Johannes

Predigthilfe vom 20. April 2025 – Johannes 20,1-10

Predigtthema:           Wettlauf zum Grab

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Kontext des Predigttextes

Vorher

In der Perikope Johannes 19,38-42 bittet Josef von Arimathäa, dass er den Leichnam von Jesus bekommt. Ihm wird dies bewilligt von Pilatus (V.38). Jesus wird in Leinentücher eingewickelt (V.40) und sein Körper wird mit wohlriechenden Ölen behandelt, wie dies Brauch war bei den Juden (V.40). Sie legen Jesus in ein neues Grab, welches an den Garten angrenzte.

Nachher

In den Versen nach dem Predigttext steht Maria am Grab und dort begegnet sie dann den Engeln und schließlich auch Jesus selbst, der sie anspricht. Die Perikopen sind zeitlich sehr nah beieinander. Vers 10 unseres Predigttextes verdeutlicht dies und leitet über in die nächste Perikope. Dieser ist der Predigttext von nächster Woche.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Vers 1

Vers 1 beginnt mit einer Zeitangabe: „Am ersten Tag der Woche“, diese Angabe findet sich auch in den anderen Evangelien (Mk16,1; Lk. 24,1; Mt. 28,1) und macht deutlich, dass es der Tag nach dem Sabbath ist, was unser heutiger Sonntag ist.

Maria begibt sich hier zum Grab von Jesus. Johannes erwähnt hier nur Maria, dass sie zum Grab geht, aber in den anderen Evangelien erfahren wir (Mk16,1; Lk. 24,1; Mt. 28,1)), was Johannes hier voraussetzt, dass auch andere Frauen mit ihr zum Grab gingen. Vers 2 bestätigt, dass Maria von Magdala eben nicht allein dort war, als sie zu den Jüngern sagt: „Wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ Sie spricht hier in der 1. Form Plural, was verdeutlicht, dass auch andere (Frauen) mit ihr beim Grab waren.

Es ist interessant, dass die Frauen wohlriechende Öle kauften und diese mitnahmen, da sie den Leichnam Jesu somit länger frisch halten wollten. Es zeigt sich, dass wir hier keine Hoffnung oder Überlegungen einer möglichen Auferstehung erkennen.

Die Überraschung ist dann groß, als sie an das Grab kommen und der Stein, welcher das Grab verschlossen hatte, nicht mehr da ist. Es geht nicht aus dem Text hervor, wie die Frauen in das Grab kommen wollten.

Vers 2

Die Reaktion von Maria, als sie das leere Grab sieht ist voller Furcht, sie weiß nicht was geschieht und ihr Rückschluss auf das leere Grab, in welches sie also geschaut hatten, ist, dass jemand den Leichnam Jesu gestohlen haben muss. Dies war auch zur damaligen Zeit möglich und wurde darum schwer bestraft.

Sie rennt zu dem Jünger, den Jesus lieb hatte (=Johannes, den Autor des Evangeliums; Vgl. Joh 13,23; 19,26; 21,7. 20) und zu Petrus und berichtet ihnen diese Begebenheit.

Sie war in Sorge darum, wo sie denn nun diesen Leichnam hingebracht hatten. Johannes legt hier keinen Schwerpunkt auf das, was davor geschehen ist. Matthäus berichtet uns (Mt. 27,64), dass die Pharisäer genau diese Angst gehabt hatten, sie hatten die Angst, dass jemand den Leichnam stehlen würde, um dann behaupten zu können, dass ihn jemand gestohlen hätte. Ihr Maßnahmen dagegen waren deutlich, sie erbaten Wachen und diese wurden auch bewilligt, somit war ein Leichenraub, eigentlich nicht denkbar.

Vers 3-5

Petrus und Johannes rennen daraufhin los, sie trödeln nicht, sondern sie rennen. Es war eine Dringlichkeit in ihrem Laufen zum Grab. Johannes berichtet als einziger von dieser Begebenheit. Ebenso berichtet er von diesem Wettlauf, dass er schneller war und als erster am Grab ankommt.

