Lukas

Predigthilfe vom 20.10.2002 – Lukas 9,28-43

Monatsthema: Rettung durch Hingabe
Predigtthema: Er gibt seine Kraft

Bibelstelle: Lukas 9,28-43

Verfasser: Markus Neumann

1. Zusammenhang
Die Wirksamkeit Jesu in Galiläa (Lk 4,14-9,50).
Zuletzt sehr deutlich: es geht um die Identität Jesu.
Jesus sendet seine Jünger aus; die Meinung im Volk: Er ist nicht der Messias.
Die Speisung der 5000, der Beweis: Er ist der Messias.
Das Bekenntnis des Petrus: Du bist der Messias.
Hier nun die Bestätigung durch Gott: Er ist der Messias.
Dieser Text steht unmittelbar zwischen zwei Leidensankündigungen (s. Lk 9,22.44)

2. Biblische Parallelen
Paralleltexte Verklärung: Mt 17,1-9; Mk 9,2-10
Vgl. 2.Petr 1,16-18; Joh 1,14
Paralleltexte Heilung: Mt 17,14-21; Mk 9,14-29

3. Der Aufbau des Textes
V.28-33 die Verklärung Jesu
V.34-36 die göttliche Bestätigung Jesu durch die Stimme aus der Wolke
V.37-43 die Heilung eines Besessenen Fallsüchtigen

4. Einzelerklärungen
V.28 „…Acht Tage nach diesen Worten.“ Mit dieser Aussage verknüpft Lk das nun folgende Ereignis mit dem vorangegangenen. „Diese Worte“ waren vermutlich vor allem die durch das „ich sage euch in Wahrheit“ (griech. alethos = wahrhaftig; ent-spricht dem „Amen“) stark bekräftigte Ankündigung in V.27.
Der Kontext legt nahe, daß die Verklärung einen Vorgeschmack auf das besagte Reich Gottes und seinen Herrscher zu Lebzeiten der Jünger darstellt.
Drei Jünger bilden innerhalb der „Zwölf“ offenbar einen nochmals engeren Vertrau-tenkreis Jesu (vgl. z.B. Lk 8,51).
Der Berg liegt wahrscheinlich im Hermongebirge bei Cäsarea Philippi (vgl. Mk 8,27), oder evtl. der Tabor.
Zum wiederholten Mal zieht Jesus sich zum Beten zurück (vgl. Lk 5,16; 6,12; 9,18).

V.29 Das veränderte Erscheinungsbild Jesu ähnelt der Beschreibung in Offb 1,13-15: So sieht Jesus nach der Auferstehung und Himmelfahrt aus, und so wird man ihn bei seiner Wiederkunft wahrnehmen (Lk 21,27; Tit 2,13).

V.30 Zwei bedeutende Männer für Israel, die offensichtlich leben, obwohl sie gesto-ben (Mose: 5 Mose 34,5), bzw. entrückt worden (Elia: 2.Kön 2,11) waren (vgl. Mt 22,29-33), denn…

V.31 … „diese erschienen in Herrlichkeit“: offensichtlich sind auch sie gegenüber frü-her verändert worden (vgl. Phil 3,20-21; 1 Kor 15,51-53), allerdings dauerhaft, wäh-rend Jesu Weg zur Herrlichkeit noch über das Kreuz führt (Phil 2,5-11; Joh 17,5).
Die Verklärung Jesu erfolgt zwischen seiner ersten und zweiten Leidensankündigung (Lk 9,22.44). Jerusalem ist der anvisierte Schauplatz (Lk 9,51). Dies ist auch das Thema zwischen ihm und Mose (Übermittler des Gesetzes, Joh 1,17) und Elia (Pro-phet, der dem Messias vorausgehen sollte, Mt 17,10f; Mal 3,23f).
Bestätigung: Der Weg Jesu steht im Einklang mit Gesetz und Prophetie (Mt 5,17) (entspricht dem Willen Gottes). Tröstlich für ihn, daß dies die Auferstehung mit ein-schließt (vgl. Mk 9,9)!

V.32 die Jünger waren offenbar eingeschlafen, während Jesus betete (vgl. Lk 22,45). Jetzt werden sie Augenzeugen des Geschehens (vgl. Joh 1,14; 2.Petr 1,16-18).
„Herrlichkeit“ kennzeichnet sowohl Jesus, als auch Mose und Elia (s. V.31);
griech.: doxa (weniger die äußere glanzvolle Erscheinung, als vielmehr die von innen herausscheinende Herrlichkeit, die sich in der äußeren Erscheinung niederschlägt. Jesus kam, um die Ehre und Herrlichkeit Gottes für die Menschen zugänglich zu ma-chen; vgl. Joh 2,11; 11,4.40; 17,22; Röm 15,7; 1Kor 2,7).

