Predigtthema: Es ist vollbracht
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
An Karfreitag, einem der höchsten und wichtigsten christlichen Feiertage, betrachten wir dieses Jahr die Kreuzigung aus dem Johannesevangelium. Zwei Dinge sind zu berücksichtigen:
An Karfreitag herrscht in der Gemeinde eine besondere Atmosphäre. Wir erinnern uns an den Tod Jesu. Der Tod Jesu führt uns die Größe unserer Schuld vor Augen. Denn für diese musste Jesus sterben. Deshalb ist Karfreitag ein trauriger Tag. Gleichzeitig erinnern wir uns dabei auch an die Vergebung, die sein stellvertretendes Sterben am Kreuz möglich macht. Darum ist er auch schon ein Freudenfest (und nicht erst der Ostersonntag). Beides zusammen sollte in der Predigt berücksichtigt werden.
Es ist wichtig, den besonderen Akzent des Johannesevangeliums hervorzuheben. Alle Evangelien berichten ausführlich von dem Tod des Herrn am Kreuz. Jeder Evangelist setzt aber einen etwas anderen Schwerpunkt. Dementsprechend lässt auch jeder Evangelist bestimmte Dinge und Worte Jesu, die bei der Kreuzigung geschehen sind, aus und erzählt dafür andere. Bei Johannes liegt der Schwerpunkt meiner Meinung nach darauf, dass Gott souverän ist. Dass es Gottes Plan ist, dass Jesus gekreuzigt wird. Dass Jesus am Kreuz zu seinem Ziel kommt. Dass er gerade dort verherrlicht wird, wie in Joh 17 angekündigt. Johannes weist darauf hin, indem er immer wieder im Abschnitt sagt: So wie es im Alten Testament vorhergesagt wurde, so erfüllt es sich. Dazu passt auch das Wort Jesu am Kreuz, das uns Johannes überliefert: „Es ist vollbracht.“ Am Kreuz ist Gottes Plan an sein Ziel gekommen!
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- Carson, D.A.: The Gospel According to John.
- Maier, Gerhard: Johannes (Edition C).
- Schlatter, Adolf: Das Evangelium nach Johannes.
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Die Darstellung der Kreuzigung bei Johannes ist der bei Markus sehr ähnlich. Einige Punkte finden sich jedoch nur bei Johannes: die Diskussion um die Inschrift (19-22), einige Erfüllungszitate (24, 28f, 36f), die Fürsorge für die Mutter (25-27) und der letzte Schrei, bevor Jesus stirbt (30) – vgl. Carson.
a) die Kreuzigung – vom souveränen Gott gelenkt (V. 17-22)
- Jesus trägt sein Kreuz und wird zur Schädelstätte geführt (17). Wie Isaak im Alten Testament (1Mose 22) muss Jesus das Holz zu seiner Opferung selbst tragen. Wahrscheinlich hat er den Querbalken des Kreuzes getragen. In Mt 27,32 u.a. lesen wir, dass Simon von Kyrene den Querbalken später Jesus abnehmen musste. Jesus konnte ihn nicht mehr selbst tragen. Wo ist der Ort Golgatha? Nach Maier kann man wohl den alten Überlieferungen zustimmen, dass an der Stelle der heutigen Grabeskirche Golgatha war. Der Fels beim Gartengrab, der wie ein Totenschädel aussieht, wurde erst im 19. Jahrhundert zu Golgatha erklärt.
- Jesus wird zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt (18). An der Stelle, die für Barabbas bestimmt war. Das ist ein wunderbares Symbol für den stellvertretenden Sühnetod. Er nimmt den Platz des Verbrechers und Mörders ein. Das Kreuz war absichtlich brutal und grausam, damit jeder Sklave, der an Rebellion dachte, an dem Gekreuzigten vorbeikommen und schlussfolgern sollte, dass sie sich nicht lohnen würde. Es galt als die maximale Abschreckung. Die Qualen, die Jesus bei der Kreuzigung erlitten haben muss, wird interessanterweise in allen Evangelien nicht ausgeschmückt. Es wird eher als eine reine Tatsache berichtet. Hier klingt ziemlich deutlich Jes 53,12 an – Jesus wurde zu den Verbrechern gezählt.
