Predigtthema: Glaubenszeuge Gideon: Gott beginnt die Rettung
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Das Volk Israel ist in das verheißene Land eingezogen. Was Gott ihnen versprochen hat, hat sich erfüllt und nun steht einem erfüllten Leben nach Gottes Geboten eigentlich nichts mehr im Wege. Aber in Kanaan angekommen war schnell vergessen, was Gott alles für sein Volk getan hatte. Die Israeliten werden immer mehr wie die umliegenden Völker, von denen sie sich doch eigentlich unterscheiden sollten. Sie kehren sich ab von Gott und seinen Geboten und zwar immer mehr und immer schlimmer. Das Buch Richter ist die Chronik des religiösen und moralischen Niederganges des Volks Israel. Was sein Volk tut ist Gott nicht egal – und hat Konsequenzen. Wie in den „Bundesflüchen“ festgehalten bewirkt Abkehr von Gott Unglück (3Mo 26,14-16). Als eine Folge des Abfalls erlaubt es Gott fremden Völkern, die Israeliten zu unterdrücken z.B. den Midianiter, den Ammonitern oder den Philistern. In der Not wendet sich das Volk Israel dann wieder zu Gott und bittet ihn um Hilfe. Und trotz all ihrer Taten erhört Gott dieses Flehen. Er beruft und beauftragt Richter, Führungspersönlichkeiten, die sein Volk befreien und führen sollen. Aber sind die Israeliten erst einmal befreit, so dauert es nicht lange, bis sie sich wieder von Gott abwenden und der verhängnisvolle Zyklus aus Ungehorsam, Unterdrückung, Hilferuf und Befreiung wieder von vorn beginnt. Im Buch Richter werden die Geschichten dieser „Richter“ (der hebräische Titel kann neben Richter auch Befreier oder Retter bedeuten) erzählt. So auch die von Gideon, dessen Berufungsgeschichte Teil des Predigttextes bildet. Wichtig zu verstehen ist dabei, dass die Geschichten der Richter keine Heldengeschichten darstellen sollen. Auch die Richter sind Menschen mit Schwächen und Fehlern, die von Gott aber trotzdem gebraucht werden. Das Richterbuch schildert ein Israel im moralischen Verfall – es beschreibt dabei, ohne zu beschönigen. Das führt auch zu vielen Beschreibungen von Verhalten, das kaum mit den moralischen Maßstäben der Bibel in Einklang zu bringen ist. Die Beschreibung dieser Geschehnisse zeigt, wie ehrlich die Bibel mit menschlichen Schwächen umgeht. Es sollte aber nicht mit einer Gutheißung dieses Verhaltens verwechselt werden.
Vor Gideon wurde die Richterrolle in einer Art Doppelposition durch Deborah und Barak besetzt. Zu beachten ist aber, dass die Richter nicht unbedingt für ganz Israel gleichzeitig zuständig waren – so betrifft Ri 4,1-5,31 den Norden des Landes, während sich die Geschichte von Gideon im mittleren Landesteil abspielt.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- „Kommentar zum Alten Testament“ von William MacDonald
- Der Neue Matthew Henry Kommentar: „Jesaja-Maleachi“ von Matthew Henry
Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die MacArthur Studienbibel (S. 366-368).
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
V. 1: Für den Leser ist es ein sehr abrupter Bruch mit den vorherigen Geschehnissen: Eben noch wird die große Rettungstat Gottes durch Deborah und Barak beschrieben und gelobt (Ri 5,31) – und im nächsten Vers bereits wieder der Abfall der Israeliten von Gott beschrieben. Was Gott auch tut, die Israeliten schaffen es nicht, ihm lange die Treue zu halten. Die Konsequenzen daraus sind nicht überraschend: Gott gibt sein Volk in die Hände fremder Mächte. In diesem Fall die Midianiter. Dieser Vers ist deswegen so wichtig, weil die nächsten Verse auch als ein rein menschliches Unglück gedeutet werden können. Aber das ist nicht der Fall. Was hier passiert ist Gottes Wille und die direkte Folge eines geistlichen Missstandes.
