Philipper

Predigthilfe vom 14. September 2025 – Philipper 2,19-30

Predigtthema:         Freude an den Geschwistern in Jesus

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Wir erinnern uns, dass Paulus diesen „Brief der Freude“ aus der Gefangenschaft schreibt. Er ist adressiert an die Gemeinde in Philippi in Mazedonien, die Paulus auf seiner zweiten Missionsreise mitten in einer Verfolgungszeit gründete (Apg.16,12-40).

Der Brief lässt rückschließen, dass Paulus die Gemeinde vor Ort nahezu als ideal empfand und der Brief kaum negative Kritik beinhaltet, dafür umso mehr Ermutigung, den Weg im Glauben konsequent mit der Hilfe Gottes zu gehen.

Siehe Philipper 1,6+27, Philipper 2,5+12-13

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Courson´s Application Commentary                             
  • ESV Gospel Transformation Study Bible
  • Preacher´s Commentary Series
  • For Everyone Commentary Series

Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die Thompson Studienbibel (S.1766-17679) und die Ryrie Studienbibel (S.1441).

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

V.19   „hoffen in dem Herrn“
Das Verb hoffen (gr. ἐλπίζω elpizō) kann wörtlich mit hoffen, erwarten bzw. antizipieren übersetzt werden. In Verbindung mit „in dem HERRN“ ist es also nicht ein banges Hoffen, sondern eine Erwartung, die sich auf Gott und Sein Handeln gründet.

Die wörtliche Übersetzung des Namens Timotheus (gr. Τιμόθεος Timótheos) bedeutet „Fürchte Gott!“. Er setzt sich aus den Wörtern τιμάω (timáō), was schätzen oder ehren bedeutet, und θεός (theós) Gott zusammen. 

V.20   „…so ganz meines Sinnes ist.“

Timotheus scheint hundert Prozent auf der geistlichen Linie des Paulus zu sein.

Paulus attestiert dem Timotheus ein „herzlich für euch besorgt“.

herzlich – (γνησίως gnēsiōs) aufrichtig, wirklich, wahrhaftig
sorgen – (μεριμνάω merimnaō) sich kümmern bzw. pflegen

V.21   Urteil über die Menschen dieser Welt … und auch der Gläubigen?

„Sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist.“

Egoisten, aber nicht Christen.

V.22   Timotheus ist eine positive Ausnahme. Er hat sich bewährt (wörtl. δοκιμή dokimē)

im gemeinsamen Dienst für das Evangelium. Er ist also nicht nur ein theoretischer Gläubiger, sondern sein Glaube hat sich in der Praxis, im Alltag unter den Augen von Paulus bewährt und als echt erwiesen.

Timotheus hat zusammen mit Paulus dem Evangelium „gedient“, wörtlich                                 

δουλεύω douleuō – ein Sklave sein.

V.24   Paulus will, sobald es möglich ist, die Gemeinde in Philippi besuchen.
Er weiß, dass ein Brief eine gute und hilfreiche Sache ist, dass Boten wie Timotheus oder Epaphroditus einen wichtigen Dienst tun, aber das Beste ist es, in Person vor Ort zu sein, zu hören, zu sehen und anderen direkt in die Augen zu sehen und ihnen ganz persönlich begegnen zu können.

V.25   Epaphroditus wurde von der Gemeinde in Philippi mit einigen Gaben zu Paulus ins Gefängnis geschickt. Dadurch war Paulus dort versorgt.

Der Name Epaphroditos bedeutete ursprünglich „Günstling der Aphrodite“, später einfach nur „lieblich“ oder „liebevoll“.

V.27-30 Unterwegs oder während seines Besuchs wurde Epaphroditus todkrank.

Welche Krankheit oder er genau hatte, wird uns nicht berichtet, aber Paulus verknüpft es mit dem schonungslosen und selbstlosen Dienst, den er für ihn tat.

