Monatsthema: 4 Mose: Von Gott geleitet durch die Wüste
Predigtthema: Führen, wie Gott führt. Nicht anders.
Gottesdienst Einleitung: Titus 1,5-9 oder 5Mose 31,1-8
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteh
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Die Predigttextreihe aus dem 4. Buch Mose steht unter dem Monatsthema:
Von Gott geleitet durch die Wüste.
Das Volk Israel befindet sich nun kurz vor einem neuen Abschnitt. Nach der langen Wüstenwanderung lagert das Volk sich geografisch an der Grenze zum verheißenen Land Kanaan, Jericho gegenüber in der Ebene Moab. Nun wird nicht nur das Volk für den bevorstehenden Einzug ins verheißene Land vorbereitet, sondern es kommt auch auf Anweisung Gottes zu einem Stabwechsel in der Leitung und Führung des Volkes.
Mit 120 Jahren soll nun Mose seinen Nachfolger Josua öffentlich vor das Volk stellen und ihn als neuen Leiter einsetzen (vgl. 5Mo 31,2). Mit dem Führungswechsel wird nicht nur mit einer vergangenen Zeit abgeschlossen, sondern beginnt ein neuer Zeitabschnitt.
Nach der Führung Moses soll nun Josua das Volk weiterführen. Mose führte das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens heraus, Josua führt das Volk ins verheißene Land ein.
Es hilft den ausführlichen Bericht aus 5Mose 31,1-8 zu lesen.
Der Text lehrt uns vielfältige theologische und praktische Aspekte, die es sich lohnt zu betrachten.
Fazit: Gott bestimmt die Führung. Er legt fest wer wann wie wen führt.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Maier, Gerhard, Wuppertaler Studienbibel, „Das vierte Buch Mose“, Brockhaus Verlag
Wiersbe, Warren.W, „Sei zuverlässig“ Studien des Alten Testamentes 4Mo 1-16, CLV
Mackintosh, C.H., „Die fünf Bücher Mose- Gedanken zum 4.Buch Mose“, CSV
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
27,12-14 Endstation: Mose darf nicht ins Land
Letzte Station war auf dem Gebirge Abarim, der Region jenseits.
Es gab zwei markante Berge im Leben Moses.
- Der Gottesberg Horeb im Sinai. Dort war der Anfang von Moses Berufung, dort erlebte er die Offenbarung Gottes, hatte Gottesgemeinschaft und wurde zum Empfänger und Vertreter des Gesetzes.
- Der Berg Nebo im Gebirge Abarim (Moab). Dort endete Moses Berufung, dort wurde er von Gott weggenommen, starb und erlebte die Erfüllung des Gesetzes, das er selbst vertreten hatte.
Mose, der 40 Jahre das Volk treu durch die Wüste führte, das Gesetz lehrte, den Unglauben des Volkes ertrug und sich für das Volk immer und immer wieder vor Gott einsetzte, kommt nun an das Ende seiner Dienstzeit und wird von seiner Vergangenheit eingeholt.
Gott erinnert Mose an seinen Fehler und Ausraster am Haderwasser (4Mo 20). Damals hatten Mose und Aaron nicht auf Gott vertraut und Gott nicht die Ehre gegeben. Im Zorn redeten und handelten sie unbedacht. Statt zu dem Felsen zu reden, schlug Mose den Felsen zwei Mal.
Nun trifft ihn das Gesetz, das er gelehrt und vertreten hatte. Sofort nach dem Fehltritt kündigte der HERR bereits die Konsequenzen an und hat Mose und Aaron vom Einzug ins verheißene Land disqualifiziert (4Mo 20,12). Zwar durfte Mose das Land besehen, aber nicht betreten. Ernstlich flehte Mose den Herrn um Gnade an, doch ins Land gehen zu dürfen, aber der HERR lehnte es ab (5Mo 3,23ff). Aaron stirbt auf dem Berg Hor und Moses Leben endet auf dem Nebo
Hier lernen wir wichtige heilsgeschichtliche Lektionen über Gesetz und Gnade: Mose, der als Vertreter des Gesetzes das Volk führte, musste abtreten. Sein Dienst war vollendet, er konnte das Volk nur bis an die Grenze des verheißenen Landes führen, aber das Erbe nicht einnehmen.