V. 2-6: Die Midianiter waren die Nachkommen von Midian, dem Sohn von Abraham und einer seiner Nebenfrauen namens Ketura (Gen 25,1-6). Midian wurde von Abraham schließlich fortgeschickt und zwar nach Osten, jenseits des Jordans. Und genau das ist auch die Richtung, aus der jetzt ihre Angriffe erfolgen. Die Midianiter waren ein Wüstenvolk, genauso wie die Amalekiter. Die Amalekiter waren die Nachfahren von Amalek, der selbst ein Enkel von Esau war (Gen 36,12.16). Beide Völker treten als Feinde Israels bereits in den Mosebüchern auf (Ex 17,8-16; Num 31). Damals schenkte Gott durch Mose den Sieg über diese Feinde – dessen Rolle soll nun Gideon übernehmen. Seine Berufungsgeschichte weist auch sonst einige Parallelen zu Mose auf. Dazu später mehr. Die Invasoren fielen regelmäßig in Israel ein und zerstörten die Ernte der Israeliten und nahmen Nahrung sowie „Schafe, Rinder und Esel“ mit sich – diese wirtschaftlich wertvollen Tiere zu verlieren war damals gleichbedeutend mit dem Verlust der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit. Die eigentliche Initiative für die Raubzüge schien von Midian auszugehen (Ri 6,1), vermutlich beteiligten sich die Amalekiter aber an diesen, als günstige und einfache Möglichkeit sich zu bereichern. Der Ablauf der Raubzüge wird in V.3-4 beschrieben. Anscheinend fielen die Midianiter und Verbündete über den Jordan in Israel ein, und lagerten dort mit ihren Viehherden und Zelten. Die Herden konnten dann in Israel weiden, während parallel Raubzüge tiefer ins Landesinnere von Israel hinein stattfanden (bis hin nach Gaza, die Grenze im Südwesten Israels zum Land der Philister). Durch die große Zahl der Invasoren (V.5) konnten die Israeliten den Eindringlingen nichts entgegensetzen, ihnen blieb nicht viel anderes übrig, als sich in Höhlen und auf Bergen zurückzuziehen. Die ganze Situation erinnert sehr an einen Teil aus den „Bundesflüchen“ (5Mo 28,50-51)
V. 7-10: In ihrer Not rufen die Israeliten zu Gott und er sendet ihnen einen Propheten. Aber dieser ist anders als Deborah, die von Gott zur Befreiung seines Volkes gebraucht wurde. Die Rolle dieses Propheten ist es, die Israeliten ihre Untreue vor Augen zu führen – durch die sie eigentlich ihr Anrecht auf Errettung verspielt haben. Hier spricht Gott klar an, dass die Israeliten nicht meinen können, ihr Rufen zu ihm sei eine automatische Garantie für bald folgende Erlösung. V.10 ist ein Verweis auf die ersten beiden Gebote und ist damit gleichzeitig eine Anklage des Volkes: Sie fürchten (im Sinne von anbeten, dienen) die Götter der Kanaaniter eben doch, sie sind Gott untreu geworden, sie halten sich nicht an seine am Sinai abgegebenen Gebote. Von den zehn Geboten reicht ihr Gehorsam nicht einmal für die ersten zwei. Die ganze Formulierung dieses Absatzes (besonders Ri 6,7) erinnert sehr an Ex 2,23-25. Im ersten Moment erscheint der Ausgang ein anderer zu sein. Aber trotzdem setzt Gott nun Ereignisse in Gang, die schlussendlich zur Rettung seines Volkes führen werden. Dafür fehlt nun nur noch ein „Mose“ – und den lernen wir im nächsten Absatz kennen.
V. 11: Nun lernen wir Gideon kennen. Nach Meinung einiger Kommentatoren lautetet sein richtiger Name Jerubbaal und Gideon ist als ein Spitzname zu verstehen. Gideon gehörte zum Clan der Abiesriter. Diese gehörten zum Stamm Manasse (Jos 17,2). Sein Vater war Joasch. Joasch war anscheinend ein wohlhabender und einflussreicher Mann – denn allein Gideon als sein Sohn hatte zehn Diener (Ri 6,27) und zudem hatte Joasch einen Baalsaltar errichten lassen, der so groß war, dass dessen Zerstörung für großen Aufruhr in der Dorfgemeinschaft sorgte – den Joasch dann wiederum allein durch sein Reden beenden konnte.
