Predigtthema laut Textplan: Sieg – durch Gott und den Mut einer Frau
Predigttext: Richter 4-5 (in Auszügen)
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Im Juli hatte die neue Reihe zum Richter-Buch begonnen: Von Juli bis September werden ausgewählte Texte aus dem Richterbuch gepredigt.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden, findet man z.B. unter www.bibleserver.com.
Der erste Gang sollte immer das Selbststudium sein, sich anhand von verschiedenen Bibelübersetzungen und Studienbibeln eine eigene Vorstellung davon zu erarbeiten, welche geistlichen Wahrheiten der Abschnitt enthält und was Gott im Sinne von 1. Tim 1,5 und 2. Tim 3,16+17 dem Leser bzw. Predigthörer zeigen möchte.
Erst in einer zweiten Phase liest und hört man dann andere Auslegungen (inklusive dieser Predigthilfe). Im Sinne von Apg 17,11 darf man dabei durchaus prüfend lesen, ob die Argumente und Schlussfolgerungen der Autoren wirklich schlüssig und überzeugend sind.
Als Hilfen zur Auslegung empfehle ich jedem Verkündiger, sich folgende Studienbibeln zuzulegen: Elberfelder erklärt, MacArthur (gibt es auch als PDF zum kostenlosen Download), Ryrie, Genfer Studienbibel bzw. Reformations-Studienbibel (gute theol. Ergänzung zu den Vorherigen),
Weitere gute Hilfen:
# Die Thompson-Studienbibel bietet mit ihren Kettenbegriffen direkt neben jedem Vers gute Anregungen, welche Themen in einem Abschnitt enthalten sind, die man dann in der Predigt aufgreifen könnte.
# Es kann sich auch lohnen, nach dem Selbststudium dann auf sermon-online oder auch Youtube Predigten anderer Verkündiger zum Predigttext zu hören.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Anmerkungen zum Predigttext
Richter 4 und 5 sind sehr umfassend und komplex. Das Siegeslied in Kapitel 5 kommt als poetischer Text dabei aus einer ganz eigenen Gattung. Es empfiehlt sich, das Kapitel 5 eher außen vor zu lassen, sich auf Auszüge aus Kapitel 4 zu konzentrieren und nur – wenn nötig und hilfreich – einzelne Verse aus Kapitel 5 herauszugreifen.
In diesem Sinne wird hier nur Kapitel 4 kommentiert:
Vers 1: „weiter“ greift Richter 3 auf, an dessen Ende (Vers 31) die Rettung Israels steht. ABER der Kreislauf des Richterbuchs setzt sich fort: Israel ändert an seinem grundsätzlichen Fehlverhalten doch nichts.
Vers 2:
Das benannte Gebiet ist das spätere „Galiläa“, also der Bereich, der sich nordwestlich vom See Genezareth bis zum Mittelmeer erstreckte.
Vers 3:
Schrien die Israeliten erst nach 20 Jahren oder half Gott erst nach 20 Jahren schreien? Letztlich legt die Begründung mit dem „denn“ eher nahe, dass sie erst nach 20 Jahren so richtig schrien.
900 eiserne Wagen stehen für eine sehr starke militärisch Potenz!
Vers 4-5:
Eine Thematisierung der „Frauenfrage“ anhand dieses speziellen alttestamentlichen Textes wäre sicherlich nicht ratsam, weil unsere Auslegung evtl. zu sehr geprägt ist von 1. Tim 2,12ff – was in Richter 4 aber eben noch nicht bekannt war.