- Pilatus lässt die Inschrift anbringen: „König der Juden“ (19-22). Viele lesen sie in unterschiedlichen Sprachen – hebräisch, griechisch und lateinisch. Gott wollte, dass jeder weiß: Jesus ist wirklich der König. Die führenden Priester lehnen das Schild ab. Sie wollen es ändern lassen. Johannes zeigt, wie Gott selbst bei der Kreuzigung völlig souverän ist. Gottes Plan gerät nicht durcheinander. So bleibt das Schild mit der Aufschrift „König der Juden“ über Jesus hängen. Damit deutlich wird, wer Jesus wirklich ist. Pilatus, der vorher feige vor den Juden eingeknickt ist, will hier seinen Mann stehen. „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.“
b) die Verteilung der Kleider – wie Gott es vorhergesagt hat (V. 23-24)
- Die vier Soldaten teilen die Kleider des Gekreuzigten unter sich auf, wie es üblich war (23). Ob Jesus nackt gekreuzigt wurde, ist in der Bibel nicht überliefert und daher umstritten. Möglicherweise wurde er nach jüdischem Brauch mit einem Lendentuch bekleidet (Maier).
- Die Soldaten losen über die Verteilung der Kleider (24). Damit erfüllt sich, was auch David in Ps 22,19 betet und beschreibt. Aus demselben Psalm stammt auch der Ausspruch „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (vgl. Ps 22,2 und Mt 27,46).
c) am Kreuz sorgt sich Jesus noch um seine Mutter (V. 25-27)
- Bei dem Kreuz standen einige Frauen (25). Die Frauen am Kreuz werden in allen Evangelien besonders hervorgehoben. Dennoch standen nach Lk 23,49 wohl alle seine Bekannten – also auch Männer – in der Nähe. Wahrscheinlich ist hier von vier Frauen die Rede. Manche setzen die Schwester Marias mit der zweiten Maria gleich, was grammatikalisch möglich ist. Da es unwahrscheinlich ist, dass zwei Schwestern den gleichen Namen tragen, ist hier von vier Frauen auszugehen. Am Kreuz standen also drei Marien und die Schwester der Mutter Jesu. Die erste ist Maria, die Mutter Jesu. Zweitens Maria, die Frau des Klopas. Klopas war nach alter jüdischer Überlieferung ein Bruder von Josef, dem Mann der Mutter Jesu (vgl. Maier). Möglicherweise ist Klopas derselbe wie Kleopas, einer der Emmausjünger in Lk 24,18; sicher ist das aber nicht. Als dritte wird Maria Magdalena genannt, die aus verschiedenen Erzählungen bekannt ist. Die als zweite genannte Frau, die Schwester der Mutter Jesu, ist möglicherweise Salome, die Mutter von Johannes und Jakobus (vgl. Mt 27,56 und Mk 15,40).
- Jesus vertraut seine Mutter der Verantwortung des Johannes an (26-27). Der Jünger, den er liebte, ist im Johannesevangelium ein fester Begriff für den Jünger Johannes selbst (vgl. Joh 13,23; 19,26 u.a.). Johannes, der dieses Buch schrieb, war also Augenzeuge der Kreuzigung! Umrahmt wird das Johannesevangelium von zwei Geschichten Jesu mit seiner Mutter: dem ersten Wunder in Kanaa (2,11ff) und dieser Stelle unter dem Kreuz. In der katholischen Auslegung wird diese Stelle oft symbolisch gedeutet: Jesus habe Maria Johannes anvertraut und damit allen seinen Jüngern und der Kirche, die sich um Maria kümmern und auf sie aufpassen sollen (vgl. Carson). Meines Erachtens spricht der Text dagegen für eine historische Deutung: Denn es heißt, dass Johannes Maria mit zu sich nach Hause nahm und sich um sie kümmerte. Unklar bleibt, warum sich nicht die übriggeblieben Söhne um Jesu Mutter kümmern können. Jesus hatte noch Halbbrüder, wie wir beispielsweise aus Apg 1,14 wissen.
d) der Tod Jesu ist Gottes Ziel – es ist vollbracht! (V. 28-30)
- Jesus sagt: „Mich dürstet (28).“ Wieder betont Johannes, dass alles genauso geschieht, damit die Schrift sich erfüllt. Hier spielt er vermutlich auf Ps 22,16 an: „Ich bin ohne Kraft, ausgetrocknet wie eine Tonscherbe. Die Zunge klebt mir am Gaumen.“ Derselbe Psalm wurde vorhin schon zitiert. Möglicherweise hat er auch noch Ps 69,22 im Kopf: „Man gab mir Galle zur Speise, und Essig reichte man mir zu trinken, als ich durstig war.“ Jesus dürstet tatsächlich wörtlich, wie der nächste Vers zeigt.
