÜFEN.
Die Bedingung ist richtig und unrichtig zugleich. 1. Er weiß: Lieber eine schlimme Wahrheit als einen Glauben, der sich Jesus vorstellen muss. Nur wenn Jesus unzweifelhaft lebt, hat er den Teufel besiegt.
Gelernt hat er diese kompromisslose Suche nach Wahrheit übrigens bei Jesus selbst (Jo 18, 37b). (4)
2. Zu weit geht er, weil hier nicht nur seine „Jüngerkollegen“ herausgefordert werden, sondern Gott.
V 26f „Nach 8 Tagen“ meint eine Woche, wie bei uns. Die Regel der Jesusleute, sich sonntags zu treffen, beginnt. Warum ist Thomas plötzlich da? (5) Warum kommt Jesus ausgerechnet jetzt? Er lässt seine Leute nicht einfach fallen.
Er kennt alle Glaubenshindernisse.
Sein Eingehen auf die Bedingungen des Thomas zeigt die unendliche Demut Jesu. Er muss nicht, aber er will, dass alle Menschen zum Glauben kommen (1. Tim 2, 4). Gott erfüllt Bedingungen. (6)
Problem: Der „Mensch von heute“ stellt kaum Bedingungen: „Lass mich in Ruhe mit eurer Bibel!“
Gott erfüllt aber auch diese Bedingung und lässt Menschen auf deren Wunsch immer mal „allein“, – kann ihnen aber auch dort begegnen.
Thomas wollte Jesus greifen, um ihn begreifen zu können. Hat er ihn angefasst? Die Wirklichkeit Gottes bleibt ÜBERBEGREIFLICH (Eph 3, 20). Unser Verstand reicht nicht aus, um Gott zu verstehen.
Thomas sieht sich aber in ganz neue Räume gestellt. ER erkennt, dass er von Christus schon völlig erkannt ist (Ps 139, 1-6ff.). Jesus zitiert Worte des Thomas, obwohl dieser „wusste“, dass Jesus gar nicht dabei war.
Menschen sind von Jesus gehört und gesehen, geliebt und ihm bekannt, auch wenn er manchmal weit zu sein scheint.
Die Sprache der Nägelmale beschreibt deutlich die Liebe Jesu gerade auch für Thomas.
„Herr und Gott“ sind Namen, die allein Gott zustehen. Sie dürfen von Menschen nicht nebenbei, gedankenlos oder unpassend gebraucht werden (2. Mo 20, 7).
BEKENNTNISSE wirken bei Zuhörern oft Nachdenken.
„MEIN“ beschreibt, dass Thomas nun für sich in Anspruch nehmen kann, dass der Auferstandene SEIN Herr ist. Die schreckliche Abwesenheit Gottes ist vorbei.
Jesus rät zum Glauben und zum Vertrauen. (7)
Wer nicht vertraut, erlebt nichts.
Jesus hat nur eine Bedingung: Glaube meinem Wort.
Und nun muss er nicht fort und fort all seinen Mitarbeitern seine Hände und die Seite zeigen, damit Vertrauen entsteht.
Es war immer wieder dieser GLAUBE, klar, fest und gewiss, dass Nachfolger Jesu den Verlust ihrer Güter, Gefängnis, Trauer und sogar den Tod erlitten haben. (8)
Der GLAUBE ist so mächtig, dass Petrus schreibt „Ihn habt ihr nie gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht und freut euch mit unaussprechlicher, herrlicher Freude.“
V 30f Die Bemerkung „dieses Buch“ schließt einige später erschienene Schriften (9) aus, aber nicht die Wunderberichte aus den anderen drei Evangelien.
Die Jünger waren AUGENZEUGEN, denen man damals Rückfragen stellen konnte.
Jünger sind Erwählte, Beauftragte, Gesandte. Sie sagen der Welt weiter, was sie erkannt haben, wie vertrauenswürdig Gottes Wort und wie zuverlässig seine Versprechungen eintreffen.
