Predigtthema: Gottes Erbarmen macht den Unterschied im Miteinander
Predigttext: Röm 12,1-21
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com
1.1 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Vers 1: Mit Römer 12 beginnt Paulus einen neuen Hauptteil des Briefes. Er eröffnet diesen neuen Abschnitt mit ganz grundsätzlichen Aufforderungen im Blick auf das tägliche Leben eines Christen.
Gleichzeitig verweist er mit dem Hinweis auf Gottes Barmherzigkeit auf die Basis, auf der diese Aufforderungen stehen. Gott hat zuerst gehandelt, seine Barmherzigkeit hat das Leben der Christen in Rom ganz grundlegend verändert und diese Veränderung soll im Alltag sichtbar sein. Es soll im Leben der Christen sichtbar werden, dass sie mit Jesus Christus verbunden sind und dass der Heilige Geist in ihrem Leben wirkt.
Die Aufforderung, den Leib als Opfer für Gott darzubringen, erinnert stark an Kap 6,13ff wo Paulus sehr deutlich davor warnt, die Glieder der Sünde zur Verfügung zu stellen. Er benutzt in 6,13 das gleiche Verb, wie in 12,1. Paulus fordert also die Christen auf, ihr Leben ganz bewusst Gott und nicht der Sünde zur Verfügung zu stellen.
In der Zeit des Neuen Testaments war die Darbringung von Opfern ein grundlegender Bestandteil der Gottesverehrung. Paulus erinnert die Christen in Rom daran, dass das einzige Opfer, das sie Gott bringen sollen, nichts weniger als ihr ganzes Leben ist. Dieses Leben soll ausdrücken, dass sie in Jesus Christus in einem neuen Leben wandeln (Röm 7,6) und dass sie von Gott berufene Heilige sind (Röm 1,7). Das Leben der Christen ist Gott deshalb wohlgefällig, weil sie vom Heiligen Geist, der in ihnen wohnt, geleitet werden (Röm 8,7-9).
Dieses auf Gott ausgerichtete Leben nennt Paulus den vernünftigen oder sprechenden Gottesdienst der Christen. Das Leben der Christen soll die Wahrheit widerspiegeln, die durch das Evangelium für sie gilt und dieses Leben in der Wahrheit des Evangeliums ist ein Zeugnis für Gott in unserer Welt.
Vers 2: Die Spannung zu den Maßstäben der Welt greift Paulus direkt in Vers zwei auf. Paulus ist im Römerbrief schon sehr deutlich auf die Auseinandersetzung zwischen Fleisch und Geist (Röm 7&8) eingegangen und auch auf den Umgang der Christen mit der Sünde (Röm 6). In Kap 12 fordert er nun wieder, dass Nachfolger Jesu konsequent danach streben sollen, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun. Dieses Streben bedeutet ein Abwenden von den Maßstäben dieser Welt und einen andauernden Verwandlungsprozess in das Bild Gottes.
Vers 3: Paulus fordert die Christen in Rom zu einer besonnenen Selbsteinschätzung auf. Kinder Gottes sollen sich im Licht ihres himmlischen Vaters, im Licht der Botschaft des Evangeliums richtig einschätzen und so die Gemeinschaft der Gemeinde fördern. In Röm 11,20 hat Paulus die Heidenchristen vor einer hochmütigen Haltung im Blick auf den Unglauben Israels gewarnt. Hier in Röm 12,3 fordert Paulus die Christen in Rom zu einer gesunden, geistlichen Zufriedenheit und Dankbarkeit auf.
Vers 4-8: Paulus zeigt auf, wie Gott die Gemeinde als vielfältigen Organismus zusammengestellt hat. Damit dieser Leib in gegenseitiger Ergänzung der einzelnen Glieder funktionieren kann, ist eine besonnene und dankbare Selbsteinschätzung wichtig. Es geht eben nicht um die Frage, welche Gabe der einzelne gerne hätte oder meint haben zu müssen, sondern darum, die Gaben, die Gott in seiner Souveränität gegeben hat, treu zu seiner Ehre einzusetzen. Das Miteinander in der Gemeinde lebt von der vielfältigen geistlichen Begabung, die Gott schenkt, und die in Treue und Gehorsam ihm gegenüber zur Erbauung der anderen eingesetzt wird. Die Beispiele der Gnadengaben Gottes, die Paulus von Vers 6-8 erwähnt, zeigen wie vielfältig Gott die Gemeinde ausrüstet. Die einzelnen Gaben sollen so eingesetzt werden, dass sie Gottes Willen entsprechen und schlussendlich ihn ehren.
Vers 9-21: Ab Vers 9 zeigt Paulus durch eine ganze Reihe kurze Aufforderungen, wie das Leben der Christen aussehen soll. Dabei scheint die Aufforderung zur ungeheuchelten Liebe in Vers 9 eine Überschrift für den Abschnitt zu bilden und die restlichen Verse zeigen, was echte Liebe im Alltag konkret bedeutet. Paulus hat in diesen Versen sowohl das Miteinander in der Gemeinde im Blick wie auch das Verhalten gegenüber Nichtchristen.