Natürlich war eine führende Frauenrolle damals unüblich, aber siehe dann z.B. Ex 15,20. Angesichts von Mose und Aaron (2. Mose 7,1!) hätte Gott auch auf Mirjam „verzichten können“ – tut er aber nicht …
So wie Debora hier in diesen zwei Versen zunächst eingeführt wird, war sie sehr grundsätzlich und schon länger „Prophetin“ und „Richterin“ und nicht „nur“ oder „erst“ wegen der (folgenden) „Feigheit Baraks“. Ein „Versagen der Männer“ als Grund für ihre Berufung und Begabung ist spekulativ, zumal es Gott freigestanden hätte, jeden anderen Mann einfach zu berufen und zu begaben! Wir müssen akzeptieren, dass Gott hier ganz souverän eine ProphetIN beruft, so wie er auch im NT „ohne Not“ und trotz begabter geistlicher Männer ProphetINNEN beruft (Apg 21,9). Vgl. auch Jes 8,3 oder 2. Kön 22,14
Debora richtete tatsächlich relativ weit weg, ca. 100km südlich im späteren „Juda“ ungefähr auf Höhe der Nordspitze des Toten Meeres. Das legt nahe, dass sie in GANZ Israel akzeptiert war.
„Richter(in)“ ist dabei wohl etwas weiter zu fassen, vor allem vor dem Hintergrund, dass es in Ri 2,16-17 letztlich für das Richterbuch „definiert“ wird: Es waren im Grunde „Anführer“, temporäre Herrscher, und in der damaligen Zeit waren diese „Gewalten“ ja auch nicht geteilt, wie sie es heute für uns selbstverständlich sind. (In Ri 8,22 wird dann in Folge Gideon die „Herrscherwürde“ sogar offiziell angeboten.)
Über Debora´s Mann wissen wir sonst nichts aus der Bibel! Dass sie verheiratet war und damit wahrscheinlich keine Jungfrau, ist ein zusätzliches Detail, das ungewöhnlich erscheint. (siehe Apg 21,9)
Vers 6:
So wie Debora selber hat auch Barak keinerlei Vorgeschichte. Er bekommt nun den Auftrag, gegen den Feind zu kämpfen.
Naftali und Sebulon sind genau die von den Feinden kontrollierten Gebiete.
Der Berg Tabor liegt dagegen schon eher südlich des Gebietes. Das ergibt insofern Sinn, dass man dann im Falle eines Sieges den Gegner aus dem Land „herausschieben konnte“.
Es konnte auch in der Kriegsführung den zumindest leichten Vorteil geben, dass die Feinde tendenziell „bergauf“ gegen die 10.000 Männer kämpfen mussten. Manche kommentieren, dass wer „vom Berg runter“ kämpft, keine Fluchtmöglichkeit mehr hat, das stimmt, trotzdem wurden Burgen, wenn möglich, auf Bergen/Hügeln gebaut.
Vers 9:
Barak verzichtet auf die Ehre und möchte lieber die Sicherheit, dass Debora dabei ist. Interessanterweise wird in Hebr. 11,32 Barak ohne weiteren Kommentar erwähnt (und nicht „Debora“). Der GLAUBE Baraks wird in keiner Weise infrage gestellt. War es also gut oder schlecht auf „die Ehre zu verzichten“ und dafür die mitzunehmen, die (vorher schon) als „Richterin“ und „Prophetin“ eingesetzt war? Inwieweit war es von Barak vielleicht auch gewollt, dass Sisera die Schmach erleben muss, durch eine Frau zu sterben (vgl. Richter 9, 53-54)
Vers 11:
Siehe 4. Mose 10,29 – Hobab war genau genommen Moses Schwager. Das hebräische Wort lässt es zu, es eben besser mit „Schwager“ zu übersetzen.
Heber, ein Nachfahre, setzt sich von den Kenitern ab, die Gründe sind im Blick auf Vers 17 letztlich unklar.
Vers14:
Ist das nicht die entscheidende Zusage? Wie wichtig ist es wirklich, wer am Ende Sisera tötet? Und die Zusage steht „trotz seiner `Feigheit´“
Vers 15:
„Verwirrung“ ist auch ein „Schrecken“ bzw. eine „Panik“ (Jos 10,10)
Sisera ist der Feigling: Er will nicht in den Tod vorangehen, sondern sein Leben retten und verlässt seine Truppen.