Das Gesetz, der alte Anführer:
- Das Gesetz hat ausgedient und muss abtreten
- Es wurde von Mose gelehrt und vertreten
- Es hat das Volk streng durch die Wüste geführt
- Es hat das Volk gezüchtigt und erzogen
- Es hat das Volk Gottes Heiligkeit offenbart
- Es konnte das Volk nicht ans Ziel bringen, um das Erbe zu empfangen
- Das Gesetz vergisst nicht und vergibt nicht
- Es holt jede Tat der Vergangenheit hervor
- Es fordert Gerechtigkeit und Strafe
- Es kennt keine Gnade oder Vergebung
- Das Gesetz bereitet den Weg der Gnade
- Es erzeugt die Sehnsucht nach Gnade und Erbarmen
- Es lässt uns in den Opfern (Stellvertreter) die Erlösung sehen
- Es führt uns an die Grenze zum verheißenen Land (Erbe)
- Es fordert einen neuen und besseren Anführer
Josua als Nachfolger Moses (Vertreter des Gesetzes) steht für Gottes Gnade. Unter Gottes Gnade sind wir befähigt, das verheißene Land einzunehmen. Nur durch Gnade und nicht durch eigene Gesetzeswerke kann das Volk und können wir das Erbe einnehmen.
Die theologische Erklärung finden wir in Hebr. 3+4, dass wir nur durch Josua in die Ruhe eingehen können. In Röm 8, was dem Gesetz unmöglich war und in Gal. 3, wo das Gesetz nur solange gilt, bis es in Christus erfüllt ist und unter der Gnade in Christus vollendet wird.
Die Gnade, der neue Anführer:
- Die Gnade macht den Weg fei
- Durch Gnade begegnet Josua dem Sieger und Kriegsherrn
- Durch Gnade teilte sich der Jordan
- Durch Gnade fielen die Mauern von Jericho
- Durch Gnade erben sie das Land
- Durch Gnade fehlte es nicht an all dem Guten, was der Herr dem Hause Israel versprochen hatte (Jos 21,45)
27,15-17 Stabwechsel: Die Verantwortung für die nächste Generation
Moses eigener Wunsch war es, dass das Volk nicht führungslos, sondern einem fähigeren Anführer überlassen wird. Das Volk braucht Leitung, es braucht einen Hirten, der fähig ist, sie aus- und einzuführen. Mose konnte das Volk zwar aus Ägypten führen, aber nicht nach Kanaan einführen. Welche vorbildliche Verantwortung von Mose, der nicht an seinem Amt festhält, sondern weiß, dass es Zeit ist einem anderen, besseren und fähigeren Anführer Platz zu machen, der das vollendet wozu er selbst nicht in der Lage ist. Mose hatte den Charakter, Gottes Ziel für das Volk höher zu achten als seine eigenen Interessen. Auch wenn es ein persönliches Ringen mit Gott und ein Prozess war, die eigenen Wünsche aufzugeben (wie wir in 5Mo 3,23ff sehen), so willigte Mose am Ende doch in Gottes Führungswillen ein.
Der Wunsch nach einem guten Hirten für das Volk erinnert an Hes 34,8 und Mt 9,36 (das Volk, das keinen Hirten hat) und an die Erfüllung in Jesus, der als der gute Hirte (Joh 10,11) zum Anführer des Volkes wird.
Hier lernen wir eine wichtige Lektion für einen Stabwechsel: Die Sorge, um die nächste Generation war Mose wichtiger als seine eigenen Wünsche. Mose war im Gespräch mit dem HERRN, bat darum dem Volk eine gute Führung zu geben, der das Volk weiterführen kann als er es konnte.