Nachdem er sich erholt hatte, schickte Paulus Epaphroditus zurück zu den Philippern, damit diese nicht weiter um ihn besorgt seien und sich wieder freuen können.

V.29 „… haltet solche Menschen (wie den genesenen Epaphroditus) in Ehren.“ 

Wertschätzung gegenüber Menschen, die sich ganz in den Dienst Gottes stellen und dabei selbst ihre Gesundheit riskieren.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Wir haben in diesem Briefabschnitt keine hochtheologische Diskussion. Vielmehr geht es um gelebtes Christsein am Beispiel von zwei Mitarbeitern des Paulus, die bereit waren, sich (auch ganz praktisch) in den Dienst des Evangeliums und damit in den Dienst des Paulus und der Gemeinde in Philippi zu stellen.

Paulus liegt die Gemeinde in Philippi so sehr am Herzen, dass er bereit ist, seinen „besten Mitarbeiter“ ziehen zu lassen. Er verfasst einen Ermutigungsbrief, den er Epaphroditus mitgibt und ihn damit zurück zur Gemeinde nach Philippi schickt, damit sie sich selbst von der Genesung ihres Gemeindegliedes überzeugen können und sich darüber freuen, dass Gott wunderbar an Epaphroditus gehandelt hat.

In diesem Abschnitt des Briefes wird zudem deutlich, dass die Gemeinde Jesu nicht nur eine Ortsgemeinde oder eine Missionsgesellschaft ist, sondern eben alle Christen weltweit den „Leib Christi“ ausmachen.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Ferienzeit! Da kommt Freude auf – sowohl bei Jung wie Alt, egal ob Schüler, Student, Arbeitnehmer oder Senioren. Wer freut sich nicht auf eine „Auszeit“ vom Alltag?!

Aber gibt´s nur Freude außerhalb unseres Alltags?

Paulus lebt Freude vor trotz Freiheitsentzug, trotz widrigen Umständen und er freut sich über die Freude anderer. Darum schickt er auch seinen besten Mitarbeiter nach Philippi, obwohl er sie sicherlich vor Ort in seiner Situation als Unterstützung gut hätte gebrauchen können.

Paulus lebt als Glied im Leib Christi und darum leidet er mit, wenn ein anderes Glied leidet und freut sich mit, wenn es anderen Gliedern am Leib gut geht.

Wie sein Herr Jesus ist es auch an Paulus, sich ganz als Diener der Gemeinde weltweit zu sehen. Umso größer seine Freude über zwei großartige Mitarbeiter, die sich genauso dienstbereit für das Reich Gottes einbringen.

Im Claim unseres Verbandes werden wir immer wieder erinnert und herausgefordert, das zu leben: Gemeinschaft, die trägt!

Es ist tröstlich zu wissen, dass andere in der Gemeinde bei allem Schweren in meinem Leben mittragen und im Gegenzug bereit sein, auf unterschiedlichste Art und Weise „die Lasten“ der anderen in der Gemeinde, Bezirk, Verband, Gemeinde weltweit mitzutragen.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Habe ich echtes Interesse an den anderen Gemeindegliedern oder gar an den Gemeindegliedern im Bezirk bzw. dem Verband?
Paulus stellt uns in Timotheus einen Mitarbeiter als lebendiges Zeugnis vor, der nicht nur für sich selbst lebt und denkt, sondern für Christus und damit auch für andere Gläubige.

Wichtig bei diesem Therma ist es, die Zuhörer nicht unter Druck zu setzen, sondern sie zu erinnern und zu ermutigen, wie Paulus in Epheser 2,10 schreibt:
„Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.“
Gott hat vorbereitet – jetzt gilt es im Gehorsam und mit seiner Hilfe diese „guten Werke“ auch zu tun. Dann macht mein Leben richtig Sinn (unsere Sinnerfüllung) und damit auch Freude.

