Monatsthema: Ganzes Christsein
Predigttext: 1.Johannes 2,3-6
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Hilfen zur Auslegung finden sich in den Kommentaren von Heiko Krimmer (Edition C Bd. 21) und von Werner de Boor (Wuppertaler Studienbibel).
1.2. Wichtige Gedanken in unserem Abschnitt
Der alte Johannes schreibt seinen Brief an die Gemeinde der nächsten Generation, um die er fürchtet. Er sieht, dass sie in der Gefahr stehen falsche Schritte zu gehen und er will ihnen Hilfen an die Hand geben, wie sie ihren Glauben prüfen können.
Es geht also um die Frage: Was sind die Kennzeichen dafür, dass ein Mensch zu Christus gehört?
In unserem heutigen Abschnitt zeigt uns Johannes den „moralischen Test“. Er nimmt uns mit hinein in die Frage, wie ein Kind Gottes mit dem Gebot Gottes umgeht. Und wir müssen sehen, wie entscheidend für Johannes die Frage nach dem Gehorsam ist. Für ihn ist der Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes ein Ausdruck dafür, ob wir Gott kennen oder nicht, ob wir ihn lieben oder nicht.
Das bedeutet, für Johannes bewegen wir uns hier absolut auf der Grundebene unserer Beziehung zu Gott. Die Entscheidung, Christ zu sein bedeutet auch, ich möchte so leben, wie Gott es gebietet und wie er es in Christus vorgelebt hat.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative & homiletische Überlegungen
Gehorsam ist und war schon immer ein herausforderndes Thema. Herausfordernd zunächst deshalb, weil wir als Prediger uns immer fragen sollten: Wer bin ich, dass ich hier über Gehorsam sprechen sollte? Dabei sollte uns das Wort des Apostels Paulus leiten: 1.Kor 15,10a Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Wir stehen als begnadigte Sünde vor der Gemeinde, die völlig von der Gnade ihres Herrn abhängig sind. Diese Haltung bewahrt uns zum einen davor selbstherrlich mit dem Finger auf andere zu zeigen und sie verhindert auch, dass wir das Thema Gehorsam auf die leichte Schulter nehmen. Wir haben den Auftrag Gottes Wort klar und verbindlich zu verkünden, auch wenn es um das Thema Gehorsam geht. Gottes Gebote sind absolut verbindlich für unser Leben und wir als Nachfolger Jesu, streben danach diese Gebote zu halten, obwohl wir genau wissen, dass wir Tag für Tag auf die Gnade unseres Herrn angewiesen sind.
Auf der anderen Seite müssen wir uns in der Vorbereitung bewusst machen, dass das Thema Gehorsam bei unseren Hörern ganz unterschiedliche Dinge bewirken kann und soll. Manche Hörer leben vielleicht in einer gefährlichen Sicherheit. Sie halten ihr Leben für „ganz in Ordnung“ und merken nicht, wo sie an Gottes Geboten vorbeileben. Hier ist es wichtig, dass Gottes heilige Anforderung an unser Leben deutlich ausgesprochen wird, damit Sündererkenntnis entsteht und die Notwendigkeit der Umkehr erkannt wird.
Auf der anderen Seite stehen die Hörer, die beim Thema Gehorsam sofort eine große Unsicherheit befällt. Sie sind sehr sensibel im Blick auf Schuld in ihrem Leben und neigen dazu an der eigenen Schuld zu verzagen und ihre Rettung infrage zu stellen. Hier ist es wichtig, dass wir das Thema Gehorsam in das Evangelium der Gnade einbinden. Das Halten der Gebote Gott ist nicht die Voraussetzung zu unserem Heil, sondern Folge. Wir leben auch als Christen täglich aus der Gnade und wenn wir fallen, haben wir den Anwalt, der uns beim Vater vertritt.
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Auch bei diesem kurzen Abschnitt ist es wichtig, den Gesamtgedankengang des Briefes im Blick zu haben. Wenn Johannes hier mit sehr deutlichen Worten den Gehorsam fordert, versteht er dies nicht im Sinne eines gesetzlichen Perfektionismus. Es geht Johannes um ein leidenschaftliches, von Liebe geprägtes Ringen, den Willen Gottes im eigenen Leben zu tun. Johannes fordert hier nicht einen Gehorsam in eigener Kraft, er hat ein Leben in Christus im Blick (vgl. Joh 15,5), das sich in einem gehorsamen Lebenswandel äußert. Johannes redet von einem Leben und von einem Gehorsam in und durch die Kraft Christi.
