Matthäus

Predigthilfe vom 20.1.2008 – Matthäus 6, 24-34

Monatsthema: Leben nach der Berufung des Herrn
Predigtthema: Im Vertrauen leben

Bibelstelle: Matthäus 6, 24-34

Verfasser: Eckhard Löffler

Erklärungen und Tipps:
V 24 ist verbunden mit dem Abschnitt ab V19. Die Haltung zum Reichtum kann ein Barometer für den Glauben sein. Geldgier ist gottwidrig.
Jeder Mensch DIENT, wenn nicht dem lebendigen Gott, dann eben dem (Geld-)Teufel. (1) Entweder – oder. (2) Er wird zum Götzendiener.
Zwei Arbeitgebern kann man heute dienen (Apg 16, 16ff), aber an einem wird man mehr, am anderen weniger hängen.
Die Anerkennung des Gottes „BESITZ“ führt zur Täuschung, MACHT zu haben. Das HABENwollen (statt dem SEIN der Gotteskinder) kann zum Rivalen Gottes werden.
„Mammon“ leitet sich vom aramäischen Wort für Reichtum: „aman“ ab und bezeichnet unredlich erworbenen Gewinn oder unmoralisch eingesetzten Reichtum; heute wird mit dem Begriff abschätzig das Geld im Allgemeinen bezeichnet („schnöder Mammon“). (3)
Jesus zielt hier auf die Gefahren des Reichtums (Lk 12, 13ff; 16, 19ff). Den teuflischen Ursprung des Vorschlags, gleichzeitig zwei Herren dienen zu können, entlarvt er im Bericht seiner Versuchung (Mt 4, 10).

V 25 Eine Sorge ist umgangssprachlich eine mehr oder weniger konkrete anhaltende Befürchtung; daher die Redensart, „vor Sorgen keinen Schlaf finden zu können“. Oft wird sie im Plural verwendet: „Ich mache mir Sorgen, weil …“. Anhaltende Sorgen heißen auch Kummer.
Mit „Sorgt euch nicht um…“ wendet Jesus sich dagegen, die SORGE als normale Lebenshaltung zuzulassen. (4) (5) Der Hang zum Sorgen wird leicht als liebenswürdige, kleine Schwäche abgetan. (6) Jesus ist anderer Meinung.
Reiche und Arme(!) können sich um das äußere Leben ZER-sorgen.
Sorgen können einen allerdings auch wichtig machen. „FÜR-sorge“ beschreibt einen Sorgenden, der Verantwortung übernommen hat.
Drei Beispiele, die alle Menschen berühren: Essen, Trinken, Anziehen, – wichtige Bereiche im damaligen Land. Dadurch sind allerdings andere Sorgenthemen nicht ausgeschlossen.
Das LEBEN ist mehr als die Lebensmittel. Der (letztlich) „arme Mann und der reiche Lazarus“ (Lk 16, 19), der „arme Jüngling“ (Mk 10, 17) und der „arme Kornbauer“ (Lk 12, 16) relativieren äußeren Reichtum.
Auch der schönste Anzug macht keinen Menschen größer oder wichtiger. Das hervorragendste Menü macht nicht satter. Das große Bankkonto gibt nur „Sicherheit auf Zeit“.

V 26 Säen, ernten und das Einfahren gehören zu den wichtigsten Handlungen der Landwirte. Das Bild der „sorglosen Vögel“ weist auf die Zuverlässigkeit des Schöpfers und Erhalters hin.
Gottes Segen lässt sich nicht einwecken oder einfrieren wie Erdbeeren. Er ist immer frisch.

V 27 Keine Sorge kann unser Leben verlängern. Die meisten Menschen wollen alt werden, aber keiner will alt sein. Auch dem Reichsten kann seine LebensLÄNGE zum höchsten Gut werden. (7)
Eine Elle misst ca. einen halben Schritt.

V 28-30 Jesus sprach und predigte oft mit verständlichen Beispielen aus der Lebenswelt seiner Zuhörer, – schlicht und bis heute nicht zu verbessern. Salz (5, 13), Sonne (5, 45), Vögel (6, 26), Feigenbaum (Mt 21, 21; Mk 13, 28), Schafe (Mt 9, 36; 10, 16; 18, 12 u. a.) verdeutlichten Gottes Wort.
Lilien auf dem Felde waren wahrscheinlich wildwachsende Anemonen. Zu ihrem hervorragenden Aussehen haben sie selbst nichts beigetragen und sind letztlich nur noch Brennmaterial. Ihr Tod verändert nicht den Lauf der Welt.