Von Richter 5,4-5 her kann man annehmen, dass Gott mit starkem Regen und Erdbeben die Feinde „bearbeitete“, aber es ist auch klar die „Schärfe des Schwertes“ (der Israeliten), die hier Wirkung zeigt (vgl. Vers 16).
Vers 16:
Barak vernichtet tatsächlich das komplette Heer! (Und erobert damit auch die 900 eisernen Wagen!)
Nur noch Sisera lebt, auf ihm ist jetzt der Fokus:
Vers 17:
Sisera sucht bei dem Keniter Unterschlupf.
Die „Keniter“ sind schwer zu fassen: Von 4. Mose 24,22 führen sie sich evtl. auf Kain zurück. In 1. Mose 15,19 sind sie als Volk genannt, das in Alt-Kanaan angesiedelt war. 4. Mose 10,29-32 berichtet, wie Mose Hobab, den Bruder seiner Frau, mit nach Kanaan nehmen will. Hier nach Richter 4 scheint Hobab tatsächlich mitgegangen zu sein und sich mit den Kenitern verbandelt zu haben.
Und Heber setzt sich dann schließlich aber nun von den Kenitern ab, evtl. weil er eben „Jael“ geheiratet hat? Der Name „Jael“ ist eine Verbindung der beiden großen Gottesbezeichnung „JAhwe“ und „EL(ohim)“ – also „Jahwe ist Gott“ und damit ein sehr israelitischer Name.
Heber lebt mittlerweile am Südwestufer des Sees Genezareth. Die genau entgegengesetzte Richtung von Siseras Heimatort. Aber eine gute Richtung für Sisera, um entweder zu König Jabin zu kommen oder auch vollständig weiter Richtung Osten zu fliehen. (Seine Niederlage dürfte als schwere Schande in seiner Heimat gegolten haben.)
Vom Berg Tabor waren das ca. 20km. Kein Wunder, dass Sisera nach der Schlacht und dem Marsch nun völlig müde ist.
Es wird ausdrücklich erwähnt, dass zwischen Heber und König Jabin „Frieden war“. Evtl. war sich Heber nicht dessen bewusst, was in seiner Frau Jael „schlummerte“ …
Vers 18-19:
Jael vermittelt einen Eindruck von Frieden und Willkommen-Sein
Sie gibt ihm nicht nur das gewünschte Wasser, sondern deutlich hochwertigere Milch. (siehe Ri 5,25)
Vers 21:
Eine sehr blutige Tat, die auch einiges an Geschick erforderte, um so zu funktionieren! Evtl. half ihr beduinische Erfahrung. Mit Richter 9,53-54 finden wir bestätigt, dass es nicht ehrenhaft war, durch eine Frau zu sterben.
Vers 23-24:
Gedemütigt wurde letztlich aber der König Jabin, und zwar von GOTT selbst!
Letztlich führte dieser Krieg zu einer Vernichtung von König Jabin.
Richter 5,31:
Alles führte zu einer 40jährigen Ruhe – mindestens mal in dieser Region.
Für den Moment beschreibt dieser Vers die Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Die aber leider in der Richterzeit oft den Israeliten fehlt …
In Zeiten des Neuen Testamentes haben sich da ein paar Dinge geändert: Das Gericht liegt erst einmal auf Jesus und so erbitten wir für die Übeltäter, dass sie zur Buße kommen. Wir praktizieren Feindesliebe (vgl. Röm 12,21) und bitten um Vergebung für unsere Übeltäter (Apg 7,60). Gleichzeitig kann es aber doch auch ein Trost sein, DASS jeder Mensch und Übeltäter vor Gottes Thron Rechenschaft ablegen muss (2. Kor 5,10) und DASS Gott in diesem Sinne letztlich absolute Gerechtigkeit herstellen wird.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen
Jahreszeitlich hat der Gottesdienst keine Besonderheiten, es ist ein normaler „sommerlicher“ Gottesdienst. Inwieweit unsere geistliche Situation als Christenheit der damaligen Situation Israels ähnelt beantwortet die Frage: Wo stehen wir als (neutestamentliches) Volk Gottes in der Gefahr, falsche Kompromisse und Vermischungen mit der uns umgebenden heidnischen Welt zu machen. Was ist unser „verheißenes Land“ in DIESER Welt, das wir nicht vollständig „einnehmen“?