Johannes wirft einen ersten Blick in das Grab geht aber noch nicht hinein. Warum er nicht hineingeht, erfahren wir im Text nicht.

Vers 6-7

Petrus erreicht das Grab kurze Zeit später und im Gegensatz zu Johannes geht Petrus in das Grab hinein. Er schaut nicht nur, sondern er will ganz nah dran sein: Sehen, erkunden, verstehen was geschehen ist. Petrus erkennt zwei Dinge: Es liegen die Leinentücher, also die Tücher, mit denen man Tote eingewickelt hat, dort und zudem das Schweißtuch, welches Jesu aufgelegt wurde auf seinen Kopf. Petrus will Gewissheit haben: Ist der Leichnam wirklich weg?

Das Ergebnis ist, es ist kein Leichnam mehr in dem Grab. Was Petrus allerdings findet, sind die Kleidung, die Leinentücher, mit denen Jesus eingewickelt worden ist. Hätte jemand den Leichnam mitgenommen, dann hätte er sich sehr wahrscheinlich nicht die Mühe gemacht, dass er vorher am Tatort den Leichnam ausgewickelt hätte.

Eine bemerkenswerte Parallele tut sich hier auf: Als Lazarus von Jesus auferweckt wurde, kommt er aus seinem Grab hervor (Joh 11,44). Ein wesentlicher Unterschied ist, dass Lazarus noch die Grabtücher anhatte, er musste ausgewickelt werden. Jemand musste ihm die Leinentücher abnehmen. Jesus hatte nach seiner Auferstehung keine Leinentücher an. Es wird deutlich – da ist ein großer Unterschied zwischen den Auferstehungsberichten. Lazarus kommt wieder zum Leben in diese Welt, er wird noch einmal sterben, er ist zurückgekommen in seine alte Form und seinen alten Körper, bei Jesus ist dies anders. Jesu Leib nach seinem Tod ist anders, er kommt nicht in seine leibliche Hülle zurück. Der Auferstehungsleib Christi ist anders, nicht mehr vergänglich, er wird nicht sterben und ist auch nicht mehr an Zeit und Raum gebunden, was die Erscheinung Jesus unter seinen Jüngern verdeutlicht (Joh 20,19).

Vers 8

Nachdem Petrus in das Grab gegangen ist, geht nun auch Johannes hinein. Und dann berichtet Johannes uns, dass er sah und glaubte. Was sah und glaubte Johannes?

Manche Ausleger meinen, er glaubte Maria, dass der Leichnam wirklich weg war, aber diese Auslegung verkürzt und wird dem Wortsinn von „glaubte“ nicht gerecht. Vielmehr ist folgendes in den Blick zu nehmen:

Gerade die Kombination „sah und glaubte“ erinnert an Exodus 14,31, wo es heißt „So sah Israel die mächtige Hand, mit der der Herr an den Ägyptern gehandelt hatte. Und das Volk fürchtete den Herrn und sie glaubten ihm und seinem Knecht Mose.“ Johannes sah die Leinentücher liegen, er sah, dass Gott hier eingegriffen hatte, er sah und verstand, was dies bedeutet: Jesus war nicht mehr tot; Jesus war auferstanden.

Johannes berichtet uns hier sein Glaubenszeugnis, wie er zum Glauben gekommen ist. Das Sehen und Glauben spitzen sich zu, bis zu der Begegnung von Thomas mit Jesus, wo Jesus zu Thomas sagt „Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und glauben.“ Johannes sah, dass Jesus eben nicht wie Lazarus nur in das Leben zurückgekehrt war, sondern Jesus war auferstanden in einem viel bedeutenderen Sinn. Es war wahr geworden, was Jesus seinen Jünger vorhergesagt hatte, dass er wieder das Leben ergreifen würde (Joh 10,17).  Was das genau bedeutete, was dies auch alles mit sich brachte, dies konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht 100% einordnen, wie Vers 9 bezeugt.

