Johannes

Predigthilfe vom 2. Februar 2025 – Johannes 12,1-8

Predigtthema:         Eine Zuwendung mit Verheißung

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com.

1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Maier, Gerhard. Johannes Evangelium (Edition C Bibelkommentar)
  • Lüthi, Walter. Johannes – das vierte Evangelium.
  • De Boor, Werner. Das Evangelium des Johannes (Wuppertaler Studienbibel)
  • Köstenberger, Andreas: John (Baker Exegetical Commentary)

1.2 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Wie oft wurde Jesus gesalbt?

In allen vier Evangelien wird von einer Salbung Jesu berichtet und es stellt sich die Frage, ob diese Berichte ein Ereignis beschreiben, oder ob Jesus mehrmals gesalbt wurde.

Die Salbung, die uns in Joh 12 berichtet wird, ist zeitlich und lokal sehr klar eingeordnet. Sie fand in Bethanien statt und zwar sechs Tage von dem Passahfest. Wahrscheinlich beschreibt Johannes hier den Abend vor Palmsonntag. Nach dem Sabbat fand ein Festessen statt und am nächsten Tag ritt Jesus dann auf dem Tempel nach Jerusalem hinein. Als Beteiligte nennt Johannes Lazarus und seine beiden Schwestern Marta und Maria. Im Kapitel davor hat Johannes ausführlich darüber berichtet, wie Jesus Lazarus von den Toten auferweckt hat. Die Art, wie sich Marta um die Gäste kümmert passt sehr gut dazu, wie über sie in Lk 10,38ff berichtet wird.

Auch die Salbung durch Maria beschreibt Johannes ziemlich detailliert. Sie benutzte zur Salbung sehr wertvolles Nardenöl. Sie salbte Jesu Füße mit dem Öl und trocknete diese dann mit ihren Haaren ab. Johannes beschreibt aber keine Emotionen von Maria.

In Lk 7,36ff lesen wir von einer Salbung, die sich doch recht deutlich von dem Bericht in Joh 12,1ff unterscheidet. Jesus scheint sich in Galiläa zu befinden und sie findet im Haus eines Pharisäers statt, der Simon hieß. Über das Salböl oder den Wert des Salböls erfahren wir nur, dass es in einer Alabasterflasche aufbewahrt war. Dafür wird die Frau, die Jesus salbt, genauer beschrieben als eine Sünderin, die auch als solche bekannt war. Auch der Ablauf der Salbung ist anders als bei Johannes. Die Frau benetzt die Füße von Jesus mit ihren Tränen, trocknet sie mit ihren Haaren ab und salbt dann Jesu Füße mit dem Öl.

Der Vorwurf, der bei dieser Salbung im Raum steht, ist der, dass Jesus nicht erkennen würde, dass die Frau, die ihn salbte, eine bekannte Sünderin war. Die Begegnung endet damit, dass Jesus den Pharisäer Simon deutlich zurechtweist und die Sünden der Frau vergibt.

Die Berichte in Markus 14,3ff und in Mt 26,6ff sind sehr ähnlich. Beide berichten von einer Salbung in Betanien kurz vor Jesu Tod, als Jesus im Haus von Simon dem Aussätzigen zum Essen war. Der Name bedeutet, dass Simon eben früher aussätzig war. Die Namensparallele zum Bericht von Lukas fällt auf, allerdings war Simon damals ein sehr verbreiteter Name.

In beiden Evangelien wird die Salbung nach dem Mordkomplott der Hohepriester und Schriftgelehrten zwei Tage vor dem Passafest berichtet. Im Bericht über die Salbung finden wir allerdings keine direkte Zeitangabe.

In beiden Evangelien wird das Salböl als sehr wertvoll beschrieben. Es wird in einer Alabasterflasche aufbewahrt und Markus fügt (wie Johannes) noch an, dass es aus echter, kostbarer Narde bestand.

Im Unterschied zu Johannes berichten Matthäus und Markus, dass die Frau das Haupt von Jesus salbte. Die Füße von Jesus werden hier nicht berichtet und auch nicht die besondere Geste Marias, die Jesu Füße mit ihren Haaren abtrocknete.

Der Vorwurf hier, wie auch im Johannesevangelium, ist die Verschwendung des wertvollen Öls, wobei wir auch bei Markus die Summe von (mehr als) 300 Denaren finden. Judas wird bei der Salbung nicht explizit genannt, aber beide Evangelien berichten direkt nach der Salbung, wie Judas zu den Hohepriestern ging, um Jesus für einen deutlich geringeren Betrag zu verraten.

