Micha

Predigthilfe vom 19. Dezember 2021 – Micha 5, 1-4a

Predigtthema (ursprünglicher Vorschlag): Jesus, der ewige Fürst

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zu Predigt und Predigttext

Der Abschnitt ist für den 4. Advent. Vom 2.-4. Advent geht es an jedem Sonntag um einen Abschnitt aus einem jeweils anderen alttestamentlichen Propheten. Die Zuhörer haben also keinerlei Zusammenhang von Micha vor Augen. Es wird Aufgabe des Verkündigers sein, neben einem Schwerpunkt auf dem Abschnitt auch Michas Gesamtbotschaft aufleuchten zu lassen.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Der erste Gang sollte immer das Selbststudium sein, sich anhand von verschiedenen Bibelübersetzungen und Studienbibeln eine eigene Vorstellung davon zu erarbeiten, welche geistlichen Wahrheiten, in einem Abschnitt stehen und was die Ereignisse rund um diese Aussagen tatsächlich sind.

Dann liest man im zweiten Durchgang Auslegungshilfen von anderen Auslegern. Im Sinne von Apg 17,11 darf man dabei durchaus prüfend lesen, ob die Argumente und Schlussfolgerungen der Autoren wirklich schlüssig und überzeugend sind.

Als Hilfen zur Auslegung empfehle ich dabei jedem Verkündiger, sich folgende Studienbibeln zuzulegen: Elberfelder erklärt, MacArthur (gibt es auch als PDF zum kostenlosen Download), Ryrie, Genfer Studienbibel (gute theol. Ergänzung zu den Vorherigen),

Weitere gute Hilfen:

# Die Thompson-Studienbibel liefert zwar keine (leicht ins Auge springenden) Texterklärungen, bietet aber mit ihren Kettenbegriffen direkt neben jedem Vers eine gute Übersicht, welche Themen ein Vers grundsätzlich behandelt, die dann in einer Predigt angesprochen werden können, und dann im Kettenverzeichnis im hinteren Teil entsprechend weitere Bibelverse zu jedem dieser Themen.

# Die entsprechenden Bände der Edition C und der Wuppertaler Studienbibel.

# „Das NEUE/ALTE Testament“ ausgelegt von Walvoord und Zuck (Hänssler-Verlag) ist eine weitere sehr gute Ergänzung im Sinne einer Studienbibel-Kommentierung.

# Die Kompaktkommentare von Warren Wiersbe (gibt es z.T. als englische pdf frei im Internet)

# Es kann sich auch lohnen, nach dem Selbststudium dann auf sermon-online oder auch Youtube Predigten anderer Verkündiger zum Predigttext zu hören.

# Für einen guten Überblick zu Micha sei auf das „Lexikon zur Bibel“ hingewiesen, sowie auf die Einleitungen zu Micha in den Studienbibeln.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

(Die Anmerkungen beziehen sich auf die Formulierung der rev. Elberfelder Übers)

Vers 1:

# „Herrscher“ kündigt klar eindeutig einen König an. Entgegen dem, was normal zu erwarten wäre, dass er nämlich in der Hauptstadt zur Welt kommt, wird aber das „Provinzdorf“ Bethlehem als sein Herkunftsort bezeichnet. (Und für die Erfüllung sorgt auf der menschlichen Ebene kein Engel, der Josef mit Verweis auf Micha 5,1 nach Bethlehem schickt – was uns nicht wundern würde angesichts der vielen Engel in der Weihnachtsgeschichte – sondern für die Erfüllung dieses Verses sorgt Kaiser Augustus von Rom aus – er ist unter der Kontrolle Gottes!)

# Nach Gen 35,19 ist Ephrata der alte Name von Bethlehem. Ruth 4,11 verbindet die beiden Namen auch, auch dort können wir im Nachhinein eine große Verheißung auf Christus und seine Herkunft aus Bethlehem entdecken.

# „klein“ steht für „gering“ oder auch „jünger“. Es ist genau das Wort wie „der Ältere wird dem JÜNGEREN dienen“ (1. Mose 25,23) – ein „geringes Dorf“ aus der Provinz wird der Hauptstadt vorgezogen. Christus ist so sehr „Sohn Davids“, dass er im gleichen Ort geboren ist wie er (1. Sam 16,1).

