Johannes

Predigthilfe vom 16. April 2023 – Johannes 3, 22-36

Predigtthema: Jesus muss wachsen

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen,  um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Dieser Bericht taucht nur bei Johannes auf. Während Matthäus und Markus davon berichten, dass Johannes der Täufer nach der Taufe Jesu ins Gefängnis kam, schiebt der Apostel Johannes noch dieses Geschehnis chronologisch dazwischen. Deshalb heißt es auch in V.24 (diese Platzierung wird einem zuerst vielleicht seltsam vorkommen): „Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen worden.“ Die Verse 25-36 enthalten das letzte Zeugnis des Täufers, das er vor seiner Verhaftung über Jesus abgelegt hat.

Der erste Teil dieses Kapitels beschreibt das Zeugnis von Jesus in der Stadt Jerusalem (direkt davor das Gespräch mit Nikodemus). Von V.22 an beschreibt Johannes den Dienst von Jesus in Judäa, wo er weiterhin die gute Nachricht von der Errettung verkündigte.

Wir werden zum Bekenntnis und Herzensausruf des Täufers Johannes geführt, der die wichtigste Tugend eines Jesus-Nachfolgers durch seine Worte und sein Handeln zum Ausdruck brachte: Demut. Er hat zutiefst verstanden, dass er „nur“ der Wegbereiter war, und, dass ihm wahre Freude nicht durch weltliche Anerkennung zuteilwürde, sondern dadurch, dass Christus in ihm zunahm und wenn er hilflose Sünder zum wahren Bräutigam führt (V.29).

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Der neue Matthew Henry Kommentar (Matthäus – Johannes)
  • Edition C – Johannesevangelium (Gerhard Maier)
  • Wuppertaler Studienbibel – Das Evangelium nach Johannes (Werner de Boor)
  • William MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament
  • MacArthur Studienbibel

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

V. 22
Jesus kam mit seinen Jüngern in das Land Judäa, dort blieb er mit ihnen (enge Gemeinschaft) und taufte. Wichtig: nicht Jesus selbst taufte, das taten seine Jünger (s. Joh 4,2).

V. 23
Johannes der Täufer bewegte sich vermutlich nach Norden, nach Samaria. Als Jesus kam, ging Johannes weg. Für Johannes war das kein Wettbewerb, er verließ Judäa wegen Jesus. Das ist die Tat eines demütigen Diener Gottes: Er verlässt den Ort seines Einflusses, um dem, auf den es ankommt (Jesus), Platz zu machen.

V. 25
Im Gegensatz zu ihrem Anführer waren die Jünger des Johannes neidisch auf Jesus und seine Jünger. Es ging im Konflikt um die „Reinigung“, welche sich wahrscheinlich auf die Taufe bezog (s. 1.Kor 6,11; Tit 3,5; 1.Petr 3,21).

V. 26
Die Jünger des Johannes sprechen nicht mal den Namen Jesu aus. Sie reden nur von „der jenseits des Jordan bei dir war“. Mit anderen Worten sagen sie dann: „Der macht den Job, der eigentlich deiner ist!“ Sie tun ein wenig so, als hätte Johannes ein „Patent“ auf seine „Tauferfindung“.

V. 27
Johannes entgegnet mit der Demuts-Haltung eines echten Jesus-Nachfolgers: Es ist allein die Gnade Gottes, wenn der Mensch was von ihm empfängt. Er macht deutlich, dass das, was Jesus und seine Jünger taten und was auch bei ihm (Johannes) geschieht, von Gott geschenkt und gelenkt ist. Demut sagt: „Ohne Gnade kann ich nicht leben!“ Jesus wird sagen in Joh 15,5: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Es gibt keinen Grund, auf uns und unserem Dienst stolz zu sein. Die Ehre gehört dem Herrn, und das, was hier passiert, sagt Johannes, ist vom Herrn.

