Monatsthema: Amos – Gottes Standards gelten
Predigtthema: Der Tag des Gerichtes
Predigttext: Amos 8,7-12
Zur Gottesdiensteinleitung: Mat 27,45ff
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
„Gottes Standards gelten“, so lautet das Monatsthema, das wir auf Grundlage von vier Bibeltexten aus dem Propheten Amos behandeln wollen.
Gerade auf Karfreitag und Ostern lassen sich die Texte aus Amos gut anwenden.
Karfreitag – der Tag des Gerichts über den Sohn Gottes.
Ostern – der Tag der Wiederherstellung und Aufrichtung in einem neuen Wesen.
Hilfreich ist die Einführung in das Monatsthema. Hier findest du einen Überblick über die vier Themen in der Passionszeit: siehe Predigthilfe vom 7.4.2019 unter 1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext https://www.christusbund.de/predigthilfen/predigthilfe-vom-7-april-2019-amos-2-4-12-und-51-15/
Amos 8,7-12 beschreibt den kommenden „Tag des Gerichts“
Wegen der Sünde Israels steht der Gerichtstag unabwendbar bevor. Begleitet von verschiedenen Naturereignissen (Erdbeben, Verdunklung der Sonne) bestätigt Gott sein göttliches Gericht über sein Volk.
Die Begleiterscheinungen bestätigen, dass Golgatha ein Gericht Gottes war, ebenso wie das Gericht Gottes beim zweiten Kommen Jesu durch Naturereignisse von Gott bestätigt wird.
Somit führt uns diese Prophetie direkt nach Golgatha, dem Tag der Trauer um den einzigen Sohn, der wegen unserer Sünde am Kreuz gerichtet wurde. Karfreitag war wirklich ein göttlicher Gerichtstag wegen unserer Sünde.
Das Ziel ist aufzuzeigen, dass es eine unbegreifliche Gnade ist, dass Gott aus Liebe das Gericht selbst auf sich genommen hat. Gott als der gerechte Richter muss die Sünde bestrafen – aber Jesus war bereit sich selbst für uns unter das göttliche Gericht zu stellen.
Mit anderen Worten: Gott gibt sich selbst, um die Menschen vor sich selbst zu retten.
Allerdings muss beachtet werden, dass dieses göttliche Gericht sich beim zweiten Kommen Jesu ausschöpfend erfüllen wird.
Einteilung von Kapitel 8:
- Israel ist gerichtsreif geworden – kein Durchgehenlassen (8,1-3)
- Israels unersättliche Gier nach Ausbeutung – kein Vergessen mehr (8,4-8)
- Israel erlebt den Tag des HERRN – keine Gnade mehr (8,9-10)
- Israel erfährt den Wert des Wortes – keine Zeit zur Umkehr mehr (8,11-14)
Wir wollen hier vor allem auf die Verse 7-12 eingehen, wenn auch die Verse zuvor wichtig zum Verständnis sind und darum kurz angerissen werden.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Zum geschichtlichen Hintergrund über Amos:
Bitte die kurze Einleitung in der Mac Arthur Studienbibel lesen (S.1198).
oder die Einführung in „Ungers großes Bibelhandbuch“ – Teil 35/82 – Amos – Drohendes Gericht:
http://info2.sermon-online.com/german/MerrillFrederickUnger/30-Das_Buch_Des_Propheten_Amos.pdf
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* Walvoord, John F. und Zuck, Roy F. Das Alte Testament erklärt und ausgelegt. Amos Bd. 3, Hänssler.
* Holland, Martin. Wuppertaler Studienbibel. Der Prophet Amos Bd. AT 9, Brockhaus.
* Wiersbe, W.Warren. Sei engagiert: Studien des Alten Testamentes: Amos, Obadja, Micha, Zephanja, CV Dillenburg
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
a) Israel ist gerichtsreif geworden – kein Durchgehenlassen (8,1-3)
Amos stellt fest, dass das Volk mit seinen vielen Sünden nun gerichtsreif geworden ist. Gottes Geduld hat ein Ende, er lässt die Sünde nicht ungestraft, sondern schafft Recht und Gerechtigkeit durch Gericht (vgl. 7,8; Jer 15,6).