# Seine Ursprünge sind klar von der Ewigkeit bzw. Urzeit her. Das spricht sehr für eine göttliche/himmlische Herkunft – im Gegensatz zu normalen Menschen. Joh 8,58; Kol 1, 15-16

# In Mt 2,6 ist es dieser Vers, wegen dem die Schriftgelehrten die Weisen von Jerusalem weiter nach Bethlehem schicken. Matthäus bezeichnet es zwar nicht eindeutig als „Erfüllung“ wie bei vielen anderen Bibelstellen (Mt. 2,17; 27,9), und doch legt die Erzählweise nahe, dass es eine Erfüllung sein soll: Micha 5,1 beschreibt den Geburtsort vom Messias Jesus bzw. mit der Geburt Jesu erfüllt sich Micha 5,1

Vers 2:

Micha hatte vorher schon Gericht an ganz Israel angekündigt (er hat Botschaften für Nord- und Südreich)

Hier wird nun angekündigt, dass Israel letztlich bis zur Geburt (des Messias – der naheliegendste Bezug ist Vers 1) „dahingegeben“ wird. Tatsächlich war ja Israel/Juda nach dem Exil nie wirklich souverän, es war nie wirklich ein König aus der Davidslinie auf dem Thron. Israel war immer Spielball der Welt- bzw. Regionalmächte.

Der letzte Teil des Verses ist schwer zu deuten. Rund um die Geburt des Messias (Jesus) wissen wir von keiner wörtlichen „Rückführung“ des „Restes der Brüder“, und da die Verbindung klar mit der „Geburt“ ist, können wir es auch nicht auf das zweite Kommen Christi beziehen, denn da wird er nicht noch einmal „geboren“.

In diesem Predigttipp wird davon ausgegangen, dass es im Sinne einer geistlichen Erfüllung im Blick auf die Christen zu verstehen ist: Sie sind in den Ölbaum mit einpfropft (Röm 11,17), sie sind auch „Kinder Abrahams“ (Röm 4,16;Gal 3,7), man könnte aber dagegen anführen, dass von „zurückkehren“ die Rede ist, was eigentlich besser zu Juden als zu Christen passt. Jede Auslegung des Verses lässt doch auch Fragen offen.

Vers 3

Der Herrscher wird aus der Verbindung mit Gott heraus und mit all SEINEN Fähigkeiten seine Herrschaft ausüben.

„Und sie werden wohnen“ – spontan mag man es auf diese Welt beziehen, aber letztlich kann hier auch die Ewigkeit im Blick sein. In der Formulierung liegt eine Betonung, dass es eine bleibende Wohnstätte ist, die nicht mehr verändert wird – das erfüllt sich letztlich tatsächlich erst im Himmel.

Die zweite Hälfte betont eine Herrschaft über die ganze Erde bzw. alle Völker.

Vers 4a:

Das letzte Ziel wird umfassender und ewiger Friede sein.

Der Rest des Kapitels gehört nicht zum Predigttext und ist nicht ganz leicht zu verstehen, aber wenn man sich mit ihm beschäftigt und davon ausgeht, dass Jesus die Erfüllung von Vers 1 ist, dann kann das „Assur“ dort nicht wörtlich gemeint sein, sondern steht einfach für die Weltmacht in der Gerichtszeit. Deshalb wird hier dazu geneigt auch in dem weiteren Abschnitt eine geistliche Schau auf die End- und Gerichtszeit zu sehen, in der das Volk Gottes aus Juden und Christen Segen (Vers 6) aber letztlich auch Gericht (Vers 7ff) für diese Welt bringt.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Der Abschnitt ist ein schwieriger prophetischer Text, zu dem es unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten gibt. Dieser Predigttipp konzentriert sich auf die Auslegungsvariante, die letztlich der christlichen Gemeinde die konkretesten Anwendungen ermöglicht:

Es ist eine geistliche Zusammenschau auf das, was der Christus/Messias für das Volk des neuen Bundes ermöglicht: Die Sammlung aus den Heiden in Vers 2, das Weiden der Herde mit Gottes vollem Beistand (SEIN Geist), sowie das Schaffen eines ewigen Wohnortes und sein Anspruch über die ganze Erde in Vers 3 und sein Frieden als großes letztes Ziel (Vers 4a)

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Es ist der 4. Advent, Weihnachten steht kurz bevor. Die Herausforderung ist, das altbekannte so zu sagen, dass es wieder neu bewusst und konkret wird.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Als Folge von Punkt 2.2 gilt es, den grundsätzlichen Heilsplan bzw. die grundsätzlichen Heilstatsachen, die hier im Abschnitt aufgezeigt werden, konkret in den Alltag mitzunehmen und für den Alltag anzuwenden.

Der Abschnitt bietet eine große Gesamtschau, die Gott mit dem Christus für die ganze Welt hat. Insofern können wir hier einiges über Jesus selber lernen, aber auch etwas über Gottes Heilsplan.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

(Es hilft, sich selber noch einmal in 1-2 prägnanten Sätzen deutlich vor Augen zu führen, was der Predigthörer am Ende der Predigt verstanden haben soll).

Ich halte die Predigt, damit die Zuhörer eine vertiefte Erkenntnis von Gottes Heilsplan und von Jesus bekomme.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Thema: Jesus, der ewige Fürst

Punkt 1: Jesus ist Gott von Ewigkeit! (Vers 1)

Punkt 2: Jesus gibt Ewigkeit (Vers3)

Punkt 3: Jesus gibt Frieden (Vers 4a)

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

EINSTIEG:

Abholen vom Weihnachtstrubel und der niedlichen Weihnachtsdeko.

