Predigtthema: Jesus – der gute Hirte
1. Sehen was dasteht
1.1. Hilfsmittel
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
Hilfreich ist der Blick in folgende Werke
- Gerhard Maier, Johannes-Evangelium, Edition C Bibelkommentar Neues Testament, 2007
- Rudolf Schnackenburg, Das Johannesevangelium, HthKNT, 1975–1984
- Colin G. Kruse, John: An Introduction and Commentary, Tyndale New Testament Commentaries, 2017
- D. A. Carson, The Gospel according to John, The Pillar New Testament Commentary, 1991
Predigt:
- Uwe Rechberger; https://www.sermon-online.com/de/contents/31441
1.2. Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
1.2.1. Kontext
Vorher:
Der Predigttext knüpft unmittelbar an den vorhergehenden Text an. Das Hirtenmotiv mit den Schafen wird bereits ab Joh. 10,1 von Jesus angesprochen und erläutert. Jesus legt dann den Fokus auf die Tür und dass er diese Tür ist (Joh. 10,7-10). Auch in diesen Versen von Kapitel 10 klingen Dinge an, die Jesus in unserem Predigttext ausführt: Hirte, Schafe, Stall, Herde.
Nachher:
In Vers 22 erfahren wir dann, dass Jesus sich nun auf dem Fest der Tempelweihe befindet und daher einige Zeit vergangen ist zwischen den Versen 21 und 22 (ca. 2 Monate). Inhaltlich knüpft dieser Teil dann aber an unseren Predigttext an, da die Menschen fragen, ob er denn nun der Christus ist, oder nicht (Joh. 10,23).
1.2.2. Versauslegung und Hinweise
Vers 11
In Vers 11 beginnt Jesus, indem er jetzt klar von sich sagt, dass er der gute Hirte ist. Er greift damit Gedanken aus dem bereits vorher Erläuterten auf (V.1-5) und konkretisiert sie, indem er sagt „ICH bin der gute Hirte“. Jesus stellt sich als DEN guten Hirten vor und wir haben hier das vierte der 7 „ich-bin-Worte“ von Jesus (Brot: Joh. 6,35; Licht: Joh. 8,12; Türe: Joh. 10,9; Auferstehung und Leben: Joh. 11,25; Weg, Wahrheit und Leben: Joh. 14,6; wahre Weinstock: Joh. 15,1).
Bereits im AT finden wir diese Ankündigung, dass Gott ein Hirte ist und seine Schafe sammeln und führen wird (Jes. 40,1; Hes.34,11-16). In Jer. 23,1-6 spricht Gott dann von den falschen Hirten und dass er einen Hirten senden wird, der anders sein wird, der eben kein schlechter Hirte sein wird, der nicht auf sich und seinen Vorteil schauen wird, wie es die Hirten damals taten. Unweigerlich klingen hier auch Parallelen an Psalm 23 an.
Jesus führt diesen Gedanken dann weiter aus, indem er erläutert, dass er sein Leben lässt für die Schafe. Bereits hier klingt an, was Jesus in Joh. 15,13 wiederholt: ER tut dies, aus Liebe, ihm liegt etwas an den Schafen. Dieser Gedanke der Hingabe wird dann auch im NT immer wieder aufgenommen und darauf hingewiesen, was Jesus getan hat: Gal.1,4; Eph. 5,2; Tit. 2,14; 1.Joh 3,16. Und auch das Bild des Hirten von Jesus finden wir im Brief an die Hebräer (Hebr. 13,20).
Vers 12-13
Im Gegensatz zu Jesus dem guten Hirten stellt Jesus dann hier die Mietlinge vor, also Arbeiter, die dafür bezahlt wurden, dass sie auf der Weide Schafe hüten. Der große Unterschied zum Hirten ist: Dem Mietling gehören die Schafe nicht und wenn es hart auf hart kommt, wenn die Gefahr droht (hier der Wolf), dann laufen sie weg und verlassen die Herde. Der Mietling schaut auf sich selbst, er hat keine persönliche Beziehung zu den Schafen, sondern für ihn ist es ein Auftrag, ein Job. Ihm geht es um Bezahlung, Anerkennung, Freude, aber nicht in letzter Konsequenz um das Wohlergehen der Schafe.