Der Vers kann auch übersetzt werden: „…ich werde künftig nicht mehr verschonend an euch vorübergehen.“ Das erinnert stark an 2.Mo 12, 13, wo der Gerichtsengel am Passah in Ägypten (pass over) schonend an dem Volk vorüberging, dessen Türpfosten mit dem Blut des Lammes bestrichen waren. In welchem Haus das Passahlamm nicht geopfert (gerichtet) wurde, kam das Gericht über die Familien. So ist es auch in der Anwendung.
- Als Jesus am Passah gekreuzigt wurde ging Gott der Herr mit seinem Sohn für die Sünden der Welt ins Gericht.
- Wer das Blut Jesu für sich im Glauben in Anspruch genommen hat, an dem ist das Gericht bereits vollzogen – darum wird beim zweiten Kommen das Gericht an diesem Menschen schonend vorübergehen.
b) Israels unersättliche Gier nach Ausbeutung – kein Vergessen mehr (8,4-8)
Hier nennt Gott den Grund für das Gericht. Neben den falschen Gottesdiensten, die mehr ein frommes Geschäft waren, wurde der Arme unterdrückt, Wucher getrieben, im Geschäftsleben betrogen (falsche Waage) und der Sabbath missbraucht. All das prangerten nicht nur die Propheten an, sondern der Herr Jesus selbst.
Israel hatte ausdrücklich die Gebote und den Bund mit dem Herrn gebrochen.
- Gottes Volk wird als absolut schuldig gebrandmarkt
- Gott muss die Sünde im Volk strafen (Jer 46,28; 49,12; Nah 1,3)
- Gott vergisst nicht die Sünden und den Stolz Israels (Amos 6,8)
c) Israel erlebt den Tag des Gerichtes – keine Gnade mehr (8,9-10)
Amos beschreibt den göttlichen Gerichtstag in Verbindung mit Naturereignissen.
- 8 Erdbeben, die Flut von assyrischen Feinden am Bild von den jährlichen Nilüberschwemmungen (Vgl. Am 9,5; Jes 8,7-8)
- 9 Sonnenfinsternis bzw. Verdunklung des Himmels (Vgl. Jes 13,10). Elf Jahre nach der Prophezeiung von Amos gab es tatsächlich eine Sonnenfinsternis.
- 10 Die festlichen Gottesdienste werden aufhören, Bürger werden Buße und Umkehr suchen und keine Gnade finden. Erwähnt wird das Trauern, wie um einen Erstgeborenen (vgl. Sach 12,10)
d) Israel erfährt den Wert des Wortes – keine Zeit zur Umkehr mehr (8,11-14)
- 11-12 Die Menschen werden sich nach dem lebendigen Wort Gottes sehnen und keine Offenbarung mehr erleben.
- Wortlose Zeit ist immer Gerichtszeit (1Sam 3,1; 28,6)
Verse 8-12 beschreiben Ereignisse, die auch am Passafest zur Zeit Jesu eingetroffen sind. Damit bezeugte Gott, dass an Karfreitag Gottes Zorngericht wegen der Sünde über den Sohn Gottes am Kreuz vollzogen wurde (Mt 27,45+51).
Allerdings erfüllen sich die beschriebenen Ereignisse erst am Ende der Zeit, wenn Gott am Tag des Herrn mit seinem Volk und den Nationen ins Gericht gehen wird bei seinem zweiten Kommen.
Der Tag des HERRN ist in der Bibel ein feststehender Begriff, der als ein Tag der Finsternis, der Kriege und des Zornes Gottes beschrieben wird (Joel 3,4-5; Zeph 1,14-18). Ein Tag an dem die Erde bebt, Gott Recht schaffen wird und das Volk Jesus als Richter und Retter sehen wird (Sach 12,10).
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
In der Auslegung biblischer Prophetie sind verschiedene Phasen der Erfüllung zu unterscheiden.
- Oftmals werden zeitnahe Ereignis vorausgesagt, die aber auch eine endzeitliche Erfüllung enthalten. Somit vermischt sich der Blick für den Leser mit einer zeitnahen und einer erschöpfenden Erfüllung in der letzten Zeit.