V.33 Von dieser Szene überwältigt, hält Petrus das Reich Gottes für gekommen (vgl. Lk 9,27!) und will es festhalten. Die Idee, dazu drei Hütten zu bauen, erinnert an das Laubhüttenfest und seine endzeitliche Bedeutung (Sach 14,16!).
„wußte nicht, was er sagte“: Seine Einschätzung trifft zu, aber in der Konsequenz vernachlässigt er die Marschroute Jesu (Lk 9,22).

V.34.35 Der erniedrigende Leidensweg ändert nichts an der göttlichen Vollmacht und Identität Jesu:
Gott identifiziert sich erneut mit seinem Sohn (vgl. Lk 3,21f!) und verbindet damit die Aufforderung, ihn zu hören (Joh 5,24).
Daß es sich um die Stimme Gottes handelt, bestätigt die Furcht der Jünger beim Kontakt mit der Wolke (vgl. 1 Kön 8,10-11; Jes 6,4-5!).
Auch dies ist eine Erscheinungsform der Herrlichkeit (s.o.) Gottes (hebr.: schechinah – ein Offenbarwerden der sichtbaren majestätischen Gegenwart Gottes, wenn er herabsteigt, um unter den Menschen zu wohnen; wahrnehmbar z.B. als Licht, Feuer, Rauch, Wolke oder als Verbindung dieser Elemente; vgl. auch 2 Mose 3,1-5; 19,16-20).

V.36 der Einblick in die zukünftigen und wahren Kräfteverhältnisse war deutlich, aber vorübergehend.
Laut Mt und Mk geht das Schweigen der Jünger auf das Gebot Jesu zurück und gilt bis zu seiner Auferstehung (Mt 17,9; Mk 9,9). Es bezieht sich auf die Erkenntnis der Jünger (Lk 9,20-22) ebenso wie auf die Bestätigung derselben durch Gott (V.35).
Vgl. den Unterschied im geistlichen Verständnis zwischen den Jüngern und der Volksmenge in Lk 8,10ff und den Grund dafür (vgl. Hes 12,2).
Den Menschen, die auf Distanz zu Jesus bleiben und ihn deshalb falsch einschätzen, fehlt das (Ein-)Verständnis für die Wahrheit, daß er Gott gleich ist. Diese Erkenntnis bedarf einer richtigen Herzenshaltung angesichts der Person/der Offenbarung Jesu und kann und soll daher nicht von außen herangetragen. Dies soll erst zum Inhalt der Verkündigung werden, nachdem der Heils- und Leidensweg Jesu als Mensch vollen-det ist (Apg 2,36; 1 Kor 2,2).

V.37 „am folgenden Tag“ – geschah die Verklärung bei Nacht? Die Müdigkeit der Jünger (V.32) spräche dafür.
Wie so oft wird Jesus von Menschenmengen empfangen bzw. eingeholt (Lk 8,40; 9,11).

V.38 Auffällig an diesem Umbruch ist der Kontrast zwischen der Verklärung Jesu und der menschlichen Schwäche.
Der verzweifelte Mann untermauert sein Anliegen mit der Einzigartigkeit seines Soh-nes (vgl. Joh 3,16). Sollte dessen Problem andauern oder ihn umbringen, wäre damit auch die Zukunft der Familie gescheitert.

V.39 Die Symptome erinnern an Epilepsie; allerdings bestand offenbar kein Zweifel an den Ursachen: dämonische Besessenheit („ein Geist ergreift ihn“).

V.40 die übrigen neun Jünger sind bei dem Versuch gescheitert, dieses geistliche Problem zu lösen. Diese Erfahrung macht die Situation in Lk 9,49f umso pikanter.

V.41 „O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht“ (vgl. 5 Mose 32,5)
„Aus den Berichten des Matthäus und Lukas kann nicht gefolgert werden, wen Jesus mit dem ungläubigen und verkehrten Geschlecht meint. Israels und Seiner Jünger Unglaube hat Ihm diesen Klageruf ausgepreßt. … Mit der Frage, wie lange Er bei ih-nen sein und sie ertragen soll, tadelt Jesus ihre Unselbständigkeit. Er muß bald von ihnen scheiden.“ (G. Maier)
Trotz des Tadels ist Jesus nach wie vor bereit, übernatürlich zu helfen – noch (s. Mt 12,39!).