Vers 9

Johannes berichtet uns in einer Rückschau, dass sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht verstanden hatten, was die Schrift (=das AT) bezeugt und vorhergesagt hatte. Sie verstanden noch nicht, was dies alles bedeutete. Als Johannes sein Evangelium schrieb, war dies anders, Johannes wusste, worum es ging, er wusste auch aus der Entwicklung der ersten Gemeinden und den Briefen des Paulus, was der Tod Jesus wirklich bedeute (s. 1.Kor 15,3-7). Zur Zeit des Erlebens, als er am leeren Grab stand wusste er es aber noch nicht.

Bei Petrus dauerte dieses verstehen und glauben etwas länger. In Lukas erfahren wir, dass er zuerst verwundert und nicht glaubend vom Grab wegging (Lk.24,12).

Auch bei anderen Jüngern lesen wir, dass Jesus es ihnen erklären musste, dass sie eben nicht verstanden, was es bedeutet, dass er auferstehen würde, dass dies die Schrift immer wieder betont (Ps. 16,8ff; Jes. 26,19; Hos. 6,2; …).  Es ist ermutigend zu wissen, dass die Jünger auch nicht alles sofort verstanden, dass er selbst dies ihnen immer wieder und neu erklären musste und sie immer mehr verstanden. (Vgl. den Emmaus-Jüngern musste er es ganz deutlich aus der Schrift erklären, indem er ganz vorne bei Mose anfängt, zu den Propheten kommt und ihnen erklärt, was die Schrift von ihm alles bezeugt (Lk. 24,27)).

Vers 10

Der letzte Vers unseres Abschnitts weist schon in die nächste Perikope. Johannes und Petrus gehen nach dieser Besichtigung des Grabes zurück. Sie verlassen den Schauplatz und die Frauen bleiben zurück. Hier knüpft dann der Predigttext nächste Woche direkt an, als Maria diese Begegnung mit den Engeln und Jesus selbst hat.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Die Heilsgeschichte kommt hier nach Karfreitag zum entscheidenden zweiten Teil des Höhepunktes. Jesus stirbt an Karfreitag als unschuldiger: Er nimmt die Sünde auf sich und stirbt stellvertretend für alle Sünder. Am Ostermorgen geschieht dann der zweite entscheidende Schritt: Jesus bleibt nicht tot, sondern er ist auferstanden, Jesus lebt. Und die Verheißung Jesus in Johannes 14,19 „ich lebe, und ihr sollt auch leben“ und Johannes 14,2, wo Jesus betont, dass er weggehen wird die Wohnungen zu bereiten und er wird sie zu sich nehmen gewinnt an Gestalt. Sein weggehen ist eben nicht das Ende. Die große Hoffnung von uns Christen liegt in diesem Ereignis: Weil Jesus auferstanden ist von den Toten, haben wir die Hoffnung und Zuversicht, dass auch wir auferstehen werden.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Die Predigt ist am Ostersonntag: Wir feiern und freuen uns als Gemeinde Jesu, dass er eben nicht im Grab geblieben ist, dass der Tod nicht das Ende ist, dass uns eben nicht nur vergeben ist, sondern dass wir die begründete Hoffnung haben, dass wir auch auferstehen werden, dass Jesus uns vorausgegangen ist und wir darauf vertrauen dürfen, dass auch wir auferstehen werden. Dass auch wir einen neuen Leib bekommen werden, der nicht vergänglich ist.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