3. Sagen, wo es hingeht
Zur Predigtvorbereitung können die Predigten bzw. Bibelarbeiten von Winrich Scheffbuch (2,1-6) und Hans-Peter Royer hilfreich sein, die sich bei Sermon Online finden (www.sermon-online.de).
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll deutlich machen, dass Gott kennen und seine Gebote halten nicht voneinander zu trennen sind. Wahre Gotteserkenntnis äußert sich immer im Streben nach einem gehorsamen Leben.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Wer Gott kennt – gehorcht seinen Geboten.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
1. Kennen und Gehorsam – zwei Seiten einer Medaille (V3)
2. Der Irrweg des Ungehorsams (V4)
3. Der wahre Weg der Liebe (V5)
4. Der wahre Weg der Nachfolge (V6)
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Der Vater Friedrich von Bodelschwinghs hatte einen Obstgarten erworben, der von einer hohen Mauer umgeben war. Als die Kinder sich einen Spaß daraus machten, über die Mauer in den Garten einzusteigen, verbot er es ihnen in Strenge. Einmal nun hatten die Geschwister den kleinen Friedrich, als sie mittags nach Hause gingen, vergessen und eingeschlossen. Der kleine saß in den Zweigen eines Kirschbaumes plötzlich merkte er, dass alles still geworden war, kletterte von seinem Baum herunter und stand bald vor der verschlossenen Tür. Nun wäre es ihm eine Kleinigkeit gewesen, über die Mauer zu kommen, aber „der Vater hat es verboten“, so hieß es deutlich in seinem Herzen. Als alles rufen vergeblich war, setzte sich der Junge in eine Laube und schlief zuletzt über seinen Tränen ein. – Zu Hause ist man in großer Sorge. Überall wird er gesucht. Niemand denkt, dass er im Garten sein könnte, weil er doch leicht über die Mauer hätte springen können. Endlich macht sich der Vater dahin auf und findet den schlafenden Friedrich in der Laube: „Junge, warum bist du denn nicht über die Mauer geklettert?“ Der bricht in Tränen aus und antwortet: „Vater, du hast es ja verboten!“ Da nimmt der Vater das weinende Kind freudig an der Hand, und über der Freude an dem entschlossenen Gehorsam ist alles vergessen.
Nach dem Lebensbild F. von Bodelschwingh.
Stgt.Z. 13.06.1994 – Eine herrenlose Schafherde bereitete der Polizei große Probleme. Die 120 Schafe waren aus ihrem Pferch auf eine Straße entwichen, nachdem offenbar starker Regen einen Zaun niedergedrückt hatte. Die hilflosen Beamten riefen den Schäfer aus dem Nachbardorf herbei. Zu ihrer grenzenlosen Verblüffung löste der Fachmann mit einem Pfiff das Problem – die ausgebrochene Schafherde sammelte und stellte sich sogar in wenigen Sekunden im nahen Pferch in Reih und Glied zum Abmarsch auf.
Vor einigen Jahren erhielt ein Weichenwärter an der Hudson-River-Bahn in Amerika eine Depesche, augenblicklich eine Weiche zu öffnen, um eine entflohene Lokomotive in den Fluss zu leiten. Er konnte das nicht begreifen. Aus Furcht, er möchte es missverstanden haben, fragte er an, ob das Befehl sei. „Ja, schnell,“ war die Rückantwort. Der Mann konnte das nicht einsehen; kopfschüttelnd drehte er die Weiche und wartete, welches wohl der Zweck sein würde.
Jetzt kam die Maschine angedonnert und stürzte mit furchtbarem Getöse in den Fluss.
Kaum hatte sich der Weichenwärter von seinem Schrecken erholt, als auch schon der Personenzug von der anderen Seite angebraust kam und vorbeisauste. Die Passagiere wussten gar nicht, dass ihr Leben vor fünf Minuten vom unverbrüchlichen Gehorsam eines Weichenstellers abhing. Höhern Orts wusste man besser, was notwendig war, als es der Weichensteller wissen konnte.
Der englische Feldherr Wellington erteilte einmal einem Artillerieoffizier den Befehl zu einer schwierigen Aufgabe. Als dieser Bedenken dagegen äußerte, erwiderte ihm kurz der „eiserne Herzog“: „Ich verlange nicht Ihre Meinung, sondern Ihren Gehorsam.“
(Tobias Schurr)