Zuvor hatte Mose schon früh einen jungen Mann namens Josua als engen Mitarbeiter und Diener in die Verantwortung mit einbezogen. Josua, wurde unter Mose angeleitet, war unter dem Gesetz aufgewachsen, erlebte Gottes Heiligkeit und Gesetz. In vielen Situationen der Wüstenwanderung wurde er Zeuge von Gottes Gnade und Barmherzigkeit, der er selbst teilhaftig wurde.
27,18-23 Einsetzung: Die Bekräftigung der neuen Leitung
Gott gibt Mose nun den Auftrag, Josua, seinen Diener, in einem öffentlichen Akt dem Volk als sein Nachfolger einzusetzen.
Hier lernen wir für die Einführung einer neuen Leitung auf zwei bestimmte Merkmale zu achten.
- Welche Qualifikationen die neue Leitung (Josua) hat
- Wie die alte Führung der neuen Führung in ihren Dienst helfen soll
Josua, der neue Anführer
Beachten wir doch genauer, wer Josua, der aus dem Stamme Ephraim kam, war. Gott sagt, nimm Josua mit dir, in dem der Geist Gottes ist!
- Josua, der Sohn Nuns war bereits mit jungen Jahren
- dienstbereit (4Mo 11,28 ein Diener Moses)
- kampfbereit (2Mo 17,8-16 Anführer im Krieg gegen Amalek)
- treuer Begleiter Moses (2Mo 24,13; 32,17 mit Mose auf dem Berg)
- sucht selbst Gottes Gegenwart (2Mo 33,11 bleib im Zelt)
- war einer der zehn Kundschafter (4Mo 13,8 war bereits im Land)
- vertraute, dass der HERR ihnen das Land geben wird (4Mo 14,8-9)
- Josua und Kaleb wurde verheißen, in das Land zu kommen (4Mo 14,30)
Interessant ist, dass Mose den Namen von Josua ändert (4Mo 13,6). Zuvor hieß er Hosea = Wunsch nach Rettung, dann nannte er ihn um in Josua = der Herr ist Rettung.
Die Unterstützung der neuen Leitung
Mose sollte die Nachfolge aktiv unterstützen, sie öffentlich vor dem Volk unter der geistlichen Leitung der Priester vollziehen. Konkret zeigt sich das in folgenden Punkten:
- In der Handauflegung
- Sich mit der neuen Leitung eins machen
- Sich hinter die neue Leitung stellen
- Vor den Priester und das Volk stellen
- Gottesdienstlicher und öffentlicher Akt
- Gottes Zuspruch für die neue Leitung (vgl. 5Mo 31,1-8)
- Von der eigenen Herrlichkeit abgeben
- Die Vollmacht und Autorität an die neue Leitung übertragen
- Die Vollmacht und Autorität der neuen Leitung stärken
- Priester als Ratgeber und Mittler
- Die neue Leitung steht unter Gottes Führung
- Die neue Leitung hört auf Gottes Rat und Befehl
- Die neue Leitung ist gegenüber der Wahrheit und dem Recht Gottes verpflichtet. Urim (Licht) und Tummin (Recht) waren zwei Lose (evtl. Steine 2Mo 28,30), die der Hohepriester in der Brusttasche hatte. Bei Entscheidungen wurde der Herr befragt und das Los geworfen.
Diese alttestamentlichen Prinzipien – mit Ausnahme des Loses – finden ihre Bekräftigung in vielen Stellen in den neutestamentlichen Briefen. Führen wie Gott führt, bedeutet, sich auch an die Anweisungen und Prinzipen eines Stabwechsels zu halten.
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Gott führt zu unterschiedlichen Zeiten sein Volk auf unterschiedliche Art. Darum müssten wir auch immer wieder die fortschreitende Offenbarung Gottes beachten. So legt Gott immer wieder eine verantwortliche Leitung in den unterschiedlichsten Formen und Rahmen fest.
