Jahresthema: Annehmen, wie Christus uns angenommen hat
Predigtthema: Die Treue Boas gegenüber Ruth und ihrer Schwiegermutter
Predigttext: Ruth 3+4
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Finden wir z.B. in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag) und natürlich in diversen Studienbibeln, von denen man als Verkündiger verschiedene haben sollte.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die MacArthur Studienbibel (S. 378ff).
http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=2181&title=&biblevers=&searchstring=&author=0&language=0&category=0&play=0&tm=2
Anmerkungen:
3,4 lege dich hin
Noomi rät nicht zur Verführung und zur Unzucht. Das zeigen die folgenden Ereignisse sehr deutlich. Rut und Boas bleiben keusch. Rut sollte durch diese nächtliche Aktion deutlich machen, dass sie sich eine legale Lösung wünscht (Heirat). Boas muss sich nun entscheiden, ob er das auch will.
3,9 breite Zipfel deines Gewandes über mich
Das würde laut Hes.16,8 einem Heiratsversprechen gleichkommen. Es sieht so aus, als ob Boas dieses Versprechen noch nicht (vorschnell) gibt, denn es gibt vorher noch etwas Rechtliches zu klären. Er verspricht anscheinend nichts, was er nicht halten kann. Der Text geht weiter mit „Er aber sprach…“. Ruth muss sich gedulden.
3,9 du bist der Löser
Das Gesetz über Einlösung als rechtliche Grundlage: 3.Mose 25,25ff.
Löser sein: Die Pflicht des Verwandten, den anderen Verwandten aus einer Schwierigkeit oder Gefahr zu retten oder zu lösen. Nach diesem Gesetz war Boas zwar ein Löser, aber nicht der nächste (3,12). Deshalb muss zuerst mit diesem nächsten Löser gesprochen werden.
4,5 musst du auch Rut, die Moabiterin, die Frau des Verstorbenen, nehmen
Das Gesetz der Schwagerehe ist die zweite rechtliche Grundlage, die von Bedeutung ist: 5.Mose 25,5+6. Demnach musste der Name des Verstorbenen erhalten werden, indem ihm ein Bruder Kinder verschaffte.
Nach diesem Gesetz traf dies Rut, da Noomi zu alt war (?). Der Nachteil für den Löser besteht darin, dass ein potentieller Sohn auch Erbe ist und somit ein Teil des Vermögens zustehen würde („Erbe schädigen“). Das ist nun das Besondere an Boas: er nimmt das aus Liebe in Kauf und ist bereit zu teilen, so dass Rut in Geborgenheit leben kann (vgl. Phil.2 Jesus verließ für uns die Herrlichkeit, erniedrigte sich,..).
4,13 „dass sie seine Frau wurde“: Durfte Boas eine Moabiterin heiraten?
„In 5. Mose 23,4 lesen wir: „Die Ammoniter und Moabiter sollen nicht in die Gemeinde des HERRN kommen, auch nicht ihre Nachkommen bis ins zehnte Glied; sie sollen nie hineinkommen,…“ Aber Boas heiratete Ruth, eine Moabiterin. Ruth wurde
aufgenommen in Israel und sogar in der Familie Judas. Ist diese Geschichte nicht ein
Verstoß gegen das Gesetz?
Wir haben hier mit Proselytenbekehrung zu tun. Bei der Proselytenbekehrung wurden nach der talmudischen Vorschriften alle Familienverbindungen abgelöst: „A proselyte terminates all former family ties upon conversion and is considered a newly born child“ („Proselytes,“ Encyclopaedia Judaica, Vol. 13, S. 1182). Daß Ruth eine Bekehrung zu Gott erlebte, ist nicht zu bezweifeln. Ruth sagte zu Naemi: „Wo du hin gehst, da will ich auch hin gehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott“ (Ruth 1,16).
Es wurde in 5. Mose 23,2 auch verboten, dass ein Verschnittener in die Gemeinde des HERRN kommen darf. Aber Jesaja weist darauf hin, dass ein Verschnittener, der gläubig ist, von Gott aufgenommen werden wird: „Denn so spricht der HERR: Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und erwählen, was mir wohlgefällt, und an meinem Bund festhalten, denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben; das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll“ (Jesaja 56,4-5). Eine Parallele ist die Aufnahme der Moabiterin Ruth. Auch ähnlich ist die Aufnahme der Kanaaniterin Rahab. Obwohl alle Kanaaniter unter dem Bann standen (5. Mose 20,16-17), wurde Rahab in die Gemeinde Israels aufgenommen, weil sie auch zum echten Glauben gekommen war.“ (nach einem Unterrichtsskript von Jim Anderson, Gießen)
4,17-22 Dies ist das Geschlecht des Perez… Isai zeugte David.
Das Buch Ruth will hier das Thronrecht des David als Nachfolger Judas zeigen. (vgl. 1. Mos. 49,10). Perez, der Vorfahre Davids durch Boas, war ein Sohn Judas (1. Mose 46,12).