- Die Soldaten reichen Jesus billigen Weinessig auf einem Ysopstängel zum Trinken (29). Dieser billige Weinessig war ein beliebtes Soldatengetränk. Es stillte den Durst gut und war viel billiger als eigentlicher Wein (vgl. Maier). Es darf nicht verwechselt werden mit dem Wein und Myrrhe, das Jesus in Mk 15,23 zur Schmerzlinderung angeboten wird und den er ablehnt. Jesus nahm den Essig hier in der Geschichte an (30). Möglicherweise erwähnt Johannes extra den Ysopstängel, um zu zeigen, dass Jesus das Passahlamm ist (Joh 1,29). Auch beim Passahfest wird das Blut mit einem Ysopbüschel an die Tür gestrichen (2Mose 12,22). Allerdings kam Ysop auch sonst häufig zum Einsatz, weswegen die Parallele etwas umstritten ist.
- Jesus sagt: „Es ist vollbracht“ und stirbt (30). In 28 heißt es schon, dass er weiß, dass alles vollbracht ist. Jesus ist nicht seinen Gegnern zum Opfer gefallen. Der Kreuzestod ist keine Niederlage Gottes. Gerade dort zeigt sich erst seine Macht und Größe. Er ist bereit, für die Sünde der Menschen zu sterben. Er ist größer als Tod und Teufel. Daher kann er sogar in den Tod gehen und diesen überwinden. Man könnte den Ausspruch Jesu auch übersetzen mit „es ist ausgeführt“ oder „es ist ans Ziel gelangt“. Der Kreuzestod war der Höhepunkt des Heilsplanes Gottes. Jesus „übergibt seinen Geist“ – das zeigt, dass er bis zum letzten Moment die Kontrolle behält.
e) die Überprüfung des Todes Jesu – wie es in der Schrift vorhergesagt ist (V. 31-37)
- Jesus starb am Freitag und die Juden wollten ihn vor dem Feiertag nicht am Kreuz hängen lassen (31). Zum einen sollten nach dem Alten Testament die Leichen der Gehängten nicht über Nacht hängen bleiben (5. Mose 21,23). Zum anderen war der nächste Tag der Sabbat, an dem keine Arbeit verrichtet werden durfte. Und dann war da noch der besondere Sabbat des Passahfestes. Deshalb baten die Juden Pilatus, den gekreuzigten Jesus vollends töten und dann vom Kreuz zu nehmen zu dürfen.
- Den Gekreuzigten sollen die Beine gebrochen werden (32-33). Damit sollte der Tod bzw. die vollständige Tötung sichergestellt werden. Bei Jesus war das nicht mehr nötig, weil er schon tot war. Warum tötete das Brechen der Beine oder Oberschenkel die Gekreuzigten? Bei der Kreuzigung starben die Menschen in der Regel an Kreislaufversagen oder Ersticken. Da das Körpergewicht an den Armen hing, fiel das Atmen immer schwerer. Nur solange man sich mit den Beinen nach oben drücken konnte, konnte man noch atmen. Wenn die Beine oder Oberschenkel gebrochen waren, war das nicht mehr möglich und man erstickte sehr schnell.
- Jesus muss schon „ohnmächtig/tot“ ausgesehen haben. Man sah ihm keinen Atem mehr an. Trotzdem wollten die Soldaten sicher gehen. Einer der Soldaten stach ihm in die Seite, woraufhin Blut und Wasser aus der Wunde traten (34). Diese Mischung deutet darauf hin und bestätigte den Soldaten, dass Jesus tatsächlich tot war. Möglicherweise stach der Soldat ins Herz. Das Blut wird nach dem Tod im Herzen zu einer Flüssigkeit, in der Blutiges und Wässriges nebeneinander sind (vgl. Maier). Wasser und Blut sind auch Symbole (vgl. 1Joh 5,6-8). Sie stehen für die Taufe mit Wasser und den Sühnetod Jesu, sein Blut (Abendmahl), die uns erretten.