- In der Ehe durch den Mann als Haupt
- In den Nationen durch Obrigkeiten
- In Großfamilien durch die Erzväter – Abraham, Isaak, Jakob
- In Israel, dem Volk Gottes
- durch berufene Männer Gottes – Mose und Josua
- durch die Richter
- durch Könige und Propheten
Im Neuen Testament ändert sich nichts in der Ehe oder der Obrigkeit unter den Nationen. Auch im Volk Gottes, der Gemeinde, bleiben es berufene Männer Gottes (Älteste, Hirten und Lehrer), die von Gott beauftragt werden. Die, erfüllt vom Heiligen Geist, der Autorität des Wortes Gottes verpflichtet sind.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Wir können nicht voraussetzen, dass die Zuhörer den Grund aus 4Mo 20 kennen, warum Mose sich disqualifiziert hatte und nicht ins verheißene Land durfte.
Als Einstieg könnte ein Beispiel aus den Olympischen Spielen oder Sportwettkämpfen dienen.
Sportler werden vom Wettkampf disqualifiziert, wenn sie die Spielregeln übertreten oder missachten. Ob beabsichtigt oder aus Versehen, die Richtlinien sind maßgebend. Wer nicht nach den Regeln spielt oder kämpft wird disqualifiziert und fliegt raus.
Dieses Bild gebraucht auch Paulus in 2Tim 2,5
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
- Mit Gesetzlichkeit und eigener Gerechtigkeit werden Gemeindeglieder nicht in die Ruhe Gottes kommen. Menschen mögen durch eine Gesetzlichkeit bekehren, aber sie werden nicht durch eine Gesetzlichkeit in die Freiheit in Christus gelangen. Ein Christenleben wächst und gedeiht unter der Gnade, missbraucht diese aber nicht zur Sünde und bleibt dem Wort Gottes als Licht und Recht verpflichtet.
- Aktuelle Leiter haben eine Verantwortung für die nächste Generation. Sie sollen Sorge dafür tragen, dass auch nach ihnen die Gemeinde eine gute und wenn möglich bessere Führung bekommt.
- Sie müssen ihre eigenen Gaben und Grenzen erkennen,
- das mögliche Ende ihres Dienstes bejahen und akzeptieren.
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- Sie sollen sich frühzeitig um Nachfolger kümmern, sie durch Lehre und Anleitung fördern
- Sie sollen die Neue Leitung öffentlich einsetzen und sie in ihrer Autorität stärken
- Mögliche Nachfolger oder Neue Gemeindeleiter sollen nach 2Tim 2,2ff qualifiziert sein. Eine Dienst- und Leidensbereitschaft haben, treu für die Anliegen Gottes Sorge tragen und wie ein Hirte sich um die Gemeinde bemühen, um sie in Wahrheit und Gnade anzuleiten. Das braucht den Geist Gottes, den Rat Gottes und die Abhängigkeit Gottes.
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Es ist eine Ehre und ein Vorrecht von Gott für eine Aufgabe in der Gemeinde eingesetzt zu werden und Verantwortung zu tragen. Aber es verpflichtet auch, sich Gottes Wort und seiner Autorität, seinem Licht der Wahrheit und seinem Recht zu unterstellen.
Wir können aus den Prinzipien für einen Führungswechsel lernen.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Führen, wie Gott führt. Nicht anders – können wir dem zustimmen?
Wie führen wir Stabwechsel in der Gemeinde durch und wo können wir davon lernen?
Wo nehme ich die Verantwortung für die nächste Generation war?
Sorge ich mich um die Zukunft der Gemeinde durch Förderung von Nachfolgern?
Stehe ich einer neuen Leitung im Weg, statt sie zu unterstützen?
Akzeptiere ich meine Grenzen und bete darum, dass Gott nach mir andere einsetzt die es besser machen können?
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Endstation: Mose darf nicht ins Land 27,12-14
- Stabwechsel: Die Verantwortung für die nächste Generation 27,15-17
- Einsetzung: Die Bekräftigung der neuen Leitung 27,18-23
(Klaus Eberwein)