Beide Berichte schließen damit, dass Jesus die Frau, die namentlich nicht genannt wird, verteidigt und die Salbung, als eine Salbung im Voraus, also im Blick auf sein Begräbnis deutet. Jesus spricht davon, dass die Frau seinen Leib gesalbt hat und er gibt die Verheißung, dass die große Liebestat der Frau nicht vergessen wird, sondern immer ein Teil der Verkündigung des Evangeliums sein wird.

Der Vergleich der vier Berichte zeigt, dass wir von zwei Salbungen ausgehen müssen, da Lukas sehr deutlich von einem anderen Ereignis berichtet.  

Die Berichte von Markus und Matthäus auf der einen und Johannes auf der anderen Seite sind sehr ähnlich, aber sie weisen eben doch gewisse Unterschiede im Blick auf den Zeitpunkt und die Art und Weise wie Jesus gesalbt wird auf. Die Unterschiede lassen sich aber gut erklären.

Matthäus und Markus fügen den Bericht über die Salbung direkt vor dem Verrat durch Judas ein und bauen hier eine thematische Brücke. Johannes ordnet die Salbung in der historischen Reihenfolge 6 Tage vor dem Passa ein. Er bringt die Salbung dabei in einen engen Zusammenhang mit der Auferweckung von Lazarus, von der Matthäus und Markus nicht berichten. Aus diesem Blickwinkel kann man auch verstehen, warum Matthäus und Markus Lazarus, Marta und Maria nicht explizit erwähnen, während Johannes den Namen des eigentlichen Gastgebers nicht nennt.

Auch die Unterschiede im Blick auf die Salbung lassen sich erklären. Maria hat die Salbung wohl am Kopf von Jesus begonnen und salbte dann auch seine Füße. Fritz Grünzweig schreibt in seinem Kommentar zum Matthäusevangelium sehr einleuchtend: „Es lässt sich wohl nicht annehmen, dass Maria ein ganzes Pfund der Salbe aufs Haupt gegossen hätte.“

Johannes war es sehr wichtig zu berichten, mit welcher Hingabe Maria diese Salbung vorgenommen hat. Deshalb beschreibt er, wie sie Jesu Füße mit ihren Haaren abtrocknete.

Vers 1-2:

Johannes stellt eine klare Verbindung zur Auferweckung von Lazarus her. Als Reaktion auch auf die Auferweckung von Lazarus plante der Hohe Rat Jesus umzubringen und im Anschluss an die Salbung berichtet Johannes, dass die Hohen Priester auch planten Lazarus umzubringen, weil dieser ein so großes Zeugnis für die Vollmacht Jesu war.

Obwohl das Essen wohl nicht im Haus der Geschwister stattfand, bediente Marta die Festgesellschaft. Sie zeigt die gleiche Dienstbereitschaft, wie wir sie auch in Lk 10,38ff finden. Das Essen scheint ein Festessen zu Ehren von Jesus gewesen zu sein und wir sehen wieder, wie unterschiedlich die beiden Schwestern Jesus die Ehre geben.

Vers 3:

Johannes beschreibt das Salböl sehr detailliert. Eine Litra waren ca.325 Gramm. Das Nardenöl, das Maria für die Salbung verwendete, kam wohl aus dem Himalaya und war sehr wertvoll. Judas schätzt den Wert in Vers 5 auf den Jahreslohn eines Arbeiters.

Aber nicht nur der Wert des Öls, auch die Art, wie Maria Jesus salbt, unterstreicht ihre Hingabe an ihn. Sie salbt eben nicht nur das Haupt von Jesus. Johannes betont, dass sie seine Füße salbt. Maria übernimmt hier Sklavenarbeit und drückt dadurch ihre Ehrerbietung Jesus gegenüber aus. Bei der Salbung schwingt sicherlich auch mit, dass Jesus der wahre König ist. Jesus hat seine gewaltige Macht gezeigt, als er Lazarus auferweckt hat und seinen Anspruch der verheißene König zu sein, unterstreicht Jesus nur einige Verse später, als er auf dem Esel nach Jerusalem einzieht (vgl. Joh 12,12ff).

Dass Maria schlussendlich ihre eigenen Haare verwendet, um die Füße von Jesus zu trocknen, ist ein weiterer Ausdruck ihrer demütigen Hingabe an Jesus, ihren Herrn.