- Johannes betont wieder insbesondere: All das ist nach dem Plan Gottes geschehen. So wie es in der Schrift vorausgesagt wurde (35-37). In Vers 35 wird betont, dass Johannes ein Augenzeuge ist und es selbst bezeugen kann: Genau so ist es geschehen! In der zweiten Vershälfte ist umstritten, ob sich das „er/jener“ auf Johannes oder Jesus bezieht. Die zentrale Aussage des Verses wird davon aber nicht berührt. Johannes betont in Vers 36 und 37 wieder, dass alles in der Schrift schon vorhergesagt wurde. Nichts ist Zufall, alles ist von Gott vorhergesagt. Das erste Zitat (36) stamm aus 4Mose 9,12 (oder/und 2Mose 12,46 und Ps 34,20). Es bezieht sich auf das Passahlamm, dem kein Knochen gebrochen werden darf. Jesus ist somit das wahre Passahlamm. Die zweite Schriftstelle (37) stammt aus Sach 12,10. Dort wird gesagt, dass er durchbohrt werden wird. Jesus ist somit der von Sacharja vorhergesagte königliche Messias und Retter.
f) das Begräbnis Jesu – die Heimlichkeit hat ein Ende (V. 38-42)
- Josef von Arimathäa bittet Pilatus um den Leichnam von Jesus um ihn zu bestatten (38). Sein Herkunftsort ist nordwestlich von Jerusalem nahe der Grenze zu Samaria (vgl. Maier). Er war reich, angesehen, Mitglied des Hohen Rates, gut und gerecht (vgl. Mt 27,57; Mk 15,43; Lk 23,50f). Dieser Josef hatte aber Angst und war deswegen nur heimlich ein Jünger Jesu (vgl. Joh 12,42). Trotz dieser Angst entscheidet er sich, Jesus zu begraben.
- Nikodemus bringt Myrrhe und Aloe zur Salbung Jesu (39). Auch Nikodemus tritt aus der Heimlichkeit heraus. Johannes sagt extra nochmals: Der, der Jesus vormals in der Nacht aufgesucht hat (vgl. Joh 3). Nun also trauen sich zwei „hohe Tiere“ aus der Heimlichkeit und begraben und salben den Leib Jesu. Beide waren positiv herausstechende Beispiele von den Schriftgelehrten und Pharisäern, die sonst oft negativ dargestellt werden. Diese beiden glaubten an Jesus. Die hundert Pfund müssen sehr viel gewesen sein und zeigen, dass Nikodemus reich gewesen sein muss (vgl. Maier). Interessant ist, dass die beiden jetzt durch das Begräbnis zeigen, dass sie Nachfolger Jesu sind, obwohl sie wahrscheinlich nicht von einer baldigen Auferstehung ausgingen.
- Jesus wird in einem Grab nahe von Golgatha begraben (40-42). Die Jünger wickeln ihn sorgfältig in Leinentücher und salben ihn nach jüdischem Brauch. Das zeigt, dass sie nicht damit rechneten, dass Jesus bald auferstehen würde. Jesus wurde in einem Garten und in einem neuen Grab begraben. Nach den Angaben der anderen Evangelien muss man an ein Felsengrab denken. Also eine Grabkammer wie eine kleine Höhle. Zwei bisher fast unbekannte Jünger haben Jesus jetzt begraben. Nicht seine zwölf engsten Jünger. Auch darin erfüllte sich die Schrift nach Jes 53,12: „Man begrub ihn bei Gottlosen, im Grab eines reichen Mannes.“ (Die Interpretation bzw. der ursprüngliche Text in dem Vers in Jesaja ist etwas umstritten, mir scheint aber diese Übersetzung nach Hfa die korrekte zu sein.)
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Im Unterschied zu den anderen Evangelien betont Johannes, dass Jesus die Kontrolle über das Geschehen hat. Er wird nicht nur von Menschen getötet, sondern er vollzieht aktiv das Heilswerk Gottes. In der ganzen Kreuzigungsgeschichte des Johannes wird deutlich, was Jesus in Joh 19,11 zu Pilatus sagt: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre“. Alles geschieht nach dem vorherbestimmten Plan Gottes. Jesus hat es vollbracht – genau so, wie Gott es geplant hatte. Die Erlösungstat ist vollbracht. In gewisser Weise ist das Kreuz für Johannes der Ort der Verherrlichung Jesu, der Thron Jesu.