König Salomo war das Vorbild für Pracht, Glanz und Reichtum (1. Kö 3; 5; 7; 9, 15ff; 10).
„Noch für den modernen Naturwissenschaftler ist es ein Rätsel, warum in der Natur nicht nur Zweckmäßigkeit, sondern auch eine unübertreffliche Schönheit herrscht.“ (Gerhard Maier).
„Kleingläubige“ nannte Jesus seine Jünger, wenn sie Gott wenig zugetraut haben, weil ihnen Augenschein und Erfahrung zu Vorsicht, Unsicherheit und Sorgen rieten. Angst ist aber das Gegenteil von Vertrauen und eigentlich sogar ein Kennzeichen für den Menschen ohne Gott.
Der Gegensatz ist der „große Glaube“ (Mt 8, 10; 15, 28). Der „bergeversetzende Glaube“ ist allerdings eine besondere Geistesgabe (1. Ko 12, 9; 13, 2), die nicht jeder besitzt.

V 31f Sich um den eigenen Lebensunterhalt ZERSORGEN nimmt letztlich Gottes Stelle ein (1. Mo 3, 5), der allein Sorgeberechtigter sein will. Heiden planen hauptsächlich ihren möglichst hohen Lebensstandard.
ENTSORGUNG findet bei Jesus statt (Ps 37, 5; 1. Petr 5, 7). Er sagt nicht „WEG mit den Sorgen“ sondern „HER mit ihnen“.
Auch zwischenmenschliche Spannungen können „unter das Kreuz gebracht werden“.

V 33 Eine Regel für das Reich Gottes. Jesus verurteilt nicht das Sorgen pauschal. Die Ausrichtung der Sorgen wird aber korrigiert und fokussiert auf das Wesentliche. (8) Hier geht es um das Wichtigste.
Für den notwendigen Rest sorgt Gott selbst.

Der Begriff SEELsorge kommt zwar in der Bibel nicht vor, aber umso deutlicher die Tätigkeit (2. Ko 11, 28; 1. Tim 3, 5; 4, 15)

V 34 „Gestern ist vorbei. Morgen ist noch nicht da und heute hilft der Herr.“ (Hermann Bezzel).
Gott verteilt die Lasten erträglich (1. Ko 10, 13; Ps 68, 20). Sorgen, die über das Heute hinausgehen, können überlasten.
Der Sündenfall brachte den Menschen die Sorgen (1. Mo 3, 16-19).

Nachsatz von Gerhard Maier: „Wir sollten diesen seelsorgerlichen Dienst Jesu allerdings nicht missverstehen. Viele von uns müssen aus wirtschaftlichen oder organisatorischen Gründen auf Jahre hinaus planen. Ein Kaufmann kann z.B. unmöglich nur fürs Heute einkaufen und bauen. Ebenso muss ein Landwirt oder Pfarrer lange Zeiträume überblicken. Hier kann es also ganz praktisch die Aufgabe des heute sein, auf längere Sicht Pläne zu entwerfen. Jesus ermutigt nicht zur Faulheit oder Schwärmerei.“

Gliederungsvorschlag 1 (nach Dr. Gerhard Maier):
1. Sorgen gehören zum Leben
2. Einer nimmt uns die Sorgen ab
3. Eine Sorge bleibt

Gliederungsvorschlag 2 (nach Gottfried Voigt):
Sorgen?
1. unstatthaft
2. unnütz
3. unnötig
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Fußnoten
(1) Luthers Vergleich: Der Mensch ist wie ein Pferd, das immer jemand reitet, entweder Gott oder der Teufel.
Ein Pferd kann sich nicht selber reiten.
(2) Die Väter sagten: Sei ganz sein – oder lass es ganz sein.
(3) Als personifizierter Reichtum ist Mammon ein Dämon, der den Menschen zum Geiz verführt. Als dieser Dämon tritt er auch im Theaterstück „JEDERMANN“ auf.
(4) Aus griechischen Sagen (von den griechischen „Göttern“ kann man nichts über Gott erfahren, aber viel über menschliche Eigentümlichkeiten):
Die Göttin der Erde hatte Streit mit der Göttin der Sorge: Wer ist letztlich für den Menschen verantwortlich? Der „Göttervater“ Zeus schlichtete: Wenn der Mensch stirbt, bekommt ihn die Erde. Solange er lebt, gehört er der Sorge.
(5) Der engl. Premierminister Winston Churchill war selbst kein Christ, suchte aber öfter seinen Freund auf, der mit Jesus lebte. Churchill schreibt: „Immer, wenn ich von ihm nach Hause ging, wusste ich, dass 60% meiner Sorgen umsonst waren.“
(6) Bürosprüche: Man könnte sich um alles sorgen, aber man ist nicht dazu verpflichtet.
Warum vertrauen, wenn man sich Sorgen machen kann?
Für Gott ist nichts unmöglich.
(7) Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel sind 2007 deutlich gestiegen. Nach der Hochrechnung des BKK Bundesverbandes werden diese Ausgaben das Rekordniveau von insgesamt 27,2 Milliarden Euro erreichen. Das seien 2,2 Milliarden oder 8,6 Prozent mehr als 2006.
(8) Evang. Konfirmandenbuch: „Was soll deine vornehmste Sorge sein in diesem Leben?“