„In seinem Namen“ bezieht in der Bibel immer den Aussteller der Prokura ein. DER handelt letztlich.
ZIEL bleibt der Glaube an diesen Herrn Jesus.
Gliederungs- und zusätzliche Themenvorschläge
I. (nach Gerhard Maier)
1. Ein Dank an den nüchternen Thomas
2. Die neue Wirklichkeit sprengt alle bisherigen Begriffe
3. Die neue Wirklichkeit führt auch Thomas zum Glauben
II.
1. Der Mensch meint, Gott etwas sagen zu müssen.
2. Gott hat dem Menschen etwas zu sagen
3. Das Gespräch miteinander
____________________________
Fußnoten
(1) Auch Bischöfe legen in der Frage des LEEREN Grabes z. T. mit frommen Worten Wert auf eine Interpretation, die von einem naturwissenschaftlichen Verständnis abweicht, z.B. Horst Hirschler (Hannover), Ulrich Fischer (Baden), Manfred Kock (Rheinland).
(2) Wie leicht lassen sich Geschwister vom Besuch der Gemeindeversammlungen abhalten – und durch was?
Noch leichter lassen sich viele Naturwissenschaftsgläubige von Begegnungen mit Jesus abhalten.
(3) Leute, die „gar nicht dabei“ waren, geben oft ihr Urteil ab. Die Medien leben von solchen Berichten.
(4) Menschen fallen zu oft auf einen sympathischen Schein herein. Man muss doch auch was sehen und erleben können… Deutlich in vielen prunkvollen (oft katholischen) Kirchenbauten, bei Prozessionen, aber auch im evangelischen Bereich bestehen Wünsche nach „Erlebnisgottesdiensten“.
(5) Manchmal ist man überrascht, dass XY plötzlich wieder im Gottesdienst sitzt.
Christus ist da! – beim zurückhaltenden Thomas und den verängstigten Jüngern.
z. B. Paul Claudel, ein atheistischer Literat Frankreichs, beschreibt selbst: Er ging in Paris spazieren und kam an der Kirche Notre Dame vorbei. Weil Gottesdienst war, betrat er den Eingang weiter hinten. Viele saßen unter dem Wort und wahrscheinlich hörten nicht alle zu. Paul Claudel wurde aber vom Bibelwort getroffen und er schreibt: „Als Betroffener und Umgewandelter verließ ich die Kirche“. Eine Messingplatte im Fußboden am Steinpfeiler erinnert: „Hier bekehrte sich Paul Claudel“.
(6) August Winnig (1878-1956), ein „Denkertyp“, war Chefredakteur der sozialdemokratischen Zeitschrift und Vorsitzender des Dt. Bauarbeiterverbandes. Er kam vor dem Weltkrieg „zum Glauben im Zuge eines Nachdenkens“ über Gottes Wort. Nach dem Krieg gehörte er zu den Gründern der CDU.
Gott kann jedem SO begegnen, dass er es verstehen kann.
(7) Das ist schon im Menschlichen so:
„Herr Doktor, warum wollen Sie mir diese Spritze verpassen? Was ist da überhaupt drin? Sind Sie ganz sicher? Ist bei ihnen schon mal jemand gestorben?“
„Lieber Taxifahrer, bevor ich mich Ihnen anvertraue: Haben Sie einen gültigen Führerschein? Gab es bisher Unfälle? Waren Sie beim Fahren schon mal unsicher?“
(8) Christenverfolgungen haben keinen Seltenheitswert, auch nicht in Europa.
Beispielhaft die evangelischen „Salzburger Exulanten“, die 1731 gezwungen wurden, zwischen persönlicher Bibellese und kurzfristiger Auswanderung zu wählen. Komplette Dorfeinwohnerschaften wanderten bis Ostpreußen.
(9) z. B. ein sogenanntes Thomasevangelium, in dem Jesus kuriose, angebliche Wunder vollführt haben soll.