Monatsthema: Leben ohne Kompromisse vor dem Herrn
Predigtthema: Dem Herrn mit ungeteiltem Herzen dienen
Bibelstelle: Maleachi 1,6 – 2,9
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen
Maleachi („mein Engel“ oder „Jahwes Bote“) ist eventuell kein Eigenname. Er wirkt in der von Babel zurückgekehrten Judenschaft, die den zweiten Tempel erbaut hat (515 vChr). Anschließend begann eine Zeit geringer Dinge. Man dachte klein von Gott. Das wirkte sich im Darbringen unwürdiger Opfer aus. Die Distanz zu den Heiden ging verloren, man ging Mischehen ein und die Scheidungsrate stieg. An dieses seelisch schlaffe, Gott gegenüber laue Geschlecht richtet Maleachi seinen Bußruf.
Die religiös-moralischen Zustände, die Maleachi schildert, entsprechen ganz den Aufzeichnungen Nehemias. (Mal 2, 8 siehe Neh 13, 29; Mal 2, 11-12 siehe Neh 13, 23-25; Mal 3, 8-10 siehe Neh 13, 10).
Mal 1, 6 – 2, 16 enthält eine Gerichtsbotschaft im Blick auf das Opfer, die Priesterschaft, Ehescheidungen und Mischehen.
Die Liebe Gottes zu den Menschen hängt aber nicht von deren Verdienst ab, sondern beruht auf Gottes Erwählung. Trotz der Untreue der Gemeinde kündigt Gott seinen Liebesbund nicht, sondern lässt durch seine Boten immer wieder ausrufen „Gott hat euch lieb!“ (1, 2).
Die Priester hatten Gottesdienste zu halten, die Schrift auszulegen, biblisch-theologischen Unterricht zu halten und Lehrentscheidungen zu treffen (Esr 7, 6.10f.25f; 10, 5ff; Neh 8, 1ff).
Die Beobachtung religiöser Bräuche ohne Leben aus Gott wird dem Menschen aber zum Verhängnis. Äußere Formen und Gewohnheiten können nie die innere Bereitschaft zum Glauben, zur Demut und zur Hingabe ersetzen (1, 7-14).
Mit der Selbstzufriedenheit ist oft die Unzufriedenheit mit Gottes Wegen verbunden; der pharisäische Geist führt zum Unglauben und zur Auflehnung (1, 7.12-13).
Das Buch Maleachi gehört zwar zu den „kleinen Propheten“ und steht am Ende der Schriften. Maleachi zählte also zu den Propheten, war aber auch Schriftgelehrter (3, 22) und wahrscheinlich auch Priester, d. h. die Schriftgelehrsamkeit lag noch ganz in den Händen der Priester.
Das Buch ist im Frage- und Antwortstil abgefasst, eine Spezialität jüdischer Thoraschulen, die bis heute praktiziert wird. Allerdings geht es hier nicht um ein Zwiegespräch zweier gleichberechtigter Partner „auf Augenhöhe“, sondern eine Auseinandersetzung zwischen Gott und Mensch.
Für Christen war das Buch auch deshalb wichtig, weil es 34 Mal im NT vorkommt, bzw. zitiert wird, auch von Jesus selbst (Mt 11, 7ff; Lk 7, 24ff; Mk 9, 11). Dabei wird das zweite Kommen des Propheten Elias angekündigt und mit der Person Johannes des Täufers verbunden (Jo 1, 21.25; Mt 16, 14; Mk 6, 15; 8, 28; Lk 9, 8.19.) Auch der Engel teilt Zacharias mit, dass der versprochene Sohn Johannes der zweite Elia sein werde (Lk, 1, 13.16f).
Erklärungen und Tipps:
Kapitel 1
V 6 Das Gottesvolk wurde als SOHN (2. Mo 4, 22; 5. Mo 32, 6; Ps 80, 16; u. a.) und KNECHT (Jes 41, 8; 44, 1f; 49, 3; 63, 17; 65, 9.13; Jer 30, 10; 46, 27f) bezeichnet. Schon die alten Propheten hatten gleiche Vorwürfe gegen Israel erhoben ((Jes 1, 2ff). Die Schärfe des Textes besteht darin, dass ausgerechnet die Priester, die Gottes Ehre verkünden und verbreiten sollten, den Namen Gottes VERACHTEN.
Das „allgemeine Priestertum“ der neutestamentlichen Gemeinde lässt diesen Ermahnungstext aktuell werden und verlängert die Liste der Adressaten ungemein.
„Ihr aber…“: Die Priester akzeptieren diese Kritik nicht einfach, sondern lenken ab und verteidigen erst einmal ihre Standpunkte, – ein ganz normaler Vorgang (siehe auch 2. Sam 12, 5).