Auch in diesen Versen sehen wir, wie das Verhalten der Nachfolger Jesu das neue Leben in Christus konsequent widerspiegeln soll. Die Liebesbeziehung zu Gott soll die Liebesbeziehung unter Glaubensgeschwistern prägen und die Christen auch zu einem liebevollen Umgang mit Nichtchristen befähigen, sogar zu denen, die sich feindlich verhalten.
Gerade durch die Aufforderung zum liebevollen Umgang mit den Feinden unterstreicht Paulus noch einmal, wie herausfordernd der Auftrag zum vernünftigen oder sprechenden Gottesdienst in Vers 1 ist.
Ein solches Verhalten ist nur durch ein neues Leben in Christus möglich. Der Heilige Geist prägt das Leben der Kinder Gottes. Er verändert das Miteinander und befähigt dazu, die Liebe Gottes weiterzugeben. Und so bleibt das Erbarmen Gottes, die Basis für ein wirklich geistliches Leben seiner Kinder.
1.2 Weitere Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
- Krimmer, Heiko. Römerbrief (Edition C Bibelkommentar)
- Schnabel, Eckhard. Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 6-16 (Historisch Theologische Auslegung)
- Lüthi, Walter. Der Römerbrief
- De Boor, Werner. Der Brief des Paulus an die Römer (Wuppertaler Studienbibel)
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Nachdem wir in den letzten Wochen in Römer 9-11 die großen heilsgeschichtlichen Zusammenhänge in den Blick genommen haben, richtet Paulus nun unseren Fokus auf das praktische, alltägliche Leben als Nachfolger Jesu. Wieder unterstreicht Paulus sehr deutlich, wie stark sich das Leben als Kind Gottes von den Maßstäben dieser Welt unterscheidet und wie wir als Nachfolger Jesu dauerhaft herausgefordert sind uns von Gott verwandeln zu lassen.
Dieser bewusste Kontrast zum Denken der Welt und die Ausrichtung auf Gottes Willen, war für Christen aller Zeiten eine Herausforderung, aber eben der einzige Weg zu einem Leben, das ein wohlgefälliges Opfer für Gott ist.
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Wie bereits in den Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes beschrieben, ist es wichtig, dass wir bei der Vorbereitung der Predigt vor Augen haben, was Paulus im Römerbrief bereits geschrieben hat. Paulus hat sehr grundlegend erklärt, wie tief der Mensch in der Sünde gefangen ist, wie er allein aus Gnade gerettet werden kann. In Römer 8 hat er beschrieben, wie unvereinbar eine geistliche und eine fleischliche Gesinnung sind. In Röm 8,12ff fordert Paulus auf wirklich im Geist zu leben und durch den Geist die Handlungen des Leibes zu töten.
In Kapitel 12 greift Paulus die Forderung nach einem geistlichen, heiligen Leben aus der Gnade auf und führt weiter aus, was dies bedeutet.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen
Da das Kapitel recht lang ist und viele konkrete Aufforderungen darin zu finden sind, muss in der Vorbereitung eine gute Auswahl getroffen werden. Die Verse 1-2 sollten als Basis auf jeden Fall gründlich besprochen werden, damit die Grundausrichtung eines geistlichen Lebens sichtbar wird.
Wenn wir dann die einzelnen Aufforderungen ansprechen, müssen wir deutlich machen, wie praktisch und relevant sie für unseren Alltag in der Nachfolge sind. Auch als Christen im Jahr 2022, die wir aus Gottes Erbarmen leben, bleibt es unsere tägliche Herausforderung nach dem Willen Gottes zu streben.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Hörer sollen erinnert und ermutigt werden, sich im Blick auf ihr alltägliches Leben danach auszustrecken Gottes Willen zu tun. Sie sollen neu erkennen, dass Gottes Erbarmen in seinem Sohn die Basis für ein echtes geistliches Miteinander ist. Dies betrifft sowohl das Miteinander unter Christen in der Gemeinde, aber auch die Art und Weise, wie wir als Christen mit Nichtchristen umgehen.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Gottes Erbarmen macht den Unterschied im Miteinander
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Unser ganzes Leben soll das Evangelium widerspiegeln (V. 1-2)
- Gemeinde lebt von Gottes vielfältigen Gaben (V. 3-8)
- Gottes Liebe soll unseren Umgang mit anderen Menschen prägen (V. 9-21)
Oder:
- Lebe dein neues Leben 24/7! (V.1-2)
- Gebrauche die Gaben, die Gott dir gegeben hat! (V.3-8)
- Liebe deinen Nächsten! (V.9-21)
(Tobias Schurr)