- Die Propheten im AT sahen das erste und zweite Kommen des Herrn als ein Ereignis. Somit werden das erste Kommen Jesu als Knecht und Retter (Golgatha) und das zweite Kommen Jesu als König in Herrlichkeit und als Richter (Gericht über die Welt) als fast identisches Ereignis gesehen.
- Wir stehen heute zwischen den beiden Kommen Jesu und haben somit den Vorteil, dass wir erkennen können was sich in der Vergangenheit bereits erfüllt hat und erfahren in der Bibel, was sich noch erfüllen muss.
Amos kündigt somit…
- …das kommende Gericht über Israel (Nordreich) an, das sich mit der assyrischen Eroberung und dem Niedergang unter dem König Hosea erfüllt hat;
- sieht einen besonderen Tag des Gerichts, der das erste Kommen Jesu und Golgatha streift, aber
- den Tag des Gerichts so beschreibt, dass kein Zweifel daran besteht, dass der Inhalt der Prophetie weit über das bereits Geschehene von Golgatha hinausgeht und auf das zweite Kommen Jesu zielt.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Heute ist Karfreitag und für die Christenheit einer der wichtigsten Feiertage. Der Prediger muss die Brücke von dem Text zum Karfreitag schlagen. Das gelingt, wenn wir uns bewusst werden, dass Golgatha ein Tag des Gerichts war.
Einstieg: Wer wurde schon mal zu einem Gerichtstermin geladen? (Vermutlich werden sich nicht sehr viele outen ?). Wir nehmen mal an, dass wir zu einem Gerichtstermin geladen sind. Das Todesurteil steht bereits fest und nun soll die Strafe vollzogen werden. Es gibt keine Gnade, kein Ausweichen, kein Entkommen, kein Vertrösten, kein Augezudrücken, keine Strafmilderung. Aber im letzten Moment übernimmt ein Anderer aus Liebe für dich die Strafe.
Die Strafe wird nicht aufgehoben – aber auf einen Stellvertreter (Retter) übertragen.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Der Zuhörer soll verstehen lernen, dass das Gericht über die Sünde unweigerlich kommen muss, weil Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit keine Sünde ungestraft lässt.
Gottes Liebe zum Menschen ist aber so groß, dass er bereit war, die Strafe für die Sünde auf sich zu nehmen (Röm 5,8; 1Joh 4,9).
In Jesus bietet Gott uns Vergebung und Versöhnung an. Jesus hat alles zu unserer Begnadigung vollbracht. Nun liegt es an uns, ob wir Jesu Erlösungstat vertrauen und an Jesus glauben (1Joh 3,16; Joh 3,16).
Wer am Tag des Gerichts von Golgatha gerichtet wurde (Jesus für uns), der kommt in kein weiteres Strafgericht. Er erlebt, wie Gott als Richter schonend an ihm vorübergeht, weil bereits Gottes Gericht an seinem Sohn vollzogen wurde (Röm 5,10; Joh 5,24; Eph 2,5).
Das Wort Gottes ist dabei der Schlüssel zu dieser Kenntnis der Rettung. Gottes Wort…
…bringt Licht über unseren verlorenen Zustand
…deckt die Sünde in unserem Leben auf
…warnt uns vor dem kommenden Tag des Gerichts
…lädt ein, dem HERRN zu vertrauen, dass er am Kreuz bereits das Gericht Gottes für mich getragen hat.
Wiesbe schreibt dazu: „Es ist eine Tragödie, wenn man eine Menge Religion hat, aber kein Wort vom Herrn, denn das bedeutet kein Licht in der Finsternis, keine Nahrung für die Seele, keine Weisung bei Entscheidungen, keinen Schutz vor den Lügen des Feindes.“
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Heb 9,28 Jesus ist gekommen, um für meine Sünde zu sterben und Jesus wird wiederkommen um uns zu erlösen!