Vers 14-15
In Vers 14 wiederholt Jesus dann, dass er der gute Hirte ist. Er fügt dann einen neuen Aspekt hinzu, der den Hirten von den Mietlingen unterscheidet: ER kennt seine Schafe und sie kennen ihn. Das Kennen, was wir hier lesen, ist aber nicht als ein faktisches, intellektuelles Kennen zu verstehen, sondern in der Bibel geht es dabei immer um eine Beziehung, eine persönliche Verbindung, es geht um eine Gemeinschaft, eine gegensätzliche Verbundenheit.
In Vers 15 erklärt Jesus dann, dass solch eine persönliche Beziehung zwischen ihm und seinem Vater besteht. Jesus ist darum der gute Hirte, weil er der Sohn Gottes ist. Er kennt seinen Vater (Vgl. Joh. 17,25). Jesus ist der gute Hirte, der im Auftrag des Vaters kommt, um für seine Schafe zu sorgen, der eben nicht eine gemietete Arbeitskraft ist, sondern der Eigentümer der Herde. Jesus ist und bleibt der einzig wahre Hirte. Auch wenn später andere Hirten eingesetzt werden (Joh 21,16; Apg 20,28; 1.Petrus 5,2), so ist Jesus doch der einzige Hirte, dem die Schafe gehören. Ohne Jesus ist die Herde schutzlos dem Feind ausgeliefert, es braucht Jesus, der sein Leben dafür gibt, aus Liebe, damit die Schafe gerettet werden.
Der Abschnitt schließt mit der Wiederholung „Ich lasse mein Leben für die Schafe“, was diesen ersten Teil rahmt und erneut Jesu unglaubliche Tat und seinen Auftrag klar herausstellt. Er steht für seine Herde ein, er kennt jeden einzelnen und gibt sein Leben für die Schafe.
Vers 16
In Vers 16 spricht Jesus davon, dass es noch andere Schafe gibt, die eben nicht aus diesem Stall kommen. Jesus macht hier deutlich, wie es bereits im AT angekündigt wurde (Jes 49,6; 60,3), dass auch andere, die eben nicht Juden sind zu Jesus kommen werden. Auch sie werden auf Jesu Stimme hören und ihm nachfolgen. Es wird eine Herde sein, die Jesus nachfolgt. Hier macht Jesus bereits klar, dass dies geschehen wird: Heiden werden zum Glauben an Jesus kommen und ihm nachfolgen. Ganz konkret sehen wir dies z.B. in Apg. 10,34-35, wo Petrus es erlebt, dass gerade Heiden zum Glauben an Jesus kommen.
Vers 17-18
In den Versen 17 und 18 erläutert Jesus dann was passieren wird, was er tun wird und was sein Auftrag ist: Er lässt sein Leben, er gibt es freiwillig und er wird auch wieder auferstehen. Jesus kündigt hier bereits an, was geschehen wird und er macht deutlich, dass dies weder ein Zufall noch ein unglücklicher Unfall ist. Es ist sein Wille, dass dies genau so geschehen wird. Gerade in der Unterhaltung mit Pilatus (Joh. 19,10-11) wird deutlich, dass weltliche Macht von Gott verliehen wird, aber dass sie eben nur gegeben wird. Jesus hingegen hat die Macht und Kraft sein Leben zu geben, aber es auch wieder zu ergreifen.
Das Gebot, von dem Jesus hier in Vers 18c spricht, ist nicht als ein Befehl von Gott gegenüber Jesus zu verstehen, sondern eher als eine Sendung, ein Auftrag. Jesus ist gehorsam gegenüber seinem Vater (Röm. 5,19) und ist darum auch bereit freiwillig sein Leben zu geben.
Gerade durch diesen Abschnitt hebt Jesus noch einmal hervor, dass er bereit war, alles aufzugeben: seine himmlischen Privilegien, ja selbst sein Leben, damit er die Schafe errettet (Vgl. Phil. 2,5-11).
Vers 19-21
In den letzten drei Versen unseres Textes kommt unter den Zuhörern von Jesu Worten eine Diskussion auf: Sie sind sich nicht sicher, ob das, was Jesus sagt, stimmt.
Es gibt zwei Positionen. Die einen halten Jesus für besessen von einem Bösen Geist (V.20), die anderen sagen, dass dies gar nicht der Fall sein kann (V.21).
Eine ähnliche Diskussion gab es bereits früher in Joh. 7,12. 40-43; 9,16. Es ist die große Frage zur Zeit Jesus unter seinen Zuhörern: Ist dieser Mann wirklich der, der er sagt zu sein? Ist dieser Jesus der gute Hirte, ist er derjenige, der angekündigt wurde. Die Zeichen die Jesus tut, weisen genau in diese Richtung. Genau an diesem Punkt knüpft der Predigtabschnitt nächste Woche an.