V 7 Zwei wichtige Altäre standen im Tempel: 1. Brandopferaltar (2. Mo 27), 2. Räucheraltar (2. Mo 30; 1. Kö 6, 22; 7, 48) – siehe auch Offb 6, 9; 8, 3.5. u. a.
„Unrein, untauglich, befleckt“ waren Opfergaben, die den kultischen Vorschriften, bzw. dem Anspruch, dem heiligen Gott dargebracht zu werden, nicht entsprachen. (1)
Gottes Gebote wurden in dieser Zeit kaum beachtet (1, 14; 2, 8f.11.16.17; 3, 5.14f), bisher gültige Werte verfielen. (2)
Wo Gottes Werte und Gebote verachtet werden, steht letztlich immer Gottes Ehre zur Disposition.
V 8 Konkret: Blinde, lahme oder kranke Tiere waren als Opfer nicht zugelassen (3. Mo 22, 20ff).
Ironie klingt durch beim Vorschlag, solche Gaben dem weltlichen Statthalter (Provinzgouverneur) anzubieten. Wird auf Gottes Ehre weniger geachtet als auf den guten Eindruck, den man auf Menschen machen will?
V 9 Genauer: „Fleht doch das Angesicht Gottes an, damit er uns gnädig sei!“ Das ANGESICHT ist das Typischste an einer Person. (3)
Aber Gott wird nicht antworten, wenn die Hände, die gerade zuvor Gottes Gebote verachtet hatten, nun zum Gebet aufgehoben wurden.
Christus hat durch seinen stellvertretenden Tod Herzen und Hände gereinigt und den Eingang in die Gottesnähe ermöglicht (Hebr 10, 19ff).
V 10 Wenn Gott keinen Gefallen am Gottesdienst seines Volkes hat, ist jede Anstrengung umsonst. (4) (5)
Ganz nebenbei wird deutlich, dass der Tempel zwei Flügeltüren hatte.
V 11 Der meist zitierte Vers aus Maleachi. (6) Die GANZE VÖLKERWELT ist eingeschlossen, nicht nur Israel. Die Menschen wissen, DASS ein Gott ist (Rö 1, 21), allerdings nicht, WER dieser lebendige Gott ist. Auch die sogenannten Atheisten sind nicht sicher, ob Gott existiert oder nicht. (7)
Der Neue Bund ist über Israel hinaus weltweit gültig (1. Tim 2, 4). Weltmission ist angesagt.
Vielleicht hat Jesus in Mt 8, 11 diesen Vers 11 gemeint.
V 12 Heilig ist, was Gott gehört.
Luther betont die Aussage gegen die Priester, „dass sie Gottes Wort fälscheten und untreulich lehreten“ aus „Geiz und Bauchsorge“. Von geopferten Tieren durften die Priester Fleischteile zur eigenen Ernährung behalten (5. Mo 18, 3).
Auch haupt- und ehrenamtliche Wortverkündiger können tief fallen. Ihre Praxis kann zur leblosen Routine werden.
V 13 Auch Dienst für Gott kann zur Mühsal werden, in zweifacher Hinsicht: Entmutigung und Überanstrengung. (8) Zu „lahm und krank“ siehe oben V8, „Geraubtes“ könnte unrechtmäßig Erworbenes als Entgelt für falsche Rechtsprechung und eigennützige Auslegung von Bibeltexten bedeuten.
„Unsere Hände können noch so viel opfern – solange unser Herz nicht ihn sucht, bleiben wir von Gott geschieden.“ (Wuppertaler Studienbibel).
V 14 Nachdem die Priester getadelt wurden, kommen nun auch die Laien dran. Opfer wurden versprochen, um Gottes Hilfe zu erreichen, wobei man oft GELÜBDE aussprach. (9) Diese besonderen Opfer wurden Gott in der Not versprochen, wurden später aber nicht oder nur unvollkommen ausgeführt. (10)
Könige nannten sich damals gern „… der Große“. Gott ist größer als alle weltlichen Machthaber. (11)
Ehrfurcht gegenüber ihren Göttern kannten alle Völker und Religionen der damaligen Zeit, siehe z. B. Areopag-Rede des Paulus (Apg 17, 23) oder die Feststellung Rö 1, 21a.
Das Problem der Völker: siehe oben zu V11.
Kapitel 2
V 1 Das „Und nun“ leitet die unausweichlichen Folgerungen ein: Gott macht so nicht mehr mit!
Das Urteil trifft zuerst die Priester, die Wortverkündiger, den „harten Kern“ der Gemeinde (Jer 25, 29; Hes 9, 6; 1. Petr 4, 17). Von verantwortlichen Mitarbeitern, denen viel vergeben wurde, wird erwartet, dass sie nicht vergessen, was Gott ihnen geschenkt hat (Lk, 12, 48).