- Dem Zuhörer soll bewusstwerden, dass in Jesus das Gericht über die Sünde hinter uns liegt. Gott hat dabei keine einzige Sünde vergessen, sondern ist für alle unsere Sünden gestorben. Das darf gerade zweifelnde Christen trösten, weil Gottes Gericht vollkommen und rigoros ist und seine Vergebung bis ins kleinste Sündendetail gilt.
- Ebenso muss aber auch denen, die noch nicht Vergebung ihrer Sünden erfahren haben, klarwerden, dass Gott keine einzige Sünde unter den Teppich kehren oder vergessen wird. Jesus kommt wieder, um die zu richten die Golgatha in ihrem Leben verworfen haben (Heb 9,27).
Gericht zu predigen ist sicherlich nichts Schönes, aber es ist nötig, damit der Mensch die Bedeutung vom „Tag des Gerichts“ versteht und begreift, warum er Jesus braucht.
Nichts sollte uns davon abhalten die Menschen von der Wahrheit des Gerichtes Gottes zu warnen, auch wenn es den Menschen unangenehm scheint oder Angst macht.
Viel schlimmer und verantwortungsloser wäre es, wenn wir die Menschen nicht vor dem Gericht warnen, das sie für ewig verdammt. Da machen wir uns als Verkündiger mitschuldig (Vgl. Hes 36).
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Zwei Zeiten des Gerichts
- Erstes Kommen Jesu = erstes Gericht auf Golgatha, wo Jesus die Strafe für die Sünde auf sich nimmt
- Zweites Kommen Jesu = letztes Gericht bei seiner Wiederkunft, wo der Sünder seine Strafe selbst tragen muss
Zwei Seiten des Gerichts
- Erstes Kommen Jesu offenbart Gottes Gnade im Gericht, weil Gottes Zorn über Jesus kam und die Menschen vom Gericht freispricht, die an Jesus glauben.
- Zweites Kommen Jesu offenbart Gottes Zorn im Gericht, weil Gottes Gnade verworfen wurde und darum Gottes Zorn über die Ungläubigen kommt.
Zwei Tage des Gerichts
- Der Tag des Herrn auf Golgatha – ewige Rettung
- Der Tag des Herrn in der Endzeit – ewige Verdammnis
Der Mensch muss wegen der Sünde einmal gerichtet werden – die alles entscheidende Frage ist, zu welchem Zeitpunkt wird das sein?
Wessen Sünde am Kreuz nicht durch Jesus gerichtet wurde, wird am Ende selbst für seine Sünde gerichtet werden.
- Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Der Tag des Gerichts
- Zwei Zeitpunkte des Gerichts
- Zwei Seiten des Gerichts
- Zwei Tage des Gerichts
- Israel ist gerichtsreif geworden – kein Durchgehenlassen (8,1-3)
- Israels unersättliche Gier nach Ausbeutung – kein Vergessen mehr (8,4-8)
- Israel erlebt den Tag des HERRN – keine Gnade mehr (8,9-10)
- Israel erfährt den Wert des Wortes – keine Zeit zur Umkehr mehr (8,11-14)
Nach W.Wiersbe
- Das Ende ist gekommen 8,1-3
- Warum das Ende kommt 8,4-6
- Wie das Ende kommt 8,7-14
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
„Bevor ich Liebe, Erbarmen und Gnade predigen kann, muss ich Sünde, Gesetz und Gericht predigen!“ John Wesley
Liberale Theologie: „Im Zeitalter des Todes Gottes…, wo zahlreiche Menschen nicht mehr bereit sind, die Existenz Gottes als eines obersten Gesetzgebers, Anklägers und Richters als unbefragte Prämisse vorauszusetzen, muss auch die Vorstellung einer Gerichtsverhandlung am Ende der Zeit dahinfallen.“ (Heinrich Otts: Die Antwort des Glaubens, 1972, S. 470)
Evang. Kirchentag 1993, München: Der CVJM-Generalsekretär Ulrich Parzany (Kassel) vertrat die Ansicht, dass Jesus wiederkommt und die Welt richten wird. Pfarrer Traugott Giesen (Keitum/Sylt): „Das ist Sünde.“ Gott sei ein „unendlicher Liebhaber“, er „wolle die Menschen heilrichten, nicht kaputtschlagen.“
(Klaus Eberwein)