Johannes verknüpft die Kreuzigungsszene (und sein gesamtes Buch) eng mit dem Passahmahl. Jesus ist das Lamm, das für uns geschlachtet wird. Möglicherweise ist es hilfreich oder notwendig, kurz das Passahfest und insbesondere das Passahlamm zu erklären.
Jesu Tod war kein Unfall. Wie die Schriftzitate zeigen, war es genauso die Erfüllung des Alten Testaments und Gottes Heilsplan.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Die Predigt wird an Karfreitag gehalten. Wie oben schon erwähnt: ein Tag der Trauer und der Freude zugleich. Zum Moment des Kreuzes passt Stille. Möglicherweise kann in der Predigt oder im Gottesdienst eine Stille eingebaut werden, in der jeder persönlich überlegt: Was bedeutet das Kreuz für mich? Was hat meine Schuld damit zu tun? Gerade Schuld ist an Karfreitag – auch zurecht – für viele ein präsentes Thema.
Je nach Gemeinde kann überlegt werden, ob an Karfreitag auch einige Gäste kommen. Die Freudenbotschaft vom Kreuz ist eine Einladung an alle. Jesus will unser Retter sein! Die Spannung zwischen Tod Jesu, der uns auch schon zur Freude wird, und Hoffnung auf die Auferstehung sollte noch bewahrt werden. Ostern ist noch nicht da. Das Werk ist vollbracht, das Grab aber noch geschlossen.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Vers 17-22:
- Es sieht aus wie das Scheitern Gottes. Aber in Wirklichkeit ist es der Sieg und das Ziel seines Planes. Der König stirbt – und wird sogar noch so betitelt. Manchmal scheinen auch wir in unserem Leben zu scheitern. Wir sündigen wieder. Die Menschen kommen einfach nicht zum Glauben an Jesus. Oder vieles andere. Gott ist souverän und steht darüber, manchmal gebraucht er das, was menschlich gesehen ein Scheitern ist, und macht Großes daraus!
- Jesus ist bereit für uns zu leiden, die Last zu tragen (sein Kreuz).
- Jesus ist der König – die ganze Welt soll es lesen können und erkennen (verschiedene Sprachen). Hast du das schon erkannt? Wer ist der König in deinem Leben? Wer bestimmt deine Meinung, bestimmt deine Entscheidungen, bestimmt dein Leben?
- Pilatus Entscheidung: Pilatus bleibt ambivalent. Er will sich nicht mit einer Entscheidung auseinandersetzen. Irgendwie hält er Jesus für unschuldig. Er weiß, dass er behauptet, der Sohn Gottes, der König, zu sein. Irgendwie bleibt er aber auch passiv und lässt es einfach geschehen. Triffst du eine klare Entscheidung? Bekennen wir mutig, dass Jesus der Herr ist?
Vers 23-24:
- Selbst die Soldaten tun nur, was Gott vorhergesagt hat. Egal wer in dieser Welt regiert oder handelt – Gott ist souverän. Niemand kann seinen Plan verhindern oder zerstören. Gott kommt zu seinem Ziel, mit uns als Gemeinde und uns persönlich.
- Jesus wurde entblößt für uns: entweder komplett nackt oder noch mit einem Lendenschurz. So oder so war es eine Entblößung. Jesus nahm alles auf sich, er gab sich für uns hin. Er nahm auch die Scham und Schande für uns auf sich.
- Die Soldaten nehmen von Jesus, ohne zu wissen, wer Jesus ist. Wo sind wir in der Gefahr, religiöse christliche Traditionen beizubehalten und die echte Beziehung mit Jesus zu verpassen?
- Gottes Plan erfüllt sich selbst im kleinsten Detail – bis heute!
Vers 25-27:
- Jesu Fürsorge am Kreuz für seine Mutter. So hat Jesus am Kreuz auch an dich gedacht: Er ist für deine Schuld gestorben! Hat dich im Angesicht des Leidens voller Liebe im Blick gehabt! Jesus zeigt damit, dass ihm auch in diesem Moment die Sorge um die Familie wichtig ist.