In Gideons Berufung finden sich viele Parallelen zur Berufung von Mose in Ex 3. Beide arbeiten „versteckt“ vor ihren Feinden (bei Gideon die Midianiter, bei Mose seine Ankläger wegen seines Mordes), erhalten beide dieselben Worte der Bevollmächtigung („Ich habe dich gesandt“ – Ri 6,14; Ex 3,12) und beide fühlen sich zuerst unzureichend für ihre große Aufgabe. In beiden Geschichten findet sich außerdem ein Gotteserlebnis, das mit Feuer zu tun hat und zu Gottesfurcht führt (verzehrendes Feuer bei Gideon führt zu Ri 6,22; brennender Dornbusch bei Mose führt zu Ex 3,6). Im Vergleich mit Barak, dem vorhergehenden Richter wird eine weitere Parallele zu Mose deutlich: Barak wird durch eine Prophetin berufen, Gideon direkt durch Gott selbst – und das ist nur der Anfang einer Reihe von Dialogen in denen Gideon und Gott direkt miteinander reden (Ri 6,25.36.39; 7,2.4.7.9). Diese Direktheit der Kommunikation mit Gott erinnert ebenfalls an Mose (Dt 34,10).
Der Engel des HERRN ist kein gewöhnlicher Engel, sondern eigentlich Gott selbst. Er tritt an dieser Stelle nicht zum ersten Mal im Buch Richter auf (Ri 2,1; 5,23), aber in diesem Fall bringt er keine Verurteilung, sondern Rettung. Er sitzt unter „der Eiche“ von Joasch. Der bestimmte Artikel legt die Vermutung nahe, dass es sich bei diesem Baum um einen besonderen Ort handelt. Wenn sie Joasch gehört, der ein bedeutender Mann war, so stellt sie möglicherweise den Ort dar, an dem dieser saß und die Streitigkeiten anderer schlichtete oder in sonstiger Weise seine Autorität ausübte. Falls dies der Fall wäre, dann wäre das Sitzen des Boten genau an dieser Stelle auch eine Botschaft: Dass für Gideon nun eine Phase anbricht, die nicht mehr unter der Autorität seines Vaters steht, sondern unter der Autorität Gottes.
Gideon drischt das Getreide in einer Weinkelter. Normalerweise hätte man das gedroschene Getreide auf einer Anhöhe in die Luft geworfen um vom Wind Spreu und Weizen trennen zu lassen (Der schwerere Weizen fällt nach unten, das leichtere Spreu wird vom Wind weggetragen.). Das Dreschen des Getreides auf einer Anhöhe hätte möglicherweise die Aufmerksamkeit der Midianiter auf sich gezogen. Deswegen drischt Gideon in einer Weinkelter. Diese bestanden aus zwei Aushöhlungen im Gestein – eine Position, die Schutz vor Blicken bot aber gleichzeitig auch das Trennen von Spreu und Weizen erschwerte.
V. 12: Der Bote „erscheint“ – der hier stehende hebräische Begriff wird in den Mosebüchern gerne für Gotteserscheinungen benutzt. Ein erster Hinweis darauf, dass dieser Bote mehr ist als ein gewöhnlicher Engel oder Mensch – sondern selbst eine Gotteserscheinung. Das wird Gideon aber erst später im Text bemerken. „Der HERR ist mit dir, du streitbarer Held!“ – ist kein gewöhnlicher Beginn für ein Gespräch, deutet aber bereits ein Thema an, dass im Text noch eine zentrale Rolle spielen wird: Wo ist Gott, wenn man ihn braucht? Gideon der sich aus Furcht vor dem Feind versteckt ist natürlich auch nicht gerade so, wie man sich einen Helden vorstellt – aber vielleicht handelt es sich dabei auch einfach um eine schmeichelnde Anrede um Gideons Interesse zu gewinnen.
