Predigtthema: Als Gemeinde wachsam bleiben
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com
- Einleitende Hinweise zum 2.Thessalonicherbrief
Der 2.Thessalonicherbrief ist sehr eng mit dem 1.Thessalonicherbrief verwandt. Es ist wahrscheinlich, dass Paulus den Brief recht zeitnah nach dem 1.Thessanlonicherbrief geschrieben hat, um die Gemeinde im Blick auf die aufkommende Trägheit zurecht zu weisen und sie in der stärker werden Verfolgung und hinsichtlich der einsetzenden Irrlehre zu stärken. Wenn diese Einordnung zutrifft, dann hätten wir es mit einem weiteren Brief aus der Anfangszeit von Paulus Missionstätigkeit zu tun.
In Kapitel 1 unterstreicht Paulus seine Dankbarkeit für die Gemeinde und weist die Christen in Thessalonich auf das Zorngericht hin, das den Verfolgern der Gemeinde droht.
In Kapitel 2 erinnert er die Christen daran, dass der Tag des Herrn noch nicht gekommen ist und der Verführer, der dem Tag des Herrn vorausgehen muss, auch noch eine zukünftige Gestalt ist. Paulus tritt damit einer falschen Lehre entgegen, die sich anscheinend in Thessalonich breitgemacht hatte.
Die Christen in Thessalonich fordert Paulus in den letzten Abschnitten des Briefes heraus, sich konsequent an der Wahrheit festzuhalten. Er bittet sie treu in der Fürbitte zu sein und sich dadurch auszuzeichnen, dass sie Gutes tun. Im Blick auf Gemeindeglieder, die sich nicht an die Anweisungen des Apostels halten, fordert Paulus eine klare Linie der Gemeinde.
1.2 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Vers 1-2
In Kapitel 2 wird deutlich, dass die Christen in Thessalonich nicht nur unter den äußeren Angriffen litten. In der Gemeinde hatten sich Lehren eingeschlichen, die im Blick auf die Wiederkunft Jesu zu einer großen Verwirrung führten.
Schon in Kapitel 1 war die Wiederkunft Jesu und das Gericht Gottes ein Thema. Nun in Kapitel 2 sehen wir, dass es besonders im Blick auf den Zeitpunkt des Kommens Jesu Verwirrung in Thessalonich gab. Paulus ermutigt die Thessalonicher bei der klaren Lehre zu bleiben, die sie von ihm gehört hatten und sich nicht verwirren zu lassen.
Schon im 1.Thessalonicherbrief hat Paulus in 1.Thess 4,13-5,11 von der Wiederkunft Jesus gesprochen. Dort war die zentrale Frage, was denn mit den Gläubigen geschieht, die schon vor der Wiederkunft Jesu gestorben sind. Paulus betont dort, dass sowohl die noch lebenden Gläubigen wie auch die, die schon verstorben sind, bei der Wiederkunft mit Jesus vereinigt werden.
Hier in 2.Thess 2 widerspricht Paulus solchen Lehrern, die behaupten, dass der Tag des Herrn schon da wäre. Es scheint so, als ob Paulus keine genauen Informationen hätte, auf welchem Wege diese Irrlehre zu den Thessalonichern gekommen ist. So nennt er in Vers 2 verschiedene Übermittlungswege und unterstreicht es zu Beginn von Vers 3 noch einmal. Paulus ist es wichtig zu sagen: Egal auf welchem Wege euch diese falsche Botschaft erreicht hat, sie ist falsch. Der Tag des Herrn, mit der Ankunft Jesu und der Vereinigung mit ihm liegt noch in der Zukunft.
Vers 3-4
Paulus erklärt nicht nur, dass der Tag des Herrn noch in der Zukunft liegt. Paulus erinnert die Thessalonicher auch daran, was vor der Wiederkunft Jesu geschehen muss. Zunächst spricht Paulus von dem Abfall, der Kommen muss. Paulus führt hier nicht genauer aus, was er mit dem Abfall meint. Er scheint die Thessalonicher an eine Lehre zu erinnern, die ihnen gut bekannt war. Auch in 1.Tim 4,1 spricht Paulus davon, dass manche vom Glauben abfallen werden, und zwar in den späteren Zeiten, also bevor Jesus wiederkommen wird. Auch Jesus spricht in der Endzeitrede (dort speziell in Mt 24,11-13) davon, dass viele verführt werden, die Gesetzlosigkeit überhandnehmen und die Liebe in vielen erkalten wird.