- Die Frauen sind am Kreuz und sind bei Jesus – auch in schweren Zeiten. Sind wir auch in schweren Zeiten noch bei Jesus?
- Es entsteht eine neue geistliche Familie: Obwohl Maria noch leibliche Kinder hat, wird Johannes ihr „Sohn“, weil sie geistlich verbunden sind. Sind wir uns unserer geistlichen Familie bewusst?
Vers 28-30:
- Jesus hatte Durst, damit wir nie geistlichen Durst haben (Joh 4,14). Suchen wir unsere Erfüllung wirklich in ihm?
- Jesus übergibt seinen Geist und stirbt für uns. Bis zum letzten Augenblick behält er die Kontrolle für uns.
- Es ist vollbracht bedeutet für mich:
- Ich bin erlöst, meine Schuld ist bezahlt.
- Ich muss nichts mehr leisten. Gottes Vergebung und Liebe ist ein Geschenk aus Gnade. Lebe ich aus Gnade oder aus eigener Kraft?
- Jesus hat alles getan. Gottes Liebe müssen wir uns nicht verdienen. Lebe ich so, als ob ich mich vor Gott beweisen müsste?
- Praktisch: Übe bewusst, Gnade anzunehmen. Schreibe auf: „Es ist vollbracht – ich bin geliebt und mir ist vergeben allein aus Gnade, ohne Leistung.“
Vers 31-37:
- Jesus ist wirklich gestorben. Das ist auch historisch ganz klar. Jesus ist für uns gestorben. So ist auch unsere Erlösung wirklich und real.
- Blut und Wasser haben eine tiefere geistliche Bedeutung: Das Blut steht für den Opfertod Jesu für uns. Das Wasser erinnert an die Reinigung durch den Heiligen Geist.
- Habe ich das Opfer Jesu wirklich für mich persönlich angenommen?
- Lasse ich mich täglich von Jesus reinigen oder trage ich unnötige Schuld mit mir herum?
- Lebe ich im neuen Leben des Geistes oder versuche ich aus eigener Kraft Christ zu sein?
- Gottes Plan geht immer auf und kommt zu seinem Ziel!
Vers 38-42:
- Josef von Arimathäa war vorher ein „heimlicher Jünger“. Jetzt aber tritt er öffentlich hervor.
- Bin ich ein heimlicher Christ oder stehe ich zu meinem Glauben? Bist du bereit deinen Glauben zu bekennen, auch wenn es dich etwas kostet?
- Praktisch: Überlege dir einen konkreten Schritt, um deinen Glauben mutiger zu leben – vielleicht ein Gespräch mit einem Freund oder ein öffentliches Zeugnis.
- Ein würdiges Begräbnis: Die Liebe der Jünger zu Jesus zeigt sich in ihren Taten.
- Jesus wird ins Grab gelegt. Doch es ist nicht das Ende. Mit Gott ist selbst in den aussichtslosesten Situationen ein Neubeginn möglich. Gott ist auch in der Dunkelheit und Finsternis schon am Werk und bringt am Ende das Licht.
- Wir dürfen an Gottes Verheißungen festhalten, auch wenn wir nicht alles verstehen und das Ziel noch nicht sehen – wie die Jünger.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Das Ziel der Predigt ist es, uns die Kreuzesbotschaft vor Augen zu führen. Jesus ist der souveräne König, der am Kreuz für unsere Schuld stirbt. Jeder, der seine Schuld dort niederlegt, bekommt Vergebung. Der Tod am Kreuz war keine Niederlage Gottes, sondern im Gegenteil Vollendung seines genialen Rettungsplanes.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Jesus als souveräner König am Kreuz, dessen Tod nicht Niederlage, sondern Vollendung ist.
Es ist vollbracht! Gottes Plan kommt zu seinem Ziel
Das Kreuz – das zentrale Symbol des Christentums
Es ist vollbracht!
Auf dem Höhepunkt
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Es ist vollbracht! Gottes Plan kommt zu seinem Ziel
- die Kreuzigung – vom souveränen Gott gelenkt (V. 17-22)
- die Verteilung der Kleider – wie Gott es vorhergesagt hat (V. 23-24)
- am Kreuz sorgt sich Jesus noch um seine Mutter (V. 25-27)
- der Tod Jesu ist Gottes Ziel – es ist vollbracht! (V. 28-30)
- die Überprüfung des Todes Jesu – wie es in der Schrift vorhergesagt ist (V. 31-37)
- das Begräbnis Jesu – die Heimlichkeit hat ein Ende (V. 38-42)
Es ist vollbracht!
