Jahresthema: Geistlich leben in verschiedenen Lebensphasen
Predigtthema (ursprünglicher Vorschlag): Glauben heißt, meine Berufung kennen
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Der Grundkonflikt, der Rückfall in den „jüdischen Weg“, ist für uns heute so nicht mehr relevant, weil wir im Alltag in keiner Auseinandersetzung mit dem Judentum stehen.
Für uns ist die Frage nach Glauben und Werken und deren Verhältnis dafür zum einen eher im Zusammenspiel mit den beiden „Landeskirchen“ wichtig:
a) Die römisch-katholische Lehre (nicht unbedingt der einzelne Katholik vor Ort – hier muss man zunächst differenzieren) schaltet zwischen Kreuz und Gläubigen neue „Werke“ dazwischen, durch die das Kreuz erst beim Einzelnen wirken könne. Das Kreuz ist also schon wichtig, ohne Jesus und das Kreuz gibt es keine Rettung, aber eben auch nicht ohne ein zusätzliches eigenes dazu tun – ähnlich der in Galatien wieder eingeforderten Beschneidung: „Jesus und der Glaube allein reichen nicht, du musst auch beschnitten sein und bestimmte Vorschriften halten!“
b) Die evangelische Kirche betont zwar nach wie vor die „Gnade“, aber die wirkt aus Sicht vieler evangelischer Theologen letztlich ganz ohne Glauben: Am Ende sind alle gerettet, so dass sich der Fokus auf diese Welt verschiebt und dass wir diese Welt letztlich durch gute Werke besser und gerechter machen – so muss man sich dann „mit Rom“ nicht mehr um das „allein durch Glauben“ streiten, sondern kann gemeinsam hier gute Werke tun …
ABER zum anderen wollen wir nicht (nur) „die Anderen („Landeskirchen“)“ kritisieren, sondern auch selbstkritisch bleiben, wo bei uns selber sich eine Gesetzlichkeit einschleicht, z. B. in der Form, dass wir Christsein absprechen, aufgrund eines falschen Lebensstils, oder dass wir keine eigene Heilsgewissheit haben, weil uns im Glaubensleben Stille Zeit oder auch Gehorsam nicht so gelingen.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* Hilfreiches Basiswissen findet sich z. B. in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)
* Studienbibel John McArthur: http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=9146 (freier Downlod!)
* weitere Studienbibeln (Verkündiger sollten mehrere haben: zb Ryrie, Genfer Studienbibel, Elberfelder Bibel mit Erklärungen… )
* Wuppertaler Studienbibel, Band Galater von Hans Brandenburger
* Edition C Kommentar Galaterbrief von Heiko Krimmer
* Der Brief an die Galater von W.J.Ouweneel (CLV)
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
In Kapitel 1 und 2 ist Paulus das Thema zunächst sehr grundsätzlich angegangen: Er begründet seine persönliche Autorität als Gesandter Jesu und verweist auch auf eine offene Abgrenzung Petrus gegenüber in einer bestimmten Situation, um zu zeigen, wie wichtig ihm die Abgrenzung vom Judentum in der Frage der Rettung ist.
Ab Kapitel 3 geht er nun theologisch in die Tiefe.
Vers 1: Jesus ist „der Christus“ – „Christus“ (=Messias) muss man immer vor dem Hintergrund des Alten Testament sehen: „Christus“ ist die Erfüllung all dessen, worauf die Juden gewartet haben!
Und das gerade auch in seinem Tod am Kreuz! (Jesaja 53) Das Kreuz von Jesus ist das Ende jedes menschlichen (jüdischen) Beitrages zur eigenen Rettung!
Vers 2: Paulus beweist diese Haltung mit der Frage nach dem Heiligen Geist: Haben die Galater den Geist bekommen, nachdem/weil sie irgendetwas getan haben? Nein! – Sie haben von Jesus gehört, haben gesagt „Das Glauben wir!“ und haben dann sofort den Geist bekommen – allein durch Glauben!
Vers 3: Und jetzt wollen sie auf einmal zurückfallen in („fleischliche“) Werke?
Vers 4a: „erfahren“ heißt eigentlich „erleiden“: Geht man davon aus, dass die angeschriebenen Gemeinden die aus Apg 14 (Südgalatien) sind, dann kann man erahnen, dass diese junge christliche Gemeinde unheimlich viel an Verfolgung durch die Juden erleiden musste. Durch den Rückschwenk zum Judentum stellt man dieses „Erleiden“ als völlig umsonst hin!
Vers 4b: aber es war eben nicht umsonst – sondern entscheidend!
Vers 5: siehe Vers 2
Vers 6: Zitat aus 1. Mose 15,6 – dort geht es tatsächlich darum, dass Abraham von Gott ein Versprechen bekommt, das ziemlich unwahrscheinlich klingt, aber Abraham „vertraut einfach“ ohne an dieser Stelle irgendetwas zu tun. (Und auch die Beschneidung Abrahams kommt dann erst in 1. Mose, Kapitel 17!)