Johannes schließt Vers 3 mit einer kurzen Bemerkung über die Wirkung der Salbung. Der Duft der Tat Marias verbreitet sich im ganzen Haus. Die Menschen konnten riechen, was Maria getan hat. Johannes berichtet uns nichts von der Verheißung, die Maria von Jesus bekommen hat, dass ihre Tat immer ein Teil der Evangeliumsverkündigung sein wird (Mt 26,13; Mk 14,9), aber durch seinen Hinweis auf den Duft, der durch Salbung entsteht, deutet er zumindest an, dass der Duft dieser Liebestat von Maria weit über das Ereignis selbst hinausragen wird.

Vers 4-6:

Der Einwand von Judas bildet einen starken Kontrast zur Liebestat von Maria. Judas‘ Argument hat zumindest oberflächlich eine Berechtigung, doch Johannes erklärt uns, dass die Begründung vorgeschoben war, und es Judas nicht um die Not der Menschen ging. Vielmehr wollte Judas sich selbst bereichern.

Das Urteil von Johannes über Judas ist sehr deutlich. Und natürlich stellt sich für uns die Frage, warum Jesus gerade Judas zum Kassierer der Jünger gemacht hat und zumindest nicht eingeschritten ist, als Judas diese Aufgabe bekam. Sehen wir auch hier ein Zeichen der Gnade und Geduld Gottes, die er auch mit Judas hatte?

Judas ist ein Beispiel, für eine vorgeschobene äußerliche Frömmigkeit. Er konnte mit dieser „verschwenderischen“ Hingabe an Jesus nichts anfangen. Wenn wir die Berichte von Matthäus und Markus dazunehmen, scheint es so, als ob nicht nur Judas Mühe mit der Salbung hatte. Auch andere Jünger scheinen die Salbung als Verschwendung angesehen zu haben.

Vers 7-8:

Die Antwort von Jesus auf die Zurechtweisung von Maria ist sehr deutlich. Jesus stellt noch einmal klar, wie einzigartig und würdig er ist. Außerdem nutzt er diese Situation, um noch einmal auf seinen Tod hinzuweisen.

Maria hat das Öl aufbewahrt und konnte so Jesus kurz vor seinem Tod schon salben und so die Totensalbung vorwegnehmen. Maria hatte sicherlich diese Dimension ihrer Tat nicht im Blick, als sie Jesus salbte. Für sie war es eine Handlung aus Liebe und Hingabe.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweis für hermeneutische Überlegung

Für das Verständnis unseres Abschnittes ist es wichtig, zu sehen, wie die Salbung zwischen die Auferweckung des Lazarus und den Einzug nach Jerusalem eingebaut ist. Direkt vor und nach der Salbung lesen wir, zwei kurze Berichte über den massiven Widerstand gegen Jesus von Seite der jüdischen Obrigkeit. Dieser Widerstand ging so weit, dass sogar der Plan gefasst wurde Lazarus umzubringen, weil er ein Zeichen für die Vollmacht Jesu war.

Die Macht und der Anspruch von Jesus bewirkten starken Widerstand, aber sie bewirken eben auch echte Liebe und Hingabe, wie wir sie bei Maria sehen. Im Hinblick auf Jesus liegen Anbetung und tiefste Ablehnung ganz eng beieinander. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen

Für die Predigt ist es wichtig, die anderen Berichte über die Salbung im Blick zu haben und die zusätzlichen Informationen, die sie uns bieten zu beachten. Dennoch soll der Fokus auf dem Bericht von Johannes liegen und seine Schwerpunkte herausgearbeitet werden.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Predigt soll einladen, dass wir uns Jesus mit ganzem Herzen hingeben, so wie Maria es tat. Gleichzeitig soll sie eine Warnung vor kalter, vorgetäuschter Frömmigkeit sein, wie wir sie bei Judas sehen. Wir wollen die Hörer ermutigen, wieder neu zu verstehen, dass Jesus es wert ist, sich ihm hinzugeben. Das hat er durch seinen Tod auf unvergleichliche Weise unter Beweis gestellt.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Eine Zuwendung mit Verheißung

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

1. Ein Essen zur Ehre von Jesus (Vers 1-2)
2. Ein Vorbild für echte, demütige Hingabe (Vers 3)
3. Eine Warnung vor vorgetäuschter Frömmigkeit (Vers 4-6)
4. Jesus ist es wert, dass wir ihm uns hingeben (Vers 7-8)

(Tobias Schurr)