2.3 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Wir sind wieder im Alten Testament in einer Zeit, in der Gott direkt richtet bzw. straft. Was hat sich im Neuen Testament geändert? (siehe z.B. Anmerkung zu Ri 5,31)
Nehmen wir den Abschnitt als reines „Vorbild-geschehen“ sind die Fragen: Wer oder was ist im Neuen Testament „Debora“? Inwieweit sind wir (als normale Gemeindeglieder) „Barak oder was lernen wir von ihm? Inwieweit sind wir die 10.000 kämpfenden Soldaten? Inwieweit sind wir einfach das leidende Gottesvolk?
Bei AT-Texten ist dann aber die grundsätzliche Frage immer: Wie führt dieser Abschnitt zu Jesus? Wie bereitet er Jesu Kommen vor? Welche Aufgabe übernimmt er in der Heilsgeschichte Gottes hin zu Jesus?
2.4 Hinweise für homiletische Überlegungen
Die besondere Herausforderung bei AT-Texten ist immer, die richtige Waage zu finden, bzw. die richtigen Entscheidungen zu treffen, was gesagt werden muss und soll und was nicht: Wieviel Erklärung ist nötig, gerade im Blick auf den Unterschied vom AT zum NT? Inwieweit kann man über diesen Abschnitt evangelistisch predigen (dann muss man aber sehr viel erklären)? Und wie kann es gelingen, nicht nur das gewünschte Verhalten in den Raum zu stellen, sondern wirklich auch Hilfestellung zu geben, wie dieses Verhalten auch in guter Art und Weise wachsen kann und wie wir aber mit Rückschlägen umgehen.
Eine weitere Frage ist auch: Wie kann im Sinne von 1. Tim 1,5 dieser Abschnitt uns tiefer in die Liebe zu Gott und den Mitmenschen führen?
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Für diese Predigthilfe wird der Ansatz gewählt, den Glauben verschiedener Personen(gruppen) aus dem Abschnitt aufzugreifen und dabei – wo nötig – ein heilsgeschichtliches Bibelverständnis zu vermitteln.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Als Predigtthema könnte man deshalb für die Predigt alternativ nehmen: „In allen Lagen Gott vertrauen“ oder „Was ist glauben?“ oder (etwas doppeldeutig/provokativ) „alltäglicher Glaube“
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
(Evtl. ist der Stoff in Summe doch auch zu viel und man konzentriert sich auf weniger „Beteiligte“)
Einstieg:
„Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen …“
Was bedeutet eigentlich „Glauben – ich glaube …“?
Geht es darum bestimmte Ereignisse als Tatsachen zu akzeptieren? Glauben wir nur im Kopf? Oder ist Glaube etwas sichtbares?
(Evtl. Veranschaulichung mit Luftballon – siehe ganz unten)
Dazu schauen wir weiter im Richterbuch (evtl. kurze Einführung in Richter 1-3):
Textlesung Richter 4
[Man könnte an dieser Stelle auf eine komplette Lesung des Kapitels verzichten und stattdessen die Geschichte evtl. mit Bildern zusammenfassend erzählen, und dann im Verlauf der Predigt noch einmal gezielt Verse zitieren]
Lasst uns schauen, was wir von verschiedenen Personen hier in diesen Ereignissen lernen können, darüber was „alltäglicher glauben“ bedeutet:
1. Der Glaube der 10.000 Namenlosen
Sie (Richter 5,6.15) werden oft vergessen, dabei waren sie es, die wortwörtlich „an vorderster Front“ die „eigentliche Arbeit“ machen mussten:
Sie mussten das Schwert ziehen und im strömenden Regen und bei Erdbeben kämpfen und auch den letzten Soldaten Jabins töten.