V. 29
Johannes verwendet das Bild einer Hochzeit. Er ist nicht der Bräutigam (als welchen seine Jünger ihn vielleicht sehen), er ist der Freund des Bräutigams (der Trauzeuge). Der Bräutigam ist und bleibt Jesus selbst. Die Braut wird von allen Gläubigen repräsentiert. Natürlich gehörte Johannes auch dazu, doch in seinem Dienst verstand er sich als Freund des Bräutigams, der natürlich nicht zum Ziel hatte, die Braut zu sich selbst zu führen (im Stolz), sondern zu ihrem Bräutigam (in der Demut). Der Freund freut sich über den Bräutigam, welcher im Mittelpunkt steht (interessant, dass er die Freude mit der Stimme des Bräutigams verknüpft, über die er sich schon als Baby im Bauch Elisabeths gefreut hatte, s. Luk 1,42-44). Die Freude des Täufers ist eng mit der Erhöhung Jesu verbunden, nicht mit seiner eigenen. Wir sehen, wie losgelöst seine Freude von ihm selbst ist, sie macht sich ganz am Bräutigam Jesus fest, um den es geht.

V. 30
Zentraler Vers in diesem Abschnitt. Es ist die Kernaussage des Wachstums in Jesus, Kernstück jeder echter Heiligung. In der gesamten Bibel vermutlich einer der Verse, der die demütige Herzenshaltung eines Christen am besten zum Ausdruck bringt. Es ist das Grundprinzip jedes Nachfolgers.

Wir wollen auch mit unserem gesamten Leben auf den hinweisen, der wachsen muss. Die Welt empfiehlt dir, selbst derjenige zu sein, der in dir wächst („mach dich immer abhängiger von dir“, „vertrau deinem Herzen“, „vertraue deinem Verstand und Gefühlen“), unabhängig einer Person außerhalb deiner selbst. Jesus zu folgen aber bedeutet, im Glauben zu wachsen, wenn Jesus „in uns wächst“ und ich selbst „weniger werde“. Mein Hoffnungs-Anker ist nicht in meinem eigenen Herzen verankert, sondern im Herzen Gottes, ermöglicht durch Jesus (Hebr 6,19-20). Deshalb ist Jesus meine Hoffnung und muss in mir zunehmen.

In diesem Kapitel kommt dreimal das „muss“ vor: für den Sünder (3,7), für den Retter (3,14) und für den Nachfolger (3,30). Dieses „muss“ unterstreicht die göttliche Bestimmung, der feste Bestandteil des göttlichen Plans.

V. 31
Jesus war „von oben“, hier wird seine himmlische Herkunft deutlich. Johannes zeigt seine eigene Niedrigkeit, in dem er den Kontrast zu ihm aufzeigt: „der von der Erde ist“. Jesus überragt jeden Menschen!

Wichtig zu V.31: Ab hier bis zum Ende des Kapitels könnte es auch sein, dass uns die Schlüsse des Evangelisten Johannes vorliegen und nicht des Täufers. Viele Ausleger sind der Meinung, dass V.31-36 nicht mehr Rede des Täufers sind, sondern des Autors Johannes. Unabhängig davon, passen die Sätze vor und nach V.31 harmonisch zusammen und da es keinen offensichtlichen Einschnitt zwischen den Versen gibt, können wir auch davon ausgehen, dass dies noch zur Rede des Täufers gehört.

V. 32-33
Johannes hat es selbst so erlebt und dies wird auch auf Jesus zutreffen (als prophetisches Wort): Jesus wird abgelehnt werden!

V. 34

Die Größe von Jesus ist das Thema des Täufers. Er betont die wichtige Wahrheit, dass der Sohn vom Vater gesandt wurde (Joh 7,16; 8,26; 12,49; 14,24).

V. 35
Johannes hebt die enge Einheit zwischen Gott dem Vater und Jesus dem Sohn hervor. Zwischen Vater und Sohn herrscht heilige Liebe. Diese Liebe gibt, macht wirklich reich und der Vater hat dem Sohn „alles“ in die Hand gegeben. Dann kann es, ganz praktisch für uns, nur Gott die Ehre geben, wenn wir auch „alles“ in Jesus suchen und finden. Es gibt keinen Grund für uns, in der Welt nach der Lösung unseres Problems zu suchen. Wir kommen zum Sohn!

