Predigtthema: Freude am Leiden für Jesus
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com
1.1 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Vers 21:
In den Versen vor unserem Abschnitt hat Paulus betont, dass er im Blick auf die äußeren Umstände seines Lebens eine große Gelassenheit besitzt. Sein Fokus liegt darauf, dass die Botschaft von Jesus Christus verkündigt wird, oder wie er in Vers 20 sagt, dass Christus an seinem Leib groß gemacht wird.
In Vers 21 lesen wir nun die geistliche Grundlage für diese Haltung. Christus ist derjenige, der das Leben von Paulus ausmacht. Wir hören hier den innersten Herzschlag des geistlichen Lebens von Paulus. Jesus ist sein Herr, sein Retter, seine Hoffnung. Sein ganzes Leben ist durchdrungen von Jesus Christus, er lebt in seiner Kraft und strebt danach Jesus immer ähnlicher zu werden. Christus ist auch das Ziel seines Lebens.
Weil Jesus Christus das Leben von Paulus ausmacht, ist der irdische Tod für ihn auch keine Bedrohung, weil sich durch diesen Tod das Entscheidende im Leben nicht ändert. Paulus kann das Sterben sogar als Gewinn bezeichnen, weil das kommende Leben das Leben hier auf der Erde weit überragt, da es von der vollkommenden Gegenwart und Gemeinschaft mit Christus geprägt sein wird.
Vers 22-24:
Paulus nimmt uns in seinen inneren Konflikt hinein. Auf der einen Seite sehnt er sich nach der vollkommenen Gemeinschaft mit Christus. Auf der anderen Seite weiß Paulus aber auch darum, dass er noch einen Auftrag auf der Erde und besonders auch für die Christen in Philippi hat. Paulus stellt seine eigene Sehnsucht zurück, weil er sieht, dass sein Verbleiben auf der Welt zu diesem Zeitpunkt noch notwendiger ist. Er ist wirklich ein Diener der Gemeinde (vgl. Kol 1,24f) und bereit sein Leben für den Dienst an den Geschwistern einzusetzen.
Vers 25-26:
Weil Paulus um seinen Auftrag weiß, blickt er mit großer Gewissheit in die Zukunft. Er wird weiter seinen Dienst für die Gemeinde tun, und Gott wird sein Tun segnen. Paulus ist sicher, dass er das Gefängnis wieder verlassen wird und die Christen in Philippi erneut besuchen kann. Sein Dienst wird die Gemeinde im Glauben fördern. Ihre Freude an Christus wird wachsen. Das Ziel in all diesem Tun bleibt die Ehre Gottes. Das Rühmen der Philipper, von dem Paulus in Vers 26 schreibt, ist deshalb ganz tief in Christus gegründet. Er wird für das gepriesen, was er im Leben von Paulus und durch ihn getan hat, aber auch für das, was er im Leben der Philipper getan hat und weiter tut.
Vers 27-28:
Vom Blick auf diese Zukunft kommt Paulus nun zu direkten Aufforderungen an die Philipper. Diese Aufforderungen gelten, unabhängig davon, ob Paulus bei ihnen ist oder nicht.
Die Aufforderung würdig des Evangeliums zu wandeln, zeigt, dass es für Paulus klare Verhaltensweisen im Leben gibt, die zu der Botschaft von Jesus Christus passen, und eben auch solche, die dem Evangelium widersprechen.
Paulus hat hier zwei Eigenschaften im Blick, die die Gemeinde prägen sollen: geistliche Stabilität und geistliche Einheit.
Geistliche Stabilität fordert Paulus immer wieder von den Gemeinden, an die er schreibt und er arbeitet darauf hin, dass eine Gemeinde wirklich fest wird (vgl. Phil 3,1; 4,1;
Kol 1,23; Gal 5,1; 1.Kor 16,13; Röm 12,9; …). Diese geistliche Stabilität kann eine Gemeinde nur entwickeln, wenn ihre Glieder in echter geistlicher Einheit miteinander unterwegs sind. Paulus fordert hier eine Einheit, die vom heiligen Geist gestiftet und durchdrungen ist, und die sich darin zeigt, dass die Gemeinde geschlossen und mutig für das Evangelium eintritt.
