Römer

Predigthilfe vom 19. Januar 2025 – Römer 12,1-8

Predigtthema:         Alles prüfen: Was ist Gottes Wille?

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com

1.1 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Vers 1: Mit Römer 12 beginnt Paulus einen neuen Hauptteil des Briefes. Er eröffnet diesen neuen Abschnitt mit ganz grundsätzlichen Aufforderungen im Blick auf das tägliche Leben eines Christen.

Gleichzeitig verweist er mit dem Hinweis auf Gottes Barmherzigkeit auf die Basis, auf der diese Aufforderungen stehen. Gott hat zuerst gehandelt, seine Barmherzigkeit hat das Leben der Christen in Rom ganz grundlegend verändert und diese Veränderung soll im Alltag sichtbar sein. Es soll im Leben der Christen erkennbar sein, dass sie mit Jesus Christus verbunden sind und dass der Heilige Geist in ihrem Leben wirkt.

Die Aufforderung, den Leib als Opfer für Gott darzubringen, erinnert stark an Kap 6,13ff, wo Paulus sehr deutlich davor warnt, die Glieder der Sünde zur Verfügung zu stellen. Er benutzt in 6,13 das gleiche Verb, wie in 12,1. Paulus fordert also die Christen auf, ihr Leben ganz bewusst Gott und nicht der Sünde zur Verfügung zu stellen.

In der Zeit des Neuen Testaments war die Darbringung von Opfern ein grundlegender Bestandteil der Gottesverehrung. Paulus erinnert die Christen in Rom daran, dass das einzige Opfer, das sie Gott bringen sollen, nichts weniger als ihr ganzes Leben ist. Dieses Leben soll ausdrücken, dass sie in Jesus Christus in einem neuen Leben wandeln (Röm 7,6) und dass sie von Gott berufene Heilige sind (Röm 1,7). Das Leben der Christen ist Gott deshalb wohlgefällig, weil sie vom Heiligen Geist, der in ihnen wohnt, geleitet werden (Röm 8,7-9).

Dieses auf Gott ausgerichtete Leben nennt Paulus den vernünftigen oder sprechenden Gottesdienst der Christen. Das Leben der Christen soll die Wahrheit widerspiegeln, die durch das Evangelium für sie gilt. Dieses Leben in der Wahrheit des Evangeliums ist ein Zeugnis für Gott in unserer Welt.

Vers 2: Die Spannung zu den Maßstäben der Welt greift Paulus direkt in Vers zwei auf. Paulus ist im Römerbrief schon sehr deutlich auf die Auseinandersetzung zwischen Fleisch und Geist (Röm 7&8) eingegangen und auch auf den Umgang der Christen mit der Sünde (Röm 6). In Kap 12 fordert er nun wieder, dass Nachfolger Jesu konsequent danach streben sollen, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun.

Die Verhaltensmaßstäbe der säkularen Welt und die Maßstäbe Gottes stellen für Paulus einen deutlichen Widerspruch dar. Das bedeutet, dass das Ringen um die Erkenntnis von Gottes Willen immer auch ein Ablehnen der weltlichen Maßstäbe bedeutet, die Gottes Maßstäben widersprechen. Paulus beschreibt diesen Weg als eine Verwandlung. Es ist eine Verwandlung, die dadurch geschieht, dass der Heilige Geist im Leben eines Christen am Wirken ist. Dass diese Verwandlung durch den Heiligen Geist geschieht, unterstreicht Paulus, indem er verwandeln hier im Passiv verwendet. Außerdem zeigt Paulus durch die Formulierung im Präsens, dass die Verwandlung ein andauernder Prozess im Leben des Gläubigen ist.

Wenn Paulus hier von dieser Welt spricht, dann erinnert er daran, dass diese aktuelle Welt nicht für immer Bestand haben wird. Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Menschen, die in Jesus Christus bereits zu dieser neuen Welt gehören, sollen schon heute nach deren Maßstäben leben (vgl. Gal 1,4; 2.Kor 5,17).

Um hier einen klaren Weg zu gehen, ist es entscheidend immer wieder genau zu prüfen, worin denn Gottes Wille besteht. Paulus nennt in Vers 2 drei Grundcharakteristika, die Gottes Willen immer beschreiben: gut, wohlgefällig, vollkommen. Das bedeutet, dass der Gläubige sein Denken und Tun mit wachsamem Blick auf diesen Kriterien hin ausrichten soll.

Das Gute meint das, was Gott in seinem Wort als gut erklärt. Es spiegelt Gottes Heiligkeit und seine Liebe wider. Das Wohlgefällige ist das, was sich mit den Erwartungen deckt, die Gott an ein Leben vor ihm stellt, ein Leben, das ihn repräsentiert, das zu seinen Kindern passt. Wer nach dem Wohlgefälligen trachtet, muss sich immer wieder vor Augen stellen, wie Gott in seinem Erbarmen gehandelt hat und immer noch handelt.

Der dritte Begriff, mit dem Paulus ein Leben nach dem Willen Gottes beschreibt, ist das Vollkommene. Gott ist der Vollkommene. In Jesus Christus wurde Gottes Vollkommenheit sichtbar. Ein menschliches Leben, das im Blick auf diese Vollkommenheit gelebt werden will, muss durch Gottes Kraft und Führung, also durch seinen Heiligen Geist gestaltet sein.