V. 36
Deutliche, letzte öffentliche Worte von Johannes dem Täufer. Einer der eindeutigsten Verse der Bibel, die sagen, wie ein Mensch errettet werden kann, erinnert uns stark an die bekannte Aussage aus dem Bibelabschnitt vor unserem Text, an Joh 3,16. „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben“. Das ist sozusagen die „Summe aller Lehre“ (Prediger 12,13).

Interessant ist, das Glauben und Gehorsam hier eng verknüpft werden. Zu glauben bedeutet gehorsam zu sein. Wer dem Sohn glaubt, hat dem Vater gehorcht. Wie wunderbar es doch ist, dass der befreiende Schritt des Glaubens an den Sohn und seinem stellvertretenden Sühnewerk, der wichtigste Akt des Gehorsams ist. Es ist der entscheidende Schritt, den ich gehen muss, der aber selbst sogar von Jesus geschenkt ist. Welch eine Gnade und so dringende Botschaft an die Menschen unserer Zeit! Hier geht es um Gerettet- oder Verloren sein, klipp und klar.

2. Verstehen, worum es geht2.1 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Wir befinden uns eine Woche nach Ostern. Sicher kann man dieses alles überragende Fest hier einbauen. „Ostern ist der Haken, an dem der Kronleuchter des Glaubens hängt.“ (W. Nestvogel). Wir glauben und haben gefeiert, dass unser Herr den Tod besiegt hat. Das ist unsere Hoffnung auf das ewige Leben (V.36), und diese Hoffnung (die sich an Jesus festmacht) möge sich in unserem Herzen ausbreiten und die Hoffnungslosigkeit (wenn ich mich an mir festmache) vertreiben (V.30).

2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Johannes wollte nicht sein eigenes Programm durchziehen. Er ließ sich nicht irritieren von den Aussagen seiner Jünger (V.26). Er folgte nicht seiner eigenen Agenda. Er hatte nur an einem Freude: „an der Stimme des Bräutigams“ (V.29). Wir sehen, wie Johannes sich so loslöst von eigenen, selbstsüchtigen Zielen und Begierden. Er verstand seinen Dienst als einen Dienst für Jesus, und wenn sein Wille geschieht, dann freut er sich darüber. Seine Freude hing an seinem Herrn.

Deshalb war seine Herzenssehnsucht auch die, dass dieser Herr immer mehr Raum bekommen würde in seinem Leben (V.30). Stolz ist der größte Feind des Menschen, Demut sein bester Freund. Ein demütiges Herz versteht, dass es ohne Gnade nicht leben kann.

Weitere Bibelstellen zur Demut: Spr 15,33 (Gottesfurcht und Hochmut können nicht nebeneinander existieren); Spr 6,16-19 (v.a. V.16); 1.Kor 3,5; 2.Kor 2,4; 4,5; 1.Petr 5,5-6 (Gott wird nicht die erhöhen, die sich danach sehnen, sich selbst zu erhöhen …). Das größte Beispiel für ein demütiges Handeln haben wir in der Person von Jesus Christus: Philipper 2,5-11.

Demut ist das Gegenteil davon irgendwelche Ansprüche zu erheben. Gott schuldet uns nichts als Gericht, doch am Kreuz trug Jesus auch nicht weniger als dieses Gericht. Diese Wahrheit führt Kinder Gottes in die Freude, Anbetung und Demut. Johannes wollte wachsen, ohne selbst groß zu werden. Er wollte in Christus wachsen, Christus sollte in ihm wachsen.

V.30 ist der vielleicht größte Ausdruck geistgewirkter Demut. Wichtig: Wie wachsen wir in dieser Demut? Wir müssen ein größeres Verständnis von Gottes Charakter entwickeln, wie es in Gottes Wort offenbart wird, damit wir in unserer Liebe und Dankbarkeit für Gottes Sohn wachsen! Die DNA von Freude ist Dankbarkeit, und diese führt in die Demut.  