Das Buch Ruth will auch zeigen, wie Gott auch die nicht-Juden liebt. Davids Urgroßmutter (Ruth) war eine Moabiterin; Davids Urgroßvater (Boas) war halb-kanaanäisch (Boas war der Sohn von Salma und Rahab, Matt. 1,5). Rahab, seine Ururgroßmutter war eine Kanaaniterin (und eine Hure). Sicherlich sieht man hier besonders an Hand von Rahab und Ruth die große Liebe Gottes zu den einzelnen Menschen im Alten Testament. Gottes Familie besteht aus Menschen, die Gott kennen und vertrauen, aus allen Nationen, Rassen, Zungen, usw., auch Moabiter.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Lied: Und ich hab alles in der Hand (FJ3,87)
Lied: Vater deine Liebe
Lied: Welche Liebe, welche Güte (FJ1,4)
Wir steigen heute wieder mitten in der Geschichte ein. Deshalb sollten wir erklären, was bisher geschah. Vielleicht dienen folgende Stichworte als Hilfe…
Kap. 1 Enttäuschungen, Entscheidungen, Entfremdungen
Kap. 2 Herzliches, Hilfestellungen, Hoffnungen
Kap.3-4 Geborgenheit, Gewissheit, Gotteslob
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Gattung:
Wir haben hier eine Erzählung vorliegen. Das heißt: Erzähltempo beachten: Wörtliche Rede bedeutet in der Regel: Hier wird es ganz wichtig! Höhepunkte in der Gesamtgeschichte und in den Abschnitten beachten
Übertragungen:
1. Rut ist eine Heidin, die in Israel und beim Israels Gott Heimat findet. Ein Bild dafür, dass Gott Menschen aus allen Nationen retten will.
2. Boas ist der notwendige Löser. Ein Bild für den Erlöser Jesus Christus.
Richterzeit
Eine gute biblische Zusammenfassung findet sich in Richter 2,8ff. Hier wird das geistliche, politische und wirtschaftliche Chaos gezeigt. Allerdings zeigt das Buch Ruth, dass es auch in dieser schlimmen Zeit noch Menschen gab, die sich an Gott orientierten.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen
Predigtreihe:
Da wir die Geschichte Ruths in 3 Abschnitten predigen, sollten wir den Textplan des Christusbundes im Auge behalten. So vermeiden wir Überschneidungen und Verflachungen.
Rückblicke geben:
Wie wird es uns gelingen, mitten in der Geschichte einzusteigen? (Predigt 2 und 3). Nicht jeder wird am vergangenen Sonntag da gewesen sein. Wir müssen vermutlich kurz wiederholen!
Lange Texte:
Da wir lange Texte vorliegen haben, müssen wir uns im Vorfeld überlegen, wie wir damit umgehen wollen, da sonst die Predigten schnell zu lange wirken könnten.
a. Es ist nicht zu empfehlen, auf die Textlesung zu verzichten, da die Texte oft nur der Spur nach gekannt werden.
b. Es empfiehlt sich, den Text von einem Gemeindeglied vor der Predigt lesen zu lassen, da dann eine gewisse stimmliche Abwechslung da ist und die empfundene Predigtzeit kürzer ist.
c. Es wäre sicher eine gute Möglichkeit, den Text in Rollen verteilt zu lesen, da es viele Dialoge gibt. Hier könnten Hauskreise oder Jugendkreise aktiv werden und so den Gottesdienst bereichern.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Ich halte diese Predigt…
Kap.3+4 Ich halte diese Predigt…
damit die „Voraussetzung“ zur Erlösung klar wird: eine Hinwendung zum Erlöser.
damit die rechtliche Dimension der Erlösung klar wird: Das Recht wird durch Liebe nicht umgangen. Liebe allein genügt nicht. Erlösung muss rechtlich klar sein.
damit die Kosten der Erlösung klarwerden: Selbstaufgabe, Verzicht und Teilen – des Einen.
damit die Folgen der Erlösung klarwerden: Leben und Zukunft
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
„Die Treue Boas gegenüber Ruth und ihrer Schwiegermutter“
„Geborgenheit, Gewissheit und Gotteslob – durch einen Erlöser“
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Geborgenheit und Gewissheit durch einen Erlöser
3,1-18 Der Wunsch nach Geborgenheit
4,1-12 Der Kampf um die Geborgenheit
4,13-22 Das Erleben der Geborgenheit
Textentfaltung
3,1-5 Noomi und Ruth: Instruierung
3,6-15 Ruth und Boas: Ausführung
3,16-18 Noomi und Ruth: Auswertung
4,1-12 Die Lösung: Liebe und Recht.
4,13-22 Die Folgen: Leben und Zukunft.
Gott schenkt
1. Eine neue Geborgenheit (vgl. 3,10-11)
2. Eine neue Gewissheit (vgl. 4,11)
3. Ein neues Gotteslob (vgl. 4,14)
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Zur rechtlichen Grundlage der Erlösung: 1.Petr.1,18-19 erkauft mit dem teuren Blut Christi; Jes.53 die Strafe lag auf ihm; 1.Kor.11,24+25; Röm.3,24; Phil.2
Zur Liebe des Erlösers: Joh.3,16; Eph.1,4ff; 1.Joh.3,1; 1.Joh.4,9+10
(Günther Ott)