V. 13: „Gott ist mit dir“ – Dass Gideon ein Problem mit diesem Ausspruch hat zeigt seine Reaktion. „Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann alles wiederfahren?“. Seine Anklage an Gott ist, dass dieser sein Volk aus Ägypten befreit hat – und jetzt scheinbar sein Volk vernachlässigt (denn wie könnten sonst die Midianiter in Israel einfallen?). In seinen Gedankengängen finden wir dabei einige Fehler. Erstens bezieht sich der Ausspruch des Boten nicht auf Israel als Ganzes, sondern ist an ihn persönlich gerichtet. Zweitens hat Gott Israel nicht verlassen – das genaue Gegenteil ist der Fall: Die Israeliten haben sich von Gott abgewandt (und der Einfall der Midianiter ist die Folge davon). Und schlussendlich gibt Gideon sogar zu, dass er und seine Zeitgenossen sogar Bescheid wissen über die Taten und Wunder Gottes während der Wüstenwanderung. Die Aussage das seine Generation also Gott nicht „kennt“ (Ri 2,10) ist also kein Mangel an Wissen (der die Schuld ihrer Vorfahren wäre) sondern ein Mangel an Gehorsam gegenüber Gottes Wegen und eine wissentliche Abkehr von dem Weg ihrer Vorfahren – was umso schlimmer ist. Gideon kennt die Taten Gottes in der Vergangenheit – aber für ihn verlieren diese, angesichts der Krisen der Gegenwart, ihre Vergewisserungskraft. In dieser Gefahr stehen auch wir als Christen heute.
V. 14: Der Bote wird hier noch einmal klar mit Gott identifiziert (was Gideon aber immer noch nicht verstanden hat). Für den Zuspruch des Boten („Gott sei mit dir du streitbarer Held“) ist es egal was Gideon gerade gesagt hat oder wie er sich gerade fühlt. Gideon fühlt sich nicht wie ein mächtiger Held – aber er ist einer, denn er wurde von Gott dazu auserwählt sein Volk zu befreien. Das ist alles, was zählt. Der Zuspruch von Gottes Gegenwart ist alles, was Gideon brauchen könnte.
V. 15-16: Gideon spricht Gott noch immer, wie einen gewöhnlichen Menschen an („mein Herr“) – ganz begriffen hat er noch nicht, mit wem er redet. Auf jeden Fall sieht er sich selbst als unzureichend für die ihm übertragene Aufgabe. Ganz mittellos und unbedeutend ist er nicht, immerhin hat er zehn Diener (Ri 6,27). Vielleicht erscheint ihm auch das für diese Aufgabe zu wenig – oder er versucht sich mit dieser Ausrede aus der Affäre zu ziehen. Aber Gott lässt Gideons Ansichten nicht gelten. Seine versprochene Gegenwart reicht mehr als aus, um jede Unzulänglichkeit von Gideon unwichtig zu machen. Es geht nicht um Gideons menschliche Ressourcen, sondern um Gottes himmlische Mittel – und die sind immer genug.
V. 17: Nun scheint Gideon zu ahnen, wer mit ihm reden könnte. Zumindest spricht er nun davon „Gnade gefunden zu haben“ – das kann sich zwar auch auf Menschen beziehen (Gen 33,8), ist aber auch das, was über Noah, Abraham und Mose in ihrer Beziehung zu Gott gesagt werden konnte (Gen 6,9; 18,3; Ex 33,12). Ganz sicher ist er sich noch nicht, seine leise Vermutung will er erst noch bestätigen – diese Art von Vorsicht ist typisch für ihn, wie sich später noch zeigen wird. Damit will er sich einerseits vergewissern, dass er wirklich mit Gott redet und andererseits, dass er sich auch wirklich auf die versprochenen Dinge verlassen kann.
V. 18-20: Gott lässt sich auf Gideons Forderungen ein – und wartet auf Gideon. Das braucht einiges an Zeit, den Gideon bereitet einiges vor. Allein ein Zicklein würde eigentlich schon als Mahl für einen Besucher reichen – ein Scheffel Mehl (22 Liter) ist aber viel mehr als für eine Person benötigt werden würde. Ein so üppiges Mahl ist eine implizite Einladung für den Besucher, es anders zu behandeln als eine Mahlzeit und genau das tut der Besucher auch. Auf seinen Befehl hin wird der Stein zum Altar gemacht.