V 2 Fluch ist das Gegenteil von Segen, eine Entziehung des Segens. So verfluchte Gott die Schlange, die Eva verführt hatte (1. Mo 3, 14), und Kain, der seinen Bruder ermordete (1. Mo 4, 11). Flüche, von Männern Gottes gegen Menschen ausgesprochen (1. Mo 9, 25; 49, 7; 5. Mo 27, 15; Jos 6, 26), sind nicht Ausdruck der Rache, Leidenschaft und Ungeduld, sondern Weissagungen der Entziehung des Segens und der Strafe Gottes.
Priester standen selbst unter dem Segen Gottes und waren beauftragt, den Segen auf das Volk zu legen (4. Mo 6, 22ff).
„Keine Ehrfurchtslosigkeit und Taubheit (ist) so schwer wie die Taubheit derer, die das Wort reden, und die Ehrfurchtslosigkeit derer, die Verehrung zum Beruf haben.“ (Hellmut Frey).
V 3 Der erste Satz ist sehr schwer zu übersetzen. Luther: „Ich will euch den Arm zerbrechen.“; Elberfelder: „Ich bedrohe euch die Saat“; Vulgata: „Ich trenne euch den Arm ab; d.h. vernichte eure Kraft“; Wuppertaler Studienbibel: „Ich schelte eure Nachkommenschaft“; H. Frey: „Ich schelte euch den Arm“.
Schelten meint massive Kritik – bis hin zum „Abschalten“. So wie der Segen Gottes wirkt, hat auch seine Schelte Folgen (Sach 3, 2; Nah 1, 4; Ps 106, 9; Mal 3, 11).
Die Römer zerstörten 70 nChr den Tempel und beendeten damit auch die Aufgaben der Priester des AT, d. h. eine ganz neue Priesterschaft war notwendig geworden und wurde im neuen Bund eingesetzt (1. Petr 2, 9).
Unrat bezeichnete u. a. das, was nach dem Ausschlachten der Opfertiere aus dem Anteil der Priester (siehe oben V12) übrig blieb, z. B. Inhalte der Gedärme. Die waren zur Verbrennung außerhalb des Tempels vorgesehen.
„Die Priester wandern als von Gott selbst unrein gemachte Gottesdiener mit dem Unrat der Welt hinaus aus dem Heiligtum, wenn sie nicht Buße tun.“ „Was auserwählt und edel war in Israel, wird selbst zum Unrat.“ (Wuppertaler Studienbibel).
V 4 Wer jetzt nicht glaubt und sein Leben Gott anvertraut, wird einmal die Folgen SEHEN (müssen) (Offb 20, 11ff).
Der „Bund mit Levi“ wurde mit Pinchas geschlossen (4. Mo 25, 12f; 5. Mo 18, 1ff).
Wird die frühere Priesterschaft entlassen, kann Gott neue Priester einsetzen. Jesus und das allgemeine Priestertum der Gemeinde übernehmen den Auftrag Gottes auf eine neue Weise (Hebr 7-9; 1. Petr 2, 5.9).
V 5 Der Bund Gottes mit Israel bedeutete FRIEDEN, Schalom (4. Mo 25, 12). Hieraus entstand LEBEN.
Die Ehrfurcht ist die normale Erkenntnis im Verhältnis zum lebenspendenden Gott.
V 6 Die eigentliche Bestimmung der Priester: Gottes Wort (hier: thora) und seinen Willen verkünden und erklären. Worte weitergeben, auf die man sich verlassen kann. Menschen dafür gewinnen, Sünde zu lassen (wörtl.: „ließ er zurückkehren von Sünde“).
V 7 Ein Bote ist ein „Gesandter“. (12) Sein Wort soll wie das seines sendenden Herrn gelten (Lk 10, 16).
Der Bote darf die Botschaft nicht eigenmächtig verändern. Was er sagt, gilt als Wort des Absenders.
V 8 Aus der Medizin wurde ein Giftmittel. Andere zu Fall bringen verurteilt Jesus scharf (Mt 18, 6ff).
Welche Verantwortung hatten besonders die Leitenden im Gottesvolk! Welches Gewicht haben heute die Entscheidungen der Gemeindeleiter und Verkündiger! Welchen Schaden richten Repräsentanten in der Christenheit an, wenn sie von Gottes Wort abweichen! (13)
V 9 Die untreue Priesterschaft wird dahingegeben, beendet. Diese Voraussage erfüllte sich in der Zeit der Makkabäer, dann mit der Beteiligung der Hohenpriester am Tod Jesu, schließlich 70 nChr bei der Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalem.