Auch in der Gemeinde der Philipper scheint es Herausforderungen im Blick auf die Einheit gegeben zu haben. In den ersten Versen von Kapitel 2 fordert Paulus die Philipper auf, einmütig und eines Sinnes zu sein.
Das Ringen um Einheit ist auch deshalb so wichtig, weil die Gemeinde es mit Gegnern zu tun hat, die sie von der Wahrheit des Evangeliums abbringen möchten. Wie genau das in Philippi ausgesehen hat, lässt Paulus hier offen, aber es scheint deutlich zu sein, dass die Widersacher versuchten die Christen einzuschüchtern. In Apg 16 sehen wir, mit welchen Widerständen Paulus konfrontiert war, als er mit Silas das Evangelium nach Philippi brachte.
Die Christen in Philippi sollen ihren Widersachern treu und furchtlos gegenüberstehen und dadurch ein Zeichen setzen. Die Formulierung von Paulus ist hier nicht ganz eindeutig. Man könnte ihn so verstehen, dass die Widersacher den Widerstand der Gemeinde in Philippi als Beweis für deren Verderben sehen. Oder Paulus meint, dass durch den treuen Widerstand der Christen sichtbar wird, dass ihre Gegner wirklich auf ihr Verderben zugehen.
Für Paulus ist aber nicht das Urteil der Gegner entscheidend, sondern Gottes Urteil, und das ist sehr eindeutig. Durch ihren Widerstand gegen die Feinde des Evangeliums zeigen die Christen in Philippi, dass das Heil Gottes ihnen gilt, weil sie treue Nachfolger Jesu sind.
Vers 29-30:
Allerdings ist ein solcher Widerstand nicht einfach. Er hat mit Leiden zu tun und so baut Paulus in den letzten beiden Versen noch einmal eine enge Verbindung zwischen seinem Leben und dem Leben der Christen in Philippi auf. Sowohl Paulus als auch die Philipper leiden für ihren Glauben. Aber dieses Leiden ist kein Fehler oder ein Versehen Gottes, Paulus bezeichnet das Leiden hier als Geschenk, genauso wie er den Glauben als Geschenk bezeichnet.
Wenn wir diese Verse vor dem Hintergrund der vorangegangenen Aussagen lesen, dann scheint Paulus auch hier den Fokus darauf zu haben, dass Christus sowohl durch das Leben von Paulus als auch durch das Leben der Philipper groß gemacht wird (vgl. Vers 20). Damit bringt Paulus hier zum Ausdruck, dass gerade auch das Leiden eine große Gelegenheit ist, zur Ehre Jesu zu leben, indem seine Nachfolger bereitwillig in Jesu Fußstapfen gehen und bereit sind, das Leben mit ihrem Herrn und die Verkündigung des Evangeliums über das eigene irdische und körperliche Wohlergehen zu stellen.
In diesem Sinne sind sowohl der Glaube wie auch das Leiden Geschenke Gottes durch die er seine Nachfolger wachsen lässt und Schritt für Schritt ans Ziel bringt.
1.2 Weitere Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
- Wuppertaler Studienbibel, Band Philipper von Werner de Boor
- Edition C Kommentar zum Philipperbrief von Paul Murdoch
- Der Brief des Paulus an die Philipper (Historisch Theologische Auslegung) von Detlef Häußler
- Freude im Herrn. Eine Auslegung zum Philipperbrief von Arend Remmers
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative und hermeneutische Überlegungen
In unserer Reihe über den Philipperbrief steht die echte geistliche Freude im Zentrum. Wenn wir vor diesem Hintergrund über das Thema Leid nachdenken, stehen wir vor der Herausforderung diese beiden scheinbar widersprüchlichen Erfahrungen in unserem Leben in einen guten biblischen Zusammenhang zu bringen.