V.42 Zur Zeit Jesu sind auch die dämonischen Mächte außergewöhnlich aktiv. Sie empfinden die Gegenwart Jesu als äußerst bedrohlich (Lk 4,33f; 8,28).
Jesu Allmacht bestätigt seine Identität (V.35); vollkommen souverän wickelt er ab, was vorher unmöglich war: bedroht, heilt, gibt zurück.

V.43 folglich schreiben die überwältigten Beobachter dieses Wunder der „herrlichen Größe Gottes“ zu. Das wird sich schon bald ändern (s. Mt 12,23-24!). Angesichts der Begeisterung im Volk sollten sich die Jünger nicht täuschen lassen über den weiteren Fortgang der Ereignisse.

5. Spitze des Textes
Jesus erhält die Bestätigung seiner Identität von höchster Instanz (V.35). Die Jünger hatten also Recht mit ihrer Einschätzung seiner Person (Lk 9,20), aber nicht in der Beurteilung der Konsequenzen (vgl. Mt 16,21-23).

6. Der Text heute
6.1 Denn ich denke, daß die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegen-über der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. (Röm 8,18)
Das Ereignis der Verklärung veranschaulicht uns die Wahrheit dieser Aussage. Eine solche Zukunftsperspektive läßt uns die Gegenwart mit andern Augen sehen. Sie macht uns zur Nachfolge bereit.

6.2 Und – wir haben sogar täglich die Chance, Zeugen der Herrlichkeit Jesu zu sein:
Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht. (2.Kor 3,18)
Dadurch geschieht Veränderung – wir werden ihm ähnlich! Dieses Werk des Heiligen Geistes in uns basiert auf unserer Beschäftigung mit dem Wort Gottes (vgl. V.14-15), das sich dem Wiedergeborenen erschließt (1 Kor 1,18; 2,12), dem Ungläubigen je-doch nicht (1 Kor 2,14; 2 Kor 4,4).

6.3 Wenn Jesus Christus offensichtlich Gottes Sohn ist, so leitet Gott der Vater da-von ab: höre (glaube, befolge) sein Wort! Dieses Gebot richtet sich an Jünger Jesu!
Jesus Christus ist die einzige Offenbarung Gottes (Joh 1,18); sein Geist war in den Schreibern des AT (1.Petr 1,11); seine Worte sind Gottes Worte (Joh 17,8.14; Joh 8,40.45-46); lebendige Worte (Joh 6,63.68) heilen Kranke, erwecken Tote, vergeben Sünden, geben ewiges Leben; ewige Worte (Mt 24,35), was niemals ein Mensch von seinen Worten behaupten könnte; er sagt und ist die Wahrheit! (Joh 14,6)!

6.4 Wenn Jesus einen Auftrag ausspricht, gibt er auch die Fähigkeit, ihn auszuführen (vgl. Lk 9,1.2.6). Wir müssen dieser Tatsache aber im Glauben zustimmen (vgl.V.40.41; Gal 2,20).
Wie lauten heute unsere Aufträge?
z.B. der Missionsbefehl: Ausführung und Erfolg sind möglich, weil Jesus sendet (Mt 28,19), bevollmächtigt (2 Kor 5,20; Apg 1,8) und selbst mitgeht/handelt (Mt 28,18.20).

7. Beispiele und Verdeutlichungen
7.1 fiktive Ermutigung für Bundeskanzler Schröder: Konrad Adenauer und Willy Brandt treten auf und bestätigen seinen Kurs.

7.2 Herbst, Laub, Laubhütten…

7.3 Jesus beweist Geduld nachdem die Jünger gescheitert sind und heilt bereitwillig den Besessenen. Wir haben in der Gemeinde als Leib Christi unterschiedliche Geis-tesgaben („Hand, Fuß, Auge…“ – Vorsicht vor Gabenprojektion! Nicht jeder kann al-les gleich gut. Barmherzig sein mit anderen, die mir unterlegen sind und demütig sein, weil viele vieles besser können als ich! Wir brauchen Ergänzung!

8. Material und Gliederung zur Predigt
Einleitung:
ein Traum: ich bin im Himmel… (Eindruck der Jünger)
beim Aufwachen: nein, leider doch nicht – aber ich werde dort sein; das ist die Rea-lität

Gliederung:
V.28-33 Schau auf seine göttliche Herrlichkeit!
V.34-36 Hör auf seine göttlichen Worte!
V.37-43 Rechne mit seiner göttlichen Macht!