2.Mose

Predigthilfe vom 19.9.2010 – 2.Mose 15, 22-27

Monatsthema: Wegführungen des Herrn
Predigtthema: Achtung Durststrecke!

Bibelstelle: 2.Mose 15, 22-27

Verfasser: Thomas Richter

Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.

1. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG

Die Wegführungen Gottes führen das Volk Gottes nicht nur auf Umwegen (05.09.) und aus vermeintlichen Sackgassen (12.09.) heraus, sondern das Volk erlebt auch unter der Führung Gottes Durststrecken (= Predigtthema) auf ihrem Weg durch die Wüste. Der Predigttext (2Mose 15,22-27) lässt uns entdecken, dass auch nach den höchsten Höhen des Lobes (V. 1-21), das tiefste Tal der Klage kommen kann (V. 22-27). Die Wegführungen Gottes bringen seine Kinder immer wieder in Situationen, in denen sie Klarheit bekommen, wie es in Wirklichkeit um sie steht. Wie weit ist es mit dem Vertrauen des Volkes Gottes wirklich bestellt? Was geschieht, wenn uns alles „bitter“ erscheint?

2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Hansjörg Bräumer. Das zweite Buch Mose: Kapitel 1-18. Wuppertaler Studienbibel AT. Wuppertal: R. Brockhaus, 1996. S. 259-264.
* Hellmuth Frey. Das Buch der Heimsuchung und des Auszugs: Kapitel 1-18 des Zweiten Buches Mose. Die Botschaft des Alten Testaments 5. 13. Aufl. Stuttgart: Calwer Verlag, 1984 (1949). S. 186-190.
* Erwin W. Lutzer. Näher zu Gott: Ein Gang durch das Leben des Mose. Hamburg: C.M. Fliß, 2002. S. 84-93.
* Warren W. Wiersbe. Sei befreit: In der Nachfolge Gottes zur Freiheit gelangen. Studien des Alten Testaments: 2Mose 1-40. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2003. S. 75-78.

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Winrich Scheffbuch vom 20.10.1991 mit dem Titel „Bittere Enttäuschungen“ (2Mose 15,22-27). Die vorgenannte Botschaft findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. 2Mose 15] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch] ausfüllt.

Hilfreiche Beobachtungen zum Predigttext findet ihr auch bei Wilhelm Busch. Spuren zum Kreuz: Christus im Alten Testament. Die Wilhelm Busch Bibliothek 9. Neukirchen Vluyn: Aussaat, 2006. S. 87-93 (kostenloser Download unter http://www.clv-server.de/pdf/255681-09.pdf – als Word-Dokument einer älteren Auflage auch unter www.sermon-online.de erhältlich).

„Betet nicht um leichte Aufgaben. Betet darum, dass ihr zu stärkeren Frauen und Männern werdet. Betet nicht um Aufgaben, die euren Kräften entsprechen. Betet um Kräfte, die euren Aufgaben entsprechen“ (Phillips Brooks).

A) Grenzerfahrung (V. 22-24)

Nach dem erlösenden Auszug aus Ägypten, dem überwältigenden Wunder am Schilfmeer und dem ermutigenden Sieg über die Ägypter kommt nun der Weg durch die Wüste. Unter der Führung Gottes erleben die Kinder Gottes auf „Wüstenwegen“ auch Durststrecken. Die Frage ist wie darauf reagiert wird? Israel machte folgende Erfahrungen:
* Enttäuschung (V. 22)
* Bitterkeit (V. 23)
* Unzufriedenheit (V. 24)
So wird aus dem „Siegeslied“ (V. 1-21) ein „Klagelied“ (V. 22-24). Die Durststrecke in der Wüste wird somit für Israel zu einer Grenzerfahrung, sie entdecken ihre Begrenzungen. Aber statt eines verstärkten Vertrauens in die Allmacht Gottes angesichts ihrer Ohnmacht, kommt es zur Hinterfragung der Vollmacht von Mose, indem sie murren und bruddeln.

„An erster Stelle stand bei den Israeliten nicht die Überlegung, wie sie Gott gefallen könnten, sondern ‚Was sollen wir trinken?‘ und ‚Was sollen wir essen?‘. Laut Jesus offenbaren diese Fragen kein vertrauendes Herz, sondern ein besorgtes Herz (Mt 6,21.25-33), und das kann zu den unterschiedlichsten Problemen führen.
Ein einziger Tag in der Wüste ohne Wasser wäre annehmbar, zwei Tage wären schwierig, aber drei Tage wären unmöglich – besonders für die Kinder und Tiere. Und die zusätzliche Enttäuschung über die Entdeckung bitteren Wassers würde die Lage nur noch verschlimmern (Das Wort ‚Mara‘ bedeutet ‚bitter‘ und ist mit dem Wort ‚Myrrhe‘ verwandt‘). Doch Gott stellte sein Volk auf die Probe – nicht etwa, weil er ihre Herzen nicht kannte, sondern weil sie ihre eigenen Herzen nicht kannten. Die Leute sagen häufig: ‚Nun, ich kenne mein eigenes Herz‘, aber sie vergessen dabei, dass das Herz ‚trügerisch ist …. mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus?‘ (Jer 17,9)“ (Warren Wiersbe).