Im AT war das „Ansehen der Person“, d. h. auch die Parteinahme aufgrund persönlicher Vorteile, streng verboten (3. Mo 19, 15; 5. Mo 10, 17; Ps 82, 2) und wurde zum Beispiel unparteiischer Gerichtsbarkeit. (14)
Gliederungsvorschlag
1. Gottes Ehre
2. Ungeteilte Herzen
3. Gottes neue Priesterschaft
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Fußnoten
(1) Beispiele: Tempelreinigung Jesu (Mt 21, 12ff; Jo 2, 14ff) oder der Vorwurf gegenüber der Priesterfamilie Elis (1. Sam 2, 29).
(2) Ähnlich wie heute, – siehe „Schluss mit lustig“ (Peter Hahne).
(3) In Personalausweisen und Pässen wird weltweit das Angesicht abgelichtet, obwohl auch andere Körperteile unverwechselbar wären. Am Gesicht „erkennt“ man das Wesentliche.
Z. B. hatte Jakob Gott zwar nicht ins Gesicht geschaut (1. Mo 32, 31), was auch gar nicht möglich gewesen wäre (2. Mo 33, 20), aber er hat das Typische an Gott gesehen und seinen Segen erhalten (1. Mo 32, 28. 30b).
Seit dem NT ist das Typischste an Gott in Jesus am Kreuz zu finden: GENAU SO ist der lebendige Gott.
(4) Teure Gemeindehäuser, behagliche Stühle, ansprechende Musik, – von der Programmgestaltung bis zur Stromrechnung: Alles umsonst, wenn der Herr nicht Inhalte und Leben bestimmt (Offb 3, 14ff).
(5) Auf Grund einer Auseinandersetzung mit den Donatisten (s. Bibellexikon) einigten sich die Christen im 4. Jahrhundert darauf, dass Amtshandlungen (z.B. Taufe und Abendmahl) auch gültig bleiben, wenn die handelnden Priester in Sünde lebten. Dahinter stand die Erkenntnis, dass weder Priester noch Empfänger der Wortzeichen sündlos sind. Allerdings macht sich der Betreffende persönlich schuldig, wenn er Gottes Handlungen in bewusster Sünde weitergibt oder empfängt (1, 10).
(6) Siehe auch Kanon „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang…“.
(7) Heinrich Böll: „Das Langweilige an den Atheisten ist, dass sie ständig über Gott reden müssen.“
(8) Auch beim Weg in den Burnout können hoher Selbstanspruch und das Setzen auf eigene Kraftreserven beschleunigend wirken.
(9) „Herr, WENN du die Krankheit von mir, meiner Frau oder … nimmst, werde ich…“
„Herr, wenn ich diese Arbeitsstelle bekomme, will ich…“
„Herr, WENN DU, – DANN ich.“
(10) Ein ungarischer Bauer lag in der Erntezeit nach einem Unfall mit Lungenentzündung und gebrochenen Beinen im Krankenhaus. Er versprach Gott, 50 Kerzen zu opfern, falls er bald wieder nach Hause käme. Nach ein paar Tagen informierte er auch den Krankenhausseelsorger: „Wenn Gott mich hier heil wieder rausbringt, werde ich 40 Kerzen kaufen und sie vor dem Altar anzünden. Seine Beine heilten schnell und als ihm sein Versprechen einfiel, ließ er schon mal beim Mesner 20 Kerzen bestellen. Und bei der Entlassung aus dem Krankenhaus erinnerte er sich dann auch gleich an die 3 Kerzen, die er spenden würde.
Als er dann aber endlich wieder auf seinem Hof war und die viele Arbeit sah, hatte er Wichtigeres im Kopf als die eine Kerze, die er mal irgendwann und nebenbei versprochen hatte.
(11) Aus Lied Iwwd 381, „Wer Gott folgt, …“ Vers 4: „Die Mächtigen kommen und gehen…“.
(12) Im Altertum galt der Grundsatz: „Der Gesandte ist gleich dem Sendenden.“ (2. Ko 5, 20).
(13) Wenn angesehenste Vertreter der Kirchen in Scheidung oder im Ehebruch leben können, wenn auch ein Homosexueller für ein Bischofsamt kandidieren darf, wenn gleichgeschlechtliche „Ehen“ mit kirchlicher Segnung rechnen dürfen und wenn Gottes Wort den landläufigen Vorstellungen und Werten angepasst werden darf (z. B. die „Bibel in gerechter Sprache“), wird dieser Text höchst aktuell.
(14) Gemeindepraxis: Auch der Bruder auf höchster Karriereleitersprosse und der Spender hoher Beträge für die Gemeindekasse können nicht bevorzugt behandelt werden, schlimmer: Ihre besonderen Erkenntnisse und vielleicht sogar Irrtümer oder Sonderlehren werden unvoreingenommen am Wort Gottes geprüft, wie alles in der Gemeinde.