Das wiederum führt uns zur Botschaft des Nachfolgers (V.36). Sie ist klar und deutlich und darf sich nicht weichspülen lassen von alternativen und falschen Evangeliums-ansätzen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht so „offensiv“ scheinen. „Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht.“ (Gal 1,9). Der Zorn Gottes bleibt auf dem Ungläubigen, doch dem der glaubt, gilt: „ewiges Leben.“

Zum weiteren Bibelstudium zum Thema „Demut“ (wo wahre Demut sichtbar wird oder werden sollte): 2.Mo 34,5-8; 2.Kön 22,8-13; Ps 81,2-6; 115,1-3; Apg 5,41-42; 2.Kor 3,4-7; Eph 4,1; Philipper 1,10-12; Kol 4,12; Jak 1,21; Offb 1,12-17.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Um Unbekehrte das Evangelium klar vor Augen zu malen. Es geht um das ewige Leben, und Jesus lädt ein. Es ist allein durch Glauben, allein aus Gnade, allein in Jesus, und dieses Geschenk gilt es zu ergreifen.

Um Bekehrte in ihrer Nachfolge zu ermutigen und von der Haltung des Täufers zu lernen. Wir wollen diese Sehnsucht herausarbeiten, die in den Worten von Johannes herausragt. Sie richtet sich danach aus, dass die Gnade, Schönheit und Heiligkeit Jesu sich im eigenen Leben immer mehr ausbreitet und der eigene Mensch immer mehr zurücktrete. Hier muss es unser Anliegen sein, biblische Demut zu vermitteln und anhand dieses Abschnittes zu erklären.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Die Predigt soll uns die Klarheit des Evangeliums vor Augen malen (s. V.36) und die Haltung eines Jesus-Nachfolgers, die zutiefst von Demut durchzogen wird (s. V.30). Wir wollen vor Augen halten, dass der Glaube an den Sohn, der ewiges Leben schenkt, uns antreibt zur Heiligung und Nachfolge. Diese Nachfolge hat Jesus zum Fixpunkt. Denn wir werden in sein Bild verwandelt und er „nimmt in uns zu“, wenn wir ihn anschauen, und eben nicht uns selbst (2.Korinther 3,18).

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Idee für den Aufbau:

  1. V.22 – 29 | die Freude des Nachfolgers
  2. V.30 – 35 | die Sehnsucht des Nachfolgers
  3. V.36 | die Botschaft des Nachfolgers

Veranschaulichung:
Das Problem unserer fehlenden Demut ist meistens, dass wir ein zu geringes Bild von Jesus haben. Johannes hatte dies nicht, deshalb konnte er solche Aussagen machen.

Als C. Kolumbus 1492 Amerika „entdeckte“, nannte er die Ureinwohner „Indianer“. Das tat er, weil seine Vorstellung von der Größe der Weltkugel sehr gering war. Er meinte, in Indien angekommen zu sein, seinem Ziel. Doch stattdessen war er weit davon entfernt. Er hatte die Welt in eine Kiste gepackt, die zu klein war. Die Welt war größer, als er vermutete.

Jesus ist größer, als unser stolzes Herz es zuerst wahrhaben möchte. Doch wenn wir ihn in seinem Wort immer mehr kennenlernen, dann wächst die Erkenntnis. Es schmilzt der Stolz und der weicht der staunenden Demut.  

Zitate:
„Wer Gott kennt, ist demütig, und wer sich selbst kennt, kann nicht stolz sein.“
(John Flavel)

Wie du Demut bei dir förderst: „Entferne dich nie zu weit vom Fuße des Kreuzes. Das Kreuz zeigt uns, wie sehr wir Vergebung benötigen und wie geistlich arm wir ohne Jesus sind. Es erinnert uns daran, dass wir nichts haben, was wir ihm bringen könnten. Zur Errettung müssen wir uns allein an Jesus festhalten. Demütige dich jeden Tag vor Gott am Fuße des Kreuzes.“
(Mark Hitchcock)

„Wenn ich das wunderbare Kreuz betrachte, an dem der Ehrenkönig starb, den größten Schatz ich dann verachte, Stolz mit Verachtung ich begrab.“
(Isaac Watts)

(Simon Hamalega)