  • Johannes und Petrus wussten nicht sofort alles, aber Johannes bezeugt uns, dass er glaubte, auch wenn er noch nicht alles verstanden hatte. Wo gibt es in unserem Leben Dinge, die wir (noch-) nicht wissen? Hindert uns dies an Jesus zu glauben? Johannes ist uns hier ein Vorbild, der glaubte, trotz dass er einiges zum damaligen Zeitpunkt noch nicht ganz verstanden hatte. Ebenso ist es eine Ermutigung, dass wir immer mehr und besser verstehen werden, wer, was und wie Jesus ist, dass wir durch das Verbunden sein mit ihm, das Unterwegssein mit ihm, durch seinen Geist  und seinem Wort immer mehr erkennen wer er ist, mehr verstehen, was die Bibel bedeutet und wer Jesus ist.
  • Wie gehen wir mit diesem Grab um? Schauen wir rein, oder bleiben wir davor stehen? Wollen wir wirklich verstehen und sehen was da los ist? Wie stehen wir zu der Tatsache, dass Jesus wirklich nichtmehr in diesem Grab war? Es fordert uns heraus, denn wir müssen auf diese Frage, die sich uns da stellt, eine Antwort geben: Ist Jesus wirklich auferstanden? Haben wir darauf schon eine Antwort gegeben? Haben wir schon nachgesehen und untersucht, uns mit dem Thema und der Person Jesus beschäftigt?

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von:

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Diese Predigt hat den Fokus auf dem leeren Grab: Die Jünger rennen dort hin, weil sie Gewissheit haben wollen, sie wollen wissen, ob es stimmt, dass das Grab leer ist. Johannes berichtet uns hier, wie er zum Glauben gekommen ist, dass er sah und glaubte. Dass dies sein Leben verändert hat.

Diese Predigt gibt dem Zuhörer und uns Hoffnung und Zuversicht, weil Jesus wirklich auferstanden ist. Seine Worte sind wahr geworden. Er hat den Tod besiegt und darum dürfen wir vertrauen, dass auch wir durch den Tod zu ihm kommen können, wenn wir uns zu ihm bekennen.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Der Erste Schreck ist groß, als das Grab leer ist.

Die Jünger rennen zum Grab, sie wollen Gewissheit und mit eigenen Augen sehen, was dort passiert ist.

Sie gehen in das Grab und stellen fest: Jesus ist nicht hier -> er ist wirklich auferstanden!

Johannes sieht und glaubt.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Man kann die Predigt wie im Plan überschrieben mit „Wettlauf zum Grab“ nennen oder man könnte auch einen Titel wie „Der Fall Jesus“ wählen.

Als Gliederung könnte man folgende Möglichkeiten nehmen:

  1. Der Schreck V.1-2
  2. Das Rennen  V.3-4
  3. Die Untersuchung V.6-7
  4. Das Ergebnis V.8-10

Oder alternativ, wenn man eher den Titel „der Fall Jesus“ wählt:

  1. Das Geheimnis / Das Rätsel  V.1-2
  2. Aufbruch zum Tatort V.3-4
  3. Tatortbegehung und Untersuchung V.6-7
  4. Erste Ergebnisse / Ergebnisse V.8-10

3.4 Veranschaulichungen

  • Das Entwickeln des Leichnams: Das wäre, wie wenn jemand, der ein eine Handtasche in der Fußgängerzone von jemand stiehlt, diese zuerst inspiziert, alles aussortiert und dann vor dem Opfer, die Sachen, die er nicht stehlen will in der Tasche zurücklässt und sie dem Opfer gibt. Ein Dieb würde die Sondierung seiner Beute eben nicht an Ort und Stelle vornehmen, sondern sie mitnehmen und später auswerten, was er mitnimmt.
  • Weihnachten ohne Karfreitag ist sinnlos, aber Karfreitag ohne Ostersonntag ist hoffnungslos und trostlos. Es ist, wie wenn man einen Führerschein hat, aber kein Auto, oder wenn man beides hat und dann keine Straße, um das Auto zu benutzen, nur zusammen ergibt es Freude zusammen ergibt es Sinn!

Als Textlesung könnte man bei diesem Text Psalm 16 lesen, wo deutlich wird, dass der Heilige Gottes nicht in der Grube bleiben wird (Ps. 16,10).

(Wolfgang Götz)