Epaphroditus steht stellvertretend für diejenigen, die trotz größter Schwierigkeiten nicht einfach aufgeben, sondern in großer Treue und Vertrauen sich in den Dienst Gottes und seiner Gemeinde stellen. Sein Beispiel macht uns Mut, nicht bei Widrigkeiten aufzugeben und auch in größten Anfechtungen zu wissen, dass Gott jederzeit eingreifen kann.

Dienst für den Herrn heißt nicht, dass es keine Probleme geben wird – ganz im Gegenteil. Probleme sind „vorprogrammiert“, weil der Gegenspieler versuchen wird, den Bau des Reiches Gottes zu sabotieren. Aber in und durch diese Schwierigkeiten dürfen wir immer wieder das wunderbare Eingreifen Gottes erleben und damit für viele andere Gläubige zum Zeugnis, zur Ermutigung und zur Stärkung werden.

Paulus, als geistlicher Vater der beiden, ist auch uns ein Vorbild darin, dass er sich und seine Interessen ganz hinten anstellt. Trotz seiner prekären Situation dreht sich nicht alles um ihn selbst. Seine Liebe für die Glaubensgeschwister ist so groß, dass es ihm wichtiger ist, dass sie getröstet und ermutigt werden.

Paulus lebt das, was wir als „Doppelgebot der Liebe“ kennen: Gott lieben und den Nächsten lieben, wie sich selbst.

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der kurzen Andacht von Winrich Scheffbuch unter www.sermon-online.com/de/contents/34003 oder auch eine Bibelarbeit von Michael Kotsch unter www.sermon-online.com/de/contents/24261

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Predigt soll uns hinterfragen, wie sehr wir uns als Solochristen oder als Glied am Leib verstehen. Sehen wir den anderen in der Gemeinde? Auch darüber hinaus? Und können wir uns mitfreuen und mitleiden?

Wir wollen uns von der Liebe Jesu ergreifen und prägen lassen, die überfließt zu anderen hin.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Christsein ist mehr als meine Beziehung zum Christus.
Christsein heißt, zu leben wie der Christus, der bereit war sich in Liebe ganz hinzugeben.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

a) Echtes Interesse am Anderen         – das Beispiel des Timotheus                        (V.19-24)
b) Echte Treue im Dienst                    – das Vorbild des Epaphroditus                    (V.25-28)
c) Echte Wertschätzung                     – die Glaubensgeschwister ehren                 (V.29-30)

3.4 Predigtveranschaulichung – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Kurzgeschichte (fiktiv) zum Einstieg in die Predigt             

Der unsichtbare Helfer

In einer kleinen Stadt waren jeden Sonntagmorgen die Stuhlreihen akkurat im Gemeindesaal aufgestellt, das Foyer sauber gesaugt und zur Begrüßung standen frischen Blumen auf dem Tisch. Niemand wusste genau, wer das machte. Es geschah einfach – Woche für Woche, Jahr für Jahr. Bis eines Tages ein junger Mann den Pastor fragte:

„Wer stellt eigentlich jeden Sonntag die Stühle auf?“

Der Pastor lächelte:

„Franz, seit 17 Jahren. Er kommt früh, macht alles bereit, betet kurz für jeden Platz und geht dann oft wieder heim bevor der Gottesdienst beginnt.“

Der Junge war still. Dann sagte er:

„Ich glaube, Gott kennt seinen Namen besser als den mancher, die auf der Bühne stehen.“

Überleitung in die Predigt:

In Philipper 2,19-30 nennt Paulus zwei Männer beim Namen, die nicht im Rampenlicht standen, aber ohne sie hätte vieles nicht funktioniert: Timotheus und Epaphroditus.

Sie lebten nicht für Applaus, sondern für Jesus – und für die Menschen um sie herum.

Heute schauen wir uns an, warum ihre Namen im Neuen Testament stehen und was wir von ihnen und Paulus lernen können.

(Jochen König)