Vers 7: Deshalb: der GLAUBE macht dich zu einem Kind Abrahams! Damit zeigt Paulus: Das Prinzip des Glaubens ist letztlich älter als das Prinzip von Gehorsam und Werken im Sinai-Bund!
Vers 8-9: Weiterer Beleg dafür ist der Abraham verheißene Segen an die Nationen (1. Mose 12,3) – Wenn Abraham aus Glauben gerechtfertigt ist, dann geht der Segen an die Nationen auch „aus (diesem) Glauben“!
Vers 10: Für den Sinai-Bund erinnert Paulus an den Fluch Gottes aus 5. Mose 27,26 – Paulus setzt hier wohl voraus, dass niemand das Gesetz ganz und gar halten kann!
Vers 11: Als weiteren Beleg für die Rechtfertigung aus Glauben führt Paulus Hab. 2,4 an. Hier muss man unbedingt Habakuk 2,4a im Blick behalten, dort wird ja letztlich der Fluch auch angedeutet. Das was den „Gerechten“ dann letztlich rettet, ist offensichtlich nicht seine „Gerechtigkeit“ bzw. sein Gehorsam, der ist dann offensichtlich nicht ausreichend bzw. nicht da, sondern eben der „Glaube“!
Vers 12: Ein weiteres Zitat aus 3. Mose 18,5 – dieses Mal positiv formuliert: Wer es tut, der lebt – Leben kommt aus dem gehorsamen Einhalten! – Vgl. auch Hes 18,24;33,13
Vers 13: Damit wird das Gesetz zur einer tödlichen Falle: In der Endabrechnung kann niemand bestehen und damit wird das, was mir eigentlich Leben geben soll zum Tod (Röm 7,10) Ich falle unter den Fluch Gottes (vgl. 5. Mose 27, 15-26; 28,15-68)
Und zu diesem Fluch wiederum ist Jesus geworden als er am Kreuz starb, er erfüllt wörtlich 5. Mose 21,22-23 (Dass Jesus freitags schnell noch begraben wurde, hat also einerseits etwas mit dem einbrechenden Sabbat zu tun, aber andererseits unterstreicht es auch noch einmal, dass Jesus ein „Verfluchter“ war, der schnell „unter die Erde musste“, weil er sonst das Land verunreinigte. (Joh 19,31 setzt das wahrscheinlich voraus, es wird dort nur besonders betont, dass es ein ganz besonderer Sabbat ist, weil er gleichzeitig zum Passah gehört, umso wichtiger war es also, Mose 21,23 einzuhalten!)
Vers 14 fasst das alles zusammen: Durch den Tod des Christus (Vers 1) kommt der Segen Abrahams zu den Nationen (Vers 8) und allein durch Glauben kommt es zum Empfang des verheißenen Heiligen Geistes. (Vers 2+5)
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Wie schon unter 1.1 aufgezeigt, haben wir andere „Konfliktparteien“ als damals in Galatien, dennoch ist die Grundfrage und das Ringen um das „allein aus Glauben/Gnade“ hochaktuell
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Es ist ein „normaler Sonntag“ im (Kirchen)Jahr. Von daher ist nichts zu beachten.
Evtl. gibt es örtliche Ereignisse, die es wichtig machen, tatsächlich die theologischen Inhalte einer Kirche näher unter die Lupe zu nehmen.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Es gibt im wesentlichen zwei Stoßrichtungen:
- Die eher „apologetische“ (=Glaubens-verteidigende) Stoßrichtung, bei der man Heilsverständnisse anderer Religionen, Kirchen oder Menschen aufgreift und die Wahrheit des Evangeliums dagegen hält.
- Die eher seelsorgerliche Stoßrichtung, dem einzelnen Zuhörer wirklich neu die „Frohe“ Botschaft bzw. „Gute“ Nachricht zu vermitteln, die Freude und Heilsgewissheit auslöst und ein Vertrauen in Jesus auslöst, das IHM nachfolgen WILL!
In einer Zeit, in der theologische Grenzen eher verschwimmen und nicht mehr gerne diskutiert wird, sollte man auf die apologetische Stoßrichtung nicht völlig verzichten, aber der Schwerpunkt darf die Freude und Heilsgewissheit des Einzelnen sein!
Es gibt auch noch eine 3. Stoßrichtung, nämlich die missionarische, allerdings muss das gut überlegt sein und alle 3 Stoßrichtungen scheinen kaum in einer Predigt jeweils angemessen unterzubringen sein: Für moderne Außenstehende kann man letztlich nichts voraussetzen und muss ausgehend von Vers 10 die Begriffe, „Fluch“, „Sünde“ und „Sühne“ sehr gut erklären.
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Ich halte die Predigt, damit Menschen sensibel dafür werden, wie wichtig es ist, „allein aus Glauben“ gerettet zu werden und damit sie vor allem diesen Glauben (wieder neu) für sich entdecken.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Thema: Allein durch Glaube
- Der Glaube der Galater
- Der Glaube Abrahams
- Mein Glaube
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Einleitung:
# Die Welt lechzt nach einer „Einheitsreligion“ – wir glauben alle an den einen Gott.
Und das färbt auch auf uns als Christen ab: Wir sind es müde, uns abzugrenzen: „Lasst uns auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren.“
Im 1. Jahrhundert der Christenheit war das offensichtlich anders:
Das Christentum war aus dem Judentum entstanden und trotz vieler Gemeinsamkeiten, hat es an einer Stelle nicht gepasst, an der zentralen Frage: Wie wird der Mensch gerettet.