2. Verstehen worum es geht
2.1. Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Heilsgeschichtliche Einordnung)
Unser Predigttext heute zeigt, dass die große Rettungsaktion, die durch das ganze AT angekündigt wird und von der die Propheten und auch Gott selbst immer wieder reden sich jetzt erfüllt. Jesus der Hirte, der anders ist als die irdischen Hirten, der wirklich das Wohl der Schafe im Blick hat, ist da und er wird seine Schafe vor dem Tod und der ewigen Verlorenheit endgültig retten.
2.2. Predigtanlass
Unsere Predigt findet am 3. Advent statt, daher sollte und darf auch dies in der Predigtvorbereitung miteinfließen. Wir gehen auf Weihnachten zu und damit auf die große Ankunft des Retters, der dann in unserem Text bereits da ist und handelt.
Die Predigt schließt sich an die Predigt des letzten Sonntages (2.Advent: Joh 10,7-10) an.
2.3. Anwendungen / Fragestellungen
- Erkennen und verstehen wir den Unterschied zwischen einem Mietling und einem Hirten? Was bedeutet es, dass Jesus, der Eigentümer der Schafe, auf die Erde kommt und dass er Mensch wird? Was sagt uns das über Gott aus? à Er ist ein liebender Gott, er kümmert sich, er weiß, dass sie einen Hirten brauchen, und zwar einen, auf den Verlass ist, der im Angesicht der Gefahr nicht wegrennt, sondern der bleibt, der gehorsam ist und am Ende sogar sein Leben für seine Schafe lässt.
- Sehen wir, was für ein großes Privileg es ist, dass Jesus auch uns zu seiner Herde holen will? Dass er auch uns mit seiner Stimme anspricht?
- Hören wir Jesus Stimme, wenn er nach uns ruft?
- Verstehen wir, was es bedeutet, wenn Jesus sagt „Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich“ (s. oben)
- Wie stehen wir zu Jesus und seinem Auftrag? Wie beurteilen wir das, was er sagt? Ist Jesus unser Hirte oder nicht? Ist Jesus der Sohn Gottes?
3. Sagen wo es hingeht
- Jesus stellt sich hier als den guten Hirten dar und unweigerlich kommen die Parallelen und Prophezeiungen des AT zum Tragen: Jesus ist der angekündigte Retter, der Hirte, der seine Schafe sammeln und sie führen wird.
- Dabei macht Jesus klar, dass er die Macht dazu hat: Er ist es, der freiwillig im Gehorsam seines Vaters gegenüber sein Leben lässt, aus Liebe, damit wir gerettet werden.
- Jesu einzigartige Beziehung zu seinem Vater wird hier deutlich.
- Jesus ist nicht nur der Hirte der Israeliten, sondern auch andere Schafe werden seinen Ruf hören und dürfen zu seiner Herde dazukommen. Diese anderen Schafe sind wir.
3.1. Predigtziel
Das Ziel der Predigt ist es, gerade da wir auf Weihnachten zugehen, zu zeigen, warum Jesus gekommen ist. Er ist der gute Hirte und er hatte einen klaren Auftrag: Er will und hat die Schafe gerettet, er hat wirklich sein Leben gelassen und ist auch wieder auferstanden, wie er es in unserem Text vorhergesagt hat.
3.2. Gliederung / Entfaltung
Als mögliche Gliederung kann folgende Einteilung dienen. Natürlich kann und darf auch davon abgewichen werden.
- Der gute Hirte (V.11-15)
- der Herde (V.16-18)
- ist wirklich Gottes Sohn?! (V.19-21)
Uwe Rechberger:
- Der gute Hirte kennt seine Schafe
- Der gute Hirte führt seine Schafe
- Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe
3.3. Predigtthema
Jesus der gute Hirte kommt, um zu retten, beschützen und die alles entscheidende Frage, die sich bis heute stellt, ist: Kennen wir Jesus (und zwar kennen eben nicht im kognitiven, intellektuellen Sinn), wissen wir wer er ist?
Wir dürfen wissen und erfahren, dass er es wirklich gut mit uns meint. Der größte Beweis seiner Liebe offenbart sich in seinem Tod, den er freiwillig und absolut bewusst wählt, damit wir leben können.
3.4. Veranschaulichungen/ Beispiele / Zitate
- „ohne Ostern macht Weihnachten keinen Sinn“
(Wolfgang Götz)