Es geht hier also nicht nur um einen allgemeinen Widerstand gegen Jesus und seine Gemeinde, wie es die Thessalonicher in ihrer Zeit schon erlebten, sondern darum, dass Menschen, die sich zur Gemeinde gehalten haben, sich gegen Jesus und das Evangelium stellen.
Das andere Ereignis, das Paulus anführt, das vor dem Tag des Herrn geschehen muss, ist das Auftreten eines Menschen dessen Eigenschaften Paulus mit Gesetzlosigkeit und Verderben beschreibt. Paulus scheint von einem Menschen zu reden, dessen Charakter die Sünde widerspiegelt, ein menschlicher Gegenspieler Gottes, der aber nicht mit Satan identisch ist. Die Person erinnert an den Antichristen in den Johannesbriefen (1.Joh 2,18.22; 1.Joh 4,3; 2.Joh 7). Paulus beschreibt hier einen endzeitlichen Widersacher Gottes. (Wenn es um endzeitliche Widersacher Gottes geht, müssen wir auch die Tiere in Offb. 13 beachten.)
In Vers 4 wird deutlich auf welch radikale Weise dieser Mensch der Gesetzlosigkeit oder Rebellion handeln wird. Er wird sich gegen alles wenden, was zum wahren Gott gehört und sich selbst als Gott aufspielen und verehren lassen. Im Hintergrund dieser Beschreibung steht sicherlich auch Dan 11,36-37, wo Daniel von einem gottfeindlichen König schreibt, der sich gegen Gott erhebt.
Dieser Gottesgegner von dem Paulus in unseren Versen spricht, hatte im Laufe der Geschichte sicherlich viele Vorläufer, am Ende der Zeiten vor der Wiederkunft Jesu wird ein Widersacher auftreten, der das bisher dagewesen in den Schatten stellt. Dieser Widersacher Gottes will selbst als Gott angebetet werden.
Die Frage, welcher Tempel am Ende von Vers 4 gemeint ist, in den sich der Mensch der Gesetzlosigkeit setzt, wurde immer wieder diskutiert. Meint Paulus hier den Tempel in Jerusalem, der zu Zeit als der 2.Thessalonicherbrief geschrieben wurde noch stand? Hat Paulus hier einen himmlischen Tempel im Blick, oder benutzt Paulus den Begriff Tempel Gottes hier bildlich, um seinen Lesern deutlich zu machen, mit welcher Radikalität sich dieser Widersacher gegen Gott wendet?
Die ersten Leser von Paulus hatten sicherlich sofort den Tempel in Jerusalem vor Augen. Für Leser, die diesen Abschnitt nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem lesen, ist deutlich, dass die Ereignisse um das Jahr 70 eben nicht das Ende waren, von dem hier die Rede ist.
Schlussendlich wird sich in den letzten Tagen zeigen, auf welche Weise der Antichrist genau sichtbar wird und wie er sein teuflisches, verführerisches Handeln verwirklicht.
Vers 5-6
Paulus hatte die Thessalonicher schon über die Wiederkunft Jesu belehrt. Es war keine neue Lehre für sie und dennoch waren sie durch die falschen Lehren verunsichert. Paulus erinnert noch einmal an die klare Lehre, die er ihnen gegeben hatte, als er noch bei ihnen war. Für uns heute ist besonders Vers 6 unklar. Von welcher aufhaltenden Kraft oder Person spricht Paulus hier? In Vers 6 wird vom Aufhaltenden im Neutrum gesprochen, in Vers 7 in der maskulinen Form. In der Auslegungsgeschichte wurden die verschiedensten Vorschläge gemacht, ohne eine endgültige Lösung zu finden. Manche sahen im Aufhaltenden das Römische Reich, andere die Verkündigung des Evangeliums, manche die Kirche, oder den Heiligen Geist, oder auch den Erzengel Michael. Man ist sich nicht einmal einig, ob das Aufhaltende eine positive oder negative Kraft ist. Schlussendlich müssen wir sehen, dass uns auch hier die zusätzlichen Informationen fehlen, die die Aussage von Paulus für die Thessalonicher klar machten.
Vers 7-10
In Vers 7 kommt Paulus wieder auf den Ablauf der Ereignisse zu sprechen. Auch wenn der Gesetzlose noch nicht sichtbar da ist, ist die Gesetzlosigkeit in unserer Welt am Wirken. Der Mensch der Gesetzlosigkeit wird aber kommen, sobald der Aufhaltende weggenommen ist.