Wir schauen uns heute einen Abschnitt an, der uns zeigt, wer Jesus wirklich ist, wer er war, wo er herkommt und wer er sein wird …

TEXTLESUNG

Zugestehen, dass dieser Text schwer zu verstehen ist. (Aber es ist faszinierend, wie sich der Text erschließt, wenn man ihn tatsächlich im roten Faden der Heilslinie Gottes liest)

An dieser Stelle Micha, seinen Dienst und seine Botschaft in Gottes heilsgeschichtlicher Linie kurz vorstellen …

Und dieser Micha sagt nun in seiner Zeit etwas völlig ungewöhnliches voraus:

VERS 1

Hier die Auslegung von Vers 1 liefern (siehe oben)

Punkt 1: Jesus ist Gott von Ewigkeit

# Jesus ist kein normaler Mensch, sondern er kommt wirklich aus der Ewigkeit, er ist Gott, kein Mensch! (Joh 8,58; Kol 1,15-16)

Aber auch weiteres sehen wir hier in diesem Vers:

# Immer wieder wählt Gott das Geringe und Zurückgesetzte!

An dieser Stelle ist Raum für Zuspruch an die Niedergedrückten und/oder für Ermahnung an die „Stolzen“. („Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.)

# (zusammen mit Vers 2) Der Heilsplan Gottes: Er zeigt an Israel seine Treue und nimmt uns aber dann mit rein!

An dieser Stelle können wir Gottes Plan etwas näher erörtern, so dass wir staunen, wie er die Weltgeschichte in der Hand hat.

VERS 3:

Auslegung des Verses (siehe oben)

Punkt 2: Jesus GIBT Ewigkeit

# „Sie werden wohnen“ – das steht für eine Wohnung, die nie mehr in Frage steht.

(Heute wird viel von nötiger Mobilität geredet, das Thema Flüchtlinge ist präsent. Unsere Großeltern waren z.T. Vertriebene. Und durch Corona wissen wir auch ganz neu, wie unbeständig eine Lebenssituation sein kann)

Wir werden wohnen!

# Und dabei wird uns Jesus mit der ganzen Kraft Gottes zur Verfügung stehen!

Das trägt uns durch die Zeit (in der werden wir weiter gewisse äußere Unsicherheiten bleiben).

Und er wird „weiden“ – als guter Hirte – hier bieten sich viele Ansatzpunkte, auch von Psalm 23 her, zu zeigen, wie der gute Hirte führt.

Und das trägt uns in die Ewigkeit:

# Fördern wir das Vertrauen, dass Jesus wirklich im Regiment sitzt. Keine irdischen Politiker und auch kein Virus „ist groß bis zum Ende der Erde“.

VERS 4a:

Punkt 3: Jesus gibt Frieden!

# Jesus möchte uns in einen umfassenden Frieden führen: Was uns das Leben schwer macht ist doch der Unfrieden, den wir in herausfordernden Situationen oder auch mit herausfordernden Personen haben.

Dabei gibt es so viele Zusagen, die uns zeigen, dass wir in allen Herausforderungen doch einen sicheren Halt, eben FRIEDEN haben: Römer 15,13; Röm 8,28; 2. Tim 1,7

Dort wo wir uns mit Jesus verbinden, da will er uns versorgen.

Praktischer Tipp: Gottes Verheißungen neu auswendig lernen.

ABSCHLUSS:

Kernpunkte noch einmal hervorheben und zusprechen!

4. Einige Tipps für die Verkündigung

# Arbeite (und bete) in der Vorbereitung so lange mit dem Abschnitt, bis er wirklich mit seinen Punkten dein eigenes Herzensanliegen ist!

# EVA – E=erkläre den Text gründlich / V=veranschauliche deine Predigtpunkte mit einem Bild / A – Anwendung: Zeige praktische Beispiele, wie dieser Punkt im Alltag (in deinem Alltag) Anwendung finden kann bzw. findet.

# Halte Blickkontakt! – vor allem an Anfang und Ende der Predigt (Lerne Einleitung und Zusammenfassung möglichst auswendig!)

# Eine „Predigt“ ist mehr als ein Vortrag/Referat, sie ist Zuspruch, der von Herzen kommt und zu Herzen gehen soll, sei es Ermutigung oder Ermahnung.

# Erzähle aus deinem Leben – ausgewogen – wo dir das eine oder andere vorbildlich gelingt, wo aber auch mal etwas nicht so gelungen ist, wie es sein sollte oder schwer fällt.

# Werde wirklich praktisch und konkret: Wie kann eine Wahrheit wirklich im Alltag umgesetzt werden?

(Mirko Lau)