V. 21-23: Die Opfergaben gehen auf Befehl des Boten in Flammen auf. Dann verschwindet dieser. Gideon hat nun das Zeichen bekommen, dass er gesucht hat. Es lässt sich nun nicht mehr leugnen, wer ihm da begegnet ist. Und nun bekommt Gideon es mit der Angst zu tun: Er hat den HERRN gesehen, muss er also nun sterben (Ex 33,20)? Aber all diese Furcht bannt Gott mit seinem ersten Wort: „Friede“ (Shalom) – Gideon muss sich keine Sorgen machen. Gott spricht ihm Frieden zu – und er hat mit Gideon noch einiges vor.
V. 24: Gideons dankbare Reaktion auf sein Erleben ist der Bau eines Altars. Und er benennt ihn nach den zwei Worten, die für ihn nach diesem Erlebnis prägend sind: „Der HERR“ (der ihm begegnet ist) „ist Frieden“ (das erlösende Wort, das ihm zugesprochen wurde). Gideon ist Gott begegnet und hat von ihm Frieden zugesprochen bekommen. Im Moment gibt es für ihn nichts Größeres als das. Gott hat gewirkt und gesprochen – in diese Welt und in diese Geschichte hinein. Der Altar, an dem all dies geschehen ist, steht zum Zeitpunkt der Abfassung des Buches noch – und ist damit ein konkreter Beweis dafür, das Gott in die Geschichte hineinwirkt, real und Anfassbar. Auch Gideon muss sich nach diesem wundersamen Ereignis seiner ganz normalen Lebensrealität stellen.
Aber er muss sich dieser Realität nicht alleine stellen.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Die Geschichte von Gideon geschieht vor dem irdischen Kommen Jesu. Unsere Beziehung zu Gott kann durch Christus in uns sehr viel tiefer sein, als Gideon es sich je hätte vorstellen können. Aber auch wir können in Situationen kommen, in denen unser Vertrauen auf Gott geprüft wird. Gideon ist ein Richter, ein Retter und Befreier – und trotzdem ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Und damit ist auch er nur eine Vorstufe auf dem Weg zu dem wahren „Richter“ – Jesus Christus, der rettet, befreit und richtet. Und dabei vollkommen gerecht ist.
2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Gideon kennt Gott und dessen Geschichte mit seinem Volk. Und trotzdem tut er sich schwer damit, dieses Wissen in seine eigene Situation hineinwirken zu lassen. Die Probleme seiner Gegenwart überlagern sein geistliches Wissen. So kann auch unser biblisches Wissen für uns gefühlt die Relevanz verlieren, wenn wir in Ausnahmesituationen stecken. Hier heißt es sich neu auf die Versprechungen Gottes zu besinnen, die er uns gibt (in unserem Fall in der Regel durch die Bibel).
3. Sagen, wo es hingeht
Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Winfried Scheffbuch vom 06.08.1995 mit dem Titel „Gideon – wie Gott stark macht“. Diese Predigt findet sich unter: https://crossload.org/inhalte/09pam5qbhH/Gideon-wie-Gott-stark-macht-Winrich-Scheffbuch
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
- Egal wen, Gott kann jeden gebrauchen
- Mit Gottes Hilfe ist keine Aufgabe zu groß
- Wir dürfen nicht zulassen das unsere Krisen Gottes Versprechen überlagern
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Gideon ist ein Mensch, der in einer Krisensituation lebt. Die Lage seines Volkes ist schlimm. Und er lässt zu, dass diese Situation sein Gottesbild prägt und seine Beziehung zu Gott beeinflusst. Auch wir können in diese Gefahr geraten, dass die Stürme des Lebens das Boot unseres persönlichen Glaubens gefährlich ins Schwanken oder vielleicht sogar ins Kentern bringen. Wie damit umgehen? Indem wir uns Gott zuwenden. Die Verantwortung für unsere eigene Situation übernehmen und uns daran erinnern, wer er ist, was er uns zugesagt hat und was er mit uns tun will. Damit wir durch unsere Beziehung zu ihm gestärkt und gekräftigt werden. Schlussendlich ist das alles, was wir brauchen, um so jeden Sturm unsers Lebens überstehen zu können.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
a) Enttäuschter Anspruch (V. 1-10)
b) Verletzter Einspruch (V. 11-15)
c) Treuer Zuspruch (V. 16-24)
(Lukas Streeb)