- Das Kreuz als Zeichen der Last (V. 17-22 – Jesus trägt sein eigenes Kreuz – unsere Last)
- Das Kreuz als Zeichen der Liebe (V. 23-27 – selbst am Kreuz hat Jesus ein Blick für andere)
- Das Kreuz als Zeichen der Erfüllung (V. 28-37 – das AT und Gottes Heilsplan erfüllt sich)
- Das Kreuz als Zeichen der Hoffnung (V. 38-42 – das Begräbnis als Ende – Hoffnung für uns)
oder nach Maier:
Auf dem Höhepunkt
- Dem Augenschein total entgegengesetzt
- Ein Höhepunkt, den Gott in der Hand hat
- Ein Höhepunkt der Liebe
- Auf dem Höhepunkt der Armseligkeit erreicht Jesus zugleich den Höhepunkt der Erlösungsgeschichte
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Passionslieder im Liederbuch – viele davon sind gute Veranschaulichungen auch für die Predigt, z.B.:
- O Haupt voll Blut und Wunden
- Würdig das Lamm, das geopfert ist
- Danke für das Kreuz/ich seh das Kreuz
Man kann das Leben Jesu mit Biographien vergleichen (die man vielleicht neulich gelesen hat)
- Normalerweise spielt der Tod in der Biographie eines Menschen keine Rolle oder ist nur ein kurzer Fakt.
- Bei Jesus hingegen ist es der entscheidende Punkt seines Lebens auf den auch in den Evangelien alles hinausläuft!
Der Tausch am Kreuz – Ein Obdachloser bekommt einen Mantel: Stell dir einen Obdachlosen vor, der friert und kaum Kleidung hat. Ein reicher Mann kommt, zieht seinen warmen Mantel aus und gibt ihn ihm. Doch es geht noch weiter: Der reiche Mann zieht auch seine Schuhe, seinen Gürtel und sein Hemd aus – er gibt alles her, bis er selbst friert.
- Jesus gab alles für uns hin – sogar seine Kleidung wurde ihm genommen (Joh 19,23-24).
- Er wurde „arm“, damit wir durch ihn „reich“ werden (2. Kor 8,9).
- Nehmen wir dieses Geschenk an oder lehnen wir es ab?
Die letzten Worte eines Sterbenden – davon kann man Beispiele erzählen. Jesu letzte Worte sind: „Es ist vollbracht!“
Das Kreuz – das zentrale Zeichen des Christentums
- Nicht die Krippe, eine Schriftrolle oder Ähnliches
- Nein, sie wählten das Kreuz – eine Erinnerung an Jesu Tod. Keine andere Religion feiert den Tod ihres Stifters!
- Die Antwort ist einfach: Das Kreuz ist so wichtig, weil der Tod Jesu der einzige Weg ist, auf dem wir von unserer Sünde gerettet werden können. Es ist der Weg, auf dem Jesus Menschen rettet.
- Es war notwendig für dich und mich, dass Jesus stirbt!
Cicero: (als Zitat zur Grausamkeit des Kreuzes – ein Römer sollte es nicht mal ansehen)
- „Doch der Scharfrichter, der Schleier, der den Kopf des Verurteilten verhüllt, das Kreuz für die Kreuzigung – die sind Schrecken, die nicht nur vom Leib eines römischen Bürgers, sondern sogar von seinen Gedanken, seinem Blick und seinem Gehör fernzuhalten sind. Es ist ein Unding, dass ein römischer Bürger, ein freier Mann, je gezwungen sein sollte, solch schreckliche Dinge zu erleiden oder zu ertragen.“
Das leere Grab – Die Wende kommt: Ein Fußballteam liegt 0:3 zurück, es sind nur noch fünf Minuten zu spielen. Jeder denkt, es ist vorbei – aber dann passiert das Wunder: Sie drehen das Spiel und gewinnen noch.
- Am Karfreitag sah alles nach Niederlage aus – doch die Auferstehung war schon vorbereitet.
- Jesu Begräbnis (Joh 19,38-42) ist nicht das Ende, sondern der Übergang zum Sieg.
(Samuel Koser)