(Manchmal ist 2. Mose 14,14 das „Wort der Stunde“, aber eben nicht „immer“)
-> Glauben bedeutet (auch von Zeit zu Zeit) „kämpfen“.
Was sind unsere Kämpfe im Neuen Testament? (Eph 6, 10-20; Hebr 12,4f)
Haben wir ein Bewusstsein für „kämpfen“ mit dem gleichzeitigen VERTRAUEN, dass Gott uns unterstützt? Ist unser Glaube zu sehr geprägt von 2. Mose 14,14? Benutzen wir Johannes 15,5 als Ausrede zum „Nichtstun“ und vergessen, dass wir „MIT Ihm ALLES tun können“ bzw. dem Glaubenden alles möglich ist?
Wie leben wir 1. Kor 9, 26-27?
2. Der Glaube Deboras
Debora bekommt eine ungewöhnliche und unwahrscheinliche Berufung zur Prophetin und Richterin. (Vers 4)
Wir müssen über die Gründe nicht spekulieren und auch nicht darüber, WIE Gott sie genau berufen hat und was alles passiert ist, so dass sie schließlich beim Volk auch offenkundig akzeptiert war.
Und ihre Berufung ist so außergewöhnlich, dass sie auch nicht auf jeden heute übertragbar ist, aber vielleicht ist heute doch jemand hier anwesend, der vor der Frage steht, ob er eine besondere Führung von Gott her hat. Vielleicht auch gar nicht unbedingt in ein „geistliches Amt“ (das vielleicht auch), aber vielleicht auch einfach in eine einschneidende neue berufliche Situation (vielleicht träumst du von einem Studium, das dich letztlich weg von hier führt, aber Gott zeigt dir: Bleib hier in der Region und stärke deine Gemeinde!) oder in eine einschneidende neue familiäre Situation (ein weiteres Kind, obwohl es schwierig würde, eine Pflegesituation …)
Es ist nicht davon auszugehen, dass Debora bei ihrer Berufung so etwas wie „Hurra“ oder „endlich hat Gott mal genau die Richtige berufen“ gedacht hat.
Aber sie hat die Berufung angenommen …
„Glauben/Vertrauen“ bedeutet auch, offen zu sein, für eine besondere einschneidende Lebensführung Gottes! (Und dann aber auch mit anderen beraten, ob es wirklich Gottes Führung ist …)
3. der Glaube Baraks
Barak, der Anführer Israels, wird in manchen Kommentierungen als „Feigling“ dargestellt (MacArthur wertet sein Verhalten in Vers 8 z.B. als „Feigheit“), weil er will, dass Debora mitgeht. Man kommt angesichts von Vers 9 sicher nicht umhin, es als gewisse „Schwäche“ auszulegen – ähnlich wie vielleicht Gideons Wolle in Richter 6,36ff.
Andererseits (1) kann man ihm kaum wirklich vorwerfen, dass er „auf Ehre verzichtet“, um dafür aber dann auch mutiger für den Gesamtsieg zu wirken.
Und (2) man muss ihm auch zugestehen, dass Debora eben tatsächlich die „Richterin“ war (und nicht er) und damit zurecht (auch) eine Anführerrolle einnehmen konnte oder gar sollte.
Und (3) schlussendlich IST er ja dann gehorsam und kämpft mit den 10.000!
Und (4) dann wird er in Hebr 11,32 als einer von (nur) 4 Protagonisten aus dem Richterbuch namentlich erwähnt, ohne Einschränkungen und „in einem Atemzug“ mit David und Samuel.
Wie „schlecht“ bzw. „feige“ ist Barak also wirklich, oder bedeutet „glauben/vertrauen“ eben auch, dass man ehrlich sein darf, seine Glaubens-Grenzen aufzeigt, und sich dann Beistand bei jemand anderem (Verantwortlichen) holt, um DANN aber eben tatsächlich gehorsam zu tun was Gott möchte!
-> Such dir Beistand im Glauben! Kämpf deinen Kampf nicht alleine, wenn er dich überfordert.