Auf der einen Seite müssen wir sehen, dass Leiden an sich eben nicht gut ist. In Gottes neuer Welt wird es kein Leiden mehr geben (vgl. Offb 21,4). Auf der anderen Seite kann Gott Leiden in unserer Welt benutzen, um Gutes zu bewirken und wir lesen im Neuen Testament sehr deutlich, dass Leiden um Christi willen zu einem Leben als Christ dazugehört.
Durch dieses Leiden treten Christen in die Fußspuren ihres Herrn. Im Leiden möchte Gott ihren Glauben stärken und reinigen (vgl. 1.Petr 1,6ff) und auch sichtbar machen, wer wirklich zu ihm gehört (vgl. 2.Thess 1,3ff). Ein weiterer Aspekt des Leidens ist, dass Christen gerade in diesen schweren Zeiten das Durchtragen Gottes auf ganz besondere Weise erleben dürfen (vgl. 2.Kor 1,3ff).
In diesem Zusammenhang müssen wir auch deutlich machen, dass nicht jedes Leiden von Christen automatisch auch Leiden um Christi willen ist. Es gibt auch Leiden als Christ, das die Folge von falschem Verhalten sein kann (vgl. 1Petr 4,15f). Auf der anderen Seite ist aber auch von mancherlei Versuchungen die Rede, die Gott gebraucht, damit sich unser Glaube bewähren kann (vgl. 1.Petr 1,6f), so dass man geistliches Leiden auch nicht zu stark eingrenzen kann (z.B. nur auf Verfolgung).
In all dem bleibt die entscheidende Herausforderung für Nachfolger Jesu, dass sie im Leiden den Blick auf ihren Herrn bewahren und aus seiner Kraft und im Vertrauen auf ihn treu in der Nachfolge bleiben.
2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen
Wenn wir in der Predigt über Leid sprechen, sollten wir dies auf eine gute seelsorgerliche Weise tun. Wir wollen Leiden nicht kleinreden, sondern einladen, gerade im Leid den Blick auf Jesus Christus zu richten, der unsere Hoffnung im Leid und über das Leid hinaus ist. Mit diesem Blickwinkel können wir sowohl das Leiden in seiner Herausforderung und Schwere ernstnehmen und zugleich auf das Größere verweisen, das hinter und über dem Leiden steht. Nur in der Abhängigkeit von Gott und im Vertrauen auf ihn können wir mit Paulus bekennen, dass es sowohl ein Geschenk ist, an Christus zu glauben, als auch für ihn zu leiden. Schlussendlich halten wir uns an der Wahrheit fest, dass Gott seine Kinder liebt, für sie das Beste möchte und sie an sein gutes Ziel bringen wird.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll eine Einladung sein, das Leben ganz auf Jesus Christus auszurichten. Dazu müssen wir deutlich machen, wie Jesus schlussendlich alle Bereiche unseres Lebens umfassen und erfüllen will. Wir wollen unsere Hörer herausfordern, sich wie Paulus in den Dienst des Evangeliums stellen zu lassen und gleichzeitig im Blick zu behalten, dass dieses Leben nicht das Ziel ist, sondern der Weg zur Herrlichkeit.
Dieser Weg der Nachfolge wird immer wieder auch Leiden beinhalten. Wir wollen zeigen, dass dieses Leiden für Jesus auch ein „Geschenk“ Gottes ist, das er in unser Leben legt. Wir wollen ermutigen, auch im Leid zu Gottes Ehre zu leben und damit zu bezeugen, wie herrlich und wertvoll unser Herr ist.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Freude am Leiden für Jesus
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
1. Christus – die Freude, der Inhalt und das Ziel unsers Lebens (V.21-23)
2. Dienst – unser Auftrag auf dem Weg zur Herrlichkeit (V.24-26)
3. Stabile Einheit – ein Leben, das zum Evangelium passt (V.27-28)
4. Leiden – unterwegs in Jesu Fußspuren (V.29-30)
(Tobias Schurr)