Vers 2 macht sehr deutlich, dass wir nur dann wirklich prüfen können, was der Wille Gottes ist, wenn wir in enger Gemeinschaft mit ihm leben und von ihm mehr und mehr geprägt werden.

Vers 3: Paulus fordert die Christen in Rom zu einer besonnenen Selbsteinschätzung auf. Kinder Gottes sollen sich im Licht ihres himmlischen Vaters, im Licht der Botschaft des Evangeliums richtig einschätzen und so die Gemeinschaft der Gemeinde fördern. In Röm 11,20 hat Paulus die Heidenchristen vor einer hochmütigen Haltung im Blick auf den Unglauben Israels gewarnt. Hier in Röm 12,3 fordert Paulus die Christen in Rom zu einer gesunden, geistlichen Zufriedenheit und Dankbarkeit auf. Diese Haltung drückt ein tiefes Vertrauen auf Gottes souveräne schenkende Gnade aus.

Vers 4-5: Paulus zeigt auf, wie Gott die Gemeinde als vielfältigen Organismus zusammengestellt hat. Einheit und Vielfalt sind Grundelemente der Gemeinde, die nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Sie sollen sich vielmehr ergänzen, indem die verbindende Einheit in Christus immer wieder betont wird. Gleichzeitig soll aber auch die Vielfalt der einzelnen Glieder als echte Bereicherung und auch als Zeichen der Kreativität Gottes erkannt werden.

Vers 6-8: Damit dieser Leib in gegenseitiger Ergänzung der einzelnen Glieder funktionieren kann, ist eine besonnene und dankbare Selbsteinschätzung wichtig. Es geht eben nicht um die Frage, welche Gabe der einzelne gerne hätte oder meint, haben zu müssen, sondern darum, die Gaben, die Gott in seiner Souveränität gegeben hat, treu zu seiner Ehre einzusetzen. Das Miteinander in der Gemeinde lebt von der vielfältigen geistlichen Begabung, die Gott schenkt, und die in Treue und Gehorsam ihm gegenüber zur Erbauung der anderen eingesetzt wird. Die Beispiele der Gnadengaben Gottes, die Paulus in Vers 6-8 erwähnt, zeigen wie vielfältig Gott die Gemeinde ausrüstet. Dabei sehen wir, dass es Paulus nicht nur wichtig ist, dass die Gaben eingesetzt werden. Gaben sollen mit der richtigen Einstellung eingesetzt werden, damit sie eben nicht zum Eigenruhm der Menschen gelebt werden, sondern zur Ehre Gottes.

1.2 Weitere Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

  • Krimmer, Heiko. Römerbrief (Edition C Bibelkommentar)
  • Schnabel, Eckhard. Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 6-16 (Historisch   Theologische Auslegung)
  • Lüthi, Walter. Der Römerbrief
  • De Boor, Werner. Der Brief des Paulus an die Römer (Wuppertaler Studienbibel)

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für situative Überlegungen

Im Rahmen der Jahreslosung 2025 aus 1.Thess 5,21 denken wir im Januar darüber nach, wie wir wirklich alles prüfen und das Gute behalten können. Röm 12,1-8 unterstreicht in diesem Zusammenhang die Zielrichtung, dass wir als Christen wirklich den Willen Gottes erkennen und tun wollen.

2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen

Wenn es um echtes geistliches Prüfen und um das Streben nach Gottes Willen geht, muss deutlich werden, dass es hierbei im Grunde um eine wirkliche gelebte Gottesbeziehung geht. Es geht um echte Liebe zu Gott. Wirkliche Erkenntnis Gottes hat immer damit zu tun, dass Gott unser Herz verändert und uns mehr und mehr in sein Bild verwandelt.

In unserer Zeit wird geistliches Prüfen manchmal mit Rechthaberei in Verbindung gebracht. Wir sollten in der Predigt aufzeigen, dass wirklich die Gefahr der Rechthaberei bestehen kann, wenn das Prüfen nicht mit einem demütigen und veränderungsbereiten Herzen geschieht.

Auf der anderen Seite müssen wir aber auch deutlich machen, was geschieht, wenn wir unseren Auftrag zum geistlichen Prüfen nicht leben. Schlussendlich führt es dazu, dass wir die Maßstäbe unserer Welt nicht mehr von den Maßstäben Gottes unterscheiden können. Und das führt unweigerlich zu einem gottlosen Leben.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Predigt soll die Hörer wieder neu herausfordern, sich darum zu bemühen nach Gottes Willen zu leben. Sie sollen verstehen, dass dies nur dann geschehen kann, wenn sie sich dauerhaft von Gott verändern lassen. Außerdem wollen wir dazu ermutigen beim Streben nach Gottes Willen klare Schritte zu gehen, auch wenn das bedeutet, in bewussten Kontrast zum Denken unserer Welt zu treten.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Alles prüfen: Was ist Gottes Wille?

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

1. Gottes Willen leben – durch dauerhafte Veränderung unseres Denkens
2. Gottes Willen leben – im Kontrast zu dieser Welt
3. Gottes Willen leben – als echte Einheit in wunderbarer Vielfalt

(Tobias Schurr)