Und Paulus, der in der Vergangenheit ein glühender Verfechter des Judentums und der jüdischen Werke war, sagt: Gerettet wird der Mensch – ALLEIN durch den Glauben – hier gab es eine klare Abgrenzung vom Judentum!
# Einführung in den „galatischen Konflikt“ zwischen Christen und Juden (in der Frage der Beschneidung) und den Galaterbrief als Antwort von Paulus in diesem Konflikt
# Textlesung
# Punkt 1 (Vers 1-5)
Paulus erinnert an die Anfangszeit der Gemeinde
– sie war bereit für den Glauben zu leiden (Vers 4 – siehe Apg 14)
– sie hat nur von Paulus gehört und geglaubt und sofort den Heiligen Geist bekommen, ohne was zu tun! (Vers 2 und 5)
Da hat der Glaube ALLEIN ausgereicht!
Warum?
– weil Christus gekreuzigt wurde (Vers 1) – Evangelium! à „Es ist vollbracht!“
** So ist die Gemeinde entstanden, warum sollte sie es jetzt auf einmal anders machen? Das Leiden hätte man sich ja dann am Anfang sparen können …
Dann zeigt Paulus auf, dass das „Prinzip Glauben“ nichts Neues ist, sondern dass das schon in Abraham angelegt ist und damit älter als das klassische Judentum:
# Punkt 2 (Vers 6-10)
– Gen 15,6 – Abraham „tut“ nichts …
– Gen 12,3 – der Segen für die Nationen wird in der „Glaubensphase“ verankert!
– 5. Mose 27,26: Das Gesetz wird zum Fluch
– 3. Mose 18,5: Das Gesetz bringt nur durch das TUN Leben!
– Hab 2,4 – letztlich rettet aber auch beim Gesetz nur der Glaube.
– aber Jesus wird für uns zum Fluch (3,13)
** Der „neue Glaube“ ist eigentlich der ursprüngliche Glaube!
Glaube ALLEIN und durch Jesus ist das möglich!
# Punkt 3 – und heute?
Die Auseinandersetzung mit dem Judentum gibt es so heute nicht mehr. Ist die Frage nicht mehr wichtig? Ist sie geklärt?
In der Reformation kam sie wieder auf: „ALLEIN der Glaube“ war eins von Luthers großen Schlagworten.
Die katholische Lehre hat damals gesagt (und sagt es bis heute), dass der Glaube alleine nicht genügt: Jesus ist natürlich schon wichtig, Jesus ist für die Sünden gestorben, ohne Jesus geht es nicht,
ABER damit dieses Kreuz dich retten kann, musst du etwas tun! (Eucharisie, Gottesdienste, Gebete, Ablässe, Pilgern, Kerzen etc …)
Im Konzil von Trient (Reaktion der Kath. Kirche damals auf die Reformation) wurde festgelegt: Wer sagt „allein durch den Glauben ist man gerettet“, der sei ausgeschlossen!
Für beide Seiten (Luther/kath. Kirche) war damals klar: Das passt nicht zusammen – und inhaltlich hat sich seit damals nichts Entscheidendes geändert.
Ohne ein letztes Urteil zu fällen, aber für Paulus war in der Auseinandersetzung damals klar: Der Glaube ALLEIN genügt – sonst ist es kein „Evangelium“ – keine gute Nachricht!
Wer zu seiner Rettung was beitragen will, wer wieder in die Werke führt, der nimmt Gott den Ruhm und führt wieder unter das (ganze) Gesetz.
Aber es soll auch noch einmal persönlich durchdacht werden:
Durftest du das schon wirklich für dich persönlich erkennen?
(Hier wäre auch Raum für eine missionarische Anwendung, aber dann müssen zentrale Sachverhalte ausführlich erklärt werden: Warum und wie rettet „der Tote am Kreuz“?)
Jesus ALLEIN hat es vollbracht!
Dort am Kreuz ist alles geschehen, was dich rettet!
Du hast wieder zu wenig Bibel gelesen? Du hast wieder zu wenig gebetet? Du hast wieder an dieser oder jener Stelle gesündigt? …
Vertraue auf das Kreuz – das Kreuz ist „ein für allemal!“
Du kannst bei „0“ anfangen! Deine GANZE Schuld ist weg!
Vielleicht hat der eine oder anderen wirklich schwere Fehler begangen in der Vergangenheit?
Jesus kann und will auch das vergeben!
ALLEIN durch Glauben!
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
# Im Alten Testament gibt es die Veranschaulichung von der erhöhten Schlange, die nur angeschaut werden muss.
Liedvorschläge: „Allein deine Gnade“; „Mir ist Erbarmung widerfahren“;
(Mirko Lau)