Auch wenn wir nicht genau wissen, wer der Aufhaltende ist, wird in diesen Versen doch sehr deutlich, dass Gott schlussendlich alles in seiner Hand hält. Auch wenn der Gesetzlose losgelassen wird, bleibt Jesus der Stärkere und wird ihn am Ende völlig vernichten. Die Beschreibung in Vers 8 erinnert stark an Offb. 20,3ff.
In Vers 9 erklärt Paulus, dass auch der Gesetzlose mit Wundern kommen wird. Er wird mit seinen Machttaten Satan, den Vater der Lüge widerspiegeln und aus dessen Kraft handeln (vgl. die Tiere in Offb 13). Lüge und Betrug wird sein Wirken prägen und er wird all die verführen, die das wahre Evangelium der Rettung nicht angenommen haben.
Vers 11-12
Die Folge dieser Ablehnung der Wahrheit ist Gottes Gerichtshandeln. Paulus beschreibt deutlich Gottes Rolle in der Verführung von Menschen, die Jesus Christus ablehnen und damit die Ungerechtigkeit mehr geliebt haben als die Wahrheit. Die wirksame Kraft des Irrtums ist ein Akt von Gottes Gericht über die Menschen, die ihn abgelehnt haben. Sie sind der Lüge des Gesetzlosen ausgeliefert und werden ihm folgen. Auch hier sehen wir, wie Gott souverän am Wirken ist und sein gerechtes Gericht ausführt.
1.2 Weitere Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- Werner de Boor: Die Briefe des Paulus an die Thessalonicher. Wuppertaler Studienbibel
- Eberhard Hahn: Erster und zweiter Thessalonicher-Brief. Edition C Bibel-Kommentar.
- Ernest Wilson / Thomas Smith: 1.Thessalonicher / 2.Thessalonicher. Was die Bibel lehrt.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Unser Abschnitt bringt die Herausforderung mit sich, dass einige Fragen offenbleiben müssen, weil uns die notwendigen Hintergrundinformationen fehlen. Es ist wichtig, dass wir als Prediger die Hörer in diese Spannung mithineinnehmen. Aber gleichzeitig müssen wir betonen, dass dieser Abschnitt trotz der offenen Fragen, eine wichtige Botschaft für uns hat und uns daran erinnert, im Blick auf die Wiederkunft Jesu wachsam und im Wort Gottes gegründet zu sein.
Wir dürfen gelassen darauf vertrauen, dass Gott uns das in seinem Wort klar gezeigt hat, was wir für unser Leben in der Nachfolge Jesu hier und heute brauchen.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen
Zu allen Zeiten war es für Christen eine Herausforderung im Blick auf die Wiederkunft Jesu nüchtern und auf der Basis des Wortes Gottes zu bleiben. Gerade in unsicheren Zeiten, brauchen wir eine klare Perspektive, einen klaren biblisch-fundierten Blick auf das, was Gott uns verheißen hat. Nicht die äußeren Umstände bestimmen unsere Zukunft, sondern unser Herr, der alle Macht im Himmel und auf der Erde hat.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll zugleich Ermahnung und Ermutigung sein. Wir wollen unsere Hörer daran erinnern, sich im Blick auf die Wiederkunft Jesu schlicht an das zu halten, was uns Gott in seinem Wort offenbart hat. Wir laden ein, durch treue Nachfolge aus der Gnade und der Kraft Gottes bereit zu sein, wenn Jesus wiederkommt. Als Geschwister wollen wir uns hier gegenseitig immer wieder motivieren und auch miteinander wachsam sein, wo wir uns von dem entfernen, was Gott offenbart hat.
Gleichzeitig soll die Gemeinde durch die Predigt ermutigt werden Die Aussagen über die gottfeindlichen Mächte, die am Ende der Zeiten besonders wirksam werden, können uns in Furcht versetzen. Wir ermutigen in der Predigt, darüber hinauszuschauen und neu zu staunen, wie unser Gott diese Welt in seiner Hand hält und souverän zu seinem Ziel kommen wird.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Als Gemeinde wachsam bleiben
3.3. Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Jesus wird sicher wiederkommen (V.1-2)
- Der Widerstand wird vorher sichtbar werden (V.3-6)
- Jesus ist und bleibt der Sieger (V.7-12)
Oder nach Thomas Richter:
a) trotz Verwirrung – Jesus steht zum Wort (V. 1+2)
b) trotz Verführung – Jesus kommt nach dem Wort (V. 3+4)
c) trotz Verfolgung – Jesus siegt nach dem Wort (V. 5-10)
d) trotz Verstockung – Jesus richtet nach dem Wort (V. 11+12)
(Tobias Schurr)