4. Der Glaube Jaels
[Wahrscheinlich ist für diesen Punkt nicht auch noch Zeit, aber er könnte „spannend“ sein. Evtl. ist es dann aber besser, mit diesem Punkt anzufangen und nach hinten raus, eher die Punkte mit dem stärkeren Zuspruch zu nehmen]
Dieser Punkt nimmt uns mit in die Frage, wie wir aus neutestamentlicher Sicht Jaels Verhalten einordnen können.
(1) Grundsätzlich ist es für uns schwierig, alttestamentliche Texte richtig auszulegen. Im Richterbuch ist das besonders relevant. Das Problem: Texte bewerten oft nicht direkt (Abraham wird z.B. 1. Mose 12, 10-20 nicht offen bewertet), was aber nicht heißt, dass das Verhalten in allen Details absolut richtig war. So können wir bei Jael nicht mit Gewissheit sagen, dass alles, was sie getan hat, so auch 100% richtig war.
(2) Unterm Strich – im Blick auf Richter 4,9 und Richter 5,24-27 – bekam sie aber tatsächlich Ehre und wurde für ihr Verhalten gerühmt. Die Art der Beschreibung legt nahe, dass in dem, was zumindest Sisera geschieht, ihm Gerechtigkeit widerfahren ist. Das spiegelt sich auch in Richter 5,31a wider.
In diesen Ausprägungen hat Jael (und auch die, die sie rühmen) einen alttestamentlichen Glauben, der ein GUTES Ziel hat: absolute Gerechtigkeit.
Aber einen vorläufigen (alttestamentlichen) Weg: die Todesstrafe/das DIREKTE Gericht für den Übeltäter.
Hier müssen wir tatsächlich feststellen, dass sich da im Neuen Bund etwas verändert hat:
Für den Übeltäter (der wir alle sind!) trägt Jesus zunächst das Gericht, deshalb bedeutet „glauben“ im Blick auf den „Erzfeind“ für uns:
– Feindesliebe zu suchen (Mt 5,44)
– Gebet (1. Tim 2,1-3 und dann 4)
– die Hoffnung auf Buße (2. Petrus 3,9)
– Vergebung (Lk 23,34; Apg 7,60)
Und die letztliche Gewissheit bzw. Vertrauen, dass Gott SELBST am ENDE Gerechtigkeit herstellen (Röm 12,19) und all unsere Tränen abwischen wird! (vgl auch Röm 8,18)
- Alltäglicher Glauben bedeutet (leidensbereit) zu kämpfen
- Alltäglicher Glauben bedeutet offen zu sein für Gottes besondere Lebensführung
- Alltäglicher Glauben bedeutet sich Beistand zu suchen
- Alltäglicher Glauben bedeutet für Feindesliebe und -umkehr zu beten
Mögliche Veranschaulichung:
Bilder zur Geschichte:
https://www.freebibleimages.org/illustrations/yo-deborah
Dort „in der Nähe“ finden sich auch noch andere Bildsätze.
Zur Einführung kann man verdeutlichen, dass Glaube nicht theoretisch bleiben darf und sich nicht darauf beschränkt Tatsachen „für wahr zu halten“, sondern zu ganz praktischem Vertrauen werden soll:
Man kann es z.B. „für wahr halten“, dass man ein brennendes Feuerzeug (/Kerze) unter einen mit Wasser gefüllten Luftballon halten kann und dass das Wasser den Ballon deshalb immer so sehr „herunterkühlt“, dass der Ballon nicht seine Schmelztemperatur erreicht und deshalb heil bleibt (probiert es aus …). Aber bin ich auch bereit, darauf so zu VERTRAUEN, dass ich das jemand anderen über meinem Kopf machen lasse?
Zu den 4 Unterpunkten wäre es hilfreich zeugnishaft aus dem eigenen Leben oder aus dem Leben zeitgenössischer Christen zu berichten, wie sie das gelebt haben.
(Mirko Lau)