Und das geschieht alles unter der eindeutigen und sichtbaren Führung Gottes – vgl. 2Mose 13,21f; 14,19f: „Jeder Mensch hat Gaben, Grenzen und Gefahren!“

B) Gotteserfahrung (V. 25+26)

Während das Volk Mose anklagt (vgl. V. 24 mit 14,10-12), klagt Mose dem Herrn die Not des Volkes. Die Not treibt das Volk ins Murren und Mose ins Gebet.

Warum wird ein Holz (Baum) ins Wasser geworfen, damit es genießbar wird? Evtl. liegt hier ein Hinweis auf das Kreuz(holz) vor, denn auch unser mürrisches und bitteres Leben wird durch Jesus verwandelt und wieder genießbar gemacht (vgl. Gal 2,19f; 1Petr 2,24 und vgl. 2Mose 15,23-25a mit 1Kor 1,18).

Der Herr tut seinen Kindern seinen Willen kund und auf dieser Grundlage prüft bzw. erprobt (hebr. nissah = intensives erforschen / durchdringendes Ergründen) Gott seine Kinder.

„Der Herr stellt uns auf die Probe, um unsere geistliche Reife zu fördern und das Beste in uns hervorzubringen, doch der Teufel versucht uns, um das Schlechteste in uns zu Tage zu bringen und unsere geistliche Unreife zu fördern. Die Einstellung, mit der wir unseren Schwierigkeiten begegnen, entscheidet, welche Richtung unser Leben nehmen wird. Denn was das Leben uns antut, hängt davon ab, was das Leben in uns vorfindet. Wenn wir Gott vertrauen und seinem Wort gehorchen, werden wir die Prüfung bestehen und wachsen; doch wenn wir im Unglauben klagen und dem Herrn nicht gehorchen, bestehen wir die Prüfung nicht und verharren in einem Zustand der Unreife (Jak 1,12.18; Hebr 12,1-11)“(Warren Wiersbe).

C) Glaubenserfahrung (V. 27)

Vgl. V. 27 mit Mt 6,33f.

„Wenn das Leben nur aus Prüfungen bestehen würde, wären wir entmutigt. Wenn das Leben nur Vergnügen wäre, würden wir niemals Disziplin erlernen und Charakter entwickeln. Der Herr weiß, wie man die Erfahrungen des Lebens gleichmäßig verteilt, denn er brachte sein Volk nach Elim, wo sie reichlich Wasser und die Möglichkeit zum Rasten fanden. Lasst uns dankbar dafür sein, dass der Herr uns genug Segnungen schenkt, um uns zu ermutigen, und genug Lasten auferlegt, um uns demütig zu machen, und dass er weiß, wie viel wir tragen können“ (Warren Wiersbe).

3. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT

Unsere Predigtübersicht 2010 (beim Gemeinschaftsleiter erhältlich) benennt als möglichen Schwerpunkt für die Predigt das Thema „Gottes Führung – Hindernisse“.
Für die Auslegung und Anwendung der Wegführungen Gottes mit dem Volk Israel sind die neutestamentlichen Grundsätze aus 1Kor 10,6+11-13 zu beachten. Diese Ereignisse des alttestamentlichen Volkes Gottes (=Israel) sind für uns geschehen, damit wir als neutestamentliches Volk Gottes (= Gemeinde) daraus Lehren für uns ziehen. Wichtig ist, dass wir im Blick haben, dass diese alttestamentlichen Ereignisse auch für uns geschehen sind (vgl. Röm 15,4), aber eine Lösung bzw. Hilfe für die dort beschriebene Not immer in und durch Jesus gesucht werden muss. Der Schwerpunkt der Verkündigung liegt darin, dass uns die Not bzw. das Verhalten des Volkes (das unserem sehr ähnlich ist) zu Jesus führen bzw. treiben muss (vgl. 1Kor 2,2; 2Kor 4,5 mit Joh 5,46f).

4. PREDIGTGLIEDERUNG

Durststrecken verhelfen zu einer
a) Grenzerfahrung (V. 22-24)
b) Gotteserfahrung (V. 25f)
c) Glaubenserfahrung (V. 27)

oder nach Wilhelm Wagner:
a) Mobilität
b) Labilität
c) Stabilität

oder nach Hans Traub:
a) Der Herr, dein Prüfer! (V. 22-26a)
b) Der Herr, dein Arzt! (V. 26b)
